9. September 2018

Acht Jahre Critical Mass in Stuttgart

Die September-Ausfahrt der Critical Mass ist für mich immer die schönste. 

Man fährt in die Dämmerung, meist ist das Wetter noch sommerlich und man trifft sich nach dem Sommer wieder.

Am vergangenen Freitag zählte die Polizei beim Start über 2.000 Teilnehmer/innen, doch die eigene Zählung der Critical Mass kam nach etwa einer Stunde am Anstieg der Olgastraße zur Neuen Weinsteige nich mehr an die 1.800 heran. Gezählt wird mit einem Handzählgerät und viel Konzentration. Meist zählen entlang der Strecke mehrere und meist gibt es keine großen Abweichungen, sie liegen etwa bei 10 Personen. Dann wird halt das Mittel gebildet. Die Zahlen von 2018 findet ihr hier. 


Sept. 2013
Die erste CM, über die ich berichtet habe (nachdem ich mitgeradelt bin), war kurz nach Beginn dieses Blogs auch eine im Septembertour, und zwar die vom  6. September 2013. Wir fuhren unter anderem über die Paulienbrücke in den Sonnenuntergang. Damals, so erinnere ich mich, ging es darum, die 100 zu knacken.

Wie aus einem Zeitungsartikel hervorgeht, fanden die ersten Ausfahrten in kritischer Masse 2010 in Stuttgart statt.

Es gibt immer noch erstaunlich viele, die in Stuttgart Rad fahren und noch nie was von der Critical Mass gehört haben. Das liegt vielleicht daran, dass über Radkultur und Radkultur-Events seltener in den Medien berichtet wird als über andere Events oder Autothemen. Und vermutlich auch daran, dass Radfahrende sich in den Medien gar nicht so gezielt nach Radthemen umschauen, weil sie gewohnt sind, Rad zu fahren, dieses Radfahren aber nicht als politische Aktion oder als Gemeinschaftsereignis im städtischen Verkehr sehen und verstehen.

Radlerstau Olgastraße 
Die CM - fälschlich auch oft als Radler-Demo bezeichnet - ist kein Statement, das politischen Parteien oder politischen Akteuren zuzuordnen wäre, sie demonstriert nur, dass es sich schön und sehr sicher anfühlt, in Gemeinschaft zu radeln und dabei Platz auf den Autostraßen zu beanspruchen, den die Autostadt einem sonst nicht gewährt. CMs gibt es in vielen Städten Deutschlands und international, aber nur in Stuttgart wird der Tross von der Polizei begleitet und wie eine Demonstration behandelt. Mittlerweile müssen Autofahrende nicht mehr nur ein paar Minuten warten, bis alle Radler vorbei sind, sondern zwanzig Minuten, bis sie weiterfahren können. Die meisten nehmen es gelassen. Manche allerdings nicht. Und mittlerweile kann man an manchen ersten Freitagen im Monat einen fetten Fahrradstau beobachten.

Die CM Stuttgart findet an jedem ersten Freitag im Monat statt und startet um 18.30 Uhr am Feuersee. Sie dauert in der Regel zwei Stunden, und es wird sehr langsam gefahren. Nur durch die Tunnel, da fährt man schnell und klingelt, was das Zeug hält.

6 Kommentare:

  1. "... nur in Stuttgart wird der Tross von der Polizei begleitet ..." (09.09.2018@11:44)
    Na ja Stuttgart ist nicht der Nabel der Welt: Eine kurze Recherche zeigt das schon 2014 die CM-Berlin von der Polizei begleitet wurde ( https://www.tagesspiegel.de/berlin/critical-mass-in-berlin-polizei-kapituliert-vor-radfahrern/10129468.html )
    Aber so weit mir bekannt ist, macht die Stuttgarter-CM alleinig eine vorab Festlegung der Route (mitsamt Übergabe an die örtliche Polizei) womit das dann doch eher Demo-Charakter bekommt, da man den Verlauf schon vorab in den Medien ankündigen kann - gleich einer angekündigten Demo :)

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    1. Interessant. Fährt die Polizei in Berlin immer noch mit? Mir erzählen immer alle von anderen CMs, dass wir es so "ordentlich" machen mit unserer Polizeibegleitung.

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    2. In Berlin ist die Polizei immer dabei, und ich kenne es nur entspannt. Keine Ahnung, ob es (inzwischen) irgendeine Art von Ansage oder Absprache gibt hinsichtlich der Route. Die paar Polizeimotorräder können ja die Riesengruppe nicht wirklich kontrollieren. Aber gut sie dabeizuhaben wenn Autofahrer in die CM fahren wollen, d.h. die Polizei korkt bei Hauptstraßen schon mal mit, pragmatisch halt; für Berliner Polizisten gibt es wirklich schlimmere Einsätze.

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  2. In Köln gibs auch Begleitung durch die Polizei. Nach anfänglichen Versuchen einen Verantwortlichen dingfest zu machen und riskantesten Überholmanövern von Polizeimotorrädern über den Bürgersteig hat die Polizei eingesehen, dass das alles im Rahmen der StVO abläuft. Seit dem fahren zwei Bullis hinterher als Abschirmung gegen den Verkehr und 6-8 Polizisten fahren mit Rädern mit und greifen bei (ihrer Ansicht nach) gefährlichen Stellen ein, z.B. Auffahrten auf die Brücken (die in Köln auch teilweise echt fies sind).
    Und auch wenn es eigentlich nicht nötig sein sollte, manchmal ists bei Stress mit Autofahrern zu bequem zu sagen, "warten Sie kurz, da vorne kommt die Polizei, besprechen Sie das mit denen".

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  3. Karlsruhe fährt auch angemeldet, mit Polizei und vorher festgelegter Route - nicht ganz freiwillig und begleitet von langen und intensiven Diskussionen. Es sind auch viele dann abgesprungen, was sehr schade ist. Andererseits fahren viele - insbesondere Familien mit Kindern - mit, die es sonst nicht riskieren würden.

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  4. Die Anmeldung als Demo hat noch einen entscheidenden Vorteil: Fahrräder müssen nicht der Norm entsprechen und können leuchten und bimmeln wie eine Kirmes.

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