27. Juni 2023

Typisch Stuttgart: Kesselfestival ohne Radabstellanlagen

Ich umrunde den Wasen und frage: "Wo kann ich denn mein Fahrrad abstellen?" Der Mensch am Tor macht eine große Armbewegung und sagt: "Sie dürfen es gern an Zäunen und Geländern anschließen."

Ach so? Die Erlaubnis hätte ich nicht gebraucht. Aber danach habe ich ja auch nicht gesucht, sondern nach dem Radparkplatz. 

Da macht Stuttgart ein kleines Festival, wo es nicht nur am Abend Musik gibt, sondern Samstag und Sonntag tagsüber auch Stände zu Themen wie Mobilität und Sport mit Spielflächen für Kinder, Klamotten und Infoständen, und hat noch nicht gemerkt, dass die Leute - allemal bei schönem Wetter - mit dem Fahrrad anreisen. Das ist jetzt auch in Stuttgart so. Familien kommen mit mehreren Rädern oder mit Lastenrädern. Aber die Stadt bietet ihnen rundheraus gar nichts an, um die Räder diebstahlsicher irgendwo anzuschließen, keinen einzigen Fahrradbügel. Sollen die blöden Radfahrer:innen doch zusehen, wo sie was finden: übrig gebliebene Absperrungen, Zäune, Begrenzungsstangen, Masten. Wer mit mehreren Rädern kommt, kann sie immerhin aneinander anschließen. Die stehen dann wie Inseln herum. 

Das ist doch echt albern, dass sie die Stadt weigert anzuerkennen, dass Leute heutzutage mit Fahrrädern kommen, nicht nur mit Auto oder Stadtbahn. Mir kommt das so vor, als stelle man sich für zwei Tge blind, denn am Montag sind die tausend Räder ja alle wieder weg, so als sei nichts gewesen und als müsse man nichts machen. Aber sie waren da, wie meine Fotos vom Sonntagnachmittag zeigen. Hunderte von Radfahrenden haben Zäune und Begrenzungsstangen gesucht, um Räder festzubinden und dabei innerlich den Kopf geschüttelt und sich gedacht: Das ist doch wieder mal typisch Stuttgart, so tun, als gäbe es keine Radfahrer:innen. Und das zwei Tage nach der Urban Future Conference und am Tag nach dem Klimaaktionstag.  

Mobile Radabstellanlagen für Festivals oder temporäre Veranstaltungen wie Cannstatter Wasen oder Frühlingsfest kann man mieten. Man kann sie auch selbst als Stadt anschaffen und an Veranstalter ausleihen. Beispielsweise gibt es die Fahrradgarderobe oder klappbare und stapelbare Fahrradbügel. (Hier ein Link dazu, was es gibt und worauf man achten muss.) Nürnberg ist bereits stolze Besitzerin von mobilen Radabsgtellanlagen, bei denen könnte man auch mal anrufen und fragen, wie das geht. Es geht nämlich. Und dann hat man radfahrende Bürgerinnen und Bürger, die anerkennend nicken: Da schau her, die Stadt hat an uns gedacht. Wie schön!

Anders ist bereits das Mineralbad Berg drauf. Die Bäderbetriebe haben erkannt, dass man besonders im Sommer gern mit dem Fahrrad kommt. Die Radbügel sind am sonnigen Sonntagmittag voll. Sogar übervoll. Auch hier reichten die Radbügel nicht aus. Aber immerhin gibt sie reichlich. 




4 Kommentare:

  1. Autostadt-Stuttgart-sch...-auf-Radfahrer-Schocker

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    1. P.S.: Meine Kritik an der Art Radbügel vor dem Bad spare ich mir diesmal. ;-)

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  2. In Mannheim ist Buga, an zwei Haupteingängen hat man Radabstellanlgen hingestellt, die sind auch immer voll. An den Nebeneingängen, an zumindest dem, den ich nutze, gibt es nichts. Die Radfahrer binden die Räder an alles was zur Verfügung steht, Zäune, Masten, Schilder, Holzstützen von Bäumen (damit natürlich auf dem Grünstreifen) oder sie stehen frei. Angeblich gibt es eine Fahrradabstellanlage, zumindest unser OB hat sie gefunden. Wor die aber sein soll ist wohl wieder Pfadfinderarbeit. Mit Schildern hats Mannheim ja nicht so.
    Aber ich finde es schon merkwürdig. Da macht man eine Buga, bei der NAchchaltigkeit ganz groß propagiert wird, die Besucher kommen mit dem Rad und? keine Radabstellanlage. Toll, wie immer. Soe wie bei Euch mit dem Festival. Da gab es bestimmt, Pfandbecher, essbares Geschirr, etc. aber mit der umweltfreundlicher Anreise ist der Veranstalter überfordert.
    Karin

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  3. Ich glaube, die rechnen nicht damit, dass wir ernsthaft Fahrrad fahren wollen und zu solchen Veranstaltungen auch wirklich mit dem Fahrrad kommen. Da hilft nur, sich bei zuständiger Stelle und bei dem Stadträt:innen beschweren und Fotos beilegen wie das sonst aussieht.

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