16. November 2023

Wann könnren wir mit dem Rad endlich unterm Flughafen durchfahren?

Eine Lösung ist nicht in Sicht. Es wird ein Gutachten nach dem anderen erstellt. Denn die Politik traut sich nicht so recht, den Autoverkehr zugunsten des Radverkehrs einzuschränken. 

Ich habe im März schon ausführlich über den Höllentunnel am Flughafen auf der Gemarkung Leinfelden-Echterdingen berichtet. Jetzt hat das Radbündnis Filder einen Offenen Brief geschrieben. (Siehe unten)

Eigentlich hat sich am Sachstand nichts geändert. Allerdings kämpften die Autofraktionen verbissen um die 500 Meter, obgleich sie drum herum viele gut ausgebaute Straßen haben, die sie praktisch ohne Zeitverlust ebenfalls zum Ziel führen. Die Radfahrenden hingegen müssen, um diese 500 Meter zu überwinden, einen Umweg von 5 km teils über Feldwege radeln. Der Gehweg, den man für den Radverkehr freigegeben hat, ist nämlich so schmal, dass sie hier keine zwei Radfahrende begegnen können, ohne dass sich die Lenker verhaken. Da radelt man nur einmal und ein zweites Mal nur ausnahmsweise. 

Die Frage, wieviele Radfahrende den Tunnel heute auf dem so engen Gehweg durchfahren, dass keine zwei Radler aneinander vorbei kommen, stellt man dann zwar gerne, aber sie stellt sich nicht. Denn der Weg ist so unangenehm, dass eine Zählung heutiger Nutzung irrelevant ist für die Zukunft ist. Gute Radinfrastruktur erzeugt Radverkehr. Und nimmt man dem Autoverkehr eine zunächst wichtig erscheinende Verbindung weg, dann macht das überhaupt nichts aus. Im Gegenteil, Stau reduziert sich. 

Die Stuttgarter Nachrichten fragten kürzlich hinter der Bezahlschranke, ob der Tunnel für Radfahrende nun komme, Verkehrsminsiter Herrmann lasse ihn prüfen. Dass ein Tunnel teuer und langwierig in Planung und Bau ist, bleibt als Fakt bestehen. Und wozu denn eine Tunnelröhre für Radfahrende graben, wenn wir schon eine haben, nur weil man dem Autoverkehr nichts wegnehmen will? 

Das Radbündnis Filder hat deshalb einen Offenen Brief geschrieben, dem ich mich nur anschließen kann: 


Offener Brief des Radbündnisses Filder zum Radverkehr durch den Flughafentunnel

Sehr geehrte Damen und Herren,
mit großem Interesse verfolgt das Radbündnis Filder, ein Zusammenschluss der Fahrradinitiativen und Verbände auf den Fildern, die Diskussion um den Radverkehr im Flughafentunnel.
Der Sachverhalt ist schon seit mehreren Jahrzehnten akut. Bereits 1986 wurde dabei seitens des ADFC Stuttgart eine zweite Tunnelröhre angeregt, nachdem durch den Flughafenausbau eine weitere Feldwegunterführung gekappt wurde und der auch schon so sehr lange Umweg sich gleich um mehrere Kilometer unerträglich verlängert hat.
Geschehen ist seither nichts. – außer dass man den Radverkehr von der Fahrbahn verbannt und auf den völlig untauglichen Fußweg gezwungen hat. Dies alles, obwohl sich der Radverkehr seither vervielfacht hat und sowohl das Land als auch die angrenzenden Kommunen eine weitere Steigerung des Radverkehrs zeitnah anstreben. Der Tunnel ist Bestandteil des Radnetztes BW sowie kommunaler Radverbindungen. In Machbarkeitsstudien gehört der Tunnel darüber hinaus zu einer Radschnellverbindung zwischen Filderstadt und Stuttgart. Das unterstreicht die Notwendigkeit einer schnellen Lösung.
Daher war das Radbündnis Filder dankbar, dass sich das Verkehrsministerium im letzten Jahr der Angelegenheit annahm und nun nach Lösungen sucht, die in kürzerer Zeit umsetzbar sind.
Jetzt nochmal eine zweite Tunnelröhre als alleinige Option ins Spiel zu bringen ist für das Radbündnis Filder inakzeptabel. Bekanntlich bedürfen Tunnellösungen einer langen Planungs- und Bauzeit und scheitern dann häufig an Finanzierungsvorbehalten. So lange können die Radfahrenden, die ja bereits seit Jahrzehnten die alleinigen Leidtragenden der verfehlten Verkehrspolitik in diesem Bereich sind, nicht warten.
Wir, die das Radbündnis unterstützenden Vereine und Verbände, fordern daher eine zeitnahe Lösung auf der Basis der Vorschläge des Verkehrsministeriums. Es ist nicht hinnehmbar, dass Radfahrende weitere Jahrzehnte einen etwa fünf Kilometer langen Umweg über oft verschmutzte Wirtschaftswege mit entsprechendem Zeitverlust in Kauf nehmen müssen, nur um dem Kraftfahrverkehr überschaubare Einschränkungen zu ersparen.
Perspektivisch ist ein zweiter Tunnel sicher möglich, wenn eine akzeptable Lösung zur Überwindung des Höhenunterschieds gefunden wird. Wir benötigen jedoch jetzt eine Lösung für den stark angestiegenen Radverkehr.

