Radwege sind gefährlich, wenn Autos sie kreuzen müssen. Das gilt besonders für den Radweg Holzstraße, der acht Mal überquert wird.
Am Samstag hat auf dem Radweg Holzstraße vor der Einfahrt zum Dorotheen-Parkhaus eine Autofahrerin eine Radfahrerin umgefahren und dabei schwer verletzt. Ich kam zufällig zehn Minuten danach dort entlang, sah zwei Krankenwagen, Polizei und mehrere Autos auf dem Radweg herumstehen. Ich stieg ab, schob mein Rad da durch und sah dabei eine Frau am Boden in der Trage der Sanitäter und ein leichtes Fahrrad mit verbogenem Vorderrad. Erst als ich durch war, drehte ich mich um und machte dieses Foto, das weder Opfer noch Unfallsituation zeigt. (Es ist nicht nur geschmacklos, sondern auch verboten, verunglückte Personen und Unfallstellen zu fotografieren.)
Am Montag fand sich dann die Polizeimeldung im Presseportal der Polizei. Und wenn man das liest, wird einem wieder einmal schlecht. Was richten Autofahrende nur an, in ihrer Hast und ihrem Egoismus und der Blindheit, mit der sie ihre schweren Fahrzeuge rangieren?
Folgendes ist nach Darstellung der Polizei geschehen: Am Samstag, den 13.10. wollte eine Mercedesfahrerin um zehn vor zwölf ins Parkhaus des Dorotheenquartiers. Sie fuhr die Holzstraße entlang, bog über den Radweg und den Gehweg in die Einfahrt, fand dann aber, dass sie wegen eines Rückstaus zu lange warten müsse, und beschloss umzudrehen. Ob sie rückwärts fuhr oder vorher wendete oder auf dem Radweg wendete, lässt der Polizeibericht offen. Eine Radfahrerin, die vom Charlottenplatz Richtung Marktstraße unterwegs war, konnte entweder nicht mehr bremsen und fuhr gegen den Mercedes oder sie wurde regelrecht mit dem Auto umgefahren. Auch das lässt der Polizeibericht offen. Das Manöver war, wie auch immer, egoistisch, rücksichtslos und katastrophal. Keinerlei Schuld hatte die Radfahrerin.
Als ich in der Eberhardstraße war und anhielt, um mich zu beruhigen (ich war und bin es immer noch erschrocken, wütend und entsetzt), hörte ich, wie die schwer verletzte Radfahrerin mit Martinshorn ins Krankenhaus gefahren wurde. Ich wünsche ihr gute Besserung und eine vollständige Genesung.Unfall mit Ansage: Wir alle, die wir regelmäßig den viel zu schmalen, viel zu winkeligen Radweg auf der Holzstraße fahren, der Teil der Hauptradroute 1 ist und vermutlich rund 3.000 oder mehr Radler:innen pro Tag aufnehmen muss, sind dort schon in ausgesprochen kritische Situationen gekommen. Unfälle gab es auch schon.
Der Radweg wird vier Mal vom Autoverkehr überquert, eigentlich sieben Mal, nämlich vier Mal in Richtung Fahrbahn Holzstraße, drei Mal von der Fahrbahn einbiegend zu den Gebäuden. Vom Charlottenplatz kommend, haben wir zuerst die Dorotheenstraße, aus der so manche Autofahrenden zu schnell kommen, nicht gucken und dann auch noch gern quer über dem Radweg stehen, um abzuwarten, bis sie auf die Holzstraße rausfahren können. Danach geistern Fußgänger:innen über den Radweg, die von oder zur Bushaltestelle unterwegs sind oder auch gar nicht checken, dass das ein Radweg ist. Und eigentlich sind es sogar acht Mal, denn wer (meistens illegal) in die Fahrradstraße Markt-/Eberhardstraße einbiegt, überquert ebenfalls das Endstück des Radwegs.
Dann kommt die wirklich gefährliche Ein- und Ausfahrt zur Tiefgarage des Dorotheenquartiers, die vor allem samstags sehr rege frequentiert wird. Da schießt es rein und raus und immer wieder ohne Achtsamkeit quer über den Radweg. Auf dem Foto sieht man den Samstagsverkehr. Der Fahrer des roten Porsche wartet sogar auf dem Radweg, bis er weiterfahren kann, weil es in der Einfahrt nicht recht vorangeht. Die meisten Aurofahrer:innen machen langsam, aber nicht alle. Man weiß es nie im Voraus. Die meisten von uns radeln bremsbereit. Wer hier zum ersten Mal langradelt mag aber mit viel zu viel Vertrauen radeln und die Gefahrenstellen nicht erkennen.Aber man kann sich noch so gut auskennen, irgendwann erwischt es jeden.
Denn es kommt ja noch die Rosenstraße. Dort hätte es mich kürzlich fast erwischt, als ein Autofahrer mit viel Schwung aus der Holzstraße über den Radweg hinweg (ohne zu bremsen und ohne zu gucken) in die Rosenstraße einbog, um dort, unterm Fußgängerzonen-Schild sein Auto zum Parken abzustellen. Das ist richtig illegal. Ich musste ziemlich bremsen und sogar abspringen und bin zu ihm hingegangen und habe ihm gesagt: "Sie haben mich fast umgefahren. Sie haben mich nicht gesehen. Wenn Sie hier einbiegen ohne auf Radfahrende zu achten, können Sie schnell einen Radfahrer schwer verletzen. Und dann werden Sie selber Ihres Lebens nicht mehr froh." Er guckte mich ganz erschrocken an. Tatsächlich ereignete sich am 8. Januar 2019 hier so ein Einbiegeunfall mit einer Radfahrerin.Und dann kommt die Breuninger-Zuliefer-Einfahrt. Da queren Lkw, und wenn sie es nicht schaffen, stehen sie quer oder diagonal oder längs auf dem Radweg. Ladeklappen ragen in den Radweg hinein und drohen Radfahrende zu köpfen.
Das darf so nicht bleiben. Etliche Autofahrende, die hier unseren Radweg kreuzen in legaler und illegaler Absicht, machen sich offensichtlich nicht klar, welche Gefahr sie für uns Menschen auf Fahrrädern und zu Fuß darstellen. Und weil diese Autofahrenden sich das offenbar nicht klar machen und ihr Verhalten danach richten wollen, brauchen wir hier bessere Schutzmaßnahmen für uns, die Radfahrenden und zu Fuß Gehenden. Von Anfang an haben wir (Radverbände, Radentscheid und Radfahren in Stuttgart) gesagt, dass dieser Radweg schlecht ist, dass er gefährlich ist, dass er zu schmal ist. Er war von Anfang an Murks, und auch die rote Farbe hat ihn natürlich nicht sicherer gemacht. Außerdem ist der schmale Zweirichtungsradweg winkelig, und es stehen Laternenmasten blöd an den Rändern im Weg. Von Anfang an haben wir gefordert, dass der Radweg auf eine der beiden Fahrspuren der Holzstraße gelegt wird. Dann haben die Autos auf der Holzstraße nur noch eine Spur, die sie sich mit dem Bus teilen müssen, und müssen warten, wenn der Bus hält. Auch wenn die Tiefgarageneinfahrt bleibt, sehen die Autofahrenden auf der Holzstraße die Radfahrenden neben sich, bevor sie einbiegen. Radfahrer tauchen nicht plötzlich hinterm Gebüsch vor ihnen auf. Für die Herausfahrenden müssen riesige Warnschilder aufgestellt werden. Auch Fußgänger:innen sind hier in akuter Gefahr. Damit sie nicht an der Hauswand entlang gehen, hat man links und rechts neben die Ausfahrt schon Radbügel aufgestellt.Was ist jetzt zu tun, um die offensichtlichen Gefahren für uns Radfahrende (und Fußgänger:innen) zu verringern? Ich meine:
- Der Radweg muss auf die Fahrbahn, auch wenn das eine planerische Herausforderung ist. Aber die müssen wir (Verwaltung und Politik) endlich annehmen.
