15. Februar 2020

Autofahrer bringt Radfahrer zu Fall

Ein Autofahrer hat am Mittwochabend einen Radfahrer zum Sturz gebracht, weil er plötzlich auf den Radstreifen fuhr. 

Die Polizei sucht Zeug/innen, denn der Autofahrer (vielleicht war es ja auch eine Fahrerin) beging Unfallflucht.

Der Radfahrer war gegen 18:40 Uhr auf der König-Karl-Straße Richtung Fellbach unterwegs. Nach der Unterführung unter der Eisenbahn beginnt vom Gehweg herab ein Radfahrstreifen, der rot markiert ist. Offenbar zog ein Autofahrer unversehens auf diesen Radfahrstreifen (die Polizei spricht in ihrer Meldung fälschlich von Radweg) hinüber.
Deshalb musste der Radler bremsen, stürzte und verletzte sich leicht. Das Auto fuhr weiter Richtung Fellbach. Es handelt sich um einen grünen Sprinter mit Heidenheimer Kennzeichen. Die Polizei sucht nun Zeug/innen. Das Foto zeigt die Stelle, stammt aber von einem anderen Abend. Dunkel war es auch zum Unfallzeitpunkt. Ich habe an der Stelle immer Angst vor den Rechtsabbiegern. Der Sprinterfahrer scheint jedoch einen Autostau über den Radstreifen umfahren gewollt zu haben.


Stuttgarter Zeitung, 14.2.2020
Bemerkenswert finde ich, dass sowohl die polizeiliche Pressemeldung, als auch die Stuttgarter Zeitung bei der sprachlichen Darstellung sehr aufmerksam waren und die Situation so darstellen, wie sie vermutlich war. Die Stuttgarter Zeitung titelt zwar "Radfahrer gestürzt", was zunächst nach Alleinunfall aussieht, schreibt dann aber sofort weiter: "Ein Autofahrer hat ... durch ein gefährliches Fahrmanöver einen ... Raufahrer zu Fall gebracht." Diesmal wird der Radfahrer nicht indirekt zum Mitschuldigen gemacht.

11 Kommentare:

  1. Was redest Du da? Bemerkenswert das die STZ bei der sprachlichen Darstellung sehr aufmerksam war? Ist das Dein ernst? Gerade Du als Schriftstellerin, eine Frau des Wortes? Eine Headline gibt den Grundtenor vor....

    Die Headline gibt das Ergebnis wider- nicht aber die Ursache! Und das ist für Dich lobenswert und ein 'Fotschritt'? *Nur noch kopfschütteln*

    Der Artikel bestätigt meine sehr kritische Haltung gegenüber der STZ. Diese ist nicht nur S21-Pro sondern das auch Sprachrohr der Autolobby und fasst die GRÜNE-Landesregierung mit Samthandschuhen an...

    Mathias Maier

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    1. Hallo Matthias, ich finde den Artikel der StZ ausgewogen und weiß die neue Sorgfalt dort zu schätzen. Die Schlagzeile geht so in Ordnung, denn sie fokussiert auf den entstandenen Schaden und hilft beim Durchblättern zu entscheiden ob man diesen Artikel lesen möchte. Alle anderen Überschriften die mir einfallen wie "Radfahrer zu Fall gebracht" passen nicht in eine Zeile, und bei einer kleinen Meldung ist das wichtig für das Layout.

      Gruß,
      Carsten

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    2. Bitte was? Es gibt bei der STZ keine Headlines über 2 ZEILEN? Eine Headline fokussiert sich auf den Schaden und nicht auf die Ursache? Vorrang hat das Layout? Entschuldigung, was wird das hier? Mathias

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  2. Der ganze Abschnitt vor der Unterführung und auch ein paar Meter weiter (Busspur) ist eine einzige Murksnummer. Saufgefährlich. Aber:

    Ich habe dies schon mehrfach die letzten Jahre der Fahrradbeauftragten Éva Ádám gemeldet. Nichts ist passiert. Nicht einmal eine Rückantwort habe ich bekommen. Hat sie anscheinend nicht interessiert-lässt tief blicken....Isabell K.

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  3. Die untaugliche Überschrift in des StZ spricht erneut Bände. Schon in der Schule wurde uns die Psychologie des Zeitunglesens beigebracht. Zuerst werden auf einer Seite nur Überschritten, dann bei einer Auswahl die Kurztexte oder ersten Abschnitte gelesen. Den Langtext liest nur, wer sich ohnehin für ein Thema interessiert. Meinung macht die Überschrift...

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  4. Ja, die Zeitung hätte auch meine Titelzeile nehmen können. Aber es ist schon bemerkenswert, dass hier das Verhalten des Autofahrers problematisiert wird und nicht mehr, wie sonst üblich, das des Radfahrenden (trug keinen Helm, war zu schnell, wurde übersehen, kam überraschend etc.). Und danke, Mathias für die generelle Infragestellung meiner geistigen Kompetenzen. Ist doc hschön, immer wieder draufzuschlagen, gell. Das versuche ich für meinen Teil zu vermeiden. Ich versuche stattdessen zu differenzieren.

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  5. Der Artikel der Zeitung überrascht positv, nur Dein "plötzlich" finde ich nicht so gut. Radfahrer und Fußgänger handeln nicht "plötzlich", sondern vorhersehbar. Dazu muss man halt auf die Straße achten, nicht aufs Handy.

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    1. Mit "plötzlich" ist der Sprinterfahrer gemeint.

