21. August 2020

Radzeichen geben Orientierung

Blogleser Reinhard war im August in Frankfurt mit dem Fahrrad unterwegs. Er schreibt mir, dass dort vielfach Radzeichen auf der Fahrbahn sind, wo die Radstreifen aufhören und Kreuzungen beginnen.

Reinhard findet die Situation für Radfahrende und die Radpolitik in Frankfurt deshalb besser, weil es mehr breite Straßen gibt, wo man Radstreifen oder Radwege einrichten kann. Aber auch die hören immer wieder vor Kreuzungen auf und Radfahrende müssen im Mischverkehr weiterfahren. Er findet, dass die Radzeichen dem Radler Orientierung geben, wo er auf seiner Radroute weiterfahren soll. Auch Autofahrende sehen, dass die Stadt nicht erwartet, dass Radfahrende sich hier auf Gehwege verdrücken, sondern dass sie auf der Fahrbahn fahren.
Nach Reinhards Schilderung tragen auch die Fahrradstraßen auf der Fahrbahn diese einfachen weißen Radpiktogramme. 

In Stuttgart gibt es solche Radzeichen für den Mischverkehr in Zuffenhausen auf der Ludwigsburger Straße. Es ist nach Angaben der Stadt Stuttgart ein Pilotversuch. Radfahrenden hilft es, mit mehr Selbstbewusstsein vor einem Auto herzuradeln, und Autofahrenden erklärt es, dass sie das Fahrrad vor sich dulden müssen. Eine andere Funktion hat es auf der Ludwigsburger Straße nicht.

Nun fordern die Bezirksbeiräte West und Süd, dass auch auf der Fahrbahn im Schwabtunnel, der gerade saniert wird, solche Radzeichen auf die Fahrbahn kommen. Dann ist Autofahrenden gegenüber klar gestellt, dass Radfahrende hier vor ihnen fahren, fahren dürfen und fahren sollen, und der Tunnel nicht ihnen alleine gehört. Und auch Radfahrende sehen, dass die Fahrbahn für sie der richtige Weg ist, nicht der verbotenene Gehweg.

Frankfurt zeigt, dass man das machen kann, auch wenn diese Radzeichen rechtlich noch im Pilotstatus sind. Vielleicht könnte man in Stuttgart das Pilotprojekt Radzeichen auf der Fahrbahn zeitnah auch im Schwabtunnel umsetzen. Es würde vielleicht - das wäre auch gerade zu testen - die Akzeptanz der Fahrbahn bei Radfahrenden erhöhen und das Verhalten so mancher Autofahrer:innen etwas weniger aggressiv machen.

Die Fotos sind von Blogleser Reinhard. Das obere zeigt die Mainzer Landstraße in der Nähe des Bahnhofs. Das untere ist irgendeine Fahrradstraße.

2 Kommentare:

  1. Ich finde den Ansatz gut, auf jeden Fall als bessere Alternative zu Schutzstreifen. Wichtig ist dabei natürlich, dass die Symbole weit genug vom Rand entfernt sind unter Berücksichtigung der Abstände zum rechten Rand, die Radfahrende sowieso halten müssen.

    Pro:

    Es ist sichtbar, dass Radfahrer ziemlich mittig fahren dürfen und sollen.

    Autofahrer halten mehr Überholabstand, da sie mehr auf die Radfahrer achten, wenn keine Linie gezogen ist.

    Die Kombination mit Gehwegradeln oder baulich getrenntem (nicht benutzungspflichtigen) Radweg ist rechtlich möglich, da keine Benutzungspflicht besteht. Das ist gut als Alternative für unsichere oder ängstliche Radfahrer, die den Mischverkehr mit Kfz scheuen.

    Gegenüber Schutzstreifen drängen sie Radfahrer nicht an den Rand und in die dooring-Zone.

    Contra:

    Radfahrende stecken im Kfz-Stau, wenn die Radinfrastruktur nicht als protected bike lane oder als baulich getrennter Radweg ausgeführt ist (oder mit Abstrichen wenigstens als Radfahrstreifen). Schutzstreifen respektiert sowieso fast kein Autofahrer, wenn die Fahrgasse nur ein wenig eng ist. Dadurch ist der Beitrag gering, den eine solche Infrastruktur zur Induktion von Radverkehr und zum Zurückdrängen des Kfz-Verkehrs beiträgt.

    Autofahrer könnten auf die Idee kommen, dass jede Straße exklusiv ihnen gehört, auf der keine Radsymbole aufgebracht sind. Viele kennen ja noch nicht einmal §2 der StVO - zumindest nicht den Teil, der sich auf Radfahrer bezieht. Der Schuss kann insgesamt also nach hinten losgehen.

    Der Unterschied zu einem Schutzstreifen besteht nur darin, wie die Linien (unterbrochener Mittelstreifen oder Fahrstreifenmarkierung ausgeführt sind. Wer kennt schon so genau die jeweilige Länge von Strich und Lücke. Manche Radfahrer könnten das also den ganzen Fahrstreifen als Schutzstreifen fehlinterpretieren und aggressiv aus Kfz-Fahrer reagieren.

    Manche Politiker und schlecht ausgebildete Verkehrsplaner könnten auf die Idee kommen, so etwas wäre schon Radfahr-Infrastruktur und würden ihre Aufgabe als erledigt ansehen, ohne einen Blick in die technischen Regelwerke zu werfen, unter welchen Voraussetzungen eine Radverkehrsführung im Mischverkehr mit Kfz überhaupt zulässig ist.

    Mein Verbesserungsvorschlag wäre also ein eigenständiges Symbol. In Baden-Württemberg bietet sich das RadNETZ-Symbol an. Das ist kein Verkehrszeichen laut amtlichen Katalog. Es ändert also nichts an der rechtlichen Situation und entfaltet trotzdem die gewünschte suggestive Wirkung.

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  2. Wenn schon ein Pilotprojekt, dann bitte so (das ist sogar in FfM): Ein Schutzstreifen, der wirklich schützt

    https://twitter.com/ffmbybicycle/status/1051413522733772800

    Ob es die noch gibt bzw. die so aufgebracht werden dürfen? Laut dem Twitter Post hat hier das ja Verkehrsministerium interveniert ...

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