- Die Einfahrt in die Rosenstraße muss wirkungsvoll unterbunden, also gesperrt werden.
- Die Ausfahrt aus der Dorotheenstraße (die autofrei werden soll), muss sofort unterbunden werden.
- An der Ein- und Ausfahrt der Tiefgarage müssen Autofahrende mit großen Schildern vor Radfarhenden gewarnt werden, seitlich der Ein- und Aufahrt müssen Poller jegliches Wenden oder links oder rechts Rausfahren verhindern.
- Breuninger-Zulieferer müssen von Breuninger darüber aufgeklärt werden, dass sie nicht auf dem Radweg herumstehen dürfen, auch nicht mit Teilen der Fahrzeuge. Das muss polizeilich durchgesetzt werden.
- Die Einfahrt in die Marktstraße wird physisch verhindert, denn Schilder reichen offensichtlich nicht. (Die Eberhardstraße wird für die wenigen Autos, die hier fahren dürfen, Einbahnstraße vom Tagblattturm in Richtung Marktstraße).
Und lasst euch ja nicht einfallen, hier wieder Warnschilder für Radfahrende aufzustellen! Das hatten wir schon mal. Das hieße: Opfer macht die Orte frei, wo ihr von Autofahrenden verletzt oder getötet werden könntet! Seid ihr vorsichtig, denn wir, die Autofahrenden, wollen es auf keinen Fall sein. Und - ätsch-bätsch - es zwingt uns ja auch keiner dazu.
Gute Aufzählung an Maßnahmen. Ich finde die Aus- und Zufahrt des Parkhauses braucht mehr als nur optische Maßnahmen. Der rote Radweg hat den Reiz von Warnschildern eigentlich schon abgedeckt.
AntwortenLöschenDaher sind die Poller gut. Sie müssen die Fahrspuren der Autos so schmal wie möglich halten und zusätzlich sollten taktile Elemente wie Schwellen und Teller auf den Flächen installiert werden, die nur von Autos befahren werden. Zu schnelles Autofahren und Vorpreschen muss möglichst unterbunden oder zumindest möglichst unattraktiv gemacht werden.
Die Stelle ist eine der gefährlichsten auf meinen Routen in Stuttgart. Sehr unangenehm ist auch, wenn ein Autofahrer hier vor dem Radweg anhält und dann anfährt, wenn man gerade vorbeikommt. So hat es mich dort mal erwischt. Damals haben wir nicht die Polizei gerufen, da ich nach einer Vollbremsung nur leicht das Auto berührt habe und der Autofahrer die Schuld bei sich gesehen hat. Wie die meisten Unfälle mit Fahrrädern muss die Dunkelziffer auf der Holzstraße enorm sein.
AntwortenLöschenDie Litfaßsäule die wenige Meter vorher die Sicht verstellt ist das größte Highlight...
Und ein Verwaltungsinternes Qualitätsmanagement sollte klären, wie eine so gefährliche Planung entstehen und durch alle Instanzen kommen konnte. Hier hatbdas Stadtplanungsamt keine gute Figur gemacht und die Straßenverkehrsbehörde hat es zugelassen. In Zukunft muss bei so vielen Kreuzungen auf so kurzer Strecke in jedem der beteiligten Köpfe eine Warnlampe angehen.
AntwortenLöschenOhne Nachbereitung solcher Planungsfehler werden sich solche Fehler wiederholen. Allen voran der Baubürgermeister sollte dafür die Vorraussetzungen schaffen.
