19. Oktober 2023

Baustellenmurks an der Wilhelmsbrücke

Wenn man in der Cannstatter Vorstadt die Brückenstraße runter zur Kreuzung an der Neckartalstaße radelt und sie zur Wilhelmsbrücke überqueren will, stößt man auf dieses Schild. 

Das Foto hat mir Blogleser Peter geschickt. Auf den gelben Markierungen für den Radstreifen geradeaus steht seit ein paar Wochen ein Schild, auf dem steht, dass Radfahrende zu Fuß den Gehweg benutzen sollen. An den Bahngleisen steht außerdem ein Schild, dass Radfahren geradeaus zur Brücke verbietet.  Und wie geht das jetzt? Ich bin auf dem Radstreifen angekommen, und soll jetzt quer über den Rechtsabbiegestreifen zum Gehweg radeln, dabei absteigen und das Rad den Bordstein hoch schieben? Dies zu tun, wenn die Autos (und ich) Grün haben, wäre nicht angeraten. Also auf das Grün der querenden  Fußgängerfurt warten. Bin ich in weiser Voraussicht schon auf der rechten Abbiegespur unterwegs, dann kann ich auch nur bei Grün radeln, soll dann aber bremsen, absteigen und das Rad auf den Gehweg hochschieben, während die Autos abbiegen wollen. Echt jetzt? 

Und was machen eigentlich die, die mit großen Lastenrädern, E-Dreirädern, Liegerädern und Handbikes unterwegs sind, die man nicht schieben kann oder die sie nicht schieben können? 

Wer von de Wilhelmsbrücke mit dem Fahrrad kommt, sieht jetzt keine Ampel mehr, sondern nur noch ein Stoppschild. Es gibt aber eine parallele Fußgängerampel, die nur für Fußgänger:innen gilt, nach der man sich aber richten kann. Übrigens ist es nicht möglich, dass Radfahrende aus der Neckartalstraße stadtauswärts an der Wilhelmbrücke nach links in die Brückenstraße einbiegen. Verkehrsplaner:innen können sich nicht vorstellen, dass Radfahrende links abbiegen wollen, und wenn, dann sollen sich sich halt an der Wilhelmsbrücke aufstellen, was man indirektes Linksabbiegen nennt. 

"Die Situation ist für Radfahrende ziemlich verwirrend", schreibt mit Blogleser Peter. "Der Verkehrssicherheit dient das alles auch nicht. Hoffentlich kommt das Ganze bald weg." 

Dem kann ich mich nur anschließen. Ich finde, Radfahrende dürfen nicht auf Gehwege geleitet werden, wo sie dann schieben müssen. Schon gar nicht so völlig ungeregelt. Fahrräder sind Fahrzeuge und einige davon können auch nicht einfach geschoben werden. Baustelleneinrichtungen müssen für Radfahrende befahrbare und gut ausgeschilderte Umleitungsstrecken anbieten. Das macht man für Autofahrende doch auch. So geht das jedenfalls nicht. 


18 Kommentare:

  1. Schein unzulässig zu sein (siehe https://dasfahrradblog.blogspot.com/2023/10/radfahrende-sind-keine.html).
    Thomas

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  2. Es gibt keine Benutzungspflicht -> auf den anderen, vernünftig geführten Fahrspuren radeln. Je mehr man sich mit solcher "Radinfrastruktur" auseinandersetzt, umso mehr verzerrt sich der Blick für die Realität: man versucht irgendwie eine Logik zu finden, wo keine ist, würgt dann irgendwie herum. Auf Seiten der Autofahrer glaubt man, Radfahrer müssten sowas benützen, weil es ja da ist, sieht die Unzumutbarkeit nicht.

    Das muss man durch konsequentes Handeln unterbinden: auf der allgemeinen, vernünftig geführten Fahrbahn radeln. Ja das mag schwerfallen, aber in so einer Situation gibt es keine Alternative.

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    1. Das Dumme daran ist, dass es da keine "vernünftig geführte Fahrspur" gibt.

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    2. Dann halt die am wenigsten dumme, andere, mehrspurige Fahrzeuge wird man ja kaum absichtlich auf den Gehsteig schicken.

