7. März 2023

Die leidigen Fahrradschlösser

Sie sind ein ungelöstes Problem, dessen sich die Fahrradindustrie auch gar nicht annimmt. Man muss sie immer extra dazu kaufen. Und es gibt für sie eigentlich keinen guten Platz am Fahrrad. 

Und sie sind umständlich zu handhaben. Wir transportieren sie in Taschen und müssen sie herauskramen. Immer müssen wir viele Handgriffe tun, um ein Fahrrad ab- und wieder aufzuschließen. Fast immer müssen wir uns dabei bücken. Eigentlich erstaunlich, dass die Fahrradindustrie sich so gar nicht dafür interessiert, wie wir unsere Fahrräder gegen Diebstahl sichern können und nicht längst serienmäßig Schließsysteme ins Fahrrad integriert hat. Jedes Auto und jedes Moped kann einfach abgeschlossen werden, aber ein Fahrrad nicht. Da kramen und bücken wir uns und fummeln herum. 

Das Rahmenschloss oder Felgenschloss ist auch nur halb integriert. Es wird am Rahmen angeschraubt und umschließt eine Felge, entweder vorn oder hinten. Kurioserweise bieten die Hersteller von Rahmenschlössern hauptsächlich solche an, wo der Schlüssel im offenen Zustand steckt. Schließe ich es ab, habe ich einen winzigen Schlüssel getrennt von meinem Schlüsselbund in der Tasche herumfahren oder muss ihn mit einem Karabiner an den Schlüsselbund haken. Wenn der Schlüssel nicht bei offenem Schloss abziehbar ist, bedeutet das aber vor allem, dass ich das Rad immer auch mit dem Rahmenschloss abschließen muss, selbst wenn ich es gerade lieber mit einem Kabelschloss (das alleine reicht) an einem Radbügel anschließen will. Denn sonst kann es einem Spaßvogel einfallen, mein Rad einfach mal schnell abzuschließen und den Schlüssel mitzunehmen. Und dann stehe ich ziemlich doof da. Es bleibt mir ein Rätsel, wieso Hersteller so etwas erfinden und warum Radhersteller sowas ohne Vorwarnung an die Kundschaft verkaufen (ist mir bei My Boo so gegangen)? Bücken muss man sich natürlich auch zum Rahmenschloss, und man braucht zum Abschließen immer zwei Hände, es sei denn man wählt ein teures Bluetooth-Schloss (das auch Nachteile hat, denn die Verbindung mit dem Handy muss ich immer wieder neu aktivierten und sie dauert erstaunlich lang). Warum kann man so ein Felgenschloss nicht wenigstens so konstruieren, dass man keinen Schlüssel braucht, um es zu schließen? 

Lenkerschlösser, die ins Vorderrohr integriert sind, bieten nur nur ganz wenige Hersteller an. Mir ist nur Youmo bekannt. Damit sperrt man den Lenker und niemand kann einfach wegfahren. Bücken muss man sich nicht, der Schlüssel steckt auch nicht, den hat man am Schlüsselbund. Das wäre doch mal eine Option für all die vielen Pedelecs, die so verkauft werden. Dann kann man das Rad kurz vorm Bäcker oder der Apotheke abstellen, Lenker sperren, reingehen, zurückkehren und Rad wieder entsperren. 

Rahmenschlösser sehe ich nicht oft an Fahrrädern, obgleich sie für kurze Halts vor Läden verhältnismäßig praktisch sind: Man muss nur den Schlüssel rauskramen, reinstecken, den Schließbügel mit der anderen Hand runterdrücken und abschließen. Beim Aufschließen genügt es, mit einer Hand den Schlüssel umzudrehen und der Bügel schnappt zurück. Besonders geeignet sind Rahmenschlösser für schwere Pedelecs und vor allem Lastenräder, die kein einzelner Mensch wegtragen kann. Sie sind etwa so schwer klaubar wie Mopeds, die auf der Straße sehen. Es ist möglich, aber man braucht mehrere Leute und einen Lkw. Deshalb empfiehlt es sich, sie für die lange Nacht irgendwo anzuschließen oder in einem verschlossenen Raum abzustellen. Ich finde, gerade bei E-Lastenrädern könnten die Fahrradhersteller mal ein Schloss integrieren, das wie beim Auto mit einem Funkschlüssel geöffnet und geschlossen werden kann. 

