11. Januar 2020

Fahrerflucht nach Dooring-Unfall in Vaihingen

Vaihingen, Katzenbachstraße
Die Polizei sucht Zeug/innen, um den Autofahrer (oder die Fahrerin) zu finden, der eine 16-jährige Radfahrerin verletzt liegen gelassen hat.


Der Polizei zufolge passierte es am Donnerstag zwischen 17:30 Uhr und 17:55 Uhr in der Katzenbachstraße in Vahihingen. Eine 16-jährige Radfahrerin war stadtauswärts Richtung Büsnau unterwegs. Kurz vor der Einmündung der Straße Zum Lauchwald musste sie an einem dunklen Auto mit Stuttgarter Kennzeichen vorbei. Es stand (vermutlich ihrer Aussage zufolge) mitten auf der Fahrbahn. Als sie mit dem Fahrrad rechts vorbei fuhr, öffnete sich unvermutet die Beifahrertür und holte sie vom Fahrrad. Beim Sturz verlor sie das Bewusstsein. Es war dunkel, die Gegend ist einsam, Häuser sind fern, am Straßenrand stehen ein paar Autos oder Anhänger. Offenbar fuhren die Verursacher des Unfalls davon, ohne sich um die bewusslose und regungslos da liegende Schülerin zu kümmern.


Ein Radfahrer, der kurz vor 18 Uhr dort entlang kam, entdeckte die bewusstlose junge Frau zwischen zwei geparkten Autos liegend und rief Rettungsdienst und Polizei. Die Schülerin musste im Krankenhaus versorgt werden.

Die Polizei sucht nun Zeug/innen, die das dunkle Auto dort haben stehen sehen sehen. Wenn ihr irgendwas gesehen habt, bitte anrufen bei: +49 711 8990410 oder jeder anderen Polizeidienststelle.

Übrigens verwechseln die Stuttgarter Nachrichten in der Titelzeile ihres Berichts, "16-jähre stürzt über Autotür ...", wieder mal Täter und Opfer. Es ist nicht die Schülerin, die über eine Autotür stürzt, sondern es ist eine Autotür, die die junge Frau zum Sturz bringt.  

Ich finde den Vorgang ungeheuerlich. Beide Autoinsassen müssen mitbekommen haben, dass sie beim Öffnen der rechten Seitentür eine junge Frau vom Fahrrad geholt haben. Offenbar fühlten sie sich auf der einsamen dunklen Strecke so unbeobachtet, das sie Unfallflucht begingen. Stellt euch mal vor, ihr beiden (oder waren noch mehr dabei), die ihr in diesem Auto saßet, es wäre eure Tochter oder eure Schwester gewesen, die jemand anders auf der Straße bei Nacht und Kälte liegen gelassen hat, nachdem er sie mit einer Autotür vom Rad geschlagen hat.

Nachtrag mit neuer Info: Auf Facebook hat die Frau des Mannes kommentiert, der sie gefunden hat. Sie schreibt: "Das schlimme an der Sache ist, dass das Mädchen in stabiler Seitenlage an den Fahrbahnrand gelegt wurde, das Rad zur Seite geschoben wurde und man einfach abgehauen ist. Das ist einfach unvorstellbar."

Dooring-Unfälle sind ein weitgehend unterschätztes, aber großes Risiko für Radfahrende, denn sie gehen meistens nicht ohne schwere Verletzungen ab. Verletzt wird dabei nur der Radler oder die Radlerin, die Autofahrenden, die den Fehler begehen, kommen völlig unbeschadet davon. 

Immer noch sehe ich viele Radler/innen viel zu dicht an geparkten Autos entlang fahren. Ein Radler muss mindestens (!) einen Meter, Abstand zu abgestellten Autos halten. Und er/sie sich auch nicht verführen lassen, an geparkte Autos heranzuradeln, wenn ein Autofahrer unbedingt überholen will und das durch Drängelei deutlich macht. Und nicht glauben, man könne vorher irgendwie abschätzen oder sehen, ob gleich einer aussteigen will, der noch eine Weile auf dem Handy gedaddelt hat. Ein Radler braucht bei Tempo 20 (was nicht besonders schnell ist) immerhin noch 11 Meter, um vor einer Tür noch anhalten zu können, die plötzlich aufgeht. Das heißt, er hat das Auto noch gar nicht erreicht, dessen Tür unversehens vor ihm aufgeht, und kann doch nicht mehr bremsen. 

Autofahrende müssen sich wirklich ordentlich nach hinten umdrehen, bevor sie eine Seitentür öffnen. Sie müssen zehn Meter der Fahrbahn oder des Gehwegs hinter sich überblicken, bevor sie die Tür öffnen. Verkehrsexperten empfehlen den niederländischen Griff. Er bedeutet, dass man mit der rechten Hand die linke Seitentür aufschiebt und mit der linken Hand die rechte. Leider achten Menschen auf Beifahrersitzen noch viel weniger auf den Verkehr von hinten als Fahrer/innen, sie rechnen nicht mit Autos oder eben Rädern, die von rechts hinten kommen. Manchmal (in München oft) verlaufen aber gerade die Radwege entlang der Beifahreseite.


