23. Juli 2018

Fahrradpolitische Tour durch Wangen nach Hedelfingen

Der ADFC hat eingeladen zur Besichtigung der Hauptradroute 2, die wegen politischer Differenzen im Gemeinderat auf Eis liegt. 

Es kamen nicht nur Bürgermeister Pätzold, sondern außer mir auch die Stadträt/innen Bulle-Schmid, Körner und Schertlen.
Übrigens fuhren nur drei Frauen unter einem guten Dutzend Männern mit. Die meisten saßen auf Pedelecs, Normalräder waren es vielleicht vier. Für die Normalradfahrenden waren die Steigungen auf der Alterntivstrecke deutlich spürbar. SPD und CDU wollen abwarten, was die Verwaltung im Herbst vorstellt. Der Stadtist ist strikt gegen Radstreifen auf der Hauptstraße,  die Vertreterin der FDP ist für die Route entlang der Ulmer- und Hedelfinger Str., weil sie viel radelt und die flache, schnelle Strecke richtig gut findet. Aber es ist nicht sicher, ob sie ihre Fraktion überzeugen wird. Ich bin immer noch für Radstreifen auf Hauptstraßen (dann hängen auch die Autos nicht hinter mir, wenn ich da fahre) und finde, dass die Alternativstrecke über die Nätherstraße als Ausflugsstrecke taugt, aber nicht als Hauptradroute. Ich meine auch, dass die Anwohner/innen in dem sehr schmalen Gässchen zwischen Buchauer und Zinkbrunnestraße sich nicht freuen werden, wenn hier Radler in Massen fahren. Radpendler werden oft als "rasende Radler" empfunden.

Beide Strecken (blau Nätherweg und Fortführung,
 grün Hauptstraße) per Klick vergrößern
Der ADFC hat eine Pressemitteilung dazu herausgegeben. Sie lautet (gekürzt):

Schon lange gibt es im Gemeinderat unterschiedliche Auffassungen über den besten Verlauf der Hauptradroute 2. Etwa eine Hälfte der Stadträte möchte wie die Stadtverwaltung, dass die Route über die Ulmer Straße und Hedelfinger Straße eingerichtet wird. Dazu müssten Radfahrstreifen markiert werden, wofür zum Teil Stellplätze aufgegeben werden müssten. Das gefällt der anderen Hälfte der Gemeinderäte überhaupt nicht, daher wollen sie, dass stattdessen als Alternativroute die bestehende ruhige Verbindung über die Nähterstraße, Höhbergstraße und weiteren Wegen ausgewiesen wird.
Einige Teilnehmer schienen bei dieser Tour die Strecke zum ersten Mal zu befahren und waren bezüglich der Steigung auf der Alternativroute hinter dem OBI-Areal überrascht. Als "Alternative zur Alternative" gibt es hier noch den für Radfahrer freigegebenen Gehweg an der Hedelfinger Straße. Ein Vertreter der Stadtverwaltung erklärte jedoch, dass dieser als Hauptradroute ungeeignet ist.
Nätherstr.zunächst ein Hinterhofweg mit
 Parkplatzsuchverkehr, unbeleuchtet.
Fern jeder Rufentfernung im Notfall

Am Ende wurden die Teilnehmer (am Schweinemuseum, Foto ganz oben) nach ihrer Meinung befragt. Bürgermeister Pätzold stellte nochmals klar, dass die Verwaltung derzeit noch dabei ist, die Pläne zu optimieren. Die Steigungsstrecke hinter OBI sei keine Alternative. Beate Bulle-Schmid von der CDU-Fraktion sagte, dass man noch prüfen müsse, was für Möglichkeiten es im Bereich der Steigungsstrecke gebe. Man warte die erneuten Vorschläge der Verwaltung ab und entscheide dann. Christine Lehmann von der Fraktion von Bündnis 90/Die Grünen erklärte, dass sie Hauptstraßen radle, wenn sie sich irgendwo nicht so gut auskenne, deshalb müssten Haupstraßen als schnellste Verbindung zwischen Ortsteilen Radstreifen oder Radwege haben. Es nütze auch Autofahrenden, wenn sie nicht hinter Radfahrenden festhängen. Die Alternativstrecke sei als Hauptradroute nicht geeignet, weil es keine soziale Sicherheit gebe, daran ändere auch eine Beleuchtung nichts. Martin Körner von der SPD-Fraktion: "Zwei Herzen schlagen in meiner Brust". Einerseits sei es an der Alternativroute ruhig und grün, andererseits muss eine Hauptradroute möglichst eben dort verlaufen, wo die Ziele der Radfahrer sind. Nach dem Ergebnis der Prüfung durch die Stadtverwaltung werde entschieden. Für die Fraktion SÖS-Linke kam stellvertretend Wolfgang Kämmerer, Bezirksbeirat in Stuttgart-Süd, zu Wort. Die Route müsse vor allem flach sein. Würde er in Wangen wohnen, würde er eine Initiative "Wangen laufd nai" gründen, um den Autoverkehr aus dem Ortskern zu bekommen. Sibel Yüksel von der FDP findet die Alternativroute bei Nacht nicht gut. Ihre private Meinung sei, dass die Hauptradroute an die Hauptverkehrsstraße gehöre. Jedoch gebe es in ihrer Gruppierung noch keine einheitliche Meinung dazu. Einzelstadtrat Ralph Schertlen von den Stadtisten findet aufgrund der vielen Ampeln an den Hauptverkehrsstraßen die Alternativroute besser, was allerdings nicht für die Steigung bei OBI gelte. Er würde die Nähterstraße außerorts mit Beleuchtung und einem besseren Belag versehen, aber im Hedelfinger Bereich die Route an der Hauptverkehrsstraße realisieren.