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    3. Für Geradeaus gibt es hier keine "vernünftig geführte Fahrbahn" für Radler:innen. Wer auf der rechten Fahrspur radelt, muss rechts abbiegen und Richtung Wilhelma radeln, wo es dann übrigens zwar geradeaus über die Rosensteinbrücke geht (falls die Ampelschaltung diese Fahrt berücksichtigt (habe ich leider nicht nachgeprüft), denn mit dem Auto komme man ja nicht mehr auf die Rosensteinbrücke). Denn an der Wilhelma entlang darf man nicht radeln, weder auf der Fahrbahen (falls man das Radverbotsschild so interpretiert, dass es sich auf die Fahrbahn bezieht) und schon gar nicht im Fußgängerbereich, wo Verkehrszeichen das verbieten.

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    4. Schade, dass es unter den Radfahrern offenbar welche gibt, die ohne jede Kenntnis der Umstände alle anderen besserwisserisch für dumm erklären! Wie man auf dem Foto unschwer erkennen kann, gibt es geradeaus keine Fahrspur für mehrspurige Fahrzeuge, sondern nur die Zufahrt zur Radbrücke.

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  3. Im Hirn der Planer, die die Baustellenplanen, ist Fahrrad etwas, was aussieht wie auf den Verkehrsschildern. Was es mittlerweile für eine Fülle an unterschiedlichsten Zweirädern gibt, ist an denen komplett vorbei gegangen.
    Karin

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    1. Aber selbst wenn ein Fahrrad so aussieht wie auf dem Schild darf es nicht auf den Gehsteig geschickt werden.

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    2. Torsten K. aus DA19. Oktober 2023 um 08:57

      Es gibt doch dieses aktuelle Urteil eines OLG, dass Rad Fahrende keine qualifizierten Fußgänger sind. Der Verweis auf den Gehweg ist nicht zulässig.

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    3. Dieses Urteil bezieht sich auf Situationen, wo es keine extra Verkehrsanordnungen gibt, also nicht so was wie hier. Hier wird ja was angeordnet.

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  4. Stuttgart will/soll Fahrradstadt werden - Gemeinderatsbeschluss! Das wird nix ohne entsprechende Schulung der Mitarbeitenden in der Straßenverkehrsbehörde und dem Tiefbauamt!

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    1. Oft sind es gar nicht die Anordnungen der Verkehrsbehörde, sondern es sind die Bautrupps, die irgendwelche, auch nicht abgesprochene Schilder aufstellen. Bei den Tausenden von Baustellen in der Stadt kommt das Amt mit der Kontrolle nicht hinterher. Oft ändert sich so eine Baustelle für Radfahrende täglich, weil irgendeiner ein Schild beiseite stellt, weil da ein Lkw durchmuss, und dann nicht mehr zurückstellt. Dass die Radverbindung zur Wilhelmsbrücke unterbrochen ist, müsste den Radfahrenden per Verkehrszeichen und praktikabler Umleitung hier mitgeteilt werden, bevor sie die Brückenstraße runter fahren.

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    2. @Christine gibt es denn eine Übersicht, wieviel Baustellenkontrollen in Zusammenhang mit Radverkehr! in der Vergangenheit stattfanden und falls ja, welche Strafen verhängt wurden? Wäre das nicht einmal eine schöne Anfrage im Gemeinderat wert? Ich kann aus eigener Erfahrung schreiben, wenn der einzige Radweg an der Heilbronnerstr. illegal durch eine Baustelle blockiert wird, Radfahrer sich aussuchen dürfen, entweder auf der Heilbronnerstr. zu fahren oder das Rad über die Treppen am GENO Haus zu tragen, in so einem Fall lehnt es die Amtsleitung des AfÖ ab, ein Ordnungsgeld auszusprechen. Es ist das gleiche Problem wie mit dem Verpollern der Stadt, weil fraus nicht auf die Reihe kriegen will. Frage, wie würde das Ordnungsamt reagieren wenn ich in gleicher Art und Weise Autoverkehr verbieten würde? Sie würden die Kavallerie in Uniform schicken...dass das "Amt" keine Zeit hätte um tausende! (sind es wirklich 1000e?) Baustellen zu kontrollieren halte ich für eine Ausrede. Klar, wenn man alles durchgehen lässt braucht man sich nicht wundern, da brauchts auch keine 1000e von Baustellen. Radverkehr ist eben "Spielzeugverkehr" in dieser Stadt und nicht ernstzunehmen.

