13. Dezember 2019

Sie wissen nicht, was sie tun

Vielen Autofahrenden ist nicht ganz klar, wie breit und gefährlich ihre Autos sind. Ganz viele Autofahrende überholen Radler/innen zu knapp, wie diese Untersuchung auch wieder zeigt. 

Bei Autoffahrenden beobachte ich einen Grundirrtum. Viele glauben, dass sie verpflichtet sind, an einem langsameren Fahrzeug vorbeizufahren, koste es, was es wolle. Sie glauben das auch deshalb, weil sie sich durch gedachte oder tatsächliche nachfolgende Autos unter Druck gesetzt fühlen. Sie wollen nicht, dass jemand hinter ihnen flucht: "Nun fahr doch!"

Ich radle oft die Lehenstraße hoch. Und immer stellt sich die Frage, wird der hinter mir sich an mir vorbeiquetschen oder bleibt er dahinter, zumal die meisten sowieso gleich wieder in eine Seitenstraße abbiegen. Da gab es kürzlich mal ein aufschlussreiches Gespräch mit einem Überholer.

Ich fuhr bergauf mit einem Pedelec, also mit 20 km/h, und hatte hinter mir einen SUV. (Ort und Situation auf der Fotomontage nachgestellt.) Ich hörte am Motor, dass er mich überholen wird. Zwischen den geparkten Fahrzeugen ist die Fahrbahn nur noch 4 Meter breit. Den Abstand zu den geparkten Autos mit eingerechnet nimmt ein SUV gut 2 Meter davon ein. Ich selber halte mindestens einen Meter Abstand von den geparkten Autos. Bleiben noch weniger als ein Meter zwischen meinem Fahrradrahmen und dem überholenden Auto.

Ich winkte ihm zu, langsam zu machen und hinter mir zu bleiben. Er überholte dennoch. Ich winkte ihm hinterher. Er bremste und machte die Seitenscheibe runter.

Ich fragte: "Wollen Sie mit mir reden?"
Er: "Ich verstehe nicht, warum Sie mir Zeichen gegeben haben."
Ich: "Ich finde es immer beängstigend, wenn ein so großes Auto mich so dicht überholt."
Er: "Aber wie soll ich dann an Ihnen vorbeikommen?"
Ich: "Eigentlich müssen Sie 1,50 Abstand halten."
Er: "Aber dann kann ich Sie doch gar nicht überholen?"
Ich: "Ja, genau. Sie müssten hinter mir bleiben."
Er: "Aber dann gibt es einen Riesenstau hinter mir die ganze Straße rauf."
Ich: "Gibt es nicht, ich fahre hier oft hoch. Und meistens bin ich soweiso schneller als die Autos."

Er blieb dann fast die ganze die Lehenstraße hoch hinter mir. An einer Stelle, wo Platz ist, winkte ich ihn vorbei, und gleich darauf bog er nach rechts in eine Grundstückseinfahrt ein und ich musste bremsen. 


19 Kommentare:

  1. Im Prinzip ist es die Problematik des beruehmten Soester Radstreifens:
    https://www.soester-anzeiger.de/bilder/2018/04/13/9777026/675879889-d142ae54-c0e0-42b2-ad1d-198f55c9faa7-1j6b.jpg
    Der leider wieder entfernt werden musste, die Politik hat gegenueber der 'Freien Fahrt nur fuer Autos' verloren.

    Vielleicht sollten wir auf jeder dieser schmalen, von parkenden Autos gesaeumten Strassen so einen in der Mitte liegenden Radstreifen fordern. Der macht jedem Autofahrer klar, wo die Radfahrer 'eigentlich' sicher fahren muessten und dass Ueberholen nicht geht.

    Denn sogar du, Christine, hast den hinter dir draengelnden Fahrer irgendwann vorbeigelassen. Das ist ja nichts anderes als der Autofahrerreflex, bloss keine genervte Schlange hinter sich herzuziehen.

    Meines Erachtens werden wir diesen psychologischen Reflex nur technisch abbauen koennen. Wenn in jedem Auto ein Abstandsmesser verpflichtend eingebaut ist und das Auto vom Gas geht, sobald der Abstand zum Vordermann zu gering ist, hoert die Draengelei automatisch auf.

