Uwe fährt Fahrrad. Aber nur mit solchen vom Anfang des zwanzigsten Jahrhunderts. Ich traf ihn an einem sonnigen Sonntag im Schlossgarten.
Er sagte mir, das Rad sei ein Stürmer von 1930. Über zweihundert historische Fahrräder besitzt er, etliche von vor dem ersten Weltkrieg, darunter alte Adler, alte Falter und ein Penny Farthing, auch Witwenmacher genannt, ein Hochrad, das er fahren kann und auch gelegentlich fährt.
Seine Liebe zu historischen Fahrrädern begann in seiner Kindheit in den siebziger Jahren. Er hatte eine Tante, die ein altes Fahrrad hatte und ihm auslieh. Er fand, es fahre sich besser als die damals neumodischen Räder. Ende der neunziger Jahre kam ihm wieder ein altes Fahrrad unter, das er kaufte. Und dann wurden es sehr schnell immer mehr. Er reiste durch die ganze Republik, um Vorkriegsfahrräder zu kaufen. Inzwischen sind es über zweihundert, die er bei sich zu Hause und in verschiedenen Schuppen lagert. Es dürfte eine der größten Sammlungen alter Fahrräder in Deutschland sein.
Eines Tages besuchte ihn ein Freund in Stuttgart Münster und sagte: "Mensch, du hast ja ein Museum." Da fiel Uwe auf, dass er ein Museum hat. In diesem Museum gibt es übrigens vor allem unzählige Möbel aus der Gründerzeit, ein paar alte Autos, eine alte Kutsche, alte Schirme und unzählige historische Kleider für Frauen und Männer, alte Fotoalben und vieles mehr, was das Leben von damals veranschaulicht. Uwe sammelt alles, auch Nachtmützen und Nachthemden. Und gern legt er sich auch mal in sein historisches Bett.Für seine alten Fahrräder hat er auch eine Werkstatt, denn an ihnen muss immer was repariert werden, Schließlich fährt er sie auch. Oder besser: Er gleitet damit durch Stuttgart. In historischer Gewandung natürlich. Und er freu sich, wenn andere sich über ihn freuen. Auch bei der Critical Mass ist er regelmäßig mit dem "ältesten Fahrrad" des Trosses dabei. Deshalb dürften ihn viele von uns auch kennen.
Wenn es nicht regnet, werden seine historischen Fahrräder und ihre Fahrer:innen in historischen Gewändern auch am kommenden Sonntag beim Filderkrautfest in Leinfelden-Echterdingen im Corso zu sehen sein. (Wenn es regnet, dann nicht.)
Uwe Rakrabiaps Museum in Stuttgart Münster kann auch von kleinen Gruppen besichtigt werden. Aber nur nach telefonischer Anmeldung, weshalb ich hier nicht die Adresse nenne, aber seine Telefonnummer nennen darf: 0175 2206225. Und wer historisches Fahrrad hat, bekommt Hilfe und Ersatzteile in dem Laden Zweileben Bikes in der Neckartalstraße 127, über den ich auch schon berichtet habe.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen