Männer werden im Straßenverkehr häufiger getötet als Frauen. Sie sind auch für die meisten Unfälle im Straßenverkehr verantwortlich, bei denen andere zu Schaden kommen. Frauen stellen im öffentlichen Raum eine geringere Gefahr für andere dar. Das geht aus den Statistiken hervor. Zwei Drittel aller Frauen wurden im Pkw verletzt oder getötet, meist als Beifahrerin. Offenbar fahren immer noch mehr Männer das Auto als Frauen. Frauen werden übrigens, einer britischen Untersuchung zufolge fast doppelt so oft im Auto eingeklemmt wie Männer, vermutlich, weil das Auto und seine Sicherheitstechnik für Männer konstruiert sind und nicht für Frauen.
35 025 oder 25,1 % der Frauen verunglückten als Benutzerin eines Fahrrades, 115 von ihnen tödlich. Von den verunglückten Männern waren 30,0 % mit dem Fahrrad unterwegs (57 083). 311 männliche Fahrradbenutzer starben bei Unfällen im Straßenverkehr. Je älter die Menschen sind, desto häufiger werden sie als Fußgänger:innen von Autofahrer:innen angefahren, Frauen etwas häufiger als Männer. Offenbar sind Frauen, wenn sie alt sind, häufiger zu Fuß unterwegs als Männer. Und weil Frauen seltener mit dem Motorrad unterwegs sind als Männer, verunglücken sie da auch weniger.
Wenn man die Unfallversursachung analysiert, zeigt sich, dass Pkw-Fahrerinnen zu 54 Prozent die Hauptschuld an einem Unfall trugen, Männer zu 59 Prozent. Auch waren die Unfälle, die von Fahrerinnen verursacht wurden, weniger folgenschwer. Frauen töten im Straßenverkehr nur halb so viele andere Menschen wie Männer und verletzten etwas weniger Menschen schwer als Männer. Auch beim Radfahren gibt es einen Unterschied. Bei den Frauen gelten rund knapp 46 Prozent als Verursacherin, bei den Männern waren es 47 Prozent.
Die häufigsten Fehler, die Frauen und Männer im Straßenverkehr machen und die zu Zusammenstößen führen, geschehen beim Abbiegen, Wenden, Rückwärtsfahren, Einfahren und Anfahren. Frauen fahren sehr viel seltener betrunken Auto, missachten aber etwas häufiger die Vorfahrt als Männer. Es scheint so, als ließen sich Frauen von stressigen Verkehrssituationen auch nicht so stressen wie Männer. Das hat der A
DAC erforschen lassen. Demnach gibt es unterschiedliche Typen. 56 Prozent der Frauen fahren verantwortungsbewusst und rücksichtsvoll, besonnen und sicher. Besonders problematisch sind im Straßenverkehr zwei Stresstypen. Der "konfrontative" Fahrer (auch die Fahrerin) sucht den Nervenkitzel, er ist aggressiv und schnell unterwegs, seine Hilfsmittel im Straßenverkehr sind Hupe, Lichthupe und Beleidigungen. Seine Fahrweise belastet nicht nur andere, sondern auch ihn selbst. Er begeht dabei gravierende Fehler und verliert leicht die Orientierung. 70 Prozent in dieser Gruppe waren Männer. Viele Fahrfehler zeichnet auch die größte Gruppe aus, den "vermeintlichen Alleskönner". Er ist von seinen Fahrkünsten restlos überzeugt, er riskiert viel und macht dabei viele Fehler. 56 Prozent in dieser Gruppe waren männlich.
Und ein Thema, dass die Stadtplanung ratlos macht, sei hier noch erwähnt: Im öffentlichen Raum geht es ungerecht zu. Männer und Frauen besetzen den öffentlichen Raum unterschiedlich, Selbst wenn auf abendlichen Festplätzen (Marienplatz, Eckensee, Schlossplatz etc.) gleich viele Männer und Frauen wären (meist sind es aber mehr Männer), dominieren die Männer, was Lautstärke und Übergriffigkeit betrifft. Junge Frauen fühlen sich auch unsicher, wenn sie an einsamen Endhaltestellen aussteigen oder durch verwinkelte Unterführungen gehen müssen. Diese immer vorhandenen Unsicherheit können Männer kaum je nachvollziehen, und auch Frauen, vor allem ältere, neigen dazu, sie zu leugnen, weil sie sich selber nicht als ängstlich definieren wollen. Das Problem ist, dass wir in unserer Gesellschaft ja nun eigentlich keine Unterschiede machen wollen und an der Illusion hängen, alle Menschen könnten sich bei uns gleich sicher fühlen. Dass Frauen (vor allem junge) im öffentlichen Raum eigentlich Schutzbereiche haben müssten, möchten wir nicht gerne denken. Wir wollen ja nicht separieren. Das ist ein schwieriges Problem für die Stadtplanung.
