13. April 2020

Gehwege statt Fahrbahnen!

Ich bin derzeit viel zu Fuß unterwegs. Wir erleben, dass die Gehwege zu schmal sind für all die Fußgänger:innen und verpeilten Radler:innen, die sie benutzen. 

Immer wieder gehe ich auf die andere Seite der geparkten Autos und laufe auf der Fahrbahn, weil auf dem Gehweg ein Aneinandervorbeikommen mit 1,5 Metern Abstand nicht möglich ist. Entweder, weil sie zu schmal sind oder weil Autos darauf parken, weil Masten, E-Ladestationen und Parkscheinautomaten darauf herumstehen oder weil Fahrräder und E-Scooter darauf abgestellt sind.

Deshalb: Lasst uns jetzt Wohnstraßen in Begegnunszonen umwidmen und die Fahrbahnen damit für den Fußverkehr freigeben. 

Radfahren und Spaziergehen sind gesund und stärken die Immunabwehr. Aber es fehlt der Platz. Das sieht man genau jetzt ganz deutlich, während gleichzeitig eine Unmenge Raum für den Autoverkehr vorgehalten wird. Und leider fehlt vielen Autofahrenden das Verständnis dafür, dass derzeit immer wieder Leute auf die Fahrbahn ausweichen müssen. Sie fahren nicht langsamer, sie hupen sogar noch erbost. Wir werden aber noch ganz lange Abstandsregeln einhalten müssen. Es lohnt sich also, sich zu überlegen, wo man endlich den Menschen, die sich selbstaktiv fortbewegen, also auf ihren Füßen oder auf Fahrrädern, den Platz einräumen kann, den sie brauchen. Gerade jetzt zeigt sich, wie gnadenlos unsere Städete Fußgänger:innen an den Rand drängen. Und gerade jetzt wird deutlich, wie wichtig es ist, dass Fußgänger:innen genug Platz haben.

Wien
Wien hat bereits die ersten vier Straßen als Begegnunszonen ausgewiesen. Ob es sich um ein neues Vekehrszeichen handelt, kann ich nicht beurteilen. Aber wir in Deutschland besitzen bereits ein Verkehrszeichen, das Fahrbahnen zu verkehrsberuhigten Zonen macht und es Fußgänger:innen ausdrücklich erlaubt, sich dort aufzuhalten.

Burgstallstraße, HRR 1
Allerdings müssen hier nicht nur Autofahrende, sondern auch Radfahrende Schrittgeschwindigkeit fahren. Da wir so eine Zone auch auf der Hauptradroute 1 haben, dürfte das für alle Beteiligten ein vertrautes Verhalten sein.

Ganz viele Menschen, die jetzt ganz viel Spaziergehen, würden es der Stadt danken, wenn sie für sie Raum schafft und gleichzeitig Autofahrenden klar macht, dass jetzt die Zeit ist, Fußgänger:innen und Radfahrende zu respektieren.


4 Kommentare:

  1. Problematisch sind nicht nur die Gehwege, sondern auch die Mittelinseln an Fußgängerüberwegen. Dort wird es regelmäßig viel zu eng, wenn nicht durchgehendes Fußgänger-Grün ist (Rotebühlplatz, Theo beim Palast der Republik, ...).

    AntwortenLöschen
  2. Ich würde gerne usere und die umgebenen Straßen in einen verkehrsberuhigten Bereich wandeln lassen, damit endlich auch dort gelebt werden kann. Schrittgeschwindigkeit und Fußgänger haben Vorrang. Wie kann man soetwas beantragen?

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Liebe Anonyma oder lieber Anonymus, kommt darauf an, wer du bist und wo du wohnst. Als Stadtrat oder -rätin kannst du einen Antrag schreiben. Als Bürger:in kannst du dich an eine Stadträtin oder einen Stadtrat wenden und vorschlagen, dass seine(ihre Fraktion das beantragt. Du kannst auch dem gesamten Gemeinderat schreiben und deinen Wunsch erklären. Aber all das heißt nicht, dass es auch passiert. Denn letztlich entscheidet das der Gemeinderat mit der dort herrschenden Mehrheit, die entweder generell für so was ist oder generell dagegen. Kommt drauf an, wo du wohnst.

