10. November 2025

Einfach verbieten, was durch den Autoverkehr gefährdet wird?

Verbieten wir doch einfach denen, die besonders oft Opfer des Autoverkehrs werden, die Teilnahme am Straßenverkehr.

Das ist die Konsequenz aus Überlegungen, die in Frankfurt angestellt werden, Nachtfahrten von E-Scootern zu verbieten, weil sie besonders oft in Crashs mit Autos verwickelt sind. Diesen Zusammenhang stellt jedenfalls die Frankfurter Neue Presse her. In Frankfurt hatte im Juli ein Autofahrer unter Drogen zwei 23-jährige Zwillinge, die "verbotenerweise zu zweit auf einem S-Scooter fuhren", mit seinem Auto getötet. Wobei auch das Fahren unter Drogen und das Töten von anderen mit dem Auto verboten ist, was aber der Zeitungsbericht nicht so klar herausstellt. 

Nun werden auch Menschen zu Fuß oft Opfer von Autofahrenden, die nichts sehen und nichts sehen wollen. Also müssten wir auch das zu Fuß Gehen verbieten, insbesondere nachts, wo sie auf Gehwegen kaum sichtbar sind, wenn sie schwarze Kleidung tragen. Nur zum Schutz der Fußgänger:innen natürlich. Übrigens auch das Motorradfahren. Und natürlich das Radfahren. Und überhaupt alles, was bei Autofahrenden das Risiko erhöht, alkoholisiert, unter Drogen oder im Tran, unaufmerksam, abgelenkt oder zu schnell fahrend Mitmenschen, die nicht in Autos sitzen, das Leben zu nehmen. 

Oder könnten wir - auch in den Medien - vielleicht mal anfangen, uns ernsthaft zu fragen, was wir dagegen tun können und wollen, dass Autofahrende andere Menschen umbringen, weil sie Verkehrsregeln verletzen? Autos sind schwere, hochtechnisierte Geräte, die man leicht mit Assistenzsystemen ausstatten könnte, und zwar zum Schutz von allen anderen, die nicht im Auto sitzen. Das Radfahren, zu Fuß Gehen oder E-Scooter Fahren bezeichnen wir immer wieder als gefährlich, weil der Autoverkehr so gefährlich für alle ist, die nicht Auto fahren. Würden wir anfangen, das Autofahren als gefährlich zu bezeichnen, würden wir plötzlich erkennen, dass der Autoverkehr wirksam entschärft werden muss, zum Beispiel durch flächendeckend Tempo 30 in Städten, konsequente Überwachung und eben Assistenzsysteme. 

Ohne Zweifel gehört der E-Scooter im Vergleich mit Fahrrad oder Motorrad zu den riskantesten Verkehrsmitteln. 

Ein knappe Million E-Scooter sind in Deutschland versichert (also gemeldet), 780.000 davon im Privatbesitz. 2024 starben 27 Menschen auf E-Scootern. Sieben davon wurden bei Zusammenstößen von Autofahrenden getötet. Das Institut für Verkehrsforschung des DLR nimmt an, dass es vor fünf Jahren pro Tag 275.000 Fahrten mit E-Scootern gab und dabei rund 500.000 km zurückgelegt wurden, und bezeichnet das als großzügige Schätzung. Das Unfallrisiko für E-Scooter-Nutzerinnen ist dem DLR zufolge geschätzt doppelt so hoch wie für Radfahrende. Ich errechne ein ungefähres individuelles Sterberisiko auf dem E-Scooter von 0,1 Promille pro Fahrt, was im Vergleich zum Radfahren, zu Fuß gehen oder Auto fahren hoch ist (siehe unten). 

Bei E-Scootern sind etwa ein Drittel der Unfälle Stürze ohne Beteiligung anderer. Ein Problem sind unbestritten die Fahrten in betrunkenem Zustand, beispielsweise nachts vom Club nach Hause. Der E-Scooter wird zudem von Vielen nicht als Fahrzeug, sondern mehr als Spielzeug angesehen und nicht mit dem nötigen Gefahrenbewusstsein gefahren. Übrigens oft auf Gehwegen und ohne Rücksicht auf Fußgänger:innen.  