    Leider werden wir das in unserer Autoneurotischen Welt nicht durchsetzen koennen, vielleicht kommt es mit den selbstfahrenden Fahrzeugen.

    Gruss - Matthias

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    1. Ich habe den Fahrer an genau der Stelle vorbei gewinkt, wo genug Platz war. Es ist übrigens tatsächlich so, dass ich, wenn ich die lange Ale Weinsteige hochradle, die Autofahrer vorbei winke, wo es geht (ich fahre links in eine Parklücke), denn es geht mir ja nicht darum, Autofahrende zu ärgern, sondern um ein friedliches und freundliches Miteinander. Ich erlebe Autofahrende als extrem erfreut und dankbar, wenn ich sie vorbei lasse. Es gibt übrigens eine Regel in der StVO, dass deutlich langsamere Fahrzeuge die Schnelleren in zumutbaren Abständen vorbei lassen sollen (für Tranktoren auf Landstraßen). Mir ist es lieber, ich bestimme, wann sie mich überholen als dass sie mit röhrendem Motor auf ein Lücke warten ,die sie selbst für weit genug halten.

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    2. Das mache ich ja selber und ich verstehe es gut. :)
      Ich wollte nur drauf raus, dass wir als Radfahrer den Reflex, hinter uns nicht fuer Behinderung zu sorgen, durchaus kennen.
      Wenn ich mal im Auto hinter einem Radfahrer herfahre, und das selbst mit 30m Extra-Abstand, ernte ich oft gehetzte Blicke und zum Teil das Rechtsfahren bis in die Dooring-Zone, nur damit ich endlich vorbeifahre. Tut mir in der Seele weh...

      Gruss - Matthias

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    3. Selbst andere Radfahrer hinter ihnen scheinen manche Radfaher zu irritieren. Ich schließe manchmal beim Radfahren zu anderen auf, überhole aber aus irgendeinem Grund nicht – weil es mir zu eng ist, weil ich keine Lust habe, mich anzustrengen, oder weil sich unsere Wege voraussichtlich sowieso nach wenigen Metern wieder trennen werden. Auch dabei habe ich manchmal den Eindruck, dass mein Hinterherfahren den oder die vor mir Fahrende irritiert.

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    4. @Matthias
      "Vielleicht sollten wir auf jeder dieser schmalen, von parkenden Autos gesaeumten Strassen so einen in der Mitte liegenden Radstreifen fordern. Der macht jedem Autofahrer klar, wo die Radfahrer 'eigentlich' sicher fahren muessten und dass Ueberholen nicht geht."

      Genau solche mittigen Radfahrstreifen sollten wir fordern. Das ist die einzige sichere Variante, die sowohl genügend Abstand zu den parkenden Autos hält (Dooring-Unfälle) als auch verhindert, dass die Autos ohne 1,50-Meter-Abstand überholen können.
      Ich finde das regelrecht großartig, dass es so etwas schon einmal gegeben hat! Und kann mir natürlich auch das Theater vorstellen, dass es bei der Auto-Hardcord-Fraktion ausgelöst haben mag. Nichtsdestotrotz muss die Sicherheit aller Verkehrsteilnehmer an erster Stelle stehen, und dabei hilft solch eine Markierung enorm. Danke für diese Info :))

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  2. STAU!!!! Der größte Schrecken aller Autofahrer.

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    1. ...nicht nur. Auch als Radfahrer habe ich keine Lust auf Stau und umgehe den durch vorbeifahren, ausweichen auf Nebenstrassen oder sogar auf den Gehweg. Klar, das enge Überholen eines Autos erzeugt einen anderen Druck, aber auch Fussgänger fühlen sich gedrängelt, wenn hinter ihnen jemand mit dem Rad kommt, auch wenn der gar nicht überholen will. Wir sollten uns da schon auch an die eigene Nase fassen.