      Löschen
  3. Dir, Christine, ist bekannt, dass verkehrsberuhigte Bereiche, Gehweg-Radfahrer frei auf einer Hauptradroute nichts zu suchen haben.
    Genauso wenig übrigens wie auf einer Haupt-KFZ-Route.

    Wenn Du Dich also dafür einsetzt, entgegen den Vorschriften den umweltfreundlichen Radverkehr auszubremsen, warum dann nicht erst reicht den KFZ-Verkehr? D.h. die Hauptstätter Straße in eine verkehrsberuhigte Zone zu verwandeln. Warum akzeptierst Du, dass Regeln beim Radverkehr verletzt werden, um ihn einzudämmen und zu entschleunigen, nicht aber wenigstens im gleichen Maße beim KFZ-Verkehr?

    Mein Vorschlag ist auf den ersten Blick absurd. So ein Antrag öffnet aber vielleicht die Augen...
    Hauptstätter Straße und HRR1 laufen ja parallel. Also auf die Hauptstätter Straße jeweils auf gleicher Höhe einrichten:
    - einen 20km/h-Shared Space (parallel zur Tübinger Straße),
    - verkehrsberuhigte Bereiche,
    - Fußgänger-KFZ frei
    Als i-Tüpfelchen natürlich auch noch
    - Bordsteinkanten auf Kreuzungen,
    - Kreuzungen, die nicht ein einer Ampelphase überquert werden können
    - Schülerquerverkehr ungeregelt - auf jeden Fall ohne Ampel oder Zebrastreifen, dafür temporär mit Lotsenregelung,
    - Ampeln, die nur für Fußgänger und Fahrradfahrer gelten, aber nicht für KFZ
    - Poller an unübersichtlichen Stellen
    - Umlaufsperren auf Kreuzungen, durch die man mit Transportern und LKW nur mit Rangieren durchkommt
    - enge Teilstrecken, sodass entgegenkommende Transporter und LKW nicht aneinander vorbei kommen
    - fehlende, unbeschriftete oder an absurden Stellen aufgehängte Wegweiser
    - Winterdienst nur auf Teilstrecken
    - genehmigte Sondernutzung für Märkte und Feste
    - Sondernutzung zum Zusammenkehren und Lagern von Kehricht
    - Aufstellen von Verkehrsschildern, Ampelmasten und Baustellenbeschilderung mitten auf der Fahrbahn
    - keine Knöllchen für parkende und abgestellte Fahrräder, Kinderwagen, Trollis mitten auf der Fahrbahn
    - Längs-Fugen und tiefe Rillen in Reifenbreite und -Höhe
    - keine Fahrbahnmarkierungen
    - keine Abbiegespuren

    Bitte achtet im GR darauf, dass es unterschiedliche Kategorien von Radverbindungen gibt - analog zum KFZ-Routennetz und genauso mit gestaffelten Breiten, Kurvenradien, Mindest-Höchstgeschwindigkeiten usw.

    Autofahrer haben es doch schon bequem, klimatisiert und trocken. Warum sollten sie dann auch noch schneller vorankommen dürfen?

    (Mit den Regeln meine ich: Verwaltungsvorschriften zur StVO -> Regeln für die Anlage von Stadtstraßen -> Empfehlungen für Radverkehrsanlagen sowie Regeln für die integrierte Netzgestaltung).

    Wien ist übrigens gegenüber Stuttgart ein Traum für Radfahrer. Man muss sich etwas umgewöhnen, denn mit so viel und häufiger Rücksichtnahme rechnet man erst einmal nicht, wenn man die aggressiven Autofahrer von Stuttgart gewohnt ist, und auch die Art der Wegeführung, Ampelschaltung und Beschilderung ist im Detail fremdartig. Nach einer Stunde kommt man aber super zurecht. Es geht also auch in einer Metropole...

    AntwortenLöschen