15. Dezember 2019

Das Fahrrad erobert das Autoland

Das Fahrrad nimmt in Deutschland an Beliebtheit zu, vor allem unter jüngeren Leuten. 

Das zeigt der Fahrradmonitor 2019. Demnach fahren 44 Prozent der Menschen regelmäßig Fahrrad. 2017 sagten das 41 Prozent und 2015 noch 38 Prozent. Bei 70 Prozent ist das Fahrrad in der Freizeit beliebt, und hier gab es einen Sprung um sieben Prozentpunkte. In der von Sinus durchgeführten repräsentativen Befragung gaben 65 Prozent der Leute an, dass sie gerne als Fahrrad nutzen (das waren zehn Prozentpunkte mehr als 2010).  Das Auto hat gleichzeitig an Beliebtheit um ähnliche Werte abgenommen. Immerhin 41 Prozent der Befragten würden das Fahrrad in Zunkunft gerne häufiger nutzen, unter den Jüngeren sind es sogar 63 Prozent.

Fragt sich nur, ob sie es in Zunkunft auch tatsächlich häufiger nutzen, und wovon es abhängt, dass sie es tun. Es könnte sein, dass es auch mit der Radinfrastruktur zusammenhängt, denn die Frahrradfreundlichkeit der Bundesregierung (also die Radpolitik) bekam nur noch von 42 Prozent Noten zwischen 1 und 3. Das ist ein Rückang um zehn Prozentpunkte gegebüber 2017. 69 Prozent sprachen sich für den Bau von mehr Radwegen aus, 53 Prozent verlangten eine bessere Trennung von Rad- und Autoverkehr.

Anderseits fühlen sich auch immer mehr Radfahrende sicher (56%) auf unseren Straßen. 38 Prozent gaben an, immer oder meistens einen Helm zu tragen.

Besonders beliebt ist das Pedelec. 83 Prozent derer, die eines haben, gaben an, dass sie es gerne fahren. In 14 Prozent der Haushalte in Deutschland gibt es bereits ein Pedelec. 75 Prozent der Haushalte haben mindestens ein Fahrrad ohne elektrische Unterstützung. 



9 Kommentare:

  1. Radfahrer fühlen sich 'immer sicherer'? Diese Statistik ist unseriös und gehört in die Kategorie: Reine Propaganda. Das ist unredlich.

    Der ADFC Radklimaindex kommt genau zum gegenteiligen Ergebnis.

    Zudem sind die Unfallzahlen alarmierend angestiegen. Auch durch die Pedelecs.

    Auffallend: Weil die Politik beim Bau der Infrastruktur versagt hat, wird der Helm jetzt permanent als 'letzter Joker' ins Feld gebracht.

    Was heisst das für den Radverkehr in BW? Die GRÜNEN haben versagt. VM Hermann und OB Kuhn hatten ihre Chance. Geliefert haben sie nicht. Beide gehören sofort ausgetauscht.

    Michael Klein

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    1. Nein.
      die Unfallzahlen sind nicht gestiegen (nur im Rahmen der üblichen Auswirkungen von 'Wetter'), und der ADFC Radklimaindex ist definitiv nicht repräsentativ, sondern spiegelt lediglich die Meinung des eigenen Klientels wider. Innerhalb dessen ist natürlich eine Zeitreihe (begrenzt) aussagekräftig, aber es werden immer die jeweilig vorherrschende PR und die medialen Kampagnen denen die Umfrageteilnehmer ausgesetzt sind als bias mitgemessen.
      Ist also nicht verwunderlich, wenn sich nach mehreren Jahren intensivster Angstkampagnen zum Radfahren (vor allem seitens des Bundes-ADFC, aber auch von den Radentscheiden) das Unsicherheitsgefühl verstärkt. Sich 'subjektiv unsicher' zu fühlen ist ja neuerdings ein 'must have' innerhalb bestimmter 'Radbubbles'.
      Alfons Krückmann

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    2. @ Alfons Krückmann Dein Kommentar ist komplett 'sinnfrei'. Da fehlen mir die Worte...MK

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    3. Lieber Hasskommentator: Es ist durchaus richtig, dass der Fahrradklimaindex aus online-Befragungen entsteht, an der diejenigen Radfahrenden teilnehmen, die davon erfahren und die Lust haben, die Fragen zu beantworten. Unsicherheitsgefühle im Straßenverkehr sind stark abhängig von den Strecken, die man radelt.

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  2. Also am Killesberg und Umgebung zumindest wird das Territorium von einigen mit Händen und Füßen (Humpen,Fernlicht, Drängeln, Abdrängen, Ausbremsen, Handbreit Abstand, Vorfahrtsmissachtung und "angetäuschten Rammen") gnadenlos verteidigt.
    Meiner Meinung nach liegt das auch an der Haltung der Staatsanwaltschaft in Stuttgart, die scheinbar unwillens ist, selbst bei Körperverletzung und Verweigerung der Personalien und anschließendes Entfernen vom Unfallort (berühmtes "kein öffentliches Interesse/Bisher nicht auffällig geworden/Kann kein strafbares Handeln erkennen") tätig zu werden.
    Dies führt dazu, dass sich dann wohl einige denken, dass ihr Verhalten zumindest geduldet oder sogar rechtlich in Ordnung ist. Und genau so laufen dann auch die Folgebegegnungen ab: da wird dann gezeigt was die Protese kann!