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    2. Mein Eindruck ist eher, dass sich viele Autofahrer genauso vor den Autos hinter ihnen fürchten wie viele Radfahrer und nicht so sehr vor dem Stau. Einige machen ihnen ja auch gleichermaßen eine Szene mit der Hupe, wenn sie vermeintlich zu langsam fahren oder nicht unverzüglich auf das Umschalten einer Ampel in Richtung Grün reagieren.

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  3. Das mit dem "langsamere Fahrzeuge müsen schnellere passieren lassen" kenne ich auch. PKW sind da oft der Meinung "das muss sofort passieren". Muss es nicht. Wenn sich eine Schlange angesammelt hat, sollte man. Man muss als Radfahrer aber nicht sofort die nächste Lücke suchen, um den "schnelleren" passieren zu lassen. Man kommt dann nämlich auch nicht voran. Jeder muss da etwas geduldig sein. Und, es ist nicht das auto, es ist der Mensch, der sich verhält. Und der ist egal mit welchem Fahrzeug derselbe.
    Ich finde es unglaublich was alles an "Verkehrsregeln" so kursiert. so von haben nichts auf der Straße zu suchen bis müssen auf dem Gehweg fahren. Erstens Strsße geht von Hauswand bis Hauswand und gliedert sich in Gehweg, Radweg, Grünstreifen, Schienen etc. und !!! Fahrbahn! Und Fahrzeuge gehören auf die Fahrbahn (§2 STVO). Leider ist allein schon diese Tatsache der überwiegenden Anzahl der Verkehrsteilnehmer unbekannt. Und so sammelt man im Laufe der Zeit von anderen Verkehrsregeln, die man nirgendwo findet (wo steht, dass man auf der mittleren Spur der Autobahn bleiben darf, wenn man 120 km/h fährt) oder die es irgendwanneinmal gab (Radwege in Gegenrichtung benutzen, war mal eine zeitlang erlaubt, wenn es einen Radweg nur in einer Richtung gab) und die abgeschafft wurden. Es halten sich hier wirkliche Mythen. Mein Vorschlag Mythbusters für Verkehrsregeln, was ist dran, wo kam es her, wie geht es wirklich. Hat jemand eine Idee wie man das Konzept "Siebter Sinn" mit einem stylishen Namen und einer entsprechenden Aufmachung flächendeckend neu einführen könnte? Vielleicht bekommt man dann "richtige" Verkehrsregeln unters Volk (und nicht nur gefühlte). Dann könnte man auch gleich mal das korrekte Überholen von Radfahrern thematisieren. Ich glaube nicht, dass es besser wird, wenn in der STVO ein fixer Überholabstand von 1,5m drinsteht. Dazu müsste man sich mal klarmachen, was 1,5m sind. Bei mir ist das etwas weniger als ich mit beidseitig ausgestreckten Armen. (ausgestreckter Arm bis Armansatz andere Seite=1m, bei jedem etwas anders, aber eine gute Orientierung) Wenn ich also das Arm ausstrecke und dann ans Auto komme, war es mehr als deutlich zu nah.
    Gruß
    Karin

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  4. Für immer ein Stuttgarter13. Dezember 2019 um 11:30

    Ich selbst habe bisher (immerhin nun schon seit 40 Jahren),
    noch niemals einen Radfahrenden zu knapp überholt. Auch habe
    ich keinerlei Probleme mit Autoschlangen hinter mir. Ich
    überhole dann, wenn es für den/die Radfahrenden gefahrlos ist
    und für mich ebenso! Ich glaube nicht, dass ich eine Ausnahme
    darstelle ... Man behält sich bloß immer die schlechten Dinge
    im Gedächtnis - niemals die "normalen". Ich sehe mein Verhalten
    als normal an und weiss, dass so gut wie alle mir Bekannten
    Autofahrer ebenso handeln.