Radwege vermitteln eben oft nur ein falsches Gefühl der Sicherheit. Sind aber objektiv gefährlicher. Vorallen dort, wo nachrangiger KFZ-Verkehr den Radweg kreuzt.
AntwortenLöschenJörg
LöschenDer Stereotyp "Radwege sind nur subjektiv sicher, objektiv sind sie gefährlich" hilft hier gar nicht. Radwege sind meist dort wo viele Autos auf der Straße fahren. Fahrbahnradeln ist keine Lösung ohne Tote und Verletzte. Und das nennt man objektiv sicher. Wirklich?
Der Stereotyp Autos sind gefährlich hilft natürlich auch nur bedingt. Doch ist es nicht zu leugnen die schlimmen Unfälle waren hier mit Autos.
"Fahrbahnradeln ist keine Lösung ohne Tote und Verletzte."
LöschenDas ist falsch. Selbst bei ganz normalem Mischverkehr ist die Fahrbahn der am wenigsten gefährliche Ort für Radfahrer. Unfälle im Längsverkehr sind extrem selten, Punkt. Gefährlich wir es für Radfahrer im Kreuzungsbereich, und zwar umso gefährlicher, je mehr der Radfahrer vorher aus dem Sichtfeld ser Autofahrer verschwunden war, an Kreuzungspunkt also scheinbar "unvermittelt" auftaucht. Bei der aktuellen Qualität der Radverkehrsanlagen passiert dies leider ständig.
"Der Stereotyp Autos sind gefährlich hilft natürlich auch nur bedingt."
Ein durschnittliches Auto wiegt heute weit über eine Tonne. Selbst ein Kleinst-Wagen wiegt viele hundert Kilo. Daraus kann man die kinetischen Energien berechnen, die beim Zusammenstoß entsprechend der relativen Geschwindigkeiten entstehen, und die im Zweifelsfall vollständig auf den Körper eines ungeschützten Verkehrsteilnehmers einwirken. Daher ist es absolut kein Stereotyp, oder besser unzulässige Verallgemeinerung, im Gegenteil. Zu sagen, dass Autos per se und immer, jede Sekunde die sie am Straßenverkehr teilnehmen, gefährlich sind, ist objektiv eine Tatsache. Und vor allem gehört diese Tatsache an die allererste Stelle jedweder Diskussion zum Thema Verkehr.
Gäbe es keinen Autoverkehr, bräuchten wir keine Radverkehrsanlagen. Die Frage nach der Qualität dieser letzteren stellt sich also immer nur im Zusammenhang mit dem motorisierten Verkehr. Dass dieser aktuell immer bevorzugt behandelt wird, ist nur eine ideologische Einstellung, die keinerlei rationalen Kriterien entspricht. Das muss aich ändern
Bei aller verständlichen Betroffenheit: Die Vermutung(!), die Autofahrerin hätte in Hast aus Egoismus und Blindheit rücksichtslos die Radfahrerin "regelrecht umgefahren", zeichnet ein Feindbild, das uns nicht weiterbringt.
AntwortenLöschenWenn sie nicht in Hast gewesen wäre, hätte sie warten können, bis sich der kleine Autostau in der Einfahrt aufgelöst hätte, und sie hätte sich sorgfältig umschauen können, bevor sie zurückstieß, um zu wenden. Dann wäre sie der Radlerin nicht urplötzlich vors Rad gefahren. Diese Hast (ich will nicht warten, ich will nicht gucken, ich will nur weg) ist rücksichtslos im wahren Sinn des Wortes. Beim Zurückfahren hat sie nicht zurück geschaut. Ich fürchte, Autofahrende werden es ertragen müssen, dass wir, die Opfer ihrer abrupten Manöver zum eigenen Vorteil feststellen, dass diese rücksichtslos war und zwar objektiv. Die Tatsachen zu benennen, und zwar so verstörend wie sie sind, hat nichts damit zu tun, was du Feindbild nennst. Die Autofahrerin hat hier eine Radfahrerin ins Krankenhaus gebracht (und ich kenne Radfahrende, die haben sich von solchen Unfällen physisch ihr Leben lang nicht mehr vollständig erholt), weil sie nicht gewartet und nicht geschaut hat. Sie hat extrem fahrlässig und verantwortungslos gehandelt. Schwere Autos sind nämlich sehr gefährlich für alle, die keinen Blechpanzer um sich herum haben.
