13. März 2017

Fahrradunfälle im vergangenen Jahr

In Deutschland sterben pro Jahr gut 200 Radfahrende bei Zusammenstößen mit Autos.  In 75 Prozent der Fälle sind die Autofahrer schuld.

In Stuttgart haben im vergangenen Jahr 491 Radlerunfälle Eingang in die Statistik der Polizei gefunden. An ihnen beteiligt waren übrigens nur 42 Pedelec-Fahrer/innen. Was nicht viel ist, wenn man bedenkt, wieviele Pedelecs in Stuttgart im Vergleich zu anderen Städten unterwegs sind. Ein Radfahrer kam im vergangenen Jahr ums Leben. Der Unfall hat uns sehr beschäftigt.

Zum Unfallschwerpunkt entwickelt sich derzeit Kernerplatz. Das ist ein Kreisverkehr auf einer viele befahrenen Halbhöhenroute auf über die Urbanstraße zwischen Süd und Stuttgart Ost. Hier gab es nach Informationen der Unfallstatistik im Polizeipräsidium fünf Unfälle. Obgleich Autos bergauf ein Stoppschild haben, kommt es offenbar immer wieder vor, dass ein Autofahrer aus der Landhausstraße trotzdem fährt und einen Radler erwischt.

Ohnehin gehören Kreisverkehre zum Gefährlichsten, was Radfahrer bewältigen müssen. Und dieser hier ist, wie man auf der Karte von Stuttgart Maps sieht, ohnehin etwas kompliziert mit seinen Zufahrten geregelt. Entscheidend ist, dass man mittig radelt, sodass man nicht überholt werden kann. Und dass man schaut, ob einfahrende (oder ausfahrende) Autofahrer einen auch wirklich gesehen haben.

Kritisch ist auch der Radweg, der vom Charlottenplatz entlang der Holzstraße führt (derzeit ja Baustellenhindernisradeln, und zwar dort, wo die Autos aus der Dorotheenstraße rauskommen. Autofahrer sehen wegen des Klohäuschens Radler nicht und fahren zu weit vor auf den Radweg, wenn sie auf die Holzstraße einbiegen wollen. Dann haben sie aber bereits die vorn rechts kommenden Radler übersehen. Hier hat es 3 Unfälle gegeben.

Ausfahrt Dortheenstraße auf die Holzstraße
Auf dem Ferdinand-Leitner-Steg gab es 4 Unfälle (wenig bei der Verkehrsdichte und Enge!), die Eingang in die Polizeistatistik gefunden haben, im Schlossgarten selbst 7.

Gefährlich sind auch die Ein- und Ausfahrten, die die Radwege entlang der Heilbronner Straße queren. Wobei es weniger Unfälle gibt, seitdem Carwash und andere an ihren Ausfahrten die Autofahrer vor dem querenden Radverkehr deutlicher warnen. Aber Wachsamkeit ist dort für Radfahrende immer noch geboten. Vor allem sollte man sich nach der Autofahrbahn umdrehen und schauen, ob ein Auto über den Radweg einbiegen möchte.

Interessant ist auch die Tübinger Straße, die ja im vergangenen Jahr zum Sommer hin zur Fahrradstraße wurde, und zwar mit einer Vorfahrtregelung für Radler und einem Einbahnverkehr für Autos auf einer Teilstrecke. Hier gab es im Jahresverlauf 10 Radlerunfälle, zwei davon waren Dooring-Unfälle (Radler zu dicht an geparkten Fahrzeugen gefahren), und die haben sich vor Einrichtung der Radstraße ereignet.

16 Kommentare:

  1. Gibt's vielleicht auch 'ne Quellenangabe zu dieser Auflistung?
    Es wurde ja leider nur von "Polizeistatistik" gesprochen - basiert das auf mündlichen Aussagen oder einem interen Dokument des Gemeinderats, Christine?

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  2. Es ist eine mündliche Aussage. Man kann viele Unfälle übrigens auch in den Polizeimeldungen im Internet finden. Da erfährt man dann auch, wie sie zustande kamen.

