16. April 2023

Wenn das Fahrrad selber lenkt

Ein E-Rad, mit dem man nicht umfällt? Gedacht ist es für ältere Menschen, die ein Fahrrad nicht mehr selbst so reaktionsschnell lenken können, aber lieber Fahrrad fahren wollen als wieder aufs Auto umzusteigen.  

Die TU Delft hat zusammen mit dem Fahrradhersteller Gazelle einen elektronischen Lenksassistenten für E-Räder entwickelt. Der Assistent greift ein, wenn wenn das Rad umzukippen droht bis runter zu einer Geschwindigkeit von 4 km/h. Ein Sensor erkennt, wenn das Fahrrad sich zu einer Seite neigt, ein Motor steuert das Vorderrad in die Richtung und das Rad richtet sich wieder auf. Es macht das, was wir automatisch mit unserem Körper und den kleinen Lenkbwegungen machen. Die TU Delft hat aus 25 Parametern der Radfahredymnamik ein Modell entwickelt. 

Wie sich so ein Fahrrad fährt und anfühlt, beschreibt der Autor dieses Heise-Artikels sehr anschaulich. Der Fahrassistent soll dem Gehirn die Arbeit des Lenkens abnehmen, damit sie dem Straßenverkehr mehr Aufmerksamkeit schenken können. Dabei radelt man durchaus selber lenkend, es geht mit dem Assistenten aber leichter. Der Assistent gleicht auch ruckartige Lenkbwegungen aus. Hier ein Video (niederländisch) dazu. 

Warum auch nicht Fahrassistenten fürs Fahrrad? Autos haben sie schon lange. Wenn wir die Mobilitätswende weg vom Auto und hin zu einer selbstaktiven Mobilität schaffen wollen, braucht es jede Menge Erfindungen. Das E-Rad oder Pedelec war ja schon so eine, die Menschen wieder aufs Fahrrad gebracht hat, denen vor allem in bergigen Gegenden die Anstiege zu anstrengend waren, und die auch langjährigen sportlichen Radler:innen die Möglichkeit eröffnen, wenn sie älter sind, noch genauso viel und so oft mit dem Fahrrad unterwegs zu sein wie als junge Menschen. 


10 Kommentare:

  1. Ich empfinde das als zwiespältig: Pedelec, Bremsassistent, Federungssysteme, automatisches Kurvenlicht, Navi, GPS-gestützte Datensammler usw. - machen zunächst einmal Fahrräder schwerer, teurer und wartungsaufwändiger.
    Ich freue mich über und mit jeder / jedem, die / der anstelle ins Auto auf ein Fahrrad steigen und es sicher fahren kann.
    Manche körperlichen Beeinträchtigungen können bisher schon z. B. durch Umstieg auf Spezialräder (Tandems, zweispurige Liege- oder Sesselräder) ausgeglichen werden.
    Für mich (70) wünsche ich, dass ich mich noch möglichst lange mit einem sicheren Gefühl auf einfachen Fahrrädern mit Freude bewegen kann und den richtigen Zeitpunkt erkenne, wenn ich körperlich oder mental dazu nicht mehr in der Lage bin. Mobilität kann dann auch mit Hilfe von ÖPNV, gelegentlich Taxi (nutze ich beides bisher schon), Rollator oder (Elektro-)Rollstuhl gewährleistet bleiben.

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    1. Interessanterweise habe ich mal beim Surfen nach irgendwas mit Fahrrad im Internet so eine Art Gummibänder gefunden, mit denen man die Lenkbewegungen des Fahrradlenkers dämpfen kann, weil offenbar manche Menschen zu hektische Bewegungen machen, die zu zu starken Auslenkungen führen (vermutlich beim Start), weshalb ich, als ich dann dieses Fahrrad sah (das ja nur ein Versuchsfahrrad ist) dachte: Aha, offenbar suchen da Leute nach einer elektronischen Lösung für das Problem.

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  2. Hört sich auf den ersten Blick gut an, aber am ehesten bekommt man ja die Gleichgewichtsprobleme wenn man in einer Geschwindigkeit kurz vor dem stehen oder gerade beim Anfahren ist. Und das ist weniger als 4 Stundenkilometer.

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  3. Also das Rad sieht maximal hässlich aus - damit traut sich auch kein Rentner auf die Straße.
    Der Ursprungsartikel ist ja schon 11 Monate alt - gibt es schon Neuigkeiten?

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    1. Ist ja nur ein Fahrrad, an dem das Prinzip entwickelt wird, keines, das wir bald auf der Straße so sehen. Hat mich halt einfach nur interessiert.

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  4. Leider wird realistisch gesehen auch diese Erfindung zu einer "Mobilitätswende" wohl eher weniger beitragen.

    Solange wir beim Begriff "Auto" geistig bei einem ca. 1,6 Tonnen schweren Gefährt für 5 Personen verharren, gibt es m.E. keine Mobilitätswende.

    Erst wenn das Wort "Auto" für ein effizientes, energie- und platzsparendes Gefährt reserviert ist, und die staatlich verordnete, angeblich alternativlose, Energieverschwendung wenigstens ansatzweise thematisiert wurde, ist die Grundlage für eine Mobilitätswende vorhanden.

    Mal schauen wie lange es noch dauert, bis der erste Politiker zur "Erkenntnis" gelangt, dass unser Verkehrsproblem was damit zu tun haben "könnte", dass täglich Millionen Tonnen an Masse über Milliarden Kilometer völlig sinnlos durch die Gegend gekarrt werden. Das wäre dann wohl ein echter Dammbruch.

    Stefan, Fürstenfeldbruck, Bayern

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    1. Leider geht die reale Entwicklung in eine andere Richtung...
      https://i.auto-bild.de/mdb/large/96/amarok-d8f.png

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    2. Das ist ein Modell zur Kompensation von vermeindlich körperlichen Defiziten beim Mann.
      Karin

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    3. Und was kompensieren die Frauen, die ich ständig in den SUVs sehe? :P

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  5. Da werden geistige Defizite kompensiert. Es gibt da einen sehr netten Artikel darüber, warum Frauen solche Lieferwagen fahren.
    Für mich ist so eine Karre das Autogewordene Statement "seht her ich kann nicht Autofahren".
    Kann man auf jedem Supermarktparkplatz und jeder engeren Straße beobachten.
    Karin

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