LöschenStuttgart gehört, schaut man sich so in anderen deutschen und europäischen Städten um, einfach mittlerweile zu den störrischen Schlusslichtern (komme gerade aus Genf zurück: breiteste "Bus/Taxi/Radspuren" neben einer (1!) "Autospur", die dann auch kaum breiter als 2,5 m ist, wie sich das innerstädtisch gehört).
AntwortenLöschen24 Jahre, also knapp ein Vierteljahrhundert nach der Revision der StVO durch den Gesetzgeber 1997, wonach Fahrradfahrende endlich wieder ganz generell auf die Straße gehören und gesonderte Radwege (meist auf dünnem, wurzeligen Asphalt bei den Fußgängern), der Vergangenheit angehören, wird in Stuttgart immernoch brav nach alter Väter Sitte die Radler:in von der Straße verbannt.
Wer's nicht glaubt: Die Idee entstammt aus der "Blüte" unseres längst bearbeitet geglaubten Nazi-Regimes, der "Reichs-Straßen-Verkehrsordung (RStVO)" vom 1. Oktober 1934:
https://fahrrad.fandom.com/de/wiki/Radweg_(Deutschland)
Jede Versicherung weiß es: Radwege hinter Bäumen, geparkten Autos, gequert von Kreuzungen, Aus- und Einfahrten, flankiert von Fußwegen, sind rund 8-10 mal gefährlicher als das Radeln auf der Straße. Und: Wenn das Befahren der Straße innerorts (!) angeblich "zu gefährlich" für die Radfahrenden ist, was muss man dann wohl ändern? Sicher nicht die Fahrradfahrenden von der Straße schubsen, sondern genau dort die Straße sicherer machen!
Wie? Ja vielleicht zufällig so, wie in besagten anderen Städten, und gerne auch mittels Tempo 25. Dann fahren Pedelecs, Rad-Berufspendler und Alltagsradler samt Fossilverbrennern alle das selbe Tempo, und Radwege sind völlig überflüssig, da Radfahrende nicht mehr überholt werden "müssen".
Ist das denn soo schwer zu verstehen?
Aber, Conclusio: "Stuttgart, Du wirst die Letzte sein..."
Jörg
LöschenWillst du auf der Holzstraße in Richtung Norden radeln? Holländer und Dänen mit ihrer konsequenten Trennung der Verkehre müssen ja so dumm sein.
Eine konsequente Trennung von Rad- und Autoverkehr funktioniert nur dann, wenn die Stellen, wo der Autoverkehr die Radwege überquert (Abbiegungen) konsequent zum Schutz der Radfahrenden geregelt sind, und das haben die Niederländer und Dänen eben auch gemacht. Sie haben sichere Kreuzungen für Radfahrende entwickelt. Das fehlt uns in Deutschland fast komplett.
LöschenJörg
AntwortenLöschenDie Holzstraße ist die hässliche Autoschneise durch die Stadt. Dort befinden sich die nicht schöneren Anliefereingänge.
Eine Radfahrt durch die Goerdelstraße, durch die leider der Allgemeinheit entzogenen Karls-Passage zur Eberhardstraße, wäre bestimmt schöner.
Für den Durchgangsradler dann eine Spur der Haupstätter Straße z.B. in der Mitte als Expressradweg. Die Anbindung erfolgt an den Fussgängerampeln.