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    2. Genau, aus sicht der Autofahrenen sind Fußgänger/innene oder Radfahrende immer "plötzlich" da. Sie sehen oft gar nicht, wo die herkommen, weil sie nur auf Autos achten. Wohingegen der Autofahrer aus Sicht des Radfahrers tatsächlich plötzlich nach rechts schwenkte. Autos sind so schnell, dass sie plötzlich woanders sein können, als man eben noch dachte. Und ja, ich bin an dieser und ähnlichen Stellen ebenfalls extrem vorsichtig und schaue mich um, was da so kommt.

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  6. Die Stelle ist brandgefährlich! Wer rechnet schon damit, dass 5m vor einer Ampel eine Fahrspur kreuzt!!!?????
    Ich fahre durch die Unterführung an der Stelle möglichst auf der Straße (ist ja erlaubt), und wenn doch auf dem Gehweg, schaue ich an der Stelle, ob ein Auto in der Nähe ist, ob es abbiegt und ob es mich auch sieht. Sonst steht auf meinem Grabstein: "Er hatte keine Schuld".

    Natürlich ist der Autofahrer schuld, wenn er hier einen Radfahrer umnietet - aber bei solchen "Radwegen" werden ja Unfälle geradezu gefördert!

    Merke: Radförderung Stuttgart = Radunfallförderung.

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  7. Liebe Christine (Teil 1),
    vielen Dank für das Aufgreifen meines Unfalls auf deinem Blog und für die differenzierte Darstellung. Wir kennen uns nicht persönlich, doch lese ich deine Beiträge immer wieder gern. Aus gegebenem Anlass komme ich erst jetzt dazu, mich zu äußern.
    Ich hatte vorher noch nie einen Unfall im Straßenverkehr, deshalb weiß ich nicht, wie das sonst so gehandhabt wird. Doch es stimmt, dass die Pressemeldung der Polizei den Unfallhergang so wiedergibt, wie ich ihn – im Krankenwagen liegend – zu Protokoll gegeben habe. Das heißt zunächst mal, man hat mir geglaubt und mich in keiner Weise zum (Mit-)Schuldigen gemacht. (Über die Überschrift der StZ lässt sich sicher streiten, deine gibt den Sachverhalt zweifellos korrekter wieder.) Zu diesem Zeitpunkt war ich mir sicher, dass es noch weitere Zeug*innen geben musste. Dass dem nun offenbar doch nicht so ist, ist mir ein völliges Rätsel – zumindest die nachfolgenden PKW-Fahrer*innen müssen es mitbekommen haben. Vielleicht hielten sie nicht an, weil der Sturz gar nicht so schlimm aussah, denn ich fuhr nicht besonders schnell (an dieser Stelle fahre ich nie schnell).
    Schlimm waren und sind der Sturz und seine Folgen für mich dennoch. Die Pressemeldung der Polizei spricht von „leichten Verletzungen“, wahrscheinlich weil ich nur ambulant im Krankenhaus war (das aber sehr ausgiebig). Neben einer sehr schmerzhaften Rippe sind das ein gebrochenes Handgelenk links und ein Trümmerbruch eines Mittelhandknochens rechts, an letzterem wurde ich gestern operiert. Das heißt, ich kann beide Hände so gut wie nicht gebrauchen, werde viele Wochen arbeitsunfähig sein und kann bis auf weiteres nicht mal selbständig aufs Klo. Die Person im Transporter hingegen dürfte durch ihr Manöver eine Zeitersparnis von geschätzt maximal 30 Sekunden gehabt haben und fuhr einfach von dannen, möglicherweise hat sie meinen Sturz nicht einmal bemerkt. Das nur mal so zu den Dimensionen. Theoretisch wissen wir alle, dass wir gefährdet sind, vertrauen aber mit der Zeit vielleicht zu sehr auf unsere Erfahrung. Dabei kann es so schnell gehen. Ich fahre einiges über 3000 km im Jahr, fast ausschließlich in der Stadt und auch bei schlechtem Wetter. Mein letzter Sturz liegt viele Jahre zurück. Damals war auf freiem Feld eine Eisplatte schuld, bzw. ich war schuld, weil ich sie übersehen hatte. Diesmal gab es keine Eisplatte, dafür war es nicht kalt genug, und ich weiß schlicht nicht, was ich hätte anders machen können. Weniger heftig bremsen? Dann wäre ich vielleicht mit dem Transporter kollidiert und alles wäre noch schlimmer ausgegangen… Ich brauche jetzt nur Geduld und habe gute Aussichten, dass körperlich nichts zurückbleiben wird. Darüber bin ich froh und dankbar. Ob das Radfahren, wenn ich es physisch wieder kann, allerdings so wie vorher sein wird, weiß ich nicht. Mit Angst im Nacken sollte man sich in dieser Stadt vielleicht besser nicht in den Sattel begeben. Andererseits liegt es eigentlich außerhalb meiner Vorstellungkraft, mich anders als mit dem Rad zur Arbeit und wieder zurück zu bewegen. Mir würde ein wichtiger Teil meines Lebens fehlen.
    Die Unfallstelle war übrigens nicht dort, wo die Gefahr von Rechtsabbiegern in die Eisenbahnstraße droht, sondern ein kleines Stück weiter hinten. Komischerweise habe ich vergessen, wo genau ich zum Liegen kam – ich stand unter Schock –, aber es dürfte ziemlich genau auf der Höhe des Fußgängerüberwegs oder kurz dahinter gewesen sein. Nachträglich habe ich aus der Erinnerung noch eine Stellungnahme zum Unfallhergang an die Polizei geschickt. Demnach vermute ich, dass die Person im Transporter nicht am Stau rechts vorbeifahren wollte, sondern nur an einem einzelnen Auto, das auf die Linksabbiegerspur einfädeln wollte.

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