Auch das rechts an einem Auto vorbei fahren, das steht, ist riskant. Es ist Radfahrenden ausdrücklich erlaubt, rechts an stehenden Fahrzeugen vorbei zu fahren (vor allem an Ampelschlangen), sie müssen es allerdings langsam tun. Wahrscheinlich war die 16-jährige Radfahrerin nicht mal schnell unterwegs, aber zum Bremsen reicht es eben nicht mehr, wenn man schon neben dem Auto ist, und die Tür aufgeht.

13 Kommentare:

  1. "Sie müssen zehn Meter der Fahrbahn oder des Gehwegs hinter sich überblicken, bevor sie die Tür öffnen." Nur 10 Meter? Das reicht doch nur grade so um eine Notbremsung zu erlauben, dabei darf man nicht mal behindern!

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    1. Miestens sieht man ja mehr, wenn man sich umschaut, als nur zehn Meter, aber die müssten es eben mindestens sein, denke ich. Und ehrlich, ich wäre froh, wenn sich die Leute überhaupt umgucken würden, bevor sie die Tür aufmachen. Meisten schwingt die Tür sdchon auf, dann sieht mich doch noch der Aussteiger und zieht sie wieder ran, aber ich habe schon eine Schreckbremsung gemacht und fahre mit Herzklopfen weiter (und zwar auch, wenn ich eigentlich genügend Abstand zum geparkten Fahrzeug halte).

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  2. Unglaublich, hoffentlich werden die Täter gefasst und bekommen wegen unterlassener Hifeleistung und Fahrerflucht eine saftige Strafe.

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  3. Quelle für den Bremsweg? Kommt mir lange vor.

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    1. Habe ich Anfang letzten Jahres in der WAZ gelesen, aber die Quelle ist online nicht mehr zugänglich. Normalerweise rechnet man zum Bremsweg auch eine Reaktionszeit dazu. Vier Meter (eine Autolänge) reichen auf keinen Fall, wenn man mt 20 km/h unterwegs ist, saust man mit 30 km/h den Berg runter, ist eh alles zu spät, wenn die Seitentür aufgeht und man schon auf Höhe des Autos ist.

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    2. Hier ist eine andere Quelle. Ob das die Reaktionszeit mit drin ist, habe ich auf die Schnelle gar nicht gesehen. Ich schreibe mal was drüber. https://www.mystrobl.de/ws/fahrrad/rad2pkw.htm

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    3. Anhalteweg= Reaktionsweg+Bremsweg, unabhängig vom Fahrzeug.

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  4. Mit 1 sec Reaktionszeit (das ist ewig) kommt man mit -5m/s^2 in ca 9m zum stehen, reiner Bremsweg ca 3m.

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  5. Da ist eine schöne Quelle für Verzögerung mit Fahrrad.
    http://www.gutax.de/Diplomarbeit_Manfred_Bulla.pdf

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  6. Ich lass mich von Überholern nicht dicht an parkende Autos drängen muss aber gestehen, dass ich wissentlich den Sicherheitsabstand oft nicht einhalte. Dann nämlich, wenn ich in einer relativ engen Wohnstraße unterwegs bin, wo Autos auf meiner Fahrbahn parken und der Platz für ein entgegenkommendes Fahrzeug und mich sonst zu eng wäre, ich also in jede Lücke fahren müsste, und dem bevorrechtigten Gegenverkehr vorbeizulassen. Da hoffe ich dann halt, dass kein Idiot plötzlich die Tür öffnet. Bislang zum Glück auch noch nicht geschehen

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    1. Ich bremse ins so einem Fall allerdings sehr stark ab. Der Punkt ist ja der, dass es irgendwann geschieht und einer die Tür vor dir aufmacht. Heutzutage sitzen die Leute manchmal noch eine Weile im Auto, das sie in eine Lücke rangiert haben, und checken die Handynachrichten. Und plötzlich enstchließen sie sich, auzusteigen. Wünschen wir uns viel Glück.

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  7. Es ist lustig, wie um den heißen Brei herum geredet wird.

    Es fand erneut ein Angriff auf eine der unseren statt.

    Jedes Jahr gibt es dabei allein in unserem Land etwa so viele Opfer, wie bei den Anschlägen des 11. September.
    Nun vergleichen wir doch einfach mal, welche Maßnahmen jeweils für angemessen erachtet werden, um unsere Freiheit und Sicherheit wieder herzustellen.

    Ich sag mal so: für das Geld hätten wir viele Radwege bauen können, die benutzbar und sicher sind.

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