Vielleicht erinnert ihr euch an meinen Bericht von vor einem Jahr über die Schulweg-Radfahrt von Fila (die eigentlich Marfa heißt) von Stuttgart Ost hinüber zum Dillmanngymnasium. Eine Radfahrt praktisch ohne Radinfrastruktur.
Marfa erläuterte die vielen - wirklich sehr vielen - Problemstellen ihres täglichen Schulwegs per Fahrrad, die vor einem Jahr auch mir erklärt hat. Das Dillmanngymnasium unterstützte die Info-Aktion, und es stellte sich heraus, dass doch recht viele Schüler:innen in Marfas Nähe wohnen, dieser Rad-Schulweg ist also gar kein Einzelfall.
Marfas Mutter schreibt mir, sie habe bei der Vorbereitung gelernt, dass es routinierten Radfahrenden schwer fällt, sich in die Perspektive von Kindern, Jugendlichen und nicht so Mutigen hineinzuversetzen. Marfa ist jetzt stellvertretend für alle sichtbar geworden. Wir sind gespannt auf die Berichterstattung und die Konsequenzen, die die Stadt aus der Fahrt zieht. Wir hoffen auf schnelle Verbesserungen.So habe ich ihren Schulweg 2021 kartografiert. |
Punkt 1:
Kreuzung Ameisenbergstr. / Albuchweg
Ameisenbergstr. stellvertretend für enge Wohnstraßen mit Gegenverkehr:
• PKW kommen ihrer Wartepflicht im Gegenverkehr nicht nach
• Begegnungen mit sehr geringem Abstand zu Radfahrern bei unverminderter Geschwindigkeit
• Überholvorgänge ohne ausreichenden Sicherheitsabstand ( kleiner 1,50 m)
• Gehweg wird auch für Ausweichmanöver missbraucht (Schulweg zur Grundschule)
Punkt 2:
Ameisenbergschule:
• Elterntaxis: Chaos in Engstelle und Kurve, Halten im Halteverbot, Wendemanöver, Dooring-Gefahr für Radfahrer, Gefahr als Radfahrer übersehen zu werden.
Kreuzung am Haltepunkt 2:
• Sehr anspruchsvolle Kreuzung mit Rechts-vor-Links-Regelung bei geteilter Fahrbahn und Zebrastreifen
• direkt an zwei Schulen (Grundschule!), hohes VerkehrsauQommen zu den Schulen und starker
• Verkehr auf Haussmannstr. fühlt sich als vorfahrtsberechSgt
• Radfahrer, die aus Schützenstr. oder Ameisenbergstr. kommen und Vorfahrt haben, werden häufig
übersehen (aus Schützenstr. kommend: Kurve direkt vor Kreuzung führt zu schlechter Sichtbarkeit)
Punkt 3:
Engstelle in Schützenstr.
Schützenstraße:
• Geringer .berholabstand, Abdr.ngen in Dooringzone
• Keine Ausweichstelle bei Gegenverkehr auf langem AbschniW (z.B. Busse Jugendherberge)
• Schlechte Sichtbarkeit bei Einfahrt in die Schützenstr. von oben
• Olgastr. /Schützenstr. beliebte Schleichstrecke nach S-Ost: in Berufsverkehr häufige Blockade, Ausweichen
auf Fussweg (Schulweg)
Künstliche Fahrbahnverengung verursacht zusätzlich oO gefährliche SituaPonen:
• Verengung ist auf beiden Seiten, wird aber nur als „Hindernis“ für Bergaufverkehr wahrgenommen.
• Parkende Autos direkt vor dem Treppenaufgang (frequenPerter Fußweg)
• viele Grundschüler queren hier, weil sie nicht auf der Seite mit den Gehwerkparkern laufen wollen und der Gehweg
auf der anderen Seite besser gepflegt ist (z.B. für Roller).
• Man sieht die Kinder hinter den parkenden Autos nicht kommen. Sie achten nicht auf Radfahrer.
Punkt 4:Oktober 2022 ADFC-Fahrt
Ecke Schützenstr. / Werastr.
Problemstellen auf Abschnitt 4
Gefährliche Kreuzung
• Rechts-vor Links-Regelung an Einmündung Werastr. mit sehr spitzem Winkel
• Keine Sicht wegen parkenden Autos und Bepflanzung
• Haltelinie mitten auf der Kreuzung (quasi im Gegenverkehr)!
man muss bei der Bergabfahrt„nach hinten“ schauen, während man geradeausfährt und
vorsichtig sein, dass auch entgegenkommende Autos einen nicht übersehen.