Für Rückfragen stehen wir gerne zur Verfügung.

Mit freundlichen Grüßen
Cornelius Gruner
für das Radbündnis Filder


 

Tel.          0711-7285858
mob.        0160-3601903





18 Kommentare:

  1. Warum macht man nicht die Fahrbahn schmaler, den Gehweg um einen Radweg breiter und sperrt den Tunnel für LKWs? Für die ist er ja lt. Schild jetzt schon eigentlich zu schmal. Dann wäre es halt nur noch ein Fuß-Rad-PKW-Tunnel. Da wäre doch allen geholfen.
    Karin

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    1. Liebe Karin, leider ist ja nichts einfach, wenn es um den Autoverkehr geht. Der Tunnel führt zum Frachtterminal des Flughafens und viele, die mit dem Lkw von der Autobahn aus dem Süden kommen, betrachten ihn als Abkürzung.

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    2. Du sagt es richtig "betrachten es als Abkürzung". Dann muss der LKW-Verkehr außenherum fahren. Bei uns darf auch kein LKW durch den Ort fahren. Dafür gibt es Umgehungen.
      Karin

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    3. Jepp. Es ist allerdings weniger eine Ortsdurchfahrt als eine Tunneldurchfahrt zwischen Autobahn und Flughafen. Dennoch haben die gute Straßen außenrum, die Zeitverzögerung liegt im Bereich weniger Minuten.

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  2. "Es wird ein Gutachten nach dem anderen erstellt. Denn die Politik traut sich nicht so recht, den Autoverkehr zugunsten des Radverkehrs einzuschränken."

    Danke, dass du das einmal so klar und deutlich sagst, woran es hängt. Die einzig nötige Forschung ist die nach den Ursachen, dieses politischen Nichtwollens. Vor allem: wer steckt da bei wem in der Tasche, wer lässt sich da mit welchen Lobbyisten ein?

    Ich freue mich darauf, das zu lesen

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    1. Man sollte vielleicht dazu sagen, dass der Landesverkehrsminister da eine radfreundliche Lösung will, sein Koalitionspartner aber vermutlich nicht, und dass die FDP es grundsätzlich ablehnt, hier den Radfahrenden mehr Raum zu geben.

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    2. Ja klar, dass bei den Recherchen in diesem Bereich Union und FDP wohl zuallererst im Fokus stehen sollten. Aber die Lobbyisten und sonstige Vertreter der Verschmutzer werden sicher auch bei den Grünen (sowie deren vormaligen Koalitionspartnert) angeklopft haben und anklopfen. Alles Andere wäre im Zusammenhang mit dem "Pollution Paradox" (George Monbiot) höchst erstaunlich.

      https://www.monbiot.com/2017/01/20/the-pollution-paradox/

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  3. Ich bin schon ein paarmal fast gestürzt, weil der Lenker an der Tunnelwand hängen geblieben ist! Das ist ein Höllenschlund der in Deutschland nicht seinesgleichen findet.

