29. Juli 2025

E-Bike ist der falsche Begriff

Das, was der Handel  zuhauf als E-Bikes verkauft, sind eigentlich Pedelecs. Also Fahrräder, die man mit eigener Körperkraft bewegen muss, auch wenn man eine Elektrounterstützung bekommt. 

Ein E-Bike ist eigentlich eine Art Mofa, ein Kraftfahrzeug mit Drehgriff (auch Gasgriff genannt) für Beschleunigung, ohne dass man in die Pedale treten muss. Es darf nicht schneller als 25 km/h fahren. Ein Pedelec ist immer noch ein Fahrrad, wenn auch mit Elektrounterstützung bis 25 km/h beim Pedalieren (Pedal Electric Cycle). Damit kann und darf man aber auch schneller fahren, dann halt ohne Elektrounterstützung. Man muss sich also immer auch selber anstrengen. Manche Pedelecs haben zusätzlich eine Anfahrhilfe (über einen Drehgriff), die aber nur bis 6 km/h Speed gibt (Elektrorollstuhlgeschwindigkeit). Es ist durchaus keine Pedanterie, wenn man sich auf die richtigen Begriffe besinnt. Denn, wie VeloTotal bebemerkt, birgt die falsche Begrifflichkeit das Risiko, dass die Politik es nicht so genau nimmt und das Pedelec unter dem Begriff E-Bike eines Tages als Kraftfahrzeug einstuft. Das hätte erhebliche Konsequenzen: Versicherungspflicht, Führerschein, Zulassungsprozesse und Fahrverbote auf Radwegen. 

Und das sind die Unterschiede: 

  • Pedelecs bis 25 km/h mit Tretunterstützung sind Fahrräder. Innerhalb der EU werden sie offiziell als EPAC (Electrically Power Assisted Cycle) bezeichnet. Für sie gelten keine speziellen Zulassungs- oder Führerscheinpflichten.
  • E-Bikes, also Fahrzeuge mit einem reinen Gasgriff oder aber mit einer Unterstützung auch ohne gleichzeitiges Treten, sind bereits heute Kraftfahrzeuge mit allen damit verbundenen Pflichten. Sie dürfen nicht auf Radwegen gefahren werden. 
  • S-Pedelecs (schnelle Pedelecs) werden als Kleinkrafträder eingestuft. Für sie braucht man eine Versicherung, ein Kennzeichen und eine Betriebserlaubnis. Sie müssen mit Helm gefahren werden.  Und sie dürfen nicht auf Radwegen gefahren werden, es sei denn, ein Zusatzschild gibt sie frei. 

Auf der Seite Velototal gibt es eine ausführliche Gegenüberstellung technischer und rechtlicher Merkmale für Fahrräder, Pedelecs, E-Bikes und S-Pedelecs. 

Nach Ansicht von Velototal verspielt die Fahrradbranche mit ihrer unklaren Begrifflichkeit Vertrauen in ihre Fähigkeit, sich selbst zu regulieren, also an die Regeln zu halten. So extrem sehe ich das allerdings nicht. Bedenkenswert finde ich es dennoch. E-Räder (ein eindeutiger Ausdruck, den man für Pedelecs auch verwenden kann), machen heute die breite Masse der Fahrräder aus, insbesondere im bergigen Süddeutschland. Sollten sie von der Politik nicht mehr als Fahrräder gesehen und einer strengen Regulierung unterworfen werden, dann war's das mit ihrer Attraktivität. Dann wäre die Freiheit des Pedelec-Fahrens in Gefahr, und damit auch gleich die ganze Mobilitätswende zugunsten des Radverkehrs. 

In Deutschland sieht es derzeit nicht danach aus. Da werden vielmehr Kleinfahrzeuge wie E-Scooter Fahrrädern gleichgesetzt und für sie eine Erlaubnis geplant, dass man sie auch auf Gehwegen mit Radfreigabe und freigegebenen Fußgängerzonen fahren darf. Das tun E-Scooter-Fahrende auch jetzt schon, was Fußgänger:innen genauso wenig erfreut wie Fahrräder auf Gehwegen und in Fußgängerzonen. 

Die Schweiz hat bereits das verschärft, was Velotal "E-Bike-Regeln" nennt, genau so unpräzise, dass es im Artikel einer Erklärung bedarf. Es geht nämlich nicht um Pedelecs oder S-Pedelecs, sondern um schwere E-Lastenräder bis 450 kg. Für solche zweispurigen Schwergewichtslastenräder gilt jetzt eine Zulsassungspflicht und eine Führerscheinpflicht (Kategorie M; ab. 14 Jahre). Von einem Kennzeichen (in der Schweiz Kontrollschild genannt, das beispielsweise S-Pedelecs haben müssen) ist nicht die Rede. 




9 Kommentare:

  1. S-Pedelecs dürfen auch nicht in den für den Kraftfahrzeugverkehr gesperrten Straßen fahren, eben weil sie Kraftfahrezuge sind. Das scheint aber die Nutzer dieser schnellen Fahrzeuge nicht zu intreessieren. Ich sehe hier so enen, der kommt über den Feldweg gerast, weiter in die Fahrradstrasse. er verhält sich weitestgehend wie ein Radfahrer, außer, dass er keiner ist. Ich hätte ein S-Pedelec schick gefunden für den Arbeitsweg, außer, dass alle Vorteile des Fahrrads (Radwege, Feldwege, Waldwege, etc.) dahin gewesen wären und ich mit den Autofahrern im selben Stau gestanden hätte. Und die kennen den Unterschied der verschiedenen E-Bikes ja nicht, was dann weitere Probleme verursacht hätte.
    Karin

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Hallo Karin,
      auch ich "rase" mit dem S-Ped auf Feldwegen, das ist faktisch meistens eine Geschwindigkeit von 35 km/h. Ansonsten verhalte ich mich allermeistens :) entsprechend §1 STVO und nehme Rücksicht, das fühlt sich tatsächlich genau wie Biobike-Fahren an.

      Abgesehen davon, dass das S-Ped in der bundesdeutschen Mobilitätslandschaft eine rechtliche Fehlkonstruktion ist, taugt es hervorragend zum Pendeln, wenn man nicht nur innerstädtisch unterwegs ist und auch mal längere Strecken über T30 fahren kann.
      Dass man eigentlich keinen Radweg benutzen darf, wenn er nicht wie in Tübingen für S-Peds freigegeben ist, interessiert mich tatsächlich nicht, weil ich mit angepasster Geschwindigkeit fahre und mich daher nicht von einem "normalen" Pedelec unterscheide.
      Rechtlich ist das auch nicht so kritisch, weil ich mich im Ordnungswidrigkeitenbereich befinde, und im Falle eines Unfalles nachgewiesen werden müsste, inwiefern sich meine Fahrweise von einem normalen Pedelec unterschieden hätte und für den Unfall ursächlich wäre.

      Insofern lebe ich seit 12 Jahren ganz gut in dieser Grauzone deutschen Verkehrsrechts und beabsichtige auch nicht, das zu ändern :).

      Löschen
    2. Joachim aus Köln29. Juli 2025 um 15:52

      Es ist wohl ein Zeichen unserer Zeit, dass jeder entscheiden kann, an welche Regeln man sich hält.
      Fahrzeug des Lieferdienstes in zweiter Reihe geparkt? Da kommt man (= der Andere) doch vorbei.
      PKW auf Gehweg abgestellt? Da kommt man (= der Andere) doch vorbei.

      Das Ignorieren von Regeln geht oft auf Kosten von anderen. Klar gibt’s da Ausnahmen. Aber in den Fällen (z.B. rote Ampel) ist man ja selbst betroffen und sieht es vielleicht nicht so lax.

      Wer sich an Regeln hält ist einfach nur doof. Diesen Eindruck bekommt man permanent vermittelt. Unter diesen Umständen ist dann schon schwerer, Regeln einzuhalten, wenn (alle) anderen diese ignorieren. Vielleicht sollte man sich doof verhalten, dann kommt man einfacher durch’s Leben.

      Das es ein "Grauzone" bzgl. S-Pedelecs glaube ich nicht. Ich finde die Dinger auf meiner Pendlerstrecke nur nervig. Denen ist immer gerade das Versicherungskennzeichen abgefallen, wenn man Sie an der Ampel anspricht.

      Löschen
    3. "Das es ein "Grauzone" bzgl. S-Pedelecs glaube ich nicht. Ich finde die Dinger auf meiner Pendlerstrecke nur nervig. Denen ist immer gerade das Versicherungskennzeichen abgefallen, wenn man Sie an der Ampel anspricht."

      Ich habe mein Kennzeichen auch nicht dran. Macht nur Probleme, wenn mich Joachims aus Köln an der Ampel ansprechen :)
      Ehrlich gesagt verstehe ich dein Problem nicht, ein S-Ped ist ein S-Ped, ob ohne Nummernschild oder mit.
      Versichert sollte man mit dem S-Ped allerdings schon sein, denn ohne gehts in den strafrechtlichen Bereich. Außerdem bekommt man selten so eine günstige Teilkasko.

      Löschen
    4. Ich hatte einige Jahre ein S-Pedelec zum Pendeln (13 km einfacher Weg). War eigentlich ideal, wenn man sonst trainiert Biofahrrad fährt. Denn dann ist man mit einem 27 kg Pedelec in der Ebene langsamer als mit dem Biofahrrad.
      Mit Mittelmotoren erreicht man maximal 35 km/h - 45 km/h mit einem solchen Pedelec sind illusorisch.
      Im Raum Reutlingen/Tübingen gibt es meist Ausweichstrecken über die Felder parallel zu den Bundesstraßen wo man auch ohne "S-Pedelec frei" Schild legal fahren darf.
      Allerdings hat man auf jedem Weg dann immer noch Abschnitte mit Radwegen, die man nicht benutzen darf bzw. von Fußgängern wegen des Nummernschild angegangen wird - mir meistens passiert, weil die Angst um ihren frei laufenden Hund hatten ;-)
      In Tübingen sind einige Fuß-/Radwege für S-Pedelecs freigegeben. Dort darf man aber nur Schrittgeschwindigkeit fahren - d.h. meiner Meinung nach ist das fern von jeder Lebensrealität und wirklich gefährlich, wenn man mit 35 km/h dort fährt.
      Insofern habe ich nach einem Unfalltotalschaden (vom Auto umgenietet worden) wieder ein normales Pedelec zugelegt. Zumal die S-Pedelecs alle >4000 € kosteten.
      ...und ärgere mich trotzdem über die vielen gechipten Pedelecs, die mich überholen... ;-) Mich wundert, dass das hier nie kontrolliert wird obwohl diese Pedelecs jedem ins Auge fallen...

      Löschen
  2. Ich sehe nach wie vor mehr Probleme mit der E-Mobilität als Lösungen.
    Auch weil wiein allen Bereichen hauptsächlich der Nutzen der Hersteller im Mittelpunkt steht, gefolgt von dem der individuellen Nutzer. Der Nutzen oder Schaden für die Allgemeinheit taucht kaum imin der Debatte auf.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Ich sehe in der Fahrrad-E-Mobilität eher weniger Probleme und eine große Lösung für den Ersatz des Autoverkehrs durchs Fahrrad. Leute - allemal in bergigen Gegenden - die nicht mehr jung genug sind, um all diese Wege mit dem Fahrrad zurückzulegen, nutzen aber viel das Pedelec, das Berge niveliert. Sie haben vielleicht noch ein Auto, aber sie nutzen es deutlich weniger, weil sie mehr mit dem Fahrrad fahren. Der Radverkehr in Stuttgart nimmt auch deshalb deutlich sichtbar zu, weil viele Menschen die Autofahrten durch Radfahrten (mit dem Pedelec) ersetzen, auch ältere, auch solche, die nicht so fit sind für diese steilen Anstiege, die wir hier haben. Das Pedelec ist eigentlich kein problematisches Fahrrad und ein echter Treiber für die Mobilitätswende. Was sie hemmt, ist der Mangel an sicheren Radwegen und Radfahrstreifen in unseren Städten.

      Löschen
  3. Ich habe das Gefühl dass viele Lieferdiensträder keine Pedelecs sind, die sind nämlich sehr flott unterwegs, auch wenn da der Fahrer nicht tritt. Ich kann verstehen dass die sowas fahren aber sie verstoßen dann auch dauernd gegen die Regeln (Radwegbenutzung etc).

    Und die Mitbenutzung von Gehwegen durch Fahrräder etc. gehört abgeschafft, nicht erweitert. Sie schafft idR mehr Probleme als sie löst. Alles was sich durchschnittlich mit 15km/h oder mehr bewegt, gehört nicht auf Gehwege. Gemischte Geh- und Radwege sind daher auch nicht viel besser. Ich mag beides nicht, weder als Fußgänger noch als Radfahrer.

    AntwortenLöschen
    Antworten
    1. Das Gefühl habe ich auch. Ich sehe solche aber auch auf der Fahrbahn bleiben. Allein, weil sie da besser vorankommen.

      Löschen