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  3. Die Zunahme des Radverkehrs im hügeligen Stuttgart ist, auch Dank des Pedelec, deutlich sichtbar, sowie an Zählstellen Objektiv ablesbar. Leider wurden 2018 jedoch nur gut 3 Millionen € für Radwege investiert. Zum Vergleich:
    - Stuttgart 21 (8,2 Mrd €) entspricht 2733 Jahre Radwege
    - Sanierung der Oper (1 Mrd €) entspricht 333 Jahre Radwege
    - Rosensteintunnel (270 Mio €) entspricht 90 Jahre Radwege

    Dies zeigt den Stellenwert, den der Radverkehr in der Kommunalpolitik in Stuttgart tatsächlich einnimmt. Die Verteilung der Verkehrsflächen ist ähnlich erbärmlich wie die Verteilung der Finanzmittel. Mit den derzeitigen Investitionen ist eine Verkehrswende schlicht nicht drin.
    Das Land Baden Württemberg und der Landkreis Böblingen zeigen, wie es besser geht. Der Radschnellweg, der Sindelfingen, Böblingen und S-Vaihingen verbindet, endet bezeichnenderweise an der Stadtgrenze ohne Weiterführung der Radinfrastruktur auf Stuttgarter Gemarkung. In Bobingen dagegen ist der Bau einer Brücke mit wertiger Architektur am Ende des Schnellwegs genauso geplant wie Weiterführung des Schnellwegs über das Flugfeld in Richtung Gärtringen und Herrenberg. Beschwerden über Mängel in der Beleuchtung wurden genauso umfassend bearbeitet wie Startprobleme beim Winterdienst auf der S-Bahn Brücke. Hier fühlt man sich als Radfahrer Ernst genommen.
    Ich finde, eine Grün geführte Koalition im Stuttgarter Rathaus muss sich die Frage gefallen lassen, warum sie sich bei der Verkehrswende vergleichsweise so langsam bewegt.

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    1. Ich denke angesichts der aktuellen Daten beim Klimaumbruch sollten wir langsam mal den Gradmesser für 'erfolgreiche Radverkehrspolitik' und für 'Verkehrswende' neu justieren bzw. aktualisieren?
      Radverkehrspolitik, die nicht zu einem Rückgang des MIV führt hat im 21.Jhd, nichts mehr verloren.
      Da zählen dann nicht mehr die Radwegekilometer, die Investitionssummen für Radwegekilometer, sondern es zählt vor allem das Wegräumen des Haupthindernisses für die Entwicklung von inklusivem Radverkehr von 6-99: des Autoverkehrs.
      Die vieldiskutierten Fragen der 'Radinfra' lösen sich dann sowieso weitgehend in Nichts auf, da die Straßen nebst Fahrbahnen wieder für den Umweltverbund nutzbar werden.
      Was nutzt uns eine Entwicklung wie in NL, wo der Autoverkehr stetig zunimmt und in letzter Zeit die Prognosen und Befunde sogar noch eine beschleunigte Steigerung des MIV zeigen.
      Rückbau des Autoverkehrs ist die mit riesigem Abstand allerbeste 'Radverkehrsförderung' und zudem eine 'echte' Verkehrswende, statt 'viel Rad mit viel Auto'.
      Alfons Krückmann

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    2. Wenn der Haushalt des Gemeindeerats am Freitag so mehrheitlich beschlossen wird, wird Stuttgart jährlich 20 Euro pro Einwohner (12 Millionen) für den Radverkehr und Radinfrastruktur aufwenden, das ist so viel wie niemals zuvor. Zugleich wird das Personal aufgestockt und es gibt einen Projektmanager, der die Zusammenarbeit der Ämter verbessert. Man kann also nicht sagen, dass sich nichts tut. Leider fangen wir aber nun gerade erst an. Und Böblingen beeindruckt mich nicht, was die Radinfrastruktur betrifft, muss ich ehrlich sagen. Sie haben Geld für den Schnellweg beantragt und ihn gebaut, das ist super. Ist ja auch Böblinger Gemarkung. Mir geht auch alles viel zu langsam, aber ich sehe eben auch ständig, welche Widerstände auf demokratischem Weg in den Stadtbezirken überwunden werden müssen, wenn es um Fahrradstraßen und Radstreifen versus Parkplätze geht. Das macht mich manchmal selber ganz mutlos. Aber ich denke, die Mobilitätswende wird Fahrt aufnehmen, und dann wird das von Jahr zu Jahr leichter.

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    3. Liebe Christine,

      ich weiß dass Du unermüdlich für die Verkehrswende eintrittst, und weiß das auch sehr zu schätzen. An Finanzmitteln fehlte es auch 2018/2019 nicht, am politischen Willen des Gemeinderates insgesamt, den ich bemängele, schon. Wenn die Haputradroute 1 einem Einkaufszentrum weichen muss, oder wenn Autoverkehr über die einzige Fahrradstraße umgeleitet wird, dann erkennt man den Stellenwert des Radverkehrs. Ich mag mir den Aufschrei nicht vorstellen, wenn die B14 oder die S1 einem Einkaufszentrum weichen müssen, das ist unvorstellbar. Bei Radverkehr passiert es aber. Die bisherigen Finanzmittel bekommen wir nicht verbaut, eben weil wir nicht bereit sind Verkehrsraum neu zu verteilen. Dabei hilft uns auch weder mehr Geld noch mehr Personal und Manager. Wir schaffen die Verkehrswende erst dann, wenn die Stadt nicht nur den Radfahren sagt es ist kein Platz, aber wir pinseln einen "Schutzstreifen". Wir schaffen sie erst dann, wenn wir bereit sind zu sagen, Radverkehr ist wichtiger als das Einkaufszentrum und der Parkplatz.

      mit besten Grüßen,
      Carsten

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