24. Januar 2021

Das geheimnisvolle Stuttgarter Rechteck

Was ist eigentlich das Stuttgarter Rechteck? Und wo kann man sich mal eines anschauen? 

Das Stuttgarter Rechteck sieht so aus: Es nimmt die Fläche eines Parkplatz ein und versammelt auf sich alles, was sonst an Apparaten auf Gehwegen herumsteht. Das erste wurde auf Antrag der Grünen in der Schlosstraße, Ecke Johannestraße bei den Car-Sharing-Parkplätzen eingerichtet. Da habe ich es nun bestaunt. Ich finde allerdings, es steht noch ein bisschen wenig darauf herum. Aber das kann ja noch kommen. Gedacht ist nämlich, dass man auf diesem Rechteck allerlei unterbringt: Radbügel, Informationskästen, Ladesäulen und Mülleimer, eben alles, was sonst die Gehwege schmaler macht. Nachlesen kann man das im Fußverkehrskonzept, Seite 43.

Quelle: Stadt Stuttgart
Die Stuttgarter Rechtecke sind Teil des Investitionsprogramms für den Fußverkehr, das ein Fußvekehrskonzept finanziert. Die Fußverkehrskonzepte wurden für einige Stadteile bereits erarbeitet. Ziel ist es, Hauptfußwegeverbindungen zu erkennen und so zu gestalten, dass sie angenehm und bequem sind. Da stehen wir allerdings noch ganz am Anfang. 

Immerhin haben wir nun schon mal ein Stuttgarter Rechteck. Die Bezirke Süd und West machen sich bereits Gedanken, welche Plätze im Bezirk man der Verwaltung für ein Stuttgarter Rechteck vorschlagen könnte: Am ehesten Chancen dürften sie dort haben, wo der Gehweg schmal ist und trotzdem viele Leute laufen und wo zusätzlich ein Parkscheinautomat aufgestellt wurde und/oder Ladesäulen stehen. 

Bei dem viel größere Ärgernis - den überall schamlos abgestellten Motorrädern und E-Scootern, zusätzlich zu den auf Gehwege hochgeparkten Autos - helfen die Stuttgarter Rechtecke allerdings nicht. Sie helfen aber sehr wohl, ein Bewusstsein dafür zu schaffen, dass das, was dem Autoverkehr dient, nicht auf Gehwege gehört, sondern in den den Straßenraum, den wir den Autofahrenden zur Verfügung stellen. Freie und schöne Gehwege werden auch weniger schnell von Motorrädern und Autos zugestellt, als solche, wo der Fußgänger oder die Fußgängerin eh schon einen Slalom durch einen Hindernisparcour vor sich hat. 

Ein eher quadratisches Rechteck gibt es übrigens noch in Stuttgart. Es befindet sich ind er Altenbergstraße, die von der Immehoferstraße den Berg hoch abgeht. Hier wr der Gehweg so offensichtlich zu schmal für den Parkscheinautomaten, dass man es nicht anders machen konnte. Platz für Radbügel ist nicht vorgesehen.

10 Kommentare:

  1. Wie schon oft gefordert, mindestens jeder 10., eigentlich aber jeder 5. Parkplatz gehört so ersetzt.

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  2. da kommen noch vier Radbügel und ein Poller drauf, wie die pinkfarbenen Markierungen auf dem Boden vermuten lassen.
    Aber wieso das jetzt tiefschwarz und wasserundurchlässig asphaltiert wurde, obwohl die Stadt immer beteuert, dass sie "alles für den Klimaschutz" unternehmen will, frage ich mich.
    Nebenbei ein paar Zahlen:
    im Westen gibt es ca. 9500 Parkplätze. Der Gemeinderat hat mal beschlossen, dass der MIV um 20% reduziert werden soll. Wenn man also davon ausgeht, dass das mit einer analogen Reduzierung der Parkplätze einhergeht, brauchen wir bei dem Tempo ganz schön lange dafür (das rechne ich lieber nicht aus)....