Die meisten Radfahrenden, die ich so sehe, haben Ketten-, Kabel-, Falt- oder Bügelschlösser dabei. Und da fängt es dann an: Wo transportiere ich mein Schloss? Im Rucksack? Das bedeutet beim Abstellen: Rucksack runter ziehen, Rucksack aufmachen, Schloss rauskramen, Schloss um Rohr und Radbügel legen, Schlüssel aus der Tasche kramen, abschließen, Rucksack wieder zumachen und über die Schultern ziehen, Schlüssel wegstecken, insgesamt neun Handgriffe. Und wenn man wieder wegradeln will, all das retour. Bücken muss man sich dabei oft auch auch. Übrigens auch elektronische Bandschlösser erfordern zwei Hände zum an- und ablegen und man muss sich bücken. 

Manche transportieren ihre Kabelschlösser im Gepäckkorb, hinten oder vorne. Da heißt dann nur, reingreifen, es um Rad und Bügel schlingen und abschließen. Aber ich kenne eine Person, der ein teures Tex-look bei einer hoppeligen Waldfahrt aus dem hinteren Gepäckträgerkorb rausgehüpft ist, ohne dass sie es merkte. Sie hat es verloren. Auch blöd. Und im Korb nimmt es Platz weg. (Grundsätzlich sind offene Gepäckträgerkörbe nicht ideal. Jeder kann im Vorbeigehen, etwas, wenn ich an einer Ampel warte, reingreifen und die Tasche rausnehmen.) Umständlicher wird es dann schon wieder, wenn man die Schlösser in Lenkertaschen oder Satteltaschen unterbringt. 

Manche klemmen die Kabelschlösser in den Gepäckträger. Auch das bedeutet viele Handgriffe, bis man es abgefummelt und um Radrohr und Radbügel geschlungen und abgeschlossen hat. Und auf dem Gepäckträger unter der Klappe kann nichts anderes transportiert werden. Viele schlingen es um irgendein Rohr des Fahrrads. Nimmt man das Sitzrohr, dann muss es so geschlungen werden, dass es beim Treppeln und Strecken der Beine nicht stört, man also nicht ständig daran entlang schleift. Es sollte daher nicht sperrig, sondern eher geschmeidig sein. Ich schätze, dass die meisten ihre Schlösser beim Anschließen dann gänzlich vom Rohr lösen und um Oberrohr und Radbügel legen. Auch wieder etliche Handgriffe, wobei das wegschlingen und später wieder zurückschlingen noch eine Menge Bewegungen bedeutet. Manchmal kann es es so geschickt durch die Rohre fädeln, dass man es zum Anschließen nur öffnen und um den Bügel legen muss. 

Faltschlösser oder Bügelschlösser muss man anders transportieren. Für Faltschlösser gibt es Halterungen, die man an irgendeinem Rohr anbringt. Das Aufmachen des Täschchens, Rausholen, auseinander falten und dann um Radbügel und Rohr ziehen, ist das übliche handgriffreiche Gefummel. Will man wieder wegfahren, muss man es in das Rahmentäschchen zurückfalten und das Täschchen zumachen. Da die meistens unten an der Sitzstrebe anschraubt werden, muss man sich bücken. Bügelschlösser kann man mit einer dazu gekauften Halterung im Dreieck zwischen Oberrohr, Sitzrohr und Unterrohr unterbringen,  allerdings geht das nur beim klassischen Diamantrahmen. Alle anderen müssen sich anders behelfen (Gepäckträger, Rucksack, Gepäckkorb). Sogar über den Lenker gehängt habe ich es shcon gesehen und fotografiert. Nicht ideal, es wackelt und klappert. Bügelschlösser gelten als besonders stark, ihr Einsatz verlangt aber noch mehr Handgriffe als übliche Schlösser, schließlich muss man beim Schließen nicht nur ein Loch treffen, sondern gleich zwei im Querriegel. Außerdem sind sie nicht flexibel und passen zwar an Standardradbügel, aber nicht immer an Straßenmasten oder Kellergitter. 
Die kleinen Bügelschlösser, die man in die Hosentasche (hinten) stecken kann, sind eigentlich ungeeignet. Da täte es auch ein Rahmenschloss. Für junge Männer mit leichtem Gepäck (Handy und Geld in der Hosentasche, kein Rucksack) im T-Shirt bietet man auch Schlösser an, die man wie einen Gürtel um den Leib schlingt. Leicht sind die nicht, sperrig auch, und für Frauen eher ungeeignet. Manche lösen das Problem auch so, dass sie an der Stelle, wo sie das Fahrrad immer abstellen, um mit der Bahn weiter zu fahren oder zur Arbeit zu gehen, eine Kette oder ein Kabelschloss deponiert haben. Ich kenne manche, die schon seit über zehn Jahren an ein und demselben Mast hängen, längst nicht mehr in Verwendung. 