Auf dem Foto oben (und rechts) sieht man zwei Jugendliche die Alte Weinsteige mit gefühlt 30 km/h runter fahren. Sie ratterten mit den winzigen Reifen fast ungebremst und vor Angst und Lust kreischend über die Gleise der Zacke, die am Pfaffenweg die Alte Weinsteige überqueren, und ließen dann ihre E-Scooter rollen. Auf dem Foto rechts sieht man ein weißes Auto von links aus einer Einfahrt kommen und genau vor dem E-Scooter auf die Fahrbahn einbiegen. Der junge Mann war reaktionsschnell und machte eine pfeifende und schleifende Notbremsung und sprang dabei ab. Man sieht auf dem Foto, dass er danach wieder aufsteigt und sich nach dem zweiten E-Scooter-Fahrer umschaut. Hätte er sein Fahrzeug nicht so gut beherrscht, hätte ich einen Zusammenstoß sehen können, und der Autofahrer oder die Fahrerin wäre allein schuld gewesen. Die Presse hätte aber nur darüber diskutiert, ob E-Scooter die Alte Weinsteige mit 30 km/h runter sausen dürfen (die Jugend macht halt so was), was wir bei Autos wiederum als langsam empfinden. 

Fast genau so gefährlich ist das Motorradfahren. In Deutschland sind ungefähr fünf Millionen Motorräder zugelassen, und es sterben etwa 500 Motorradfahrende im Jahr, oft, weil sei von Autofahrenden nicht gesehen werden, aber auch aus anderen Gründen. Das kennen wir aber schon, und niemand diskutiert darüber, das Motorradfahren zu verbieten, beispielsweise zu Ostern auf kurvigen Landstraßen. Von diesen Osterfahrten (und Sommerfahrten) kehren etliche Familienväter und Söhne (und gelegentlich auch Frauen) nicht mehr zu ihren Familien zurück, ein ziemliches Trauma für diese Familien. Ein Drittel der Motorradunfälle sind übrigens ebenfalls Alleinunfälle. Wieviele Wege mit Motorrädern und Mopeds pro Tag in Deutschland zurückgelegt werden, wird nicht statistisch erfasst. Es sind aber vergleichsweise wenige (viel weniger als Radfahrten), auch in Relation zu den Unfällen. Nach einer Statistik, die die Versicherung "die Bayerische" zitiert, starben pro 100.000 Pkw 3,1 Pkw-Insass:innen und pro 100.000 Motorräder waren es 14,2 Motorradfahrende (oder Mitfahrende). In Relation zu den gefahrenen Kilometern sei das Risiko, mit einem Motorrad tödlich zu verunglücken, 21 Mal höher als für Pkw-Insass:innen. 

Zum Vergleich: 

Fußverkehr: 402 Fußgänger:innen kamen im Jahr 2024 im Straßenverkehr ums Leben. 60 Millionen Wege (oder 56 Millionen) werden täglich vollständig zu Fuß zurückgelegt. Hinzu kommen die vielen Fußwege zu Stadtbahnen oder zu geparkten Autos, die kaum erfasst sind. Das individuelle Risiko, als Fußgänger:in dabei tot gefahren zu werden, könnte bei rund 0,007 Promille oder weniger liegen.

Autoverkehr: Insass:innen von Autos stellen mit knapp 2000 Getöteten zwar die größte Gruppe bei den Verkehrstoten dar, es werden aber eben auch geschätzt 228 Millionen Wege in Deutschland pro Tag mit dem Auto zurückgelegt, bei rund 3 Milliarden Personenkilometern. Das Risiko, im Auto auf einer Fahrt zu sterben, liegt damit bei rund 0,009 Promille. 

Radverkehr:  Im vergangenen Jahr starben in Deutschland 441 Radfahrende im Straßenverkehr. Man geht davon aus, dass es 84 Millionen Fahrräder bei uns gibt, darunter über elf Millionen Pedelecs. In Deutschland werden nach Angaben des Umweltbundesamts schätzungsweise pro Tag 28 Millionen Wege mit dem Fahrrad zurückgelegt und dabei 112 Millionen Kilometer gefahren. Das individuelle Risiko, beim Radfahren auf einer Fahrt zu sterben, läge damit bei rund 0,015 Promille. 