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    1. Was genau war dem am "Ferdinand-Leitner-Steg" der Unfallgrund, habe hier leider nichts auf die Schnelle gefunden.

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  3. Soll das rote Pflaster auf dem ersten Bild ein Radweg sein?

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    1. Du kennst den Kernerplatz offenbar nicht. Da ist so ein rotes Rudiment, dass einbiegenden Autofahrern zeigen soll, dass hier Radfahrende aus der Einbahnstraße entgegen kommen. Ein Radweg ist das natürlich nicht.

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  4. Die 42 Pedelec-Fahrer/innen machen in etwa die Standard-10% der Radler aus, was so grob der Normwert einer schnellen Google-Suche ist.
    Warum dann verallgemeinern mit "..., wenn man bedenkt, wie viele Pedelecs in Stuttgart im Vergleich zu anderen Städten unterwegs sind. ..."
    Daher: Wie viel mehr sind es denn im Vergleich zu anderen Städten?

    Und zusätzlich, viel interessanter, gibt es einen Zusammenhang mit dem Alter der Pedelec-Fahrer/innen und deren Unfallstatistik?

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    1. Lieber Anonymus, ich bin leider keine Spezialistin in Statistik und Unfallforschung. Ich kann es nicht genauer sagen. Aus eigener Anschauung weiß ich aber, dass in Stuttgart viele Pedelecfahrer unterwegs sind und beispielsweise in Leipzig der Anteil der Pedelecs am Gesamtaufkommen geringer ist. Ist ja auch logisch. Wir haben hier ja die Berge. Es ist oft so, dass sich ältere die Pedelecs leisten können und deshalb auch wieder aufs Fahrrad steigen. Aber ich bezweifle, dass die Statistik da so interessant ist. Denn wenn relativ viele über 50-Jährige auf Pedelecs unterwegs sind, dann erleiden auch relativ viele Ältere Unfälle. In einer eher überalterten Gesellschaft wie der Stuttgarter, sind die Betroffenen - von was auch immer - eher ältere. Natürlich kommt hinzu, das ältere langsamer reagieren. Das tun sie aber auch als Autofahrende (was folgenschwerer ist) oder als Fußgänger bei Treppenstürzen oder als Hausfrauen beim Fensterputzen oder als Kleingärtner beim Kirschenpflücken auf Leitern. Und so weiter.

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    2. Na ja - nur mal mit den Aussagen aus dem heutigen Blogeintrag, sollten von den 42 verunglückten Pedelec-Fahrer/innen gerade mal 11 durch Eigenverschulden oder ähnliches in der Statistik eingehen, da die restlichen 75% ja alleinig durch Autos verunglückt sind.
      Gut, natürlich tauchen in der Polizeistatistik meist nur Unfälle mit anderen Verkehrsteilnehmer auf, zudem muss es gemeldet werden.

      Dann frag ich mich jedoch warum diese 42 als gering eingeschätzt wird, da ja auf Grund der subjektiven Beobachtungen, als auch der zu erwartenden Fähigkeiten, dieser Radlergruppe ein weitaus höheres Risiko zugesprochen wird.

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    3. Der folgende Link ist hier hilfreich: https://m.heise.de/newsticker/meldung/Statistisches-Bundesamt-Zahl-der-Unfaelle-mit-Pedelecs-steigt-deutlich-3592511.html

      Unter den getöteten Radfahrern ist die Altersgruppe Ü65 am stärksten vertreten. Sie ist aber bestimmt nur eine sehr kleine Gruppe unter allen Radfahrern.

      überspitzt formuliert: Wenn die E-Fahrräder verboten werden, sinkt die Zahl der getöteten Radfahrer deutlich.

      Besser ist natürlich, die neuen Biker zu sensibilisieren und mögliche Gefahren hinzuweisen.

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    4. Dankeschön Matthias, mit einem solchen Bericht kann man doch was anfangen. Hiermit kann man zumindest deine Aussagen und meine Vermutungen nachvollziehen.

