Radfahren ist die derzeit gesündeste Art, in Stuttgart unterwegs zu sein.
Wenn ich von meinem Balkon runter schaue, sehe ich dieser Tage mehr Radfahrende (übrigens auch mehr Fußgänger/innen) als sonst. Mein Nachbar fährt jetzt mit dem Rad zur Arbeit, statt mit den Öffenlichen. Und er ist nicht der einzige. Am Montag und gestern passierten über 4.000 Radler/innen die Zählstellen an der König-Karls-Brücke. Auf der Kaltentaler Abfahrt (Böbinger Straße) waren es rund 1.500.
Und weil auch immer weniger Autos unterwegs sind, könnten wir jetzt doch mal schnell für die vielen neuen Radfahrenden auf unseren Hauptstraßen eine Spur wegnehmen und als Radwege ausweisen. Das wäre doch was! Das würde ganz schnell noch mehr Leute aufs Fahrrad bringen.
Radfahren senkt das Infektionsrisiko, weil man allein unterwegs ist und zu anderen Radfahrenden mehr als zwei Meter Abstand hält. Das neue Corona-Virus wird durch Tröpfchen in der Atemluft anderer übertragen. Es überlebt aber auch an Haltegriffen in der Stadtbahn (ob es da aber auch infektiös ist, ist unklar). Radfahrende fassen jedoch nur ihre eigenen Fahrradgriffe an. Und dauf denen befinden sich nur die Keime, die man selber hat. Die Griffe an Ampelmasten kann man ja dieser Tage mal nicht anfassen. Und weil unsere Drücker an den Ampeln eh meist gar nicht funktionieren, braucht man auch die nicht zu betätigen. Ansonsgten, Handschueh anziehen, Handschuhe nach der Fahrt in die Sonne legen, dann sind alle Keime weg.
Das Risiko einer Infektion ist beim Radfahren ist gleich Null, meint ein Pneumologe in diesem Spiegel-Artikel. Radfahren ist zudem gut für die Allgemeingesundheit, es senkt den Blutdruck, es stärkt die Lungen, es kurbelt das Immunsystem an, es stimmt positiv. Da kann Autofahren nicht mithalten. Wer im Autos sitzt, setzt seine Lunge zusätzichen Luftgiften aus, ohne sie durch körperliche Aktivität oder Allgemeinfitness bekämpfen zu können.
Radfahren ist die ideale Mobilität in den Tagen von Covid-19.
Auch wenn der Fahrradverkauf geschlossen ist, viele bieten in Stuttgart noch die
Reperatur von Fahrrädern an, damit sie fahrtüchtig bleiben. Das ist auch erlaubt. Denn Rad-Reperarien muss genauso möglich sein wie Auto reparieren lassen.
Radfahren bei Ausgangssperre?
In Österreich, wo bereits eine Ausgangssperre gilt, ist ebenso wie das
Alleine-Spazierengehen (mit Hund oder mit einem Anverwandten) das
alleine Fahrrad-Fahren erlaubt, auch ohne dass es dem Weg zur Arbeit
oder zur Selbstversorgung dient. Auch in Bayern ist es noch erlaubt, sportlich Rad zu fahren (oder zu laufen), doch wenn Gruppen, dann nur Familie. In Gruppen mit anderen radeln ist verboten und sollte auch dort unterbleiben, wo es noch nicht verboten ist.
Das Radeln im Familienverband konnten wir am Sonntag beobachten. An diesen sonnigen Tagen sind aber auch immer noch viele Väter mit ihren Kindern auf Fahrrädern unterwegs. Mag angehen, doch im Pulk mit Menschen radeln, mit denen man nicht auch das Zuhause teilt, sollte man unterlassen. Schon wenn sich die Familien an typischen Ausflugsampeln (wie dieser am Rosensteinbunker) stauen, läuft das dem Ziel dieser Tage zuwider, immer und überall mindestens 1,50 Abstand voneinander zu halten. Wir düfen uns nicht in den Atemwolken anderer aufhalten. Wobei unklar ist, wie lange man einander zu nahe gewesen sein muss, damit es für eine Infektion reicht. Derzeit sagt man: 15 Minuten.
Wir alle haben hoffentlich inzwsichen verstanden, dass nicht unser persönliches Risiko, infiziert zu werden, zählt, sondern dass es darauf ankommt, die Zahl derer, die wir um uns herum infizieren, klein zu halten, damit unser Gesundheitssystem nicht in ein paar Wochen zusammenbricht. So schwer die Mobilitätsbeschränkungen auch auszuhalten sind, wir werden es auch nicht ertragen, wenn in vier Wochen unser Opa oder unsere Mutter einsam im Gang eines Krankenhauses oder einer zum Lazarett unfunktionierten Turnhalle stirbt, weil es kein Intensivbett und kein Beatmungsgerät mehr gab.
Es kommt jetzt, in diesen Wochen, vor allem darauf an, die Zahl der Neueinfektionen und Erkrankungen so gering zu halten, dass unsere Krankenhausbetten und Ärzt/innen im Mai, Juni, Juli und August ausreichen, alle mit gleicher Sorgfalt zu behandeln. Also haltet Abstand!