Wir wissen jedoch aus
einer UN-Studie, dass weltweit im öffentlichen Raum Frauen doppelt so häufig Gewalt erfahren wie Männer. Daran, dass S
tadtplanung diskriminierend ist (für Frauen, Kinder und Alte) wird immerhin geforscht. Aber es ist sehr schwierig, dieses Thema tatsächlich politisch zu diskutieren. Auch deshalb, weil wir ungern wahrhaben wollen, dass es eine Dominanz von Männern, die andere benachteiligt, im öffentlichen Raum gibt, genauso, wie wir ungern wahrhaben wollen, dass es eine Dominanz des Autoverkehrs in unserer Verkehrswelt gibt, die Menschen ohne Auto benachteiligt. Dies auszusprechen würde bedeuten, dass männliches Verhalten ganz generell zu kritisieren. Es sind aber nicht alle Männer dominant und gewalttätig oder fahren aggressiv, und die möchten wir ja eben auch nicht wegen des Fehlverhaltens einiger (wenn auch nicht weniger) unter Generalverdacht stellen. Andererseits bestimmen in unseren großen Gesellschaften weltweit die Männer die Spielregeln. Wenn wir Frauen Änderung fordern, sind wir Spielverderberinnen (Feministinnen oder Schlimmeres). Männer, die an einer Veränderung arbeiten - und die gibt es auch reichlich - haben eine größere Chance, die Spielregeln zu ändern.
Liebe Christine, lasse deinen Worten Taten folgen und stimme nicht für einen männlichen Baubürgermeister, finde eine weibliche Alternative. Ich fänds gut.
AntwortenLöschenEine Sache, die mir in meiner subjektiven Betrachtung der Diskussionen immerwieder auffällt ist, dass es von Gegner:innen von Veränderung immer wieder eine Täter-Opfer-Umkehr gibt. Einige Beispiele sind:
AntwortenLöschen"Die Frau ist selber schuld, wenn sie sich so freizügig an zieht" ... bei einer Vergewaltigung.
"Menschen, die Gendern, wollen die freie Sprache verbieten" wenn man sich die Freiheit nimmt, andere Menschen mit einbeziehen zu wollen in die Sprache.
"Die Politker wollen den Individualverkehr einschränken, und jeder von deiner Sorte (=Radler) machen dabei mit!" .... beim Bau eines Radstreifens.
"Sie sind selber schuld an ihren Verletzungen, wenn sie so ein Gefährt [Oldtimer, Bj. 1957] fahren" ... bei einem Verkehrsunfall, wo eine Person abgedrängt wurden ist.
Mit diesen Sprüchen wurde ich im Leben schon konfrontiert (wirklich alle habe ich im *analogen* Leben so mit bekommen) und immer wieder frage ich mich, wie ich mit solch Menschen umgehen soll. Ich kann da einfach nicht ruhig bleiben, leider bin ich aber auch nicht so sprachgewand wie eine Sarah Bosetti.
Meine Frage deshalb: weiß jemand, wie man in diesen Situation am besten reagieren kann?
Ich habe da auch noch keine Standardlösung. Vielleicht sollten wir uns bewusst machen, dass wir Menschen es nicht ertragen, keinen Einfluss auf eine Geschehen zu haben (wir sind halt Kontrollfreaks) und deshalb so was sagen und meinen, du hättest Einfluss gehabt, wenn du nicht einen kurzen Rock oder mit dem Fahrrad da gefahren wärest. So eine Antwort - in einer eher ruhigen Gesprächsatmosphäre- wäre ein Gesprächsansatz, der auch die Victim-Blamer zum Nachdenken bringt. Ich antworte oft: "Das ist unfair, dass Sie/du jetzt damit kommst, ich kann dazu so viel sagen, aber dafür brauchen wir Zeit, hast du die?" Kurioserweise werden Gespräche dann sofort ruhiger, und die Leute wissen, dass sie sich jetzt Zeit nehmen müssen.
AntwortenLöschenEs gab hier in Mannheim mal eine Umfrage der Stadt zum SIcherheitsempfinden von Frauen im städtischen Raum. Man wollte wissen, wie oft man sich wo unsicher fühlt. Mit vielen Fragen. Es gab nicht eine Frage, ob man überhaupt zu bestimmten Zeiten den Aufenthalt im öffentlichen Raum (besonders allein) meidet, ob man überhaupt gewisse Örtlichkeiten von vorneherein meidet, ob man eventuell eher Umwege geht, um gefühlt unischere Orte zu meiden. Ob man eventuell z.B. ein Auto/Taxi nutzt, statt der (nachts gefühlt unsicheren) Straßenbahn/Bus/U-Bahn/Bahn. Ob man sich eine bekannte männliche Begleitung sucht, oder von jemandem abholen lässt. Keine Fragen zu den für Frauen so typischen Vermeidungsstrategien. Kein Wunder, wenn sich dann nichts ändert. Ich hatte damals den Eindruck, dass an dem Fragebogen keine Frau mit Erfolg mitgewirkt hatte, sonst wären doch Fragen zu den Vermeidungsstrategien eingeflossen. Nur so kann man doch wirklich herausfinden, wie eine ganze Gruppe sich fühlt. Männer können nicht nachfühlen, wie man sich nachts im fast leeren Parkhaus fühlt, wenn man keinen Frauenparkplatz bekommen hat und quer durchs leere Parkhaus laufen muss. Da ist man froh, wenn man im Auto sitzt und dann direkt abschließen kann.