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  5. Hallo Fr. Lehmann,

    nun die ganze Diskussionen über das rücksichtsvolle Miteinander im Verkehrsraum ist verlorene Zeit. Warum? Weil unsere STVO noch hauptsächlich aus den Säulen der Reichsverkehrsordnung bestehen,das Straßenverkehrsrecht aus dem gleichen Zeitalter besteht. In dieser Zeit ist auch der Radwegebau und deren Benutzungspflicht entstanden.
    Soweit mir bekannt hat sich diese Forderung 1926/1928 etabliert, Radfahrer durch Radfahrwege vom Fahrdamm zu verbannen. Die erste "Bibel" des Radfahrwegebaus stammt aus dem Jahr 1926 vom Magdeburger Stadtbaurat Dr. Henneking: "Der Radfahrverkehr. Seine volkswirtschaftliche Bedeutung und die Anlage von Radfahrwegen". 1927 entstanden dann "Richtlinien für die Schaffung von Radfahrwegen" der Studiengesellschaft für Automobilstraßenbau. Seit dieser Zeit wird/wurde in Deutschland der Radwegebau intensiviert, damit der Radfahrer endlich "von der Straße" kommt.

    In der NS-Zeit wurde der Radwegebau in die Regierungs- und Parteipropaganda auch als wichtige Voraussetzung für die Förderung des Kraftverkehrs integriert. Das Nationalsozialistische Kraftfahrer-Korps (NSKK) und Der Deutsche Automobil-Club (DDAC),nennt sich heute ADAC unterstützen den Radwegebau.

    In der am 1.10.1934 eingeführten "Reichs-Straßen-Verkehrs-Ordnung" (RStVO) wird Radfahrern, Reitern und Fußgängern das Recht zur Straßenbenutzung erheblich beschränkt: "Ist eine Straße für einzelne Arten des Verkehrs bestimmt (Fußweg, Fahrradweg, Reitweg) so ist dieser Verkehr auf den ihm zugewiesenen Straßenteil beschränkt."

    Jetzt bin ich etwas von der veralteten STVO und dem Straßenverkehrsrecht abgeschweift. Wenn man wirklich die Verkehrswende will, müsste man diese beiden Säulen überarbeiten und den heutigen Verhältnissen anpassen.
    Laut VCD ist dabei die unflexible und autofixierte Ausrichtung des §45 (STVO) von zentraler Bedeutung.
    Dazu machte Dr. Jan Werner von der Beratungsgesellschaft KCW konkret, wo die Gesetze eine Verkehrswende bremsen. §45 (9) StVO sei so ein Absatz, der neu geschrieben werden müsse. Er betont die „Flüssigkeit des Verkehrs“ als wesentliches Ziel der Straßenraumgestaltung und meint mit Verkehr stets nur den Kfz-Verkehr. „Es geht nicht darum eine StVO einzuführen, die automatisch einen Modal Shift hin zum Umweltverbund bewirkt. Eine Reform richtet sich an die Kommunen, die eine Verkehrswende wollen“, betonte Werner. Konkret sieht Dr. Werner folgende Reformziele:

    -Sicherheit und Leichtigkeit des Fuß- und Radverkehrs gewährleisten bzw. erhöhen.
    -ÖPNV schneller machen und die Fahrplantreue verbessern.
    -Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs auf einem akzeptablen Niveau erhalten, jedoch nicht die maximale Leistungsfähigkeit des Autoverkehrs zum Maßstab der Planung machen.

    Nur die Politik hat dies wir mir scheint, nicht zur Kenntnis genommen. Wird darüber eigentlich diskutiert in entsprechenden Gremien/Bürgerinitiativen/ Parteien.
    Es wundert mich das die Politik nicht reagiert, den laut VCD Zitat "gibt es viele Kommunen und Bürgerinitiativen, die gern mit stadtweiten Konzepten den Straßenraum lebenswerter gestalten möchten. Regelmäßig scheitern sie am gesetzlichen Zwang stets lokal jede Maßnahme prüfen zu müssen. So gibt es zahlreiche Gründe, unter denen Tempo 30 angeordnet werden kann. Da die Forderungen des VCD nach Tempo 30 als Regelgeschwindigkeit aber bis heute nicht umgesetzt sind, bleibt es bei einer mühsamen Erarbeitung eines Flickenteppichs."