• Gegenverkehr muss wegen großem Kurvenradius beim Abbiegen nicht abbremsen
Ähnlich gefährliche Situation an den beiden Einmündungen der Kernerstr. im nächsten Abschnitt
Punkt 5:
Zebrastreifen in Olgastr. an Eugenstaffel
Gesamte Werastr. / Olgastr.:
• Querparker (ohne Schutzzone, wie z.B. in Reinsburgstr. Urbanstr.),
• Werastr. zu eng für starken Berufsverkehr
• .berholen mit geringem Seitenabstand, Dooringgefahr
• Hohe Geschwindigkeit in breiter Olgastr.
Gef.hrliche Kreuzungen mit Kernerstr.
• Rechts-vor Links-Regelung bei spitzem Winkel
• Hohe Abbiegegeschwindigkeit des quasi-Geradeausverkehr
Zebrastreifen an Eugenstaffel:
• Parkende PKW bis direkt an den Zebrastreifen (Fu.g.nger sind kaum zu sehen, wenn sie von unten
kommen)
Punkt 6:
Einmündung Ulrichstr. in Olgastr.
Einmündung Ulrichstr:
• keine Abflachung des Bordsteins für Radfahrende (man muss beim Einbiegen in den Verkehr ausholen, um
nicht zu stürzen)
• Neu: provisorische? Abflachung an nur einer schmalen Stelle, keine gute Lösung!
• Problem bei Rückweg hier (Einbahnstr. in Gegenrichtung für Radfahrer freigegeben):
Einbiegende Linksabbieger aus der Olgastr. schneiden die Kurve,
kein klarer Hinweis für Autofahrer auf Radfahrende (häufiges Anhupen)
lange Wartezeit bis Olgastr. frei zum Einbiegen
gefährliche Ausfahrt am Parkplatz Landgericht (gegenüber von Ulrichstr. 11)
• Kein Hinweis für ausfahrende Autofahrer auf Radfahrer von unten!
Seit der Sperrung der sicheren Querungsmöglichkeit der B14 am Stadtpalais muss man hier fahren!
Punkt 7:
Einmündung Ulrichstr. auf B14
Ampel ist für Radfahrer momentan die einzig sichere Querungsmöglichkeit über die B14
Anfahrt aus Ulrichstr:
• Gehweg vor Ampel ist nicht für Radverkehr freigegeben
In Gegenrichtung:
• Es gibt keine Führung des Radverkehrs auf die Fahrbahn der Ulrichstr.
• Es kommt oft fast zu Zusammenstößen mit Gegenverkehr auf Fußweg (wollen schnell noch über die grüne Ampel).
• Auch gefährliche Situationen mit PKW-Rechtsabbiegern in Ulrichstr und den direkt folgenden Parkhausausfahrten
B14-Querung:
• Verrückte Ampelschaltung (es kann sicherer sein, bei Grün stehen zu bleiben, um nicht in der Mitte zu „stranden“)
• Viele zu kleine Inseln für das hohe Aufkommen an Querenden (sogar in der Breite für Radfahrer knapp)
• keine Trennung Rad-/Fußverkehr,
• Was macht man, wenn diese Ampel ausfällt (kommt immer wieder vor)? Wie sollen sich Kinder verhalten
(Verspätung zur Schule)?
Punkt 8:
Brunnen im Akademiegarten
Einbiegen auf hochfrequenSerte Hauptradroute 1:
• kein Platz zum Warten, sobald man Straße gequert hat
• Hohes AuQommen von Radfahrenden (hohe Geschwindigkeit) und Fußgängern
• Viele kriSsche SituaSonen mit Fußgängern und anderen Radfahrern hier.
Führung des Radverkehrs durch Akademiegarten
• Keine Trennung Rad- und Fußverkehr
• Schlechte Beleuchtung
• Extrem schlechter und schadhader Bodenbelag (vor allem an Kreuzung im Bereich des Brunnens) mit hoher
Sturzgefahr
• Keine explizite Kennzeichnung der Wege für Radfahrer (Verordnung für Grünanlagen, z.B. Gehweg an Planie)
• Route 2: Planie, Schlossplatz, links vom kleinen Schlo.platz,
Problem: Querung zum Haus der WirtschaX führt auf schmalem Fu.weg zum Zebrastreifen an
Schlo.str. (schwierig für Radfahrer, da ohne Radweg)
Oktober 2021, Fahrt mit mir |
• Route 3: Planie, Schlossplatz, rechts vom kleinen Schloßplatz, Querung zum Börsenplatz
• Route 4: Fahrradstra.e, und weiter via Rotebühlplatz und Berliner Platz
Dort gibt es teilweise Fahrradwege, diese Route ist aber im Berufsverkehr für Kinder und Jugendliche
nicht sicher befahrbar.
