9. September 2024

An der Baustelle zeigt sich, was der Radverkehr einer Stadt wert ist

Am Stöckach gibt es eine Baustellenabsperrung, die die Fahrt für Radfahrende auf die Neckarstraße unmöglich macht. Man kann nur umdrehen. 

Wenn ich vom Kernerplatz die Urbanstraße, die als Einbahnstraße bergauf in Gegenrichtung fürs Fahrrad freigegeben ist, Richtung Stöckach runterfgefahren bin, sehe ich mich auf meinem Radstreifen einer Totalsperrung gegenüber. Die gesamte Straßenbreite samt Gehweg ist dicht. Und wie geht es für mich nun weiter? Antwort: Gar nicht. Ätsch bätsch. 

Die Verkehrszeichen (Durchfahrtsverbot ohne Rad frei) verbieten es mir nach links abzubiegen und danach nach rechts auf die Neckarstraße zu fahren. Würde ich die die Staffelstraße nacht rechts hoch nehmen, stoße ich auf eine Staffel, also auf Treppen. Geht also auch nicht. Ich kann also hier nur umdrehen und die steile Urbanstraße wieder hochradeln, wenn ich mich regeltreu verhalten möchte. Der Pfadfinder unter den Radfahrenden fährt einfach trotzdem nach links und auf die Neckarstraße, die Legalistin steigt hab und schiebt das Rad an die Ecke und steigt dort wieder auf. 
Autofahrer kommen hier nicht runter, und wer mit dem Auto aus der Staffelstraße kommt, muss halt jetzt links die Urbanstraße rauf. Und weil Autofahrende nicht betroffen sind, sondern nur Radfahrende, die legal die Urbanstraße runter fahren dürfen, hat man wieder mal nicht überlegt, wie Fahrzeuge an dieser Stelle nun weiterkommen. Sind ja nur Radfahrende. An die muss man nicht denken, außer insofern, als man Radfahr-Verbotsschilder aufstellt. Nicht einmal das sonst so gern und zynisch aufgestellte Schild "Radweg Ende" steht hier. 

Wie sehr muss die Stadtverwaltung uns Radfahrende verachten, dass sie eine solche Baustelleneinrichtung billigt? Es ist nicht zumutbar, dass vor allem Normalradler:innen umdrehen und die steile Urbanstraße wieder hoch fahren, wenn sie eigentlich auf der Neckarstraße Richtung Cannstatt weiter radeln wollen. Der Umweg beträgt rund 340 Meter und ist steil. Würde man mit Respekt an Radfahrende denken, hätte man hier nach links per Radstreifen eine Ausleitung auf die Neckarstraße gelegt. Ja, hier kommen Autofahrer aus der gegenüberliegenden Heilmannstraße, wenn sie Grün haben und hier biegen Autos aus der Neckarstraße ein, aber auch für die hätte man eine Fahrspur abgrenzen können, sodass sich Radfahrende und die Autofahrenden nicht gefährlich in die Quere kommen. 

12 Kommentare:

  1. Diese Baustellenabsperrung ist wirklich absoluter Murks. Da hat wohl jemand nur von jetzt bis Mittag gedacht und bloss keinen mm weiter. Das sieht alles so einfach nach Schema F aus. Keinerlei Kenntnis der vor-Ort-Situation.
    Karin

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  2. "Wie sehr muss die Stadtverwaltung uns Radfahrende verachten, dass sie eine solche Baustelleneinrichtung billigt?"

    Das wurde nicht gebilligt. Das passiert einfach.
    Überlastet.
    Urlaub.
    Krank.

    #keinerechtekeinepflichten

    Karl G. Fahr

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    1. Allein die Tastache, dass so was immer wieder passiert, heißt, dass es bei den Verantworltichen keinen Punkt(e) auf der Checkliste gibt, bei dem es um die Radverkehrsführung an der Baustelle geht. (Vorhanden, führt durch die Baustelle, nachvollziehbar, vertretbarer Umweg / Zeitverlust)
      Alles andere muss irgendwelchen Normen genügen. Wen es um Radverkehrsführung geht hat man dein Eindruck, dass das nicht wirklich mitgeplant wurde sondern den Durchführenden vor Ort überlassen wird wie das gemacht wird.

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    2. Klar gibt es solche Checklisten:
      https://www.agfk-bw.de/fileadmin/user_upload/AGFK_BW_Baustellenleitfaden_Checklisten.pdf
      Nur benutzt sie niemand. Jedenfalls nicht in der Stadtverwaltung Stuttgart.

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    3. ... ich meinte eine verpflichtende Behördeninterne Checkliste.
      Dass es so was gibt, war mir klar, aber wenn die bei der Planung nicht verpflichtend berücksichtigt werden muss, sieht man dass Radverkehr den Verantwortlichen eigentlich weniger als egal ist. Daher meine ich, dass wenn bekannte Anforderungen nicht ins Lastenheft übernommen werden, das nichts mit kank, Urlaub oder Überlastung entschuldigt werden kann.

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  3. Ja, ist hier in Braunschweig genauso. Baustellen-Ausschilderung für Fußgänger- und Radverkehr oft komplett blödsinnig.

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  4. Nicht nur bei Baustellen werden Radfahrer vergessen. Hier ein aktuelles Beispiel aus Hamburg: https://hamburgize.blogspot.com/2024/09/hamburg-altona-beim-umbau-der-kreuzung.html

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    1. Krass. Kein Wunder, dass die meisten im Pfadfindermodus unterwegs sind.

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    2. Haben wir doch auch, z.B. von der Fahrradbahn Neckarstraße (nicht dem freigegeben Fußweg) rechts auf die "Fahrradbrücke" Wilhelmsbrücke. Da baut man Radinfrastruktur und vergisst, die Zufahrt zu ermöglichen.

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    3. Weiß jetzt leider nicht genau, welche Stelle du meinst.

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    4. Dank neuer streetview Bildern kann man zum Glück ganz guten Eindruck teilen: https://maps.app.goo.gl/TcsZCsdkN4Yv4Vgi7?g_st=ac

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  5. Stimmt, diese Stelle ist blöd. Die Wilhelmsbrücke wird allerdings bald abgerissen und ersetzt. Du meintest die Neckartalstraße, deshalb habe ich gerätselt, wo das ist. Danke für den Hinweis.

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