    Ein bisschen lang geworden..................,
    aber ich lass mich gerne korrigieren und vom Gegenteil überzeugen.

    mit vorweihnachtlichen Grüßen
    Reiner vom südlichen Niederrhein

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    1. Hallo Reiner,

      deine kritischen Aussagen zur StVO kann ich nicht nachvollziehen. Was irgendwann vor hundert Jahren irgend jemand gedacht hat, ist mir wurscht. Mich interessiert nur die heutige StVO.

      Und § 45 Abs. 9 StVO ist für uns Radfahrer pures Gold. Die Vorschrift besagt zum Beispiel, dass Einbahnstraßen immer für Radfahrer in Gegenrichtung freizugeben sind. Es sei denn, es wird eine besondere Ausnahme festgestellt. Außerdem erlaubt die Vorschrift Verbesserungen für den Radverkehr nur zu dessen Bequemlichkeit. Und Tempo 30 selbst dann, wenn's die Autofahrer nervt. Was stört dich?

      Dass die Behörden die Vorschrift nicht beachten, ist eine andere Sache, aber dafür gibt's Gerichte.

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    2. Klasse Reiner, vielen Dank für den Input mit den vielen Hinweisen auf die möglichen Wurzeln unseres heutigen Verkehrsproblems. Für mich ist das neu, klingt aber aus meiner Sicht sehr plausibel und ist bisher nicht im geringsten Teil der allgemeinen Diskussion. Das historische Wissen zur Verkehrspolitik ist, letztlich kann ich auch nur für meine Wahrnehmung sprechen, doch begrenzt.
      Die Reaktionen hier darauf ("von was juckts mich" bis "egal, wir hier lokal kommen ganz toll voran") zeigen allerdings, dass die Tiefe des Problems, die Du beschreibst, nicht verstanden wurde. Das ist schade, aber für Dich sicherlich nichts Neues.
      Aus dem Wurzeln der 1920-er und 1930er-Jahre ist inzwischen ein großer mächtiger Baum geworden, der mit seinem Schatten viel zuviel bedeckt. Und ich finde den Ansatz gut und dringend nötig, an diesen Wurzeln in der StVO Hand anzulegen und die Spielregeln für die Planung zu ändern.
      Christine hat natürlich auch recht damit, dass die Radelnden selbst aktiver werden müssen und die Forderungen und Lösungsansätze in die Diskussion bringen.

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    3. Mein "egal" ist natürlich Quatsch ;)

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    4. Hallo RhalpH,
      Zitat von DIr "Und Tempo 30 selbst dann, wenn's die Autofahrer nervt. Was stört dich?"

      Also ich bin kein permanenter Radfahrer, ich besitze zwar mehr Räder als Auto's. Ich bewältige meine/unsere Mobilität so wie es für uns passt. Meinen Arbeitsweg habe ich 3-4 mal die Woche mit dem Rad bewältigt, und dies bei jedem Wetter und Jahreszeit. Gehen auch noch viele Strecken zu Fuß u.s.w. Also ich kenne viele Seiten der Mobilität.
      Was mich stört ist zum Beispiel, das zuerst nachgewiesen werden muß warum auf einem Streckenabschnitt langsamer gefahren werden muß und nicht umgekehrt. Ein Beispiel: Man passiert das Stadtausgangsschild, darf dann sage und schreibe 400m 70km/h fahren, um dann ca 200m 50km/h zufahren. Ich fahre hier die 400m dann aber auch mit 50km/h weiter nach dem Stadtausgangsschild. Ihr glaubt gar nicht, was hinter mir los ist, viele winken mir freundlich zu, versuchen sich ein Loch in die Stirn zubohren u.s.w., oder Überholen mih trotz Überholverbot.

      Der Grund für diesen Geschwindigkeitsirrsinn ist unsere STVO. Es ist laut STVO nicht zulässig die 400m 70-er Zone auf 50 zu belassen, zumal es auch noch eine Bundesstrße ist.

