30. April 2023

Schlechte und gute Tipps für Radfahrende

Sobald das Wetter schöner wird und in den Redaktionen nach Themen gesucht wird, die irgendwie mit Draußen zu tun haben, tauchen Artikel mit Tipps fürs Radfahren auf. 

Eigentlich geht es aber gar nicht um echte Tipps oder Warnungen vor Fehlern, sondern darum, irgendwie das Radfahren zu thematisieren und dafür eine Schlagzeile zu finden, die Klicks erzeugt und Leute verführt, den Artikel zu lesen. Der Artikel "5 Fahrrad-Fehler, die immer wieder gemacht werden" bestätigt eigentlich nur das gängige Nicht-Wissen von Nicht- oder Wenig-Radfahrenden, die dann eben meinen, dass Radler:innen sich mit grellgelbe Jacken oder Westen ausstaffieren und einen Helm tragen sollen, damit sie auf keinen Fall noch aussehen wie normale Menschen, sondern wie das Andere, das Fremde und Gefährliche und Gefährdete. Natürlich fahren in deren Augen Radfahrende nachts auch notorisch ohne Licht und verletzen ständig Verkehrsregeln. Das, was als "Fehler" daherkommt, ist entweder nicht nötig (Westen, Helme) oder aber sowieso verboten (ohne Licht radeln und Verkehrsregeln verletzen). Zum Schluss wird man noch ermahnt (Fehler!), dass man sein Fahrrad pflegen solle. 

Die Kleidung ist neben Beleuchtung, Bremsen und intakten Reifen auch Motor.at wichtig, reflektierend soll sie sein. Velototal hat auch fünf Tipps für die Fahrradsaison parat: Akkus und Ladessystem überprüfen, Bremsen inspizieren, Kette oder Riemen reinigen, Reifendruck überprüfen, und dann noch den allgemeinen Wartungs- und Sicherheitscheck, der eigentlich alle genannten Punkte beinhaltet und noch die Überprüfung der Beleuchtung erwähnt. Wer den ganzen Winter radelt, ist jetzt damit nicht mit erhellenden Tipps versorgt worden. 

Selbstverständliche Tipps zur Sicherung des Fahrrads gibt es auch im Angebot des Radsaisonstarts in den Medien, und das gleich mehrmals, nämlich hier  und auch hier. Quintessenz: stabile, massive, schwere Schlösser, ab besten doppelt und dreifach, und immer anketten. Das wissen eigentlich auch alle Radfahrenden, nur bedeuten massive schwere Schlösser in mehrfacher Ausfertigung eben auch viel zusätzliches Gewicht und stören insgesamt die Leichtigkeit des Radfahrens sehr. Deshalb treffen Radfahrende bewusst andere Entscheidung. 

Der Polizei geht es wiederum darum, dass "die Unfallzahlen mit Radfahrerbeteiligung" nicht steigen. Logischerweise appelliert sie an alle, sich an die Regeln zu halten und sich rücksichtsvoll zu verhalten. Umsichtig sollen wir sein. Autofahrende sollen ihre Türen nur mit dem holländischen Griff öffnen, auch beim Abbiegen und Rangieren und Ein- und Ausparken sollen sie aufmerksam sein. (Danke, das wäre wirklich wichtig!) Aber auch wir Radfahrenden werden ermahnt, nicht als Geisterradler:innen unterwegs zu sein und nicht mit dem Handy zu telefonieren, und natürlich - fast hätte ich es vergessen - den Helm aufzusetzen. 

Auch wenn den ganzen Winter über viele Menschen mit dem Fahrrad unterwegs waren, sind wir Deutsche eher Schönwetterragler:innen, was übrigens auch sehr mit der nicht besonders guten Infrastruktur zu tun hat. Diejenigen, die üblicherweise im Frühjahr wieder anfangen Rad zu fahren, brauchen diese Tipps nicht, denn es ist ja nicht das erste Mal, dass sie ihr Rad nach einigen Monaten Stillstand wieder ans Licht ziehen. Es mag aber durchaus noch etwas unerfahrenere Neu-Radler:innen geben, für die in diesem Jahr ihre zweite Fahrradsaison beginnt. Denen würde ich raten: 

  • Fangt so früh im Jahr wie möglich wieder an zu radeln. Gerade bei trübem Wetter tut Bewegung gut. Und den kommenden Winter radelt ihr dann durch (abgesehen von den paar Tagen wo es schneit und stürmt). 
  • Nach Bremsen und Licht guckt ihr sowieso, bevor ihr das erste Mal wieder losfahrt, und wenn die Reifen nicht genug Luft haben, merkt ihr das sofort. Aber schaut, dass die Kette geölt ist! Ein paar wenige Tropfen helfen, und man hört nicht dieses schabende Geräusch beim Radeln. Falls der Riemen komische knisternde Geräusche von sich gibt, dann braucht er etwas Silikon (siehe hier.
  • Wenn ihr Pedelecs habt, pflegt euren Akku im Winter. Er sollte nicht entladen gelagert werden, 80 Prozent Ladung tun ihm ganz gut (aber dafür ist es jetzt zu spät). Überprüft aber, ob euer Akku bei Aufladen ungut warm wird. Dann ist er defekt und kann brandgefährlich werden.  
  • Nehmt Regenkleidung mit. Und zieht euch nicht zu warm an. Radeln macht warm. 
  • Ein Fahrradschloss zum Anketten (zusätzlich zum Rahmenschloss) reicht. Ist das Fahrrad teuer, dann schließt eine Fahrradversicherung ab. Die kostet so ungefähr 150 Euro im Jahr. Und notiert euch eure Fahrraddaten (Rahmennummer, besondere Kennzeichen samt Foto) am besten auf dem Smartphone, falls es geklaut wurde und ihr Anzeige machen wollt. 
  • Informiert euch hin und wieder ein bisschen über Verkehrsregeln für Radfahrende. Nehmt euch vor, mal auf die Schilder zu achten, die auf euren üblichen Wegen herumstehen und zu überprüfen, ob ihr regelwidrig unterwegs seid oder nicht. 
  • Und ein Rotlichtverstoß kostet - wenn ihr erwischt werdet - bis zu 100 Euro und ein Punkt in Flensburg! 

2 Kommentare:

  1. Hallo,
    was bei den Fahrradtyps immer fehlt ist:
    Haltet mindesten 1 Meter Abstand zum Straßenrand
    Haltet mindesten 1,50 Meter Abstand zu am Straßenrand parkenden Autos.
    Wen du andere Radfahrer oder Fußgänger überholst kündige dein Überholen mit einen freundlichen Satz an (z.B. Guten Tag, darf ich mal vorbei)
    Haltet beim Überholen vom anderen Radfahrer und Fußgängern immer genügen Abstand..
    Beim Fahren auf den Fußweg gefährdet und belästigt man nicht nur Fußgänger, sondern du gefährdest dich auch selber. Fußwege sind für Radfahrer gefährlicher als die Straße und darum ist dass auch vom Gesetzgeber verboten.

    MfG
    Jürgen

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  2. Wie bei allem im Leben muss jeder seine eigene Erfahrung machen. Tipps fürs Fahrradfahren sind so unnötig wie Tipps fürs Leben- nie ist ein Moment genauso wie ein anderer.

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