10. August 2024

Scheitert der Verkersversuch in Göppingen an 15 Parkplätzen?

Göppingen hat an sich schon eine ganz schöne Hauptstraße im Zentrum der Altstadt. Schmale Fahrbahn und seitlich teils begrünt. Aber mit Parkplätzen. Die sind nun weggefallen. 

Im Juni begann ein dreimonatiger Pilotversuch. Mit der Hauptstraße zwischen Schillerplatz und Marktplatz sollte eigentlich irgendwas geschehen, das nach Fußgängerzone aussieht. Die Idee wurde jedoch im Gemeinderat stark verwässert. Schon vorher konnte man mit dem Auto nicht bis zum Marktplatz durch fahren, eine ständige Fußgängerzone mit Pollern verhindert das. Jetzt ist Halbzeit des Verkehrsversuchs und die Presse konzentriert sich auf die Händler:innen, die sich beschweren, es kämen keine Leute mehr zum Einkaufen, die Straße sei menschenleer. 

Allerdings ist die Hauptstraße gar nicht für den Autoverkehr gesperrt, sie ist keine Fußgängerzone. Die Sperrung gilt nur zwischen 18:30 und 6 Uhr (der Poser-Verkehr wird unterbunden), Samstagnachmittag und Sonntag. Nur Parkplätze gibt es dort während des Verkehrsversuchs nicht. Wobei es sich dabei nur um 15 handelt. In zehn Parkhäusern stehen jedoch 3500 Parkplätze bereit. Und Seitenstraßen gibt es auch noch. 

Ich kann nicht beurteilen, wie es in Göppingen auf der Hauptstraße wochentags aussieht. Fünfzehn Parkpätze auf ein paar hundert Metern sind jedoch nicht eben viel. Sie erzeugen aber einen großen Parkplatzsuchverkehr, wobei die meisten, die durch die Hauptstraße fuhren, keinen Parkplatz gefunden haben dürften. Dieser Parkplatzsuchverkehr ist jetzt weggefallen. Mehr scheint nicht passiert zu sein. Und abends ist die Straße für Menschen offen, für Autos dicht. Und da es dort Gastronomie gibt, dürften die Leute bei diesem Sommerwetter auch in den Lokalen sitzen. 

Irgendwas an der Einschätzung der Händler:innen kann nicht so ganz stimmen. Aber sie sind laut. (So laut und übertreibend wie auch die Auto-Trolle auf meiner FB-Seite.) Die Rechtsextremen wollen im Gemeinderat den sofortigen Abbruch beantragen, auch die SPD hat offenbar nur die Beschwerden zur Kenntnis genommen. Dass es Leute gibt, die tatsächlich den Autoverkehr raus haben wollen aus der Hauptstraße im Zentrum, zeigt eine Petition für eine lebenswerte Innenstadt. Offenbar gibt es auch Menschen, die die Erfahrung gemacht haben, dass Leute eine autofreie Flaniermeile genießen und Gastronomie und Handel beleben.

Ich hätte gerne mal von der Presse einen untersuchenden und genau hinschauenden Bericht über so einen Verkehrsversuch, einen der alle hört und alle darstellt, einen der nicht nur Lautsprecher für Frust ist. 

6 Kommentare:

  1. Ich glaube, das ist ein psychologisches Problem mit dem "Wegfallen von Parkplätzen". Wenn sich Autofahrer, und -innen, mal fragen würden, wie oft sie tatsächlich direkt vor dem Laden haben parken können und wie oft sie ums Eck oder schlussendlich im Parkhaus geparkt haben, kämen sie zu dem Schluss, dass sie fast nie direkt vor dem Laden gestanden haben. Dann ist auch der Wegfall einiger Stellplätze kein Drama.
    Karin

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    1. Das Argumentieren mit Fakten ist gegenüber den Autofahr-Dogmatikern immer schwierig, meistens aussichtslos.
      Thomas

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    2. so wie mit den Dogmatikern von den Freidemokraten:
      https://taz.de/Pro-Auto-Plan-der-FDP/!6026687/

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  2. Jörg
    Bei den Radtouren im Sommer sieht man viele Beispiele.
    Eins hatte eine enge Fahrbahn mit T30 in beiden Richtungen. Es gab rechts und Links an ca. Einem Drittel der Länge Parkbuchten. Immer nur für 2 Autos.
    Nicht die Traumvorstellung für die Randszene. Vielleicht eine Lösung die eine Mehrheit bekommt und akzeptabel ist, und auf jeden Fall besser als ein durchgehender Parkstreifen auf der Fahrbahn.
    Die Autos sind sogar langsammer als 30 gefahren. Es besteht Sichtkontakt zu querenden Fußgängern, auch wenn sie nur einen Meter groß sind.
    Es bremst auf den 500 m die "Schnellen" Radfahrer, das würde ich vertreten.

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  3. Meinen Erfahrungen nach gehört der Landkreis Göppingen zu den schlimmsten Landkreisen im Umland von Stuttgart. Wenn ich mit dem Rennrad unterwegs bin werde ich dort tendenziell am schlechtesten behandelt von den Autofahrern. Insofern wundert mich nix. Gruß termhidor

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  4. Meine Eltern sind ab und an zum Einkaufen dort in Göppingen. Sie sind sehr auf das Auto fokussiert (könnten auch nicht mehr radfahren).
    Der Wegfall der paar Parkplätze war ihnen aber egal. Es gibt jede Menge Parkhäuser in der Umgebung.
    Dass die Hauptstraße nachts gesperrt ist, wussten sie nicht einmal. Sie gehören nicht zu den Autoposern ;)

    Wer vom Handel sich da so betroffen fühlt, wüsste ich gerne.

    Martin

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