      Um bei Thema 30 zubleiben. Hier ignoriert die Politik wieder eine EU-Empfehlung:
      Der Verkehrsausschuss im Europäischen Parlament nahm am 23.06.2011 mit großer Mehrheit einen Bericht zur Straßenverkehrssicherheit in Europa an. Darin enthalten ist eine Empfehlung an das Plenum, Tempo 30 km/h als Regelgeschwindigkeit in geschlossenen Ortschaften in Europa einzuführen. Den Städten und Gemeinden soll es jedoch weiterhin erlaubt sein, eine Höchstgeschwindigkeit von 50 km/h für einzelne Straßen zuzulassen.
      Das Europäische Parlament hat 2011 mit großer Mehrheit den zuständigen Behörden „nachdrücklich empfohlen“, in Stadtgebieten „generell eine Höchstgeschwindigkeit von 30 km/h vorzuschreiben“. Diesem Antrag haben alle deutschen Abgeordneten zugestimmt – auch die von CDU, CSU und FDP.
      Schon seit Jahren empfehlen uns Verkehrssicherheitsexperten ( auch auf BUndesebene), dass 30 als Höchstgeschwindigkeit die Regel sein sollte und nicht 50.

      Da ist noch so ein Thema was politisch in Vergesseheit geraten ist. Wenn man der Politik zuhört, kommt man zu der Annahme das es ein Recht auf Autofahren gibt, als wenn dies zur Grundversorgung der Bevölkerung gehört. Nur weit gefehlt mit dieser Annahme. Was aber definitive zur Grundversorgung gehört ist der öffentliche Verkehr, also auch der ÖVPN. Zuständig für die Grundversorgung der Bevölkerung sind Städte und Landkreise. Wie dieser Teil der Grundversorgung in vielen Teilen Deutschland's aussieht dürfte bekannt sein.
      Deswegen haben Busspuren in meinen Augen auch mehr Vorrang als eine Autospur.
      Und zum Thema ÖPNV ist zuteuer, der sollte den nachstehenden Artikel lesen:
      https://www.mittelbayerische.de/zusatz/versteckte-subventionen-fuer-autoverkehr-21681-art1002843.html

      In Deutschland nicht vorstellbar:
      https://velojournal.ch/vj-online/nachrichten/2019/sie-bauten-sich-ihren-veloweg-selbst.html

      Mein Text ist viel zulang geworden

      Gruß
      Reiner vom na ihr wisst schon.

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  6. Danke, Reiner, darüber habe ich auch schon oft geschrieben. Dennoch ändert man halt dieses Grunprinzip nicht so leicht, wobei sich ja sogar zaghaft im Bund ein bisschen was in Richtung Radverkehr tut. Wir diskutieren im Stuttgarter Gemeinderat oft darüber und sind auf dem besten Wege, die City autofrei zu machen und der Radinfrastruktur Vorrang vor den Autoszu geben. Der dempokratische Wandlungsprozess ist allerdings zeitintensiv und mühselig. Entscheidend ist übrigens, dass die Radlerinnen und Radler, die Bürgerinnen und Bürger an ihre politischen Vertreter/innen auch Forderungen stellen.

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  7. Echt witzig, dass du das gerade heute bringst.

    Gestern stand ich an der Ampel, neben mir ein Kleintransporter, der rechts blinkt.

    Sacht der Fahrer durch die offene Beifahrerscheibe: " So, jetzt müssen wir mal überlegen, wie wir uns nicht ins Gehege kommen, wenn ich gleich rechts abbiegen will. Ich würde vorschlagen, Sie fahren erst mal los und ich warte und fahre dann nach Ihnen"

    Ja, und so haben wir's dann auch gemacht.

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    1. Unaufgeregt miteinander zu reden verkleinert ja ohnehin viele Probleme oder lässt sie ganz verschwinden. Ist halt im Straßenverkehr oft schwierig, zumal wenn das Gegenüber im Auto sitzt. Schön, dass es in diesem Fall funktioniert hat.

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    2. Das ist ja echt witzig, dass der Transporterfahrer das mit dir abgesprochen hat. Wird ja immer so gemacht. Mir scheint, es gibt einige durchaus gutwillige und freundliche Autofahrer/innen, die die Verkehrsregeln doch nicht so genau kennen. Schade, dass ich die mit meinem Blog nie erreiche. Aufklärung täte Not.

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