Übrigens, auch die Art des Schlosses spielt eine Rolle bei der Bequemlichkeit. Zahlenschlösser sind leicht geschlossen aber nicht so schnell aufgemacht. (Um sie schnell aufzukriegen, verdrehen manche nur eine Zahl, was aber natürlich riskant ist.) Bei Dunkelheit sehe ich (schon etwas älter) die Zahlen nicht mehr und bräuchte die Handstaschenlampe, die ich aber nicht halten kann, weil ich zwei Hände zum Zahlendrehen brauche. Schlüssel muss man dabei haben, meist hat man sie am Schlüsselbund, der dadurch immer größer wird. Schlüssel kann man auch verlieren (der Ersatzschlüssel liegt dann daheim, aber wo?).  Man kann aber auch auch eine Zahlenkombination vergessen. Die sollte man irgendwo notiert haben, am besten im Handy. Meine Erfahrungen mit Fingerabdrucksensoren (rechts unten in der Collage) an Vorhängeschlössern oder Bügelschlössern sind eher durchwachsen. Bei Regen funktioniert der Sensor nicht und die Alternativen (Codes) machen Stress, weshalb man mehrere Versuche braucht. Außerdem muss man sie aufladen, und sie sind teuer. Auch das Profil der Schlüssel macht mal mehr oder weniger Umstände. Manche gehen leicht ins Schloss. Der dem Autoschlüssel ähnelnde von links oben in der Collage beispielsweise, aber das bedeutet auch, dass man das Schloss mit einem einfachen Pickset leicht knacken kann. Ein klassischer Schlüssel (rechts oben) gleitet gut, andere (links unten) haken wiederum ziemlich herum und man stochert eine Weile, bis sie reingehen. Kurzum: Praktisch geht anders. 

Und eine Problem haben wir ja auch noch: Wohin mit dem Helm? Auch so eine ungelöste Frage der Radindustrie. Würde eine Helmpflicht kommen, würde das das Ende aller Leihradsysteme bedeuten, denn Helme müssten wie beim Stella-Moped mitgeliehen werden können. Es sei denn, die Radhersteller würden für den Verbleib des Helms am abgeschlossenen Rad endlich mal was erfinden. Helme werden zwar nicht so oft geklaut, aber manchmal eben doch. Viele - erstaunlich viele! - nehmen ihre Helme mit ins Büro oder zur Konferenz, aber will man eigentlich ständig Helme herumtragen und allen zeigen, dass man Rad fährt? Man kann den Helm beim Anschließen des Rads natürlich gleich mit einfädeln. Manche Helme haben sogar so große Löcher, dass man das Kabelschloss durch die Schale ziehen kann, bei allen anderen geht das nur mit den  Kopfriemen. Wobei das wiederum ein ziemliches zusätzliches Gefummel ist, verbunden mit einem ganz tiefen Bücken. Genauso übrigens, wenn ich nicht nur das Rad, sondern auch das Vorderrad gleich mit gegen Klau sichern will. 

Aber warum einfach, wenn's auch umständlich geht? Gell? Wir sind es ja gewöhnt. Den meisten dürfte es gar nicht mehr auffallen, wie viel wir an der Fahrradsicherung fummeln. Während der Autofahrer auf seinen Funkschlüssel drückt und einsteigt, stecken wir Schlüssel in Schlösser, wickeln ab, wickeln wieder ums Rohr, öffnen und schließen Taschen. Die Fahrradindustrie - mehr noch der Handel - ist leider seeeehr konservativ. Vielleicht weil sie meint, die Kundschaft wolle es so, vielleicht, weil wir uns nicht täglich in den Läden über blöde und umständliche Lösungen beschweren und nicht an die Hersteller schreiben. Und weil wir uns immer zuerst für das Fahrrad entscheiden, das uns gefällt, und dann erst herausfinden, wie wir es am geschicktesten ab- und anschließen können und was wir dafür noch alles kaufen müssen. Noch immer geht Radschick vor Alltagstauglichkeit. Das Fahrrad ist das einzige für den Straßenverkehr zugelassene Fahrzeug, das man ohne Beleuchtung und ohne Abschließmöglichkeit kaufen kann. Und dann stört das nachträgliche Angebrachte das cleane Erscheinungsbild Fahrrads. 