    Für die Stuttgarter Region ein gefährlicher Schandfleck.

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    1. Man greift sich doch an den Kopf, dass sowas allen Ernstes als Radinfrastruktur angeboten wird!!!

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    2. Ja, unter anderen Umständen würde man solche Gehwege für den Radverkehr als zu gefährlich sperren. Aber, wenn man den Autoverkehr beschneiden müsste, dann geht auch so was Gefährliches. Sind ja nur Radfahrende. Sollen die doch über die Felder schlittern oder Auto fahren.

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  4. Ich bin natürlich auch für eine 'richtige' Lösung. Aber was ich einfach nicht verstehe ist die Zweiteilung des Radwegs durch das Geländer. Wenn dieses einfach durch eine z.B. gelbe Linie ersetzt würde, so wäre der Radweg auf einen Schlag mindestens 50cm breiter. Geht ja im Schwabtunnel auch. Früher war es übrigens so (ca. in den 80er Jahren). Und wenn ich es richtig sehe ist der Tunnel auch nicht mehr Teil der B312 seit Anfang diesen Jahres. Also toi toi toi, das es doch noch was wird.

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    1. Das geht nicht, da der Fußweg deutlich höher liegt. Also die Breite ist vorgegeben und das Geländer primär als Sicherung da. Für einen Fußweg mag das ja OK sein (solange Fußgänger nicht mit Rollstuhl, Rollator oder KInderwagen unterwegs sind)...

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    2. Geht nicht sollte es da erstmal nicht geben. Einen Weg tieferzulegen sollte günstiger sein als eine zweite Röhre auf die wir seit 40 Jahren warten. Und wie gesagt früher ging es problemlos... Ich bin in Plieningen aufgewachsen und lebe seit ca. 30 Jahren in Filderstadt.

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    3. Im Schwabtunnel darf man nicht auf dem Gehweg radeln, in diesem Tunnel muss man das. Auch wenn das Geländer zur Fahrbahn den Gehweg verengt, könnten diese etliche Radfahrende als Sicherheit empfinden. Gerade bei Begegnungen von Radfahrenden könnte man sonst zu weit an den Bordstein geraten und womöglich sogar auf die Fahrbahn stürzen. Einen Geheweg breiter machen, geht natürlich, und es wäre billiger als eine Tunnelröhre für Radfahrende zu graben, die dann übrigens erhebliche Steigungen aufweisen würde, so ein früheres Gutachten.

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  5. Was spricht denn dagegen, die zu Lasten des Radverkehrs bestehende Verkehrsbeschränkung aufzuheben? Für die Sicherheit im Tunnel installiert man eine Videoüberwachung, dann bekommt man die Gefährderinnen und Gefährder ruck-zuck in den Griff.

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    1. Jörg
      Video Überwachung wie z.B. in östereichischen Tunneln wird als Eingriff in Persönlichkeitsrechte von Autos gesehen. Die Rechte von Autos stehen deutlich zwischen den Zeilen vom Grundgesetz. Daher ist auch keine Video Überwachung an Ampeln möglich. Plätze mit reinem Fußgängerverkehr dürfen mit Video überwacht werden. Das ist vom Verfassungsgericht abgesegnet.

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  6. Da gibt es durchaus auch Möglichkeiten das mit minimalen Mitteln besser zu gestalten. Wenn der Platz nicht da ist, muss eben ein Zeitversatz her.
    An der K38 zwischen Hauenstein und Wilgartswiesen ist für eine solche Situation eine Ampel, die die Fahrbahn für den Radverkehr frei macht, damit die Unterführung sicher genutzt werden kann:
    https://www.mapillary.com/app/?pKey=325328612343876

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