AntwortenLöschenKarin
Hallo Karin, auch wenn ich Deine Ausführungen nachvollziehen kann, ist es so wie geschehen vielleicht besser gewesen!
LöschenGibt man bei einer Befragung die Antworten vor, erhält man nur eben diese Antworten. Und die kennt man dann ja schon. Gibt es keine Vorgaben, Vorschläge oder Auswahlmöglichkeiten, kommen Antworten zu Tage, mit denen der Fragesteller ggf. gar nicht gerechnet hat - und dann hat er tatsächlich etwas erfahren!
Das gilt i.d.R. allgemein für Umfragen. Wie in Deinen konkret angesprochenen Fall das ablief, kann ich natürlich nicht wissen und auch nicht einschätzen, da ich die Umfrage nicht kenne und Du hast ja auch nur aufgelistet, was nicht gefragt wurde.
Deshalb stellen gute Umfragen dieselbe Frage in verschiedenen Varianten immer wieder. Wir wissen nicht, wie diese Umfrage verlief, aber wenn Männern und Frauen keine Fragen zu Vermeidungs- und Wachsamkeitsstrategien gestellt werden, dann erfährt man (auch der Mann) nicht, wie die Welt für Frauen aussieht, und sie sieht grundlegend anders aus als für Männer, nur dass wir das in der Regel nicht an die große Glocke hängen, gerade wir hier in den scheinbar sichersten Städten der Welt (in Deutschland), weil wir nicht ängstlich oder wie Opfer wirken wollen. Wir Frauen wollen ja eben auch gerne so tun, als beschränke nichts unsere Freiheit. Aber wie es so schön unter Frauen (und allen, die Rassismus, Sexismus und Gewalt ausgesetzt sind): Meine Freiheit ist: keine Angst haben müssen. Wenn man bestimmte Fragen nicht stellt, bekommt man keine Antworten dazu. Und alle Frauen würden antworten können, wenn man sie fragte: "Bist du schon mal einen Weg nicht gegangen, weil er dir unheimlich vorkam?", "bist du schon mal mit dem Schlüssel zwischen den Fingern in der Faust heimgegangen?", "Hast du schon mal auf einem leeren nächtlichen Bahnsteig, auf den ein Mann tritt, ein Telefongespräch fingiert?", "Bist du schon mal von deinem Sitzplatz in der Stadtbahn aufgestanden, weil ein Mann vor dir onaniert hat?", "Meidest du nachts eine bestimmte Parkanlage?", "Bist du schon mal auf die andere Straßenseite gewechselt, weil dir eine Männergruppe (betrunken) entgegenkam?", "Gehst du alleine in eine Bar, in der nur Männer sitzen?", "Bist du schon beim Chillen auf einer Bank von einem Mann angesprochen worden, hat er versucht, dich zu küssen?", "Hat dir schon mal in einem öffentlichen Ort ein Mann an den Hintern/Busen gefasst?", "Hat dich schon mal ein Mann aufgefordert, freundlicher zu gucken?", "Ist dir schon mal auf dem Heimweg jemand gefolgt?" und so weiter. Und jetzt frag dich, Bernd, ob man einem Mann solche Fragen überhaupt stellen würde, und wenn ja, was er antwortet.
LöschenNoch schöner sind dann die Aussagen der Polizei, dass Frauen kaum nachts überfallen werden. Warum nur? Je weniger Frauen nachts allein unterwegs sind, desto weniger können überfallen werden. Vor Jahren ist hier in so einer dubklen Ecke eine Studentin überfallen, vergewaltigt und ermordet wirden, mitten in Stadt. Es hat ihr nichts geholfen dass Frsuen sich die Gefahr angeblich nur einbilden. Ich finde es beschämend, wenn begründete Ängste nicht ernst genommen oder abgetan werden.
LöschenKarin
Es ging mir nicht darum, die Gefahren oder Ängste zu diskutieren (oder gar herunter zu spielen!), sondern nur darum, dass selbst gut gemeinte Umfragen noch hinten los gehen können oder keine neuen Ergebnisse liefern, wenn die Fragen falsch gestellt oder die falschen Fragen gestellt werden.
AntwortenLöschenÜbrigens könnte auch ich als Mann einige Deiner oben gestellten Fragen mit "ja" beantworten! Stuttgart ist auch für Männer kein sicheres Pflaster (wer die Presse verfolgt, kann es nahezu täglich lesen).
Stimmt, das Risiko ist in bestimmten Gegenden von Stuttgart für Männer größer, überfallen zu werden als für Frauen (was allerdings auch daran liegt, dass Frauen solche Gegenden meiden und dort seltener unterwegs sind). Dabei geht es um Geld, Handys und die Eskalation von Streitereien. Auch diese Gewalt ist für viele traumatisierend. Es seid aber ihr Männer, die die Spielregeln machen und bestimmen, mit wieviel Aggression und Gewalt wir in dieser Gesellschaft Streitereien austragen.
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