Ich bin nicht konservativ. Ich mag es praktisch und zeitsparend. Ich bin mit allen Schlossvarianten unzufrieden, sie verlangen mir viel zu viele Handgriffe ab und dauern zu lang. Ich habe zwar ein Rahmenschloss, und mein Kabelschloss vorn um das Lenkerrohr geschlungen und muss es nur aufmachen und um den Radbügel schlingen, aber ich brauche immer zwei Hände. Wenn es keine Radbügel gibt, muss auch ich mich zu einer Baumbeetbegrenzung oder ähnlichem bücken. Gerne rutscht mir dabei die Tasche von der Schulter. Oft sehe ich, wie lange Radfahrende brauchen, wie lange sie stehen und fummeln, bevor sie losfahren. Muss das denn wirklich so sein? 

Übrigens jedes Schloss lässt sich knacken, und zwar viel schneller als wir denken. Mehr als ein paar Sekunden braucht kein geübter Schlossknacker. Der ist aber meist auf einige wenige Schlossarten spezialisiert. Hat man ein Zahlenschloss und eines mit Schlüssel und beide geschlossen, dann reduziert sich das Diebstahlrisiko deutlich. Öffnen kann man aber alles - Bügel, Kabel, Textil, Faltschlösser - zur Not mit brachialer Gewalt, mit Bolzenschneidern und Metallsägen. Allerdings sagt man, dass Diebe vom Fahrrad ablassen, wenn es mehr als zwei Minuten dauert, die Schlösser zu öffnen - zumindest draußen an der Laterne, im Hinterhof eher nicht. Wer wirklich Angst um sein teures Fahrrad hat, schließe eine Fahrradversicherung ab (ca. 150 Euro im Jahr). Die verlangt oft eine bestimmte Qualität von Schloss und dass das Rad irgendwo angeschlossen ist, wenn es draußen steht. Das macht man dann halt. Aber darüber hinaus muss man nichts tun.  

17 Kommentare:

  1. Zum Thema Rahmenschlösser und abziehbarem Schlüssel: Bei einigen AXA Typen kann man bei der Bestellung angeben ob der Schlüssel abziehbar sein soll, oder nicht. Ich hab' seit vielen Jahren eins mit Kabel (und abziehbarem Schlüssel) dran. Das ist eine sehr alltagstaugliche Methode.

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  2. Ja, alledings muss man sich des Problems bewusst sein, um sich zu entscheiden, ob man eines mit gestecktem Schlüssel oder abziehbarem Schlüssel kaufen möchte. Darüber macht man sich meistens erst Gedanken, wenn man es samt Rad oder ohne gekauft hat.

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  3. Vanmoof hat das eigentlich bei seinen Ebikes clever gelöst. „Abgeschlossen“ wird das Rad, indem man einen kleinen Bolzen am Hinterrad mit dem Fuß rein drückt. Kein Bücken. Damit wird das Hinterrad blockiert. Wird das Rad abgesperrt bewegt oder getragen, macht es laute Alarmgeräusche über den verbauten Lautsprecher. Entsperrt wird es über das Handy des Besitzers, entweder rein durch Annäherung oder per manueller Bedienung.
    Ob ich mich sicher genug fühle, damit mein 3000€ teures E-Bike abzusperren, bin ich mir allerdings nicht sicher. Trotzdem das innovativste, was es aktuell am Markt gibt.

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    1. Danke für diese Info. Eine hübsche Lösung. Es geht ja bei solchen Lösungen nur um das für fünf Minuten abschließen vor einem Laden als Wegfahrsperre.

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  4. Ja, ein Haar läßt sich in jeder Suppe finden wenn man (oder natürlich auch frau) nur lange genug sucht. Überall nur Probleme, Probleme, Probleme.
    Wünsche noch einen schönen Tag.

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    1. Lieber spöttischer hardwerker, ich beobachte durchaus immer wieder, dass Männer technische Umständlichkeiten lieben, Frauen aber gar nicht. Wir fahren ja trotzdem Rad, weil die Vorteile riesig überwiegen, aber besser machen kann man ein Fahrzeug immer, auch auf der technischen Ebene, vorausgesetzt, es fällt den Nutzerinnen auf, wo es Verbesserungsbedarf gibt. Aber tröste dich, Haushaltsgeräte, die meistens von Frauen benutzt werden, sind auch elend schlecht und am tatsächlichen Bedarf vorbei konstruiert. Liegt halt daran, dass Technik von Männern beherrscht wird, die dann gerne auch mal - so wie du - Frauen verspotten, die aufzählen, wie viele Handgriffe die Konstruktion ihnen abverlangt und wie es besser laufen könnte. Dabei geht es nicht um elektronischen Schnickschnack und immer noch mehr Apps, sondern um eine simple bequeme Bedienbarkeit der Geräte.