Ob man die Alternartivstecke, die mit der Nätherstaße beginnt und ab der Höhbergstraße dann den Weinberghang entlang führt, wird beleuchten können, wird vom Umweltamt letztlich entschieden. Entlang der Weinberge kann ich mir keine Zusatzbeleuchtung vorstellen. In der Nätherstraße hat man am Anfang auch kein Licht. Das aber dürfte weniger problematisch sein. Nur parken hier entlang des Wegs viele Autos, die morgens anfahren und abends wegfahren. Diese Parkplätze müssten alle weg, sonst werden Radpendler hier von Autos bedrängt und gefährdet. Und ich finde nachts eine Strecke inakzeptabel, wo ich niemanden mit meiner Stimme zu Hilfe rufen kann, weil niemand da wohnt, und weil auch keinerlei Autoverkehr vorbeikommt. Auch wenn ich weiß, dass wir in der Regel nicht vom Rad gerissen und vergewaltigt oder ermordet werden, so ist das ein Straßenraum, vor dem man junge Frauen immer warnt: Geht/fahrt mit dem Rad nachts nicht durch unbelebte Straßen. Einige Männer haben mir auf meine Frage "wo lassen Sie denn die 17-jährge dann radeln, die von einer Party himkommt" schon die kaltschnäuzige Antwort gegeben: Die sollen dann halt auf der Hauptstraße fahren. Dann allerdings ohne Radstreifen. Und nachts fahren Autofahrer schnell solche Strecken entlang, an denen es keine Tempoblitzer gibt. Da würde ich jetzt Jugendliche auch nicht gern nachts heimradeln wissen. Man muss ja streckenweise neben geparkten Fahrzeugen mitten auf der einspurigen Fahrbahn radeln und bremst damit Autos aus. 

7 Kommentare:

  1. Warum baut man nicht beide Varianten aus und bietet so eine Wahlmöglichkeit an? Die Radelnden könnten so z. B. tagsüber die Nähterstr. ohne LKW-Verkehr und nachts den Radstreifen an der beleuchteten Hauptstraße wählen, je nach Geschmack. Hauptradrouten 2a und 2b.

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    1. Fänd ich auch gut, denn auch Radfahrende fahren nie nur eine einzige Strecke zu einem Ziel, sie haben auch verschiedene Ziele, zu denen verschiedene Strecken jeweils schneller führen. Wobei, die Nätherstaße muss man eigentlich nicht ausbauen. Sie ist als Ausflugsstrecke und Grünstrecke so gut wie jede andere.

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  2. ... schade das ich als Hedelfinger "Alltagsradler" nicht dabei sein konnte ... hätte sicherlich noch einige Unterstützer mitgebracht! Das nächste Mal bitte etwas breiter streuen, so dass der eine oder andere Teilnehmer des Bezirksbeirates auch dabei sein kann J

    Grundsätzlich finde ich es gut, dass die Thematik nun endlich mal in der Praxis "erfahren" und nicht immer nur theoretisch auf dem Papier diskutiert wird. Das mach alles anschaulicher!

    Nach vielen Gesprächen mit Anliegern, Geschäftsleuten und Bezirksbeiräten, vor allem aus Hedelfingen, ist die Problematik des „Fahrradstreifens“ auf der Hedelfinger Straße gar kein so großes Problem … auch Parkplätze müssten nicht der wie bisher diskutierten Anzahl wegfallen, wenn man den ohnehin kaum genutzten sehr breiten Gehweg etwas anpassen würde. Alle Verkehrsteilnehmer würden hiervon profitieren, denn auch die Fußgänger wären sicherlich froh, den Gehweg nicht mehr teilen zu müssen! Zumindest eine Untersuchung wäre es wert, denn die hat meines Erachtens bisher nicht stattgefunden!



    Anmerkung:

    Nicht nur Frauen fühlen sich auf dieser Strecke bei Dunkelheit unwohl ... auch ich als Mann meide diese Strecke, da ich mich bei Dunkelheit hier unwohl und unsicher fühle

    Zum einen hängen hier dann und wann echt komische Gestalten rum und zum anderen ist die „Wegdecke“ in Teilen so schlecht, dass man echt aufpassen muss dass man sich nicht langmacht.

    >im Bereich Kodak die tiefe Wasserrinne aus Granitstein

    >im Bereich Wangen die Kurve runter zur Höhbergstraße / Kemperstraße, in der zu allem Überfluss gerne Autos mit höherem Tempo hochfahren und die nicht einsehbare Kurve schneiden!

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  3. ...Ergänzung...
    ... meine Anmerkung bezieht sich auf die Alternativ Route "Nähterstr"

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  4. Die Nähter Str. geht zur aktuell überhaupt nicht. Beidseitig zugeparkt und bei Gegenverkehr beginnt das Lückenhüpfen. Auf der Hauptstraße radelnd werde ich -typisch für die Region- dauerhaft genötigt. Beide Routen machen kein Spaß, solange einige KFZler Narrenfreiheit genießen.

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  5. Gute Strecke und Aktion.Danke für den Beitrag.Bei uns geht es jetzt Urlaub im Chalet Salzburger Land auch endlich wieder richtig aufs Rad.Schöner Beitrag.LG Veith

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  6. Top, das das parteiübergreifend stattgefunden hat.

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