17. Februar 2016

Wem gehört der Straßenrand?

Wir - so gut wie alle deutschen Städte - haben die Straßenränder dem ruhenden Autoverkehr überlassen. Bis letztes Jahr konnte man in Stuttgart sogar vielerorts gratis parken. Jetzt kostet es, wenn auch sehr wenig. 

Eine Radfahrerin und Fußgängerin hat dazu eine interessante Frage gestellt.

Das Parkraumanagement sorgt dafür, dass Straßenrandparkplätze im Stuttgarter Kessel nirgends mehr kostenlos sind. Anwohner zahlen in ihrem Viertel knapp 40 Euro im Jahr. Sie beantragen bei der Stadt ihren Parkausweis für ihre Zone und bekommen einen (pro Person mit Führerschein).

Bei einer Veranstaltung der Naturfreunde zum Thema Radverkehr und Stadtentwicklung mit Baubürgermeister Petzold bemerkte eine junge Frau: "Ich habe kein Auto. Was muss ich tun, damit ich am Straßenrand einen Platz bekomme."

Mobile Radabstellplätze (wüste Fotomontage)
Riesengelächter, denn allen fiel sofort der intelligente Witz dieser Frage auf: Für Autobesitzer halten wir einen Platz am Straßenrand vor. Wenn einem Autofahrer ein Platz am Straßenrand zusteht, dann steht einer Nicht-Autofahrenden auch einer zu. So der Gedanke.

Warum sollen nur Autobesitzer Anspruch auf einen Platz am Straßenrand erheben dürfen und nicht auch jene, die kein Auto haben? Das ist doch ungerecht.

Auf diesen "Parkplatz" des Autolosen könnte man dann etwas anderes stellen. Beispielsweise mobile Fahrradständer für sechs Fahrräder.  Nach vierzehn Tagen schiebt man diese Radabstelleinheit auf einen anderen Parkplatz in der Straße oder in die Nebenstraße, analog zu $ 12 der  StVO. Demnach dürfen "Kraftfahrzeuganhänger ohne Zugfahrzeug nicht länger als zwei Wochen geparkt werden." (Auch wenn es sich hier eher um Handkarren handelt.)

Foto: "Das kleine Parkraumwunder"
Das ist auch das Prinzip des sogenannten Parkraumwunders. Dabei handelt sich um eine Holzkiste mit Rädern und mit Bänken, auf denen man sitzen kann.  So ein Teil gibt es neuerdings in Stuttgart und es wird im Stuttgarter Westen zu sehen sein und Passanten zum Verweilen einladen. Die Idee dahinter: Die StVO sieht vor, dass man mit Handkarren, die für den Gehweg zu breit sind, auf der Fahrbahn fahren muss. Also hat die Gruppe einen Handkarren gebaut, der die Breite eines Autos hat, aber etwas kürzer als ein Auto ist. Diesen zieht man auf der Fahrbahn, und man muss ihn am Straßenrand abstellen wie ein Auto. Da das Fahrzeug keinen Verbrennungsmotor hat, muss der Besitzer auch keine Parkgebühren zahlen (Elektroautos zahlen ja auch keine).

So wird ein Parkplatz zu einem Aufenthaltsraum für Nicht-Autos.


3 Kommentare:

  1. Klingt - zumindest auf den ersten Blick - sehr intelligent, charmant und großartig!

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  2. Zum Thema Parkraummanagement nur am Rande: Ein beim Bürgerhaushalt mehrfach geforderter Radweg von der Waldebene Ost durch Rohracker nach Hedelfingen wurde abgelehnt. Begründung: Dringend benötigte Parkplätze könnten dem Radweg nicht weichen. Prost.

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  3. Köln ist mit 1,1 Mio. Knöllchen im Jahr Spitzenreiter. Hier traut sich keiner in Kurven zu parken, da ein teures Knöllchen schon fast garantiert ist. Nur so bekommt man das Problem gelöst und nicht anders.

    Gruß aus Kölle!

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