1. September 2024

Autos kosten uns alle am meisten Geld

Die externen Kosten des Verkehrs sind die, die Nutzer:innen von Fahrzeugen (Auto, Rad oder Bahn) nicht selber zahlen, sondern die von der Allgemeinheit über Steuern bezahlt werden. 

Dazu gehören Straßenbau, Parkplätze, Schienen, U-Bahn-Tunnel, Radbügel, Radwege, aber auch Krankenhauskosten infolge von Unfällen, genauso wie wirtschaftliche Kosten durch Verzögerungen wegen Stau oder Zugausfällen. Und es gehören die Kosten dazu, die durch Belastungen des Klimas vor allem durch CO2 anfallen. Das sind die Kosten, die durch das Mobilitätsverhalten des oder der Einzelnen entstehen, aber nicht von ihnen, sondern von der Allgemeinheit über die Steuern getragen werden müssen. 

Wissenschaftler:innen der Universität München haben erneut sehr genau gerechnet und eine Studie veröffentlicht.

Der Studie zufolge sind 80 Prozent aller externen Kosten für Verkehr auf die Nutzung Autos zurückzuführen, vor allem auf deren Klimaschädlichkeit, den Flächenverbrauch und Staus.  In München teilen sich die restlichen 20 Prozent an externen Kosten Busse, Radfahrende und Elektrorollerfahrende. E-Autos reduzieren übrigens die Kosten des Autoverkehrs kaum. Bei den aktiven Verkehrsmitteln (Radfahren und zu Fuß gehen) überwiegen die Kosten von Stürzen und Zusammenstößen (deren Kosten man auch dem Autofahrer als Verursacher zuschlagen könnte), und beim öffentlichen Verkehr sind es Verspätungen und Infrastrukturkosten. 

Konkret: Die Studie hat ergeben, dass ein Auto mit Verbrennungsmotor für eine bestimmte Strecke die Gesellschaft 100 Euro kostet, ein Elektroauto auf derselben Strecke 89 Euro, ein Fahrrad 42 Euro (hauptsächlich wegen der Zusammenstöße im Straßenverkehr, die man durch schützende Infrastruktur vermeiden könnte). Eine U-Bahnfahrt kostet demgegenüber 25 Euro. Flächenverbrauch, CO2-Ausstoß und Gesundheitskosten können durch den Umstieg auf Fahrrad und öffentlichen Verkehr also drastisch verringert werden. 

Eine andere Studie der Linnaeus University hat ergeben, dass jedes Auto in Deutschland 5000 Euro externe Kosten pro Jahr verursacht, die die Steuerzahlenden tragen müssen und damit den Leuten abnehmen, die ein Auto besitzen. Das sind gut 2.500 Euro pro Einwohner:in (vom Kind bis zur Renterin), denn in Deutschland kommen 580 Autos auf 1000 Einwohner:innen. Da aber nur ungefähr 46 Millionen Menschen (von 83 Millionen) in Deutschland berufstätig sind und Steuern zahlen, könnten die sich über 5000 Euro Steuererleichterung pro Jahr freuen, wenn man die Externen Kosten zu internen Kosten macht, also denen abverlangt, die Auto fahren.  

Es ist also jegliche Politik verkehrt, die auf Autostraßen setzt und bei Bahn und Bussen kürzt und die sich nicht energischer als bisher um den (vergleichsweise sehr billigen) Ausbau der Radinfrastruktur kümmert. Und ich vermute, das ist den meisten Politikschaffenden auch bekannt. An Wissen mangelt es ja grundsätzlich nicht, zumal man es sich auch leicht verschaffen kann, es fehlt aber an Sachlichkeit und Vernunft bei der Debatte über Verkehrsthemen. 

13 Kommentare:

  1. Gab es nicht auch eine schwedische Studie, die ausgerechnet hat, daß Radfahrer der Allgemeinheit sogar Geld einbringen? https://www.google.com/search?q=Auto+kostet%2C+Fahrrad+bringt+Geld

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  2. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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    1. Da muss man die Studie mal wieder genau lesen, um zu verstehen, wie diese Zahlen zustande kommen, was sie aussagen und, viel wichtiger, was nicht.

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  3. Die Argumentation mit der Wirtschaftlichkeit hilft nicht. Geld steht immer bereit, wenn Politiker es ausgeben wollen. Die seit 40 Jahren herrschende Fixierung auf das Geld verstellt den Blick auf die gesellschaftlichen Bedürfnisse.
    Es ist eine Frage des Schadens bzw. positiv des Nutzens.
    Schäden: Luftverschmutzung, Flächenversiegelung und -verbrauch, Rohstoffverschwendung, Verletzte und Tote usw. sollten Gründe genug sein, sind es jedoch nicht.
    Nutzen: Bessere Konstitution, mehr Aufenthaltsqualität, mehr Platz zum gefahrlosen Spielen, weniger Vernutzung von Ressourcen usw. werden in Sonntagsreden hochgehalten, in der Realität interessieren sie nur am Rande, das ist die traurige Wahrheit.
    Alles andere ist Augenwischerei, die der Neoliberalismus extrem erfolgreich institutionalisiert hat - die meisten merken es nur nicht.