Route 3 ist morgens die beste Variante (Kriterium: kürzeste Schiebestrecke und Ampelwartezeit)
Sobald die Gesch.Xe offen sind, wird es im Innenstadtring besonders schwierig
Auf keiner Route kann man zügig und sicher mit dem Fahrrad fahren!
Punkt 9:
Börsenplatz
Problemstellen auf Abschni3 9
Querung Königstr
• Häufige Veranstaltungen versperren zusätzlich die wenigen Querungen
• Lange Schiebestrecke auf Königstr. auch morgens um 7.30 h, wenn kaum Fußgänger unterwegs sind
Umfeld Königstr
• Unzureichende Beschilderung der Bereiche mit Freigabe für Radfahrer (z.B. Schilder nur in einer Richtung
angebracht) in Fürstenstr., Umfeld Börsenplatz
Querung Theodor-Heuss-Str.
• Keine „bequeme“ Querungsmöglichkeit bevorzugt für Fahrradfahrer (Querung an Fürstenstr. und kleinem
Schlossplatz nur für Fußgänger?)
• Jede Ampel hat Vor- und Nachteile, alle haben schlechte Anschlüsse. Es ist schwierig, sicher zur Schellingstr. zu
kommen
• Fahrradstreifen auf der Theodor-Heuss-Str extrem gefährlich zu befahren (Dooring, haltende Autos auf Radstreifen,
geringer Abstand beim Überholen)
Oktober 2021 |
• Problem Stadtgarten: Scherben, Fußgänger, sehr schlechter Belag, Hoppelaufriedhof im Dunkeln
• Rechtsabbieger in die Holzgartenstr.: Radfahrende Richtung Hegelsaal müssen diese Spur kreuzen, unerwartet für
Autofahrer
• Ampel an Holzgartenstr. hat kein Fahrradsymbol in Richtung Hegelsaal
• Vom Boschareal in Richtung Breitscheidstr.: keine Führung der Radfahrer, gefährliche SituaPonen mit Radfahrern,
Fußgängern, Pollern und Schranke
• In Breitscheidstr. ist im ersten Abschnij häufig Lieferverkehr auf der Fahrspur, man muss in den Gegenverkehr oder
auf den Gehweg (verboten) ausweichen
• Nach der Ampel ist seit langer Zeit Baustelle mit wechselnder und unzureichender Führung des Radverkehrs
• Es gibt keine Radampel an Kreuzung Seidenstr. für Radfahrer, die geradeaus dürfen.
• AlternaPve durchs Hotel MariPm ebenfalls problemaPsch: viel Lieferverkehr, Taxis, Reisebusse, Schranke und enge
Forkührung an Tivolihalle mit sehr vielen Fußgängern
• In der Falkertstr. ist an jedem Morgen Chaos (zu eng, Elterntaxis, Gegenverkehr am Berg, Fußgänger auf der Straße)
"Wir hoffen auf schnelle Verbesserungen."
AntwortenLöschenWarum? Die Probleme sind so allumfassend und fußen so grundlegend auf einem über Jahrzehnte falsch gestalteten Verkehrssystem. Und der OB wahrt Distanz....
das ist schon bitter! Wie lange gibt es diesen Blog jetzt? 10 - 15 Jahre? Wie lange kämpfen Stuttgarter Radfahrer und Fußgänger für eine bessere Infrastruktur? Und das Ergebnis? Nicht ernsthaft kann man die 15 jährige Tochter mit dem Rad zur Schule durch die Stadt fahren lassen! Mittlerweile wohne ich in Würzburg, und ich muss konstatieren, hier ist es noch schlimmer und ich kenne viele, die leider den Kampf aufgegeben haben und alles Herunterschlucken. Die MiV Lobby ist einfach sehr übermächtig. Was soll sich ändern, wenn es dem OB auch in 2022 einfach egal ist, wenn die Stadtgesellschaft immer noch diejenigen in die Räte wählt, die Radfahren für einen netten Freizeitvertreib halten. Trotzdem sollte man am BAll bleiben, vielleicht folgen ja jüngere Schlauere nach
AntwortenLöschenMeinen Blog mache ich jetzt seit 9 Jahren. Ein Blog allein richtet's ja auch nicht. In Stuttgart haben wir vergleichsweise viele Akteur:innen - ADFC, Zweirat, PendlerRatd, VCD -, die an der Verbesserung der Infrastruktur für alle, die nicht im Auto sitzen, arbeiten. Es bleibt mühsam,denn es fahren immer noch sehr viele Leute Auto, die meinen, es müsse vor allem für sie alles so bleiben, wie es ist.
LöschenDie Stuttgarter Zeitung schreibt: "Diese Gefahr (zu enges Überholen an Engstellen; HA) lauere auch an der Schützenstraße, und eigentlich überall, wo Radfahrende nah an den parkenden Autos fahren müssen, um dem Verkehr auszuweichen."