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    1. Liebe Anonyma, da war vorher ja auch nichts anderes als Asphalt einer doch sehr dicken Fahrbahndecke, ich finde es hätte wenig Sinn gehabt, das Viereck wasserdurchlässig zu mache. Aber man könnte durchaus noch ein Baumbeet daneben setzen, das finde ich auch. Und ja, Poltik ist eben eine langwierige Sache, zumal es immer dann, wenn es um die konkrete Wegnahme von Parkplätzen geht, viele Parteien von dem Beschluss nichts wissen wollen, und es wir ja jede Maßnahme im Gemeindrat beschlossen oder eben nicht beschlossen.

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  3. Schöne Idee. Warum Parkscheinautomaten auf dem Gehweg platziert werden, habe ich noch nie verstanden. Die gehören auf die Fläche der Parkplätze. Einfach alle 10 Parkplätze einen Streifen von 2m Breite reservieren. Dann kann man gefahrlos vom Gehweg aus hingehen.

    Aber das Rechteck ist auch eine Lösung. Einen Vorschlag hätte ich noch. Wenn da Abstellplätze für Räder entstehen sollen: Wozu die scharfkantigen Bordsteine?

    Wenn ich da parken möchte, muss ich entweder sportlich hochspringen oder im fließenden Verkehr anhalten, absteigen und mein Rad hochheben. Realistisch wird aber wahrscheinlich sein, dass Radler rechtzeitig auf den Gehweg wechseln und die letzten Meter illegal fahren werden.

    Ich stelle mir gerade die empörten Schlagzeilen über Kampfradler in Stuttgart vor, die wir dann wieder lesen können.

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  4. Eine sehr gute Idee. Hier wird konstruktiv der begrenzte Platz sinnvoll benutzt, indem einige Dinge, die sonst irgendwo im Weg rumstehen, auf einer Fläche zusammengefasst werden.

    Bei einigen Kommentatoren hier habe ich allerdings den Eindruck, dass ihnen der destruktive Aspekt, den Autofahrern etwas wegzunehmen, wichtiger ist.

    Manchmal gibt es gegensätzliche Interessen und man muss für seine Sache kämpfen. Hier ist das nicht so, hier kommt man ohne Feindbilder aus.

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    1. Den Autofahrern muss Platz weggenommen werden, aktuell gehören ihnen 80% und mehr des öffentlichen Raums in den Städten Ohne eine aktive Zurückdrängung des MIV wird sich nichts ändern, und uns brennt der Hut!

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  5. Zusätzlicher Parkraum für mehr Verkehrsteilnehmer entsteht auch dann, wenn ein Teil der verbliebenen Kfz-Parkplätze nicht mehr für individuellen Gebrauch vorbehalten werden, sondern für Carsharing, da ein Carsharing-Auto seltener rumsteht als eines im Privatbesitz.

    Die Argumentation gilt nur so lange, wie ein Kfz-Parkplatz nicht alternativ und flexibel als Fahrradabstellplätze genutzt werden kann. Wir brauchen noch eine intelligente und preiswerte Lösung, um Fahrräder anlehnen und anschließen zu können - und die Installation dafür irgendwie zu versenken oder aus dem Weg zu räumen, dass ein Auto dort parken kann, wo der Platz gerade nicht von Fahrrädern belegt ist. Natürlich nur in Bereichen, wo das wegen den freizuhaltenden Sichtachsen möglich ist.

    Chrsitine, weißt Du, an wie vielen Stellen die Gehweg-Mindestbreite durch Installationen unterschritten ist und sich ein Parkplatz daneben befindet? das sind doch die Positionen, wo sich eine Diskussion von vorne herein erübrigt, OB ein Stuttgarter Rechteck installiert wird. Dann geht es doch nur um die Frage der Reihenfolge/Priorität/Budget.

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  6. Ich wohne im Stadtteil Winterhalde im Bezirk Bad Cannstatt. Hier wird gerade das Anwohnerparken eingerichtet. Alle Automaten werden auf solchen Rechtecken aufgestellt. An einigen Stellen auf Grünstreifen. Die Gehwege bleiben also alle frei. Prima!

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