13. Januar 2019

Schrotträder, Radleichen und Radgerippe

Was passiert eigentlich mit dem, was wir so makaber Radleichen nennen? 

Manche haben den Eindruck, dass die Gerippe oder beschädigte oder einfach nur alte Fahrräder monatelang, wenn nicht überhaupt jahrelang an Schildermasten oder in Radabstellanlagen herumhängen.

Stimmt nicht. Nach Angaben der Stadt werden solche Räder entfernt. Allerdings nicht gleich. Und auch nicht nach wenigen Wochen. So ein Rad darf durchaus viele Wochen stehen bleiben, schließlich stehen auch manche Autos viele Wochen, wenn nicht Monate an ein und demselben Platz (ich kenne da mindestens eines, das in der Tübinger Straße gleich hinter der Schleuse steht, ihr alle kennt es, wenn ihr dort fahrt), ohne dass man davon ausgehen kann, dass sie aufgegeben wurden.

Auch ein Fahrrad ohne Sattel mag von seinem Besitzer noch geliebt werden, er hat den Sattel  nur entfernt, bevor er es dort anschloss und zum Auslandsstudium flog, damit er ihm nicht geklaut wird. Leider fehlt ja in Stuttgart so manchem Radler für sein Fahrrad ein Platz in einem Keller, einer Garage oder einem Hinterhof, und er kann es nirgendwo anders lassen als auf der Straße, genau so wie Tausende von Autobesitzern das mit ihren Autos tun.

Auch wenn man mir berichtet, an den Bahnhöfen häuften sich die Radleichen, habe ich selbst den Eindruck, dass offensichtlich kaputte Räder in einem Zeitrum aus meinem Blickfeld verschwinden, den ich als "Aha, es ist schon weg" registriere. Keineswegs sind die Radbügel etwa in der Tübingerstraße beim Gerber voller Radleichen oder Radskelette.

Wenn man jeden Abend ein Fahrrad an demselben Schildermasten stehen sieht, heißt das auch nicht, das es nicht gefahren wird. Es kann durchaus inzwischen bewegt worden sein. Auch Autos stehen ja meist 23 Stunden am Tag, ein Fahrrad auch.

Bei solchen abgenagten Radgerippen dürfte die Entscheidung schneller fallen, sie abzuräumen. Aber nur weil ein Fahrrad einen Platten hat und lange an derselben Stelle steht, mag es noch jemandem gehören, der es auch behalten will.

Übrigens, wenn man sein Fahrrad vermisst und den Verdacht hat, dass es von der AWS abgeräumt wurde, kann bei der AWS nachfragen. Räder, die noch fahrtüchtig sind, werden sechs Monate in einem Keller der Betriebsstätte der AWS aufbewahrt. Dann kommen sie zum Schrotthändler.

Und wer meint, ein Fahrrad habe seinen Eigentümer eingebüßt und verfalle, kann eine Gelbe Karte an die Stadt schicken.

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