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    1. Dennoch ist es wichtig, dass wir Antworten parat haben, wenn Leute meinen, Radfahrer:innen sollten Steuern für Radwege zahlen, oder die Autofahrenden würden ja immer geschröpft. Und so weiter. Ich erlebe es oft, dass den Leuten gar nicht klar ist, wie teuer ihr Auto für sie und für andere ist.

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    2. Absolut richtig.
      Die Mär, dass Geld nicht auf Bäumen wachse (genau das tut es), wird immer dann erzählt, wenn es darum geht, Gemeinwohl zu finanzieren.

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  4. Ich finde es auf der einen Seite richtig zu fragen, wessen Meinung die jeweilige Studie wiedergibt oder anders ausgedrückt: wie die Zahlen zustande gekommen sind. Andererseits fällt auf, dass die Ergebnisse im Wesentlichen immer dieselben sind: Auto kostet viel, ÖPNV, Fahrrad usw. weniger.
    Langsam wäre es an der Zeit für eine Metastudie zu diesem Thema.
    Ich verfolge seit geraumer Zeit die Verkehrsdiskussionen in den (a)sozialen Medien. Auffallend ist, dass es nur ein vergleichsweise begrenztes Repertoire an Argumenten auf beiden Seiten gibt.

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    1. Hallo Anonym,
      Ich verstehe die Aussage nicht genau, meinst du, dass alle Studien voreingenommen waren oder dass sie sich gegenseitig bestätigen.
      Ich bin davon überzeugt, dass wenn viele Untersuchungen zum gleichen Ergebnis kommen, wahrscheinlich das auch so ist. Und was genau meinst Du mit einem begrenzten Repertoire an Argumenten. Ich würde skeptisch werden, wenn beim gleichen Thema ständig neue Argumente auftauchen obwohl weder Stand der Technik noch Themenschwerpunkt maßgeblich verändert wurden. Bei den Diskussionen geht es eher darum, dass von der einen Seite immer wieder postuliert wird, dass die Rechnungen alle nicht stimmen, aber leider ohne eine einzige valide Gegenrechnung.

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    2. Leider müssen wir die immergleichen Argumente immer wieder wiederholen, weil die Autoseite mit ihren immergleichen Argumenten kommt. Die Diskussion ist zäh und unglaublich langsam. Eigentlich wissen alle (so gut wie alle), dass das Fahrrad besser ist als das Auto, aber es gibt alt massive populistische Gegenwehr gegen eine Reduktion des Autoverkers zugusten aller. Und natürlich kann ich nicht immer neue Studien und neue Argumente bringen, was für alle, die es schon wissen, langweilig ist. Es ist aber bekannt, dass Wiederholungen helfen, dass sich Erkenntnisse zumindest rational etablieren. Handelt man trotzdem zuwider, dann ist das Ideologie.

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  5. Ich finde es schwierig die gesamten Kosten des Autos umzurechnen. Dann müsste man das bei dem Fahrrad auch machen und bei Bus und U-Bahn entsprechend. Dadurch würde dann aber Fahrrad und U-Bahn deutlich teurer werden und wiederum auf die Nutzer abgewälzt. Was wäre also aus meiner Sicht besser nur einen Teil der entstehenden Kosten auf die jeweiligen Nutzer umzurechnen. Vielleicht auch nur die Differenz vom teuersten zum nächst teuersten.

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    1. Häh? In der Studie werden die externen Kosten für jedes Verkehrsmittel gleich berechnet (und die Rechnung benachteiligt das Radfahren eher noch).

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  6. lars feld, der marktesoterische finanzberater der bundesfinanzministerin, empfiehlt die realistische co2 bepreisung als allerheilmittel.
    hahaha!
    als nächstes will er den leuten womöglich noch ihr schnitzel weg nehmen!1%!

    karl g. fahr

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  7. Jörg
    Mich würden schonmal die Kosten von Stuttgart für die Straßenrenovierungen (doofe Baustelle) interessieren. Schon allein am Schattenring hat der neue Belag vor ein paar Jahren etliche Millionen gekostet. Halten tut der keine zwanzig Jahre.
    Eine Stück Straße kriegt in einem Jahr den Radetat. So ist die Welt. Niemand hat gesagt das es gerecht sein muss.
    Und da hat noch niemand unsere Straßentunnel beleuchtet und gelüftet.

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