Eine Förderung des Radverkehrs gehört zu den sanften Verbesserungen der Lebensqualität in Innenstädten, auf die nicht nur der Einzelhandel dringend angewiesen ist. Radverkehr bringt auch Anwohnern und Stadtliebhabern mehr als Autoverkehr. Er sorgt für Ruhe, Muße und Lebendigkeit. Autos machen eine Stadt tot, Radfahrer bringen das Leben zurück. Es kommt also schon darauf an, was und wen Sie, liebe Stuttgarterinnen und Stuttgarter, am Sonntag wählen.
Ich habe hier und in Facebook inzwischen reichlich Diskussionen geführt, vor allem mit jenen, die so furchtbar gern und so schrecklich wütend auf Radfahrer schimpfen. Sie seien kriminell, rüpelhaft, nähmen keine Rücksicht, führen einen in den Parks über den Haufen. Ich bin um auf Radfstreifen abgestellte Autos herumgekurvt und habe vernommen, dass Stuttgart nun mal eine Autostadt sei, von der Autoindustrie lebe und wegen seiner Berge niemals Radstadt werde.
Seit dem Wochenende kursierten überdies Gerüchte, die CDU wolle den Radweg Waiblinger Straße nach Fellbach wieder abbauen, falls sie im künftigen Gemeinderat eine Mehrheit bekomme. Nachfrage: Will sie eigentlich auch den Radweg von Vaihingen in die Innenstadt, der ebenfalls Teil der Radhauptroute 1 ist, wieder abbauen? Will sie alles wieder zurückdrehen auf den Stand des vergangenen Jahrhunderts? Und warum denn nur, um Himmels Willen?
Der Radverkehr nützt dem Einzelhandel viel mehr als die Autofreunde das erkennen können. Solche überdachten Großkaufhäuser wie das Gerber und das Milaneo werden den Läden in den offenen Straßen schaden. Sie locken mit Parkhäsuern und verschlucken Käufer in ihren Bäuchen. Und die Läden in den Straßen drum herum schauen in dir Röhre. Aber wir Radfahrer bleiben in den Straßen, in den Gassen, kommen in jeden Winkel, durchqueren sogar die ganze Innenstadt und können überall halten, das Rad abstellen und in einen Laden treten. Und vor allem: Wir tun es auch.
Autoverkehr tötet die Innenstadt, der Radverkehr belebt sie wieder. Es kommt also schon darauf an, was Sie am Sonntag wählen.
Aus diesem Blog, der noch kein Jahr alt ist, hat sich etwas entwickelt, womit ich nicht gerechnet habe. Ich bin Mitglied des Bezirksbeirats Süd geworden als Fachfrau für Fahrradfragen. Und mit demselben Thema kandidiere ich auf der Liste der Grünen für den Gemeinderat Stuttgart. Ich bin Schriftstellerin und keine Politikerin, und ich kandidiere für ein Ehrenamt. Wofür ich mich einsetzen werde, dürfte eigentlich klar sein: Radler müssen vom Gehweg runter auf die Fahrbahn. Und sie sollen bequem durch Stuttgart kommen.
Wir können darüber reden morgen, am
Mittwoch, 21. Mai, 18 Uhr im Ladengeschäft Love Ina in der Eichstraße (hinter dem Rathausparkhaus) bei meiner Krimi-Lesung "Mord und Mode"
Für mich als Radfahrer ist es ein Pluspunkt für die CDU, wenn die den Radstreifen in der Waiblinger Straße wieder zurückbaut, damit man da wieder sicher unterwegs sein kann.
AntwortenLöschenOh Mann, dieses Grünenbashing ist für mich unverständlich.
AntwortenLöschenIch bin letztens die Waiblingerstr gefahren und konnte kein Gefahrenpotential erkennen, sondern sogar eine Mutter mit Kind, die diesen Weg nutzte. Die Kommentare in der STZ zum Radwochenende sprechen für sich: der Wunsch nach mehr Radfahren ist gegeben, jedoch traut sich der Ab und Zu Radler eben nicht wie der Supertriker zwischen die Autos und wird auch dann nicht radfahren!! Das Potential derjenigen, die die Straße nutzen und trotz aller Widrigkeiten Rad fahren, ist schon erreicht, jetzt muss ich versuchen, den Normalbürger aufs Rad zu locken, sonst kommt man nie auf 25% Radverkehr.... und man kann auch ohne CDU zu wählen auf der Straße fahren- glaubs mir, es geht ganz gut und macht einfach mehr Spaß!!
So sehe ich das auch. Es gibt zwar einiges auszusetzen an diesem Radweg. Aber er radelt sich zunächst mal ganz flott. Und er ermuntert noch Zögernde, für diese Strecke auch mal das Rad zu nehmen.
LöschenChristine, kannst du darauf hinwirken daß in Stuttgart endlich mal eine Untersuchung über Unfallschwerpunkte gemacht wird? Also speziell Unfälle mit Beteiligung von Radfahrern? Dann kann man eventuell nächstes oder übernächstes Jahr mal anhand von handfesten Zahlen über Gefährlichkeit oder Sicherheit von solchen Konstruktionen reden.