Ich weiß: So eine Rechnung kann man eigentlich nicht aufmachen, allein deshalb, weil man sich drüber streiten kann, ob man besser die Wegezahl oder aber die Kilometerzahl miteinander vergleicht. Autofahrende fahren weitere Strecken, Fußgänger:innen gehen kurze Strecken, auf denen sie unter Umständen aber so lange unterwegs sind, wie ein Autofahrer zu einem weiter entfernten Ziel. Außerdem sind unsere Statistiken unvollständig und stark auf den MIV konzentriert. Ich finde es dennoch interessant, einen Hinweis darauf zu bekommen, wie hoch das individuelle Risiko ist, auf einem Weg (mit Auto, Fahrrad, zu Fuß oder per E-Scooter) tödlich zu verunglücken, auch weil man sieht, wie gering es ist. Radfahren (und E-Scooter-Fahren) wird in der Presse stets in den Rahmen "gefährlich" gesetzt. Autofahren aber nie. Die Presse diskutiert jeden tödlichen Crash mit Fahrrad oder E-Scooter und fragt nach dem Fehlverhalten von Rad- und E-Scooter-Lenkenden und diskutiert gerne auch darüber, wie die Folgen solcher Crashs abgemildert werden können. Dabei läuft es nie darauf hinaus, dass Auto Assistenzsysteme bekommen sollten, sondern fast immer, dass Rad- oder E-Scooter-Fahrende Helme aufsetzen sollen. Und wenn ein Autofahrer das Auto gegen einen Baum oder eine Wand oder in den Gegenverkehr lenkt und er/sie und womöglich Insass:innen sterben, wird das Autofahren nicht infrage gestellt. 

Weil unsere persönliche Wahrscheinlichkeit für einen Crash so klein ist, empfinden wir tödliche Unfälle als schicksalhafte und singuläre Ereignisse aufgrund irgendeines fatalen Verhängnisses. Dass jemand einen Fahrfehler gemacht hat (der Crash also vermeidbar gewesen wäre) und dass die Infrastruktur solche Fahrfehler begünstigt, bemerken wir kaum, so entsetzt schauen wir auf die Opfer unseres Verkehrssystems (nicht auf die Täter). Diese Perspektive verführt uns dazu, den Opfern des Autoverkehrs Verhaltensänderungen oder Ausrüstungen zu empfehlen oder ihre Anwesenheit im Verkehrssystem zu verbieten, statt die Risiken, die vom Autoverkehr ausgehen, zu entschärfen. Auch Radwege dienen vor allem dazu, den Radverkehr von der Fahrbahn wegzuverlegen, Fahrräder also dem Auto aus dem Weg zu räumen. 

Nebenbei bemerkt sind E-Scooter in der Tat keine glückliche Erfindung der modernen Verkehrswelt, und immer mehr Städte verbieten sie wieder. Nicht nur, weil man mit den Dingern mit den kleinen Reifen leichter verunglückt, sondern auch, weil E-Scooter wild auf den Gehwegen herumstehen und ihre Nutzer:innen verbotenerweise auf Gehwegen und durch Fußgängerzonen fahren und damit den Fußverkehr zusätzlich in Bedrängnis bringen. Unsere Infrastruktur ist auf sie nicht vorbereitet (sie kommt ja schon kaum mit dem Radverkehr klar). Uns fehlt die durchgehende Infrastruktur für Fahrzeuge, die langsamer sind als der Autoverkehr und deutlich schneller als der Fußverkehr. 

29 Kommentare:

  1. Es ist immer wieder erschreckend zu lesen, wieviele Menschen jeden Tag in Deutschland durch den Autoverkehr sterben und wie wenig das thematisiert wird.
    Ich möchte jetzt hier aber trotzdem ein Gedanken der Dankbarkeit über die existierende und gute Infrastruktur für Fussgänger und teilweise auch für Radfahrende in Deutschland einstreuen: Ich bin ein passionierter Wanderer und gehe gerne auf Wanderreisen mit Bus und Bahn im (südlichen) Europa (ganz ohne Auto). Dabei bin ich immer wieder erschreckt wie super gefährlich die Fusswege / Wanderwege sein können. Es ist nicht ungewöhnlich dass man: stark befahrene Schnellstrassen ungesichert überqueren muss, sich die enge Fahrband über eine Brücke (oder durch kurzes Tunnel) mit Autos teilen muss, oder längere Strecken auf dem Seitenstreifen der Autobahn gehen muss.
    Also, da sind wir in Deutschland schon ein Stück weiter, zumindest gibt es in den meisten Fällen einen gangbaren Weg um zu Fuss von einer Ortschaft zur anderen zu kommen. Dafür bin ich dankbar, gleichzeitig ist die weiterhin grosse Anzahl an Opfern im Strassenverkehr Ansporn um weiterhin für eine bessere Infrastruktur
    für Fussgänger- und Fahrradfahrende zu kämpfen. Ich nehme diese beiden Gedanken / Gefühle gleichzeitig wahr. -- Andreas