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    2. @Christine Lehmann, und andere Blogleser, Wenn du/ihr des Französischen mächtig seid, gibt es diesen wirklich lustigen Sketch von Florence Foresti zu dem Thema. Zwar geht es um Kinderwägen, aber das Prinzip ist genau dasselbe.
      https://youtu.be/zX5jU7408n0

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  5. Ich verspotte niemanden. Weder Mann noch Frau. Das lass ich mir von dir nicht in den Mund legen. Ich habe in diesem Blog oft mit viel Interesse gelesen, weil Radthemen häufig gut analysiert wurden. Aber seit in den letzten Monaten quasi jedes Thema auf die Genderschiene gesetzt wird ist es mit dem Interesse dann doch vorbei.

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    1. Na, so ganz stimmt das ja nicht. "Jedes Thema" ist eine große Übertreibung: Ich habe über Energieeffizienz, Kürzestradstreifen, den Kofferraum, enges Überholen, über Regenvorfahrtfür Radelnde, Fahrbahnradeln, S-Pedelecs, Ideen für Radinfrastruktur und vieles mehr geschrieben, in dem ich nicht die Perspektive der radelnden Frauen der Perspektive der radelnden Männer gegenüberstelle. Ich fürchte, diese Behauptung kannst du nicht aufrechterhalten, das "quasi jedes Thema" der Geschlechterfrage nachgeht. Und auch schon in den letzten Jahren habe ich Frauen für die Stadt- und Verkehrsplanung gefordert oder darüber geschrieben, wie Frauen unsere Verkehrswelt erleben, in de sie mehr benachteiligt werden als Auto und Fahrrad fahrende Männer.

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  6. Zu einer haarscharfen Analyse gehört einfach auch das Aufzählen jedes einzelnen Handgriffs im Gegensatz zum Funkschlüssel eines Autos...ich stimme Dir komplett zu - und wünschte manchmal, die "Damen des Hauses" wären vermehrt "Key-User" vor Serienfertigung...
    Die vielen Handgriffe /Hürden sorgen auch dafür, dass Kinder entweder das Bike erst gar nicht abschliessen oder besagter Drahtesel von den Eltern unter Zuhilfenahme brachialer Hilfsmittel von seiner "Handschelle" befreit werden muss, wenn der Schlüssel verloren ging...
    Mit einem längeren Bügelschloss habe ich übrigens den Kinder-Fahrradanhänger (croozer) am Pedelec "gesichert" - auch etwas, das m.E. die Hersteller zu wenig auf dem Schirm haben ...
    Vielen Dank für Deine umfassende Zusammenstellung mit berechtigter Kritik 😊!

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    1. Danke. An die Fahrradanhänger habe ich gar nicht gedacht. Guter Hinweis. Und stimmt, ich habe als Kind und Jugendliche mein Fahrrad auch nie abgeschlossen, weil ich Angst hatte, den kleinen Schlüssel zu verlieren, den ich von dem damals simplen Speichenriegel abziehen musste. Ich sehe auch heute noch Fahrräder vor Läden stehen, die nicht abgeschlossen wurden, vermutlich, weil es den Nutzer:innen zu umständlich erschien.

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  7. Warum wohl hat die Radindustrie wenig Interesse daran, die Zahl der Raddiebstähle zu reduzieren?
    Die meisten Faltschlösser und auch ein von mir seit gut 10 Jahren verwendetes Bügelschloss des Marktführers lassen sich gut am Rahmen befestigen und in Windeseile entnehmen oder verstauen.

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  8. Schlösser, schwieriges Thema.

    Letztenendes ist jedes Abstellen eines Fahrrads im öffentlichen Raum, und oft auch in geschlossenen Räumen.natürlich immer eine Wette. Jemand meinte, im Grunde sei ein Fahrrad immer nur geliehen, nämlich vom Dieb, der es irgendwann stiehlt. Die Höhe der Leihgebühr pro Tag berechnet sich aus Preis und Dauer des Besitzes bis zum Diebstahl.