Gedankenexperiment:
AntwortenLöschenIm Sinne einer Weidhege gehen wir die an der Spitze der Nahrungskette sich unkontrolliert vermehrende Spezies der erdölbasierten Mobilitätsparasiten systematisch an:
Jede x-te MIV wird zufällig und unabhängig des eigenen Verhaltens zum Ziel die Erhaltung eines den landschaftlichen und landeskulturellen Verhältnissen angepaßten artenreichen und gesunden Mobilitätsbestandes sowie der Pflege und Sicherung seiner Lebensgrundlagen aus dem Verkehr genommen.
Für die Betroffenen kommt diese Weidpflege ohne jede Vorankündigung. Sie können sich auch nicht schützen, etwa durch aufmerksames Verhalten, persönliche Schutzausrüstungen, o.ä. sondern bleiben einem konstant hohen existentiellen Stressniveau ausgesetzt.
Beschwerden werden durch gezielte Kriminalisierung der Betroffenen und Privatisierung der Verantwortlichkeiten systematisch verhindert.
Für Kosten, die im Zuge des Verfahrens für Dritte entstehen, haften die Betroffenen.
Es gibt zwar politische Parteien, die kümmern sich jedoch nicht um diese themen oder reden vollmundig von Schutz und Unterstützung des "Jagwilds", dabei bleibt es jedoch bei Lippenbekenntnissen.
Sounds familiar?
"Bei aller verständlichen Betroffenheit: Die Vermutung(!), die Autofahrerin hätte in Hast aus Egoismus und Blindheit rücksichtslos die Radfahrerin "regelrecht umgefahren", zeichnet ein Feindbild, das uns nicht weiterbringt." Ja, das sehe ich genau so.
AntwortenLöschenDie Tatsache, dass autofahrende Gewalt normalisiert ist, macht diese noch lange nicht normal. C.Lehmann hat das Verdienst, diese grundfalsche Sichtweise geradezurücken.
Löschendieses Drama hat meiner Meinung nach seinen Ursprung in der Mitte der 80-iger Jahre vom Gemeinderat ermöglichten Überbauung der verlängerten Eberhardstrasse. Nun besteht
AntwortenLöschendie natürliche gerade Verbindung über den Karlsplatz in den Schlossgarten nicht mehr. - die Fläche wurde für den Sekt und Konsumtrallala der Firma Breuninger quasi privatisiert und wir haben den nicht wirklich reparablen Verkehrsmurks für die
nächsten Jahrzehnte. Traurig!!!
Ob die Autofahrerin in Hast gehandelt hat, kann nicht beurteilt werden. Ich möchte mal einen Einwand machen. Jeder der schonmal auf einem Supermarktparkplatz ausgeparkt hat, kennt die Problematik. Man kann beim Rückwärtsfahren gleichzeitig immer nur in eine Richtung sehen (links, rechts, hinten) das führt zu ständigem Kopfdrehen. In der Zwischenzeit kann man die beiden anderen Richtungen nicht sehen. Wem ist es nicht schon passiert, dass ausgerechnet aus einer anderen Richtung jemand in den Fahrweg läuft (Ignoranz). Man sollte zur eigenen Sicherheit bei rückwärts fahrenden Fahrzeugen lieber langsam machen, egal in welcher Verkehrsart. Mit dem Auto halte ich an und habe schon oft erlebt, wie der Rückwärtsfahrende bei Kopfdrehen plötzlich erschrocken ist, weil ich dort stand. Hat schon viele Unfälle vermieden.
AntwortenLöschenAm besten agieren nach dem Motto "Augen auf im Verkehr".
Karin
Ja, das ist die Botschaft des Artikels, Autos sind verdammt gefährlich, per se und immer.
LöschenAber nein, zu sagen "Augen auf im Verkehr" ist keine angemessene Reaktion auf diese Tatsache, wie C.Lehmann in einem rot und fett gedruckten Absatz am Ende ihres Artikels deutlich macht.