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    1. Danke, Andreas, für deine Erfahrungen aus anderen Teilen der Welt.

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  2. "Ich weiß: So eine Rechnung kann man eigentlich nicht aufmachen, allein deshalb, weil man sich drüber streiten kann, ob man besser die Wegezahl oder aber die Kilometerzahl miteinander vergleicht."
    Weder noch. Die einzig brauchbare Vergleichsgröße ist die Expositionszeit

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    1. Ist auch meine Größe. Wie lange ist jemand draußen im Verkehr. Ist aber nicht für alle so.

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    2. Die UDV (Unfallforschung der Versicherer) habe ich mal zu diesem Thema angefragt: was denn der passendste Vergleichsmaßstab für Unfallzahlen sei.
      Eindeutige, kurze Antwort: natürlich die Kilometer. Keine weiteren Argumente.

      Damit avanciert die ISS zum sichersten Gefährt - seit 25 Jahren alle 90 Minuten eine Erdumrundung in 400 km Höhe = 6,2 Billionen km unfallfrei...

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  3. Die Zahlen sind erschreckend, und je länger ich mich mit dem Themenkomplex "Unfälle von ungeschützten Verkehrsteilnehmern" beschäftige desto mehr stört mich wie darüber berichtet wird. Denn die Berichte spiegeln wieder wie solche Unfälle wahrgenommen und oft auch juristisch betrachtet werden.
    Sehr oft werden nur ein sehr kurzer Zeitraum vor dem Unfall selber betrachtet, das führt dazu dass bei eigentlichen Unfallgeschehen oft eine relativ geringe Sorgfaltsverletztung fatale Folgen hat. Beim schrecklichen Dooring Unfall in Hamburg wurde die Schuld des Beifahrers thematisiert, nicht aber die des Fahrers der erst dafür gesorgt hat, dass ein relativ geringer Mangel an Sorgfalt ein Leben kostet. Neben Radstreifen hält man nur Verkehrsbedingt, und nicht um jemanden aussteigen zu lassen, genau wie auf dem linken Fahrstreifen einer Autobahn.
    Bei dem Scooter Unfall ist es ähnlich, wenn man unter Drogen ins Auto steigt, dann ist ein Unfall vorprogrammiert, wenn der dann tatsächlich stattfindet und findet die die kleinste Fehlleistung bei den Opfern, wird das im Bericht so dargestellt als wäre es für den Unfallhergang mindestens genau so wichtig wie die Fehler des KFZ Fahrers.

    Bei Abbiegeunfällen wird oft vom fehlenden Schulterblick geredet und natürlich vom Toten Winkel und der Pflicht der spätern Opfer sich nicht dort aufzuhalten,
    ICh habe noch keinen Bericht gelesen bei dem die Geschwindigkeit mit der jemand abbiegt, hinterfragt wird. Wenn da ein Rad (Fuß) WEg hinter Büschen und geparkten Fahrzeugen verläuft düfte man halt nur mit weniger als Schritttempo abbiegen, weil alles andere wegen der eingeschränkten Sicht eben die Gefährdung anderer bedeutet. Nach solchen Unfällen wird über Helme und Tote Winkel diskutiert aber nicht über Radinfrastruktur die Radfahrer wirklich aus einem Loch auftauchen lässt. Und wenn, dann sollen die Radfahrer die Situation erkennen und notfalls zu Fußgängern werden und nicht die Autofahrer das machen was in der StVO steht: nur so schnell fahren, dass man sieht dass keiner kommen kann und nicht hoffen muss.