Und bleibt gesund und gelassen!
Das Corona-Virus kommt zur Unzeit was den Radverkehr angeht: Auch wenn 'der große Wurf' in den nächsten Jahren nicht zu erwarten war, wirft das Virus jetzt zusätzlich die Radverkehrspolitik um ein ganzes Jahrzehnt zurück. Die volkswirtschaftlichen Schäden sind derart gigantisch hoch (Billionen), das zukünftig das Land und jede Kommune bei allem Rotstift regieren wird. Tja, sehr bedauerlich- so schnell kann es gehen.
AntwortenLöschenDa hätte man 'in guten Zeiten' einfach mehr bewegen müssen. Hierbei hat VM Hermann und OB Kuhn kläglich versagt.... Ulrike
Liebe Ulrike, ganz im Gegenteil:
Löschen"Es tut gut zu sehen, was in Krisenzeiten an Einschränkungen des täglichen Lebens möglich ist.
Zu gegebener Zeit wird Resumee gezogen werden und dann werden wir Solidarität einfordern und einschneidende Maßnahmen zum Schutz von uns Radlern verlangen und die üblichen Ausreden werden nicht mehr gelten."
Ich freue mich schon auf kommende gute Zeiten.
Ich denek auch, dass wir derzeit nicht wissen und sagen können, wie sehr der Sommer unsere Gesellschaft verändern wird. Für STaßenbau für Autostraßen wird jedenfalls kein Geld da sein oder ausgegeben werden. Und es mag auch sein ,dass wir sensibler geworden sein werden für die Prognosen won Wissenschaftler/innen, was beispielsweise den Klimawandel betrifft: Wir lernen jetzt gerade alle, dass die Menschen durchaus einverstanden sind, wenn jemand rigorose Entscheidungen trifft und ihnen sagt, wie sie sich verhalten sollen. Ich beobachte, dass die Leute sich nach Entscheidungen sehnen, die es ihnen erlauben, sich vernünftig zu verhalten und nicht mit denen konkurrieren zu müssen, die Vernunft für dämlich halten und munter alles tun, um allen zu schaden. Übrigens denke ich, dass es uns hilft (und über viele Wochen helfen wird), wenn wir die Zukunft positiv denken, an uns glauben und an unsere Kraft, positive Entscheidungen herbeizuführen. Allerdings habe ich selber noch nie zur Schwarzmalerei geneigt, auch wenn ich keine rosarote Brille aufhabe.
LöschenMan kann auch in wirtschaftlich schlechten Zeiten kluge und gute Entscheidungen treffen. Ein Tunnel vom Gaskessel bis an den Hauptbahnhof wird wieder eine halbe Milliarde Euro kosten. Das ist in etwa soviel Geld wie Stuttgart für den Radverkehr in 40 Jahren ausgibt. Und jetzt mal im ernst, nicht alles was aus dem Fahrradwegeausbaubuget bezahlt wird hat in angemessener Höhe auch was mit dem Fahrrad zu tun. Die Streesemannstraße wird gerade umgebaut. Ein Gehweg, zweimal Längsparken, zwei! Fahrradspuren, und zwei KfZ Spuren. Das Ganze wird zu 70%! aus dem Fahrradwegebuget bezahlt.
LöschenMerkt ihr was? Das mühsam erkämpfte Fahrradgeld wird zum Straßenbau für Autos verwendet. Irre tolle Idee. Wenn jetzt noch einer kommt und behauptet, dass man so viel Geld hätte und man kann es sowieso nicht richtig ausgeben - hat er recht.
Seit Jahren wird hier und anderswo in Stuttgart der Zustand beklagt, was machen die Planer? Was manen die Verantwortlichen? Wenn wir weniger Geld hätten würde die Stadt nicht so verschwenderisch mit selbigen umgehen.
Ein Traum bleibt bestehen: Die Einschränkung für den KFZ-Verkehr- während Corona und darüber hinaus. Aber so wie ich diese Politik kenne, wird am Ende alles verboten sein- außer das Autofahren.
LöschenAls Ökonom bleib ich gern bei den Fakten und bin nicht empfänglich für Propaganda oder haltlose Durchhalteparolen. Stuttgart hat einen jährlichen Etat von 'lächerlichen' 8 Millionen Euro für den Radverkehr. Offenbarungseid.
AntwortenLöschenDer Staat, die Länder und Kommunen werden nach der Corona-Krise hoch verschuldet sein. Ein grundsätzliches Umdenken wird durch die Corina-Krise deswegen in der Verkehrspolitik nicht stattfinden- weil der Staat und die Wirtschaft schleunigst wieder Geld brauchen bzw. verdienen müssen. Deswegen wird man auch an der systemrelevanten Autoindustrie festhalten bzw. diese sogar schwer pushen. Es geht schon um sehr viele Arbeitsplätze. Da haben Radwege keine Bedeutung.
Das ist bitter für den Radverkehr, ich weiß. Aber der Rückschlag um 10 Jahre wie von Ulrike angesprochen, ist durchaus realistisch. Dagegen sind Deine ideologischen Durchhalteparolen von Dir Christine, ehr fragwürdig und 'latent naiv'. Dr. Michael Schneider