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  5. Um es provokant zu formulieren: Nicht Pedelec fahren ist gefährlicher als mit reiner Muskelkraft unterwegs zu sein, sondern älter Fahrrad fahren ist gefährlicher als jünger Rad zu fahren. Die Statistik schlüsselt meines Wissens nicht nach Alter und Fahrradtyp auf, sonst würde schnell klar werden, dass bei den älteren der Pedelec-Anteil wesentlich höher als bei den jüngeren ist, einfach weil das Pedelec auch erlaubt, mit kleinen Gebrechen noch mit dem Rad mobil zu bleiben.

    Nun dürfte auch Pedelec fahren fitter halten als Auto fahren, wodurch wiederum das Risiko sinkt (früher) an einer Herz-Kreislauf-Erkrankung zu sterben.

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  6. Bedenkt, das Risiko gerade für Ältere, an einem Heringsrkt oder Krebs zu sterben ist viel größer. Im Haushalt sterben jährlich Tausende, bei Treppenstürzen 11.000. auch vor allem Ältere. Und bei Autnmfällen sterben auch viele Ältere ( und junge). Gar nicht zu reden von den Verletzten. Radfahren ist nicht sonderlich gefährlich.

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    1. EineTreueLeserin14. März 2017 um 08:45

      Oh man Christine, werf' doch nicht mit ungeprüften Zahlen um dich!
      Woher kommt denn nun die 11000 her? Tausende ist ja in Ordnung, aber auch dieses mobile Kuratieren wie 'Heringsrkt', 'Autnmfällen' wirkt sehr amateurhaft und nicht gerade professionell.
      Ebenso die geschilderten Todesfälle damit zu vergleichen, dass Radfahren nicht sonderlich gefährlich ist, aber zugleich sehr beschäftigt sein mit einem tödlichen Fahrradunfall??!

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    2. Liebe namenlose treue Leserin: Sorry, eine Null zu viel bei den Treppenstürzen. (Es sind beispielsweise nach dieser Quelle knapp1.100 (http://www.morgenpost.de/printarchiv/immobilien/article103022855/1071-Todesfaelle-durch-Sturz-auf-Treppe-und-Stufe.html)

      Wir neigen aber generell dazu, das Lebensrisiko völlig falsch einzuschätzen. In Deutschland kommen mehr Kinder in Autos ums Leben als zu Fuß im Straßenverkehr beispielsweise. Radfahren gehört nicht zu den Hochrisiko-Bewegungsarten (auch wenn es zu tödlichen Unfällen kommen kann) (Quelle: http://www.swr.de/odysso/risiko-alltag-was-unser-leben-wirklich-bedroht/-/id=1046894/did=17130626/nid=1046894/1mf6q74/) Hoher Blutdruck ist sehr viel gefährlicher als Radfahren. Auch ist der Mensch für sich selbst sehr gefährlich: 10.000 Menschen bringen sich im Jahr selbst um. https://de.statista.com/themen/40/selbstmord/) Ich finde, es ist durchaus erlaubt, das Risiko von Verhaltensformen oder Verkehrsmitteln miteinander zu vergleichen. Radfahren ist nicht gefährlicher als Autofahren, das sollte man sich und anderen vielleicht einmal klarmachen. http://dasfahrradblog.blogspot.de/2014/10/radfahren-ist-nicht-gefahrlicher-als.html)

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  7. Gibt es eine Unfallstatik für alle Verkehrsteilnehmer auf welchen Straßen Stuttgarts sind Unfallschwerpunkte auf welchen Straßen gibt es die wenigste Unfälle.Wenn man die Erkenntnisse hat.Ich Habe die Vermuttung das der Radverkehr auf Strecken geleitet wird die generell als Unfallschwerpunkte gelten!Man den Radverkehr auf Straßen leiten auf denen die geringste Unfallhäufigkeit hat.Ich könnte mir vorstellen auf der Hauptstätterstr. und Neckarstraße eine Radspur einzurichten wenn nötig auch Tempo 30 anordnen.Den auf diese Straßen wird nicht geparkt!

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