    Manche wird es langweilen, aber auch angesischts der Bilder da oben kann man es nicht oft genug wiederholen:
    - Aus Gründen der Sicherheit führt kein Weg an einem guten Bügelschloss (Sold Secure Gold, und/oder FUB deux roues Bewertung - wenn jemand eine vergleichbaren deutschen Bewertung kennt, bitte nennen) vorbei. Es ist von allen Schlössern das am wenigsten unsichere (!), d.h. richtig angebracht wird es einem Diebstahl am längsten Widerstand leisten, erhöht also die Chancen, dass ein Dieb es erst gar nicht versucht, da leichtere Beute nebenan steht, oder aber davon ablässt, weil es zu lange dauert.
    -Rahmenschlösser sind als Zusatzsicherung gut, da recht schwierig zu knacken, aber aus offensichtlichen Gründen als Hauptsicherung nicht geeignet.
    - Die Art der Sicherung mit einem Bügelschloss ist durch Rahmen und Vorderrad an einen festehenden Gegenstand, am besten natürlich einen nach den Regeln der Kunst aufgestellten Standardbügel (auch prüfen, ob er Bügel nocht intakt ist!).
    Bei längerem Abstellen kannn man auch das Hinterrad mit einem zweiten Schloss, oder einem Kabel durch das erste mit anschlIeßen.
    - Hoher Wert des Rades, regelmäßiges Abstellen am gleichen Ort, über lange Zeit, an wenig frequentierten Stellen etc. erhöhen die Diebstahlswahscheinlichkeit, aber selbst kurzeitiges Abstellen an einem belebten Ort bedeutet keine 100%-ige Sicherheit.

    Zur Beförderung des Schlosses: Ich habe gute Erfahrungen mit einer Textilband-Halterung des deutschen Marktführers gemacht. Ich musste lang rumüberlegen wo am Rahmen es anbringen; Flaschenhalter, Packtaschen, Erreichbarkeit etc., alles spielt eine Rolle, und so etwas ist, zusammen mit dem Gewicht des Schlosses, dem Verwendungszweck des Fahrrads, der enormen Varietät der Sachen an die man Fahrräder anschließt etc. etc. wohl mit ein Grund, warum die Hersteller keine one-size-fits-all-Lösung anbieten...
    Die Anbringung der Halterung war fummelig, besonders eine erneutes Anbringen war extrem langwierig. Ich habe ein Stück Schlauch unterlegt, um den Lack zu schützen und musste vom Schloss ein Stück der Ummantelung abmachen, aber jetzt hängt es an der rechten Sitzstrebe und ist dort leicht zu erreichen, Es kann klappern, besonders bei Kopfsteinpflaster o.Ä.
    Ich sehe, dass der Hersteller inzwsichen offenbar eine universellere solche Halterung anbietet, die veilleicht einige der Probleme, die ich hatte, löst.

    Im Hemd einsteigen, Tasche auf den Beifahrersitz werfen und wegfahren, das geht beim Radeln halt nicht. Ich brauche im Winter je nachdem mehrere Minuten mit Fahrradgarage auf- und zuschließen, Schloss auf und zuschließen und weghängen, Taschen anbringen, Radklammern anbringen, Handschuhe, Ohrenschützer anziehen..., Fahrrad rausrollen, bis zum Losfahren.

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  9. Mein ILockit verschließt sich von selbst, wenn ich weg gehe und geht auf, wenn ich wieder komme. Vor dem Supermarkt o. ä. eine tolle Sache. Über Nacht reicht ein Rahmenschloss natürlich nicht aus.

    Auch ich hätte lieber ein komfortables Schloss, mit dem ich das Fahrrad fest anschließen kann. Ich kann deine negativen Erfahrungen bestätigen.

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  10. Du sprichst einen wirklich wichtigen Punkt an. Es ist wirklich nicht zu verstehen, warum das Radeln so verkompliziert wird.

    Vom Büro fahre ich mit einem Kollegen in die Tiefgarage. Er geht zum Auto, ich gehe zum Rad. Bis ich aus der Tiefgarage fahre, ist der Kollege schon längst vom Firmengelände verschwunden...

    Gruß, Torsten K.

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  11. Insgesamt ist es schade das Eigentum so wenig respektiert wird. Nicht abschließen ist noch immer am einfachsten und praktischsten.
    Lustig fand ich einen Kollegen mit einem leichten Billigschloss. Auf die Frage ob es nicht unsicher sei, sagte er: Bis jetzt hat es immer getan.

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