Selbstversteändlich passen wir Radler:innen ja eh schon wahnsinnig auf, weil wir ja wissen, uns tut es weh, dem Auto und seiner Insass:in nicht, wenn es zur Kollision kommt. Die Frage ist, musste die Radlerin damit rechnen, dass ein Auto, das rechts vom Radstreifen in der Einfahrt steht, zurückstößt. Müssen wir praktisch immer damit rechnen, dass Autofahrende abrupte und unerwartete Dinge tun? Und müssen wir uns, wenn wir ein bisschen auf Regeltreue und Vorsicht der anderen vertrauen, uns dann vorhalten lassen, wir hätten den Unfall selber vermeiden können, wenn wir vorhergesehen hätten, dass Autofahrende unerwartete und gefährliche Dinge tun? Ich meine: Nein. Der Sinn von Regeln im Straßenverkehr ist ja gerade, dass die Bewegungen der Verkehrsteilnehmer:innen vorhersehbar sind und in bestimmten Bahnen verlaufen.
Löschen"Augen auf im Verkehr" gilt für alle, nicht nur Radfahrer.
AntwortenLöschenWenn ich nicht so aufpassen würde, hätte ich schon mehrere Auto gecrashed, wäre schon mehrfach vom Rad geholt worden (auch von Fußgängern, die unvermittelt die Fahrbahn betreten haben), mir wären schon Hunde ins Rad gelaufen, wäre als Fußgänger schon auf dem Gehweg angefahren worden (von Autos und Radfahrern, sogar auf dem Friedhof), bin von Fußgängern als Fußgänger schon fast umgerannt worden, immer weil andere sich nicht so verhalten haben, wie sie sollten. Mir wären auch schon vollkommen blinde Radfahrer ins Auto gefahren, die dann froh waren, dass ich das geahnt habe.
Das Problem ist nicht generell die Verkehrsart, sondern der Mensch, vor allem der Mensch, der sich nicht um Sicherheit kümmert.
Also "Augen auf im Verkehr" und nicht ablenken lassen.
Karin
Karin, auf jeder Radfahrt habe ich zwei bis drei kritische Situationen (oder Unfälle mit irgendwem verhindert). Aber es gibt diese Momente, wo selbst Augen auf nicht mehr hilft, weil der andere mit seinem Auto oder Fahrrad oder eine Fußgängerin, die auf die Fahrbahn tritt, schneller ist und der Bemsweg nicht mehr reicht. Deshalb ist es schon sinnvoll, die Verkehrsarten und ihre Geschwindigkeiten zu trennen, und vor allem für die jeweils schnelleren und schwereren Verkehrsmittel Sicherheitsabstände einzubauen. Menschen machen Fehler, aber sie dürfen nicht für andere im Krankenhaus oder auf dem Friedhof enden. Im sehr schnellen Straßenverkehr, hauptsächich der Autofahrenden, haben kleine Fehler leider oftmals sehr große Folgen. Die gefühlte Sicherheitund Sorglosigkeit im Auto steht in keinem Verhältnis zu der Gefahr, die das Auto für andere darstellt.
LöschenWir drehen uns hier endlos im Kreis.
AntwortenLöschenIch habe es schon x-mal wiederholt, ich tue es jetzt noch einmal:
Oberster Grundsatz und erste Notwendigkeit ist die Beseitigung der Gefahrenquellen.
Erste Gefahrenquelle ist der motorisierte Verkehr, mit seinen hohen Gewichten und Geschwindigkeiten. Die zweite ist die schlechte Infrastruktur, die so gut wie ausschließlich dem motoriserten Verkehr dient.
Alles Andere, die Regeln der StVO und deren Durchsetzung durch Polizei und Justiz, irgendwelche Kampagnen und Aufrufe zu deren Befolgung, Warnschilder oder -plakate etc. sind absolut nachrangig (um nicht zu sagen weitestgehend nutzlos). Von irgendwelchen Appellen à la "Augen auf im Verkehr" ganz zu schweigen.