AntwortenLöschenAnders formuliert: eigentlich überall, überall in Stuttgart, lauert Gefahr, weil Radfahrende dem Verkehr ausweichen müssen. Radfahrende müssen "dem Verkehr" ausweichen.
des Weiteren in der StZ eine gute Nachricht für Schülerinnen und Schüler: Die Stadt hat vor 8 Jahren, zusammen mit drei Schulen an einem Pilot-Projekt zur Planung von Schulradwegen teilgenommen. Den Prototyp eines Sehr-Radweg-Plans hat man seither geschafft zu realisieren, der sich in einer Pilotphase befindet. Jetzt, mit einer neugeschaffenen 50%-Stelle beim Ordnungsamt, sollen solche Pläne für 80 weiterführende Schulen entstehen. Eine wirklich gute Nachricht ist das nicht...
In Stuttgart, sorry, ist man noch sehr am Anfang.
Christine, an dieser Stelle meinen herzlichen Dank für das jahrelange Engagement!
Ich bin überzeugt, dass deine Hoffnung auf Verbesserungen sich für Marfas Kinder erfüllen wird. Die Verwaltung arbeitet mit Leidenschaft und hohem Tempo daran. Hier die Antwort der Verwaltung auf meine Frage, wie die Kinder aus unserer Straße sicher mit dem Rad zur Schule kommen.
AntwortenLöschenDas Amt für öffentliche Ordnung befindet sich bei der Radschulwegplanung in Absprache mit verschiedenen Ämtern noch in einer Pilotphase. In einem nächsten Schritt werden die weiterführenden Schulen aufgefordert, mit Ihren Schülerinnen und Schülern die tatsächlich zurückgelegten Wegstrecken zu Fuß, mit dem Fahrrad, oder mit dem Bus mittels eines WebGIS Tools online zu erfassen. Dieses Datenmaterial wird von der Kommune ausgewertet und bildet die Grundlage für die weitere Schulwegplanung. Entsprechend sieht es der "Erlass Sicherer Schulweg für das Schuljahr 2021/2022" des Ministeriums des Inneren, für Digitalisierung und Kommunen vor. Aufgrund der Anzahl weiterführender Schulen in Stuttgart wird dieser Prozess einige Jahre in Anspruch nehmen. Wann es für die jeweiligen Schulen eine offizielle Radschulwegempfehlung geben wird, ist nicht zuletzt auch von der Mitarbeit und dem Interesse der Schulgemeinde abhängig.
Bitte haben Sie Verständnis dafür, dass wir im Vorfeld nicht für jede einzelne Schule-Wohnortbeziehung eine Schulwegempfehlung abgeben können.
Oder anders gesagt, wie schafft man es, so zu tun als täte man etwas, ohne aber dem eigentlichen Ziel, dem Nichtstun, Abbruch tu tun.
LöschenIch fürchte, auch mit einer Radschulwegempfehlung wird das Problem nicht gelöst sein, dass die Radinfrastruktur fehlt, vor allem die sichere und bequeme. Letztlich kriegen nämlich alle Menschen, die mit dem Rad fahren wollen und es tun, die für sie beste Radroute heraus, die ist nur dann leider immer noch nicht gut, sondern eben gerade so - wie die von Marfa - dass man sie radeln kann, ohne allzuviele Schreckmomente durchstehen zu müssen.
Löschenich bin mir unsicher, ob jemand schon mal die stuttgarter radschulwegempfehlungen angeschaut hat. ich persönlich kam nach sichtung unseres damaligen grundschulwegs zur erkenntnis, dass relevante die schlüsselqualifikation für derartige leistungen eine gehinramputation sein muss.
Löschen#keinrichtigesimvalschen
Jörg
AntwortenLöschenDie Innenstadtplanung kennt Autos als Konsumentenheranbringer und Fussgänger als Konsumenten. Zum Glück ist das Leben mehr als Konsum. In der Stadt leben tatsächlich Menschen. Das ist dann unverschämt, wenn die eine Ampel über die B14 kriegen. Wenn die Menschen doch tatsächlich den Riegel Eisenbahnstrecke-Königstraße queren möchten ist das unverfrorene Forderung.
Wie kriegen wir nur den richtigen Mindset in den Köpfe der Mehrheit? Ein Ansatz wird hier vollzogen. Nehmt die Leute mit und zeigt eure Probleme auf.
Die Schulwegempfehlung zur Grundschule unseres Bezirks 2 km mit dem Bus zu fahren, stört mich tatsächlich sehr. Bewegung im Alltag ist nämlich wichtig.