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    3. Ja, der Radverkehr wird von vielen, die unseren Straßenverkehr organisieren, als Spielzeugverkehr behandelt oder als verkappter Fußgängerverkehr. Es gibt aber tatsächlich sehr viele Baustellen (mindestens 2.000) gleichzeitig in Stuttgart, darunter auch sehr viele Sperrungen für privaten Häuserbau oder Renovierungen, wie wir selber sehen, wenn wir irgendwo lang radeln. So ein Amt kann nicht einmal die offiziell im Baustellenkalender notierten knapp 100 Baustellen täglich abfahren und schauen, ob die Beschilderung noch stimmt. Oft reagieren die aber sehr schnell, wenn man grobe Fehler per Gelber Karte oder direkt meldet. Wir sind zwar dafür nicht zuständig, Falschbeschilderung zu melden, aber ich sehe halt auch, dass die Geringschätzung vieler Bautrupps für den Radverkehr nicht von den Mitarbeitenden der Ämter allein abgefangen werden kann. Dass wir so oft auf eine völlig unmögliche, mindestens aber unverständliche Verkehrsführung stoßen, ist aber eben auch ein Grund, warum wir regelwidrig radeln, auch an Stellen, die eindeutiger sind. Es ist für uns halt viel komplizierter als für Leute in Autos auf ihren immer gebahnten Strecken.

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    4. @Christine, es geht darum, das das AfÖ weiß, dass es nicht funktioniert, dass verkehrsrechtliche Anweisungen an die Baufirmen mißachtet werden, aber das AfÖ keine Schlüße daraus zieht (oder ziehen will) sondern nur jammert. Klar kann man 2000 Baustellen nicht kontrollieren, das verlangt ja auch niemand (ist übrigens ein rhetorischer Trick von dir, "man kann nicht 10000e Baustellen kontrollieren"). Wenn man aber von denen, die der Amtsleitung bekannt sind, wenn man da nicht sanktionieren will, mein Gott so naiv kann man doch gar nicht sein. Klar dass sich rumspricht, dass man tun kann was man will und ich auch schon zu hören bekam. "Meld uns doch, da passiert eh nichts". Womit die Bauarbeiter ja recht haben und uns auslachen. Ich habe den Eindruck, dass die Mitarbeiter im AfÖ sich von ihrer Chefetage schon lange verlassen fühlen und es aufgegeben haben, noch eine gute Arbeit abzuliefern. Das sieht man ja auch an allen anderen Ecken und Bereichen in diesem Bereich der Verwaltung. Dass in so einer Situation der Gemeinderat auch noch die Amtsleitung, trotz Warnungen, personell so besetzt hat...mir fehlen die Worte.

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  5. Ich finde es schwierig, hier im Blog Inerna der Stadtverwaltung zu diskutieren. Das machen wir zwei vielleicht lieber privat. Ich finde es auch nicht so sinnvoll, Schuldige zu suchen. Nach meiner Erfharung sind die Verhältnisse meist viel zu komplex, um die Lösung an einen Akteur oder eine Akteurin zu delegieren.

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    1. @Christine Dein Block deine Regeln, ich respektiere das. Es ist aber falsch, nicht über die Ursachen öffentlich reden zu wollen. Wir Bürger sind direkt betroffen von dem schlechten Zustand der Verwaltung. Weißt du wo ich auf den Seiten der Stadt den vom Gemeinderat im Zielbeschluß beschlossenen jahrlichen Monitoringbericht der Verwaltung von 2022 finde? ;-) Wenn nicht mal mehr Beschlüße des Gemeinderats respektiert werden sagt das viel über das demokratische Verständnis dieser Verwaltung aus. Aber ich höre schon auf, bleiben wir am Herumdoktern an den Sympthomen.

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  6. Radfahrende sind keine Fußgänger. Dass es irgendwelche Möglichkeiten für Fußgänger gibt, diese Kfz-Verkehrsanlage irgendwie zu bewältigen, hilft dem Radverkehr nicht. Ehrlich wäre, das Fahrverbot auch als eine klare Sperrung für den Radverkehr auszuschildern und eine befahrbare Umleitung einzurichten.

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