LöschenMir selbst ist bisher nur ein Unfall auf dem Radstreifen an der Waiblinger Straße bekannt, als der Streifen von einem Motorradfahrer befahren wurde, der prompt "abgeschossen" wurde durch einen rechtsabbiegenden Autofahrer. Ein PM der Polizei oder eine sonstige Meldung darüber gab es nicht.
So eine Statistik hätte ich in der Tat auch gern. Darauf sollte der Gemeinderat hinwirken. Ja. Am Radstreifen in der Waiblinger Straße hat es, wenn auch nicht mit einem Fahrrad, genau den Unfall schon gegeben, der Radwege für Radfahrer gefährlich macht: Autofahrer biegt ab, Radler will geradeaus und wird vom Autofahrer nicht bemerkt. (Hier, so wie ich die Meldung verstanden habe) wohl beim Linksabbiegen des Autofahrers. Ob solche Unfälle vermeidbar sind, wenn Radler auf der Fahrbahn "mitschwimmen", weiß ich nicht. Es wäre aber gut zu wissen.
LöschenDas hat nichts mit Grünen-Bashing zu tun. Falls dir nicht aufgefallen ist, wie sich der Radfahrstreifen immer wieder zu einem zu schmalen Schutzstreifen wird, wie die Situation für Linksabbieger ist, wie der Radstreifen immer wieder zugeparkt ist, wie im Stau des Berufsverkehr der Kfz-Verkehr gerne rechts abbiegt ohne Rücksicht auf Radfahrer, dann hast du Glück gehabt.
AntwortenLöschenUnd keine Bange, die CDU wähl ich trotzdem nicht. Die entsorgen bei fast jeder Wahl ihr Altpapier in meinen Briefkasten. Spätestens das ist für mich ein Grund diese Parte, die das macht, nicht zu wählen, wenn es nicht schon durch das reale Verhalten an wichtigen Positionen so wäre. (Ja, die Grünen fallen aus den selben Krieterien raus. Und die FDP. Die Verräterpartei sowieso).
Stuttgart braucht den Radverkehr, ja. Das Problem ist leider nur, dass in Stuttgart wie überall der Autoverkehr über dem Radverkehr steht, nicht zuletzt auch durch die hier ansässigen einschlägigen Automobilkonzerne. Es ist nett, dass es Fortschritte gibt, aber leider sind die meiner Meinung nach noch viel zu kompromissbehaftet (z.B. die Fahrradstraße im Bereich Eberhardstraße sollte reine Fahrradstraße sein). Man wird den Radverkehr nämlich nur dann beachtlich stärken können wenn man gleichzeitig den Autoverkehr einschränkt - es muss umständlicher sein, gewisse Ziele in der Innenstadt mit dem Auto zu erreichen und von Vorteil, den ÖPNV und das Rad zu nehmen. Anders wird man die Masse an Kraftfahrzeugen nicht aus den Innenstädten herausbekommen.
AntwortenLöschenIm Prinzip ja. Ich wünsche mir auch entschiedenere Maßnahmen. Aber wir stehen gerade am Beginn - zehn Jahre zu spät verglichen mit anderen Städten. Und da geht es eben holperig los. In in paar Jahren kolabiert die Innenstadt unter dem Autoverkehr, und dann beginnt ein echtes Umdenken. Aber es ist halt wie alles, schwierig und erfordert beharrliche Verhandlungen, sehr beharrliche ...
LöschenNaJa, das Problem wird sich geben, in 3 Jahren ist der Individualverkehr (Auto) aufgrund der Luftbelastung im Talkessel nicht mehr tragbar, dann kommt die City Maut und damit bekommt der Emissions freie Verkehr seine Chance. Die Kritiker, die dann (oder auch schon vorher) meckern, die gibts ohnehin, kann man also (als Politik) vernachlässigen. Wäre die Automobile Industrie in der Region clever, würde sie sich für genau dieses Thema einsetzen. Was macht das denn für einen Eindruck, wenn die "Heimatstadt" des Automobils in den Schadstoffen die auch (nicht nur, schon klar, aber mit relevantem Anteil) vom Kfz und dessen Infrastruktur erzeugt werden?
LöschenSo könnte es kommen. Ich bin mir nur nicht so sicher, dass es die Luftbelastung sein wird, denn im Vergleich zu den siebziger Jahren ist unsere Stadtluft ja gut (wir haben nur inzwischen gelernt auf Feinstaub zu achten). Aber wenn der Autoverkehr zu zunimmt wie in den letzten Jahren, dann wird sich schlichtweg in Stuttgart gar nichts mehr bewegen, dann stehen alle, die reinfahren, drinnen fest in ihren riesigen SUVs. Der Autoverkehr in so einer kleinen Innenstadt wie unserer kollabiert, weil die Autos zu groß und zu viele sind.
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