    D.h wir reden sehr oft über das was in der letzten Sekunde den Unfall hätte eventuell verhindern können (und plötzlich muss der Schwächere halt auf den Vorrang verzichten) oder die Folgen mildern kann, anstatt endlich darüber zu reden wieso bestimmte Situationen so gefährlich sind.
    In England gab es mal den Spruch "educate your sons" als Reaktion auf die Forderung dass sich junge Frauen halt anders anziehen sollen um nicht belästigt zu werden.
    In der Debatte um Radfahrersicherheit sind wir an einem ähnlichen Punkt: Autofahrern das korrekte Verhalten abzuverlangen scheint unmöglich und ist ja selbt bei guter Beweislage nicht im öffentlichen Interesse,
    Infrastruktur so zu gestalten, dass Fehlverhalten schwer ist oder eben wenig negative Folgen hat: wollen wir nicht denn die Maßnahmen kosten Geld und oft Fläche die jetzt den Autos "gehört" und um eine Akzeptanz zu erzeugen, dass das notwendig ist, hätte man vorher ja nicht jahrelang skandieren dürfen, dass Radfahrer überwiegend an den eigenen Unfällen schuld wären.
    Denn wenn man die These mal verbreitet hat (die nicht falsch aber verzerrend ist) scheinen Forderungen nach Fahrradführerschein oder mehr Überwachung der Radfahrer plötzlich wie zielführende Maßnahmen.

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    1. "die nicht falsch aber verzerrend ist"

      Wollte gerade schreiben guter Kommentar, dann las ich das. Wurde mehrfach hier diskutiert, es ist falsch. Es ist vor allem falsch, wenn man wie der Artikel den Fokus auf Unfälle mit Motorisierten legt.

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    2. Verstehe ich jetzt nicht. Kannst du das erklären?

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    3. Die Aussage, dass die Mehrheit der Radfahrer selbst schuld an Ihren Unfällen sind ist nicht falsch. da ja mehr als 50% der Radfahrer bei einem Unfall die Hauptschuld tragen. Aber verzerrend, denn da sind ja auch Alleinunfälle und Rad / Radunfälle dabei, bei denen immer ein Radfahrer die Hauptschuld trägt. (die 75% der Hauptschuldquote der KFZ Fahrer bei RAd / KFZ Unfällen liest man seltener, und wenn dann in Artikeln die in Boulevardzeitungen gar nicht erst erscheinen.
      Diese Quote liegt bei PKW Fahrern entsprechend bei ca 80% aber diese Zahl zur Einordnung wird nicht genannt. D.h die Hauptschuldquote der Radfahrer wird bewusst ohne Bezug genannt um einen andere Botschaft zu transportieren als die Zahl wirklich bedeutet.7
      Die Zahl hat außerdem ohne Unfallursachenanalyse keine Bedeutung. Die Unfälle die nur wegen gefährlicher Infrastruktur passiert sind, haben in der Statistik trotzdem den (oft einzigen) Beteiligten als Hauptverursacher.
      Wenn auf 2m schmalen benutzungspflichtigen Radwegen, die Slalom um Büsche führen, zwei Radler kollidieren, wird die Schuld zwischen den beiden aufgeteilt. Der Radfahrer der nachts gegen eine Zinkgraue Absperrung fährt die höher ist als eine Fahrradlampe leuchten darf, hat halt das Sichtfahrgebot ignoirert Die Behörde die hier die Benutzung einer, nicht dem Stand der Technik entsprechenden, und nur mit Schritttempo sicher benutzbaren Anlage anordnet, wird nicht erwähnt. Also ist die Zahl auch bei Allein und / Rad / Rad Unfällen verzerrend, aber eben nicht falsch, denn die Zahl ist halt so wie sie ist.
      Mein persönlicher Fokus ist nicht bei den Rad / KFZ Unfällen. Nur die Unfälle und Konflikte zwischen Radfahrern und nicht Radfahrern sind das was politisch am meisten Aufmerksamkeit bekommt.

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    4. "langer Post"
      Also ist die Aussahe falsch.

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    5. Ergänzend zu obigen Ausführungen
      "...die Mehrheit der Radfahrer selbst schuld ..."
      Eine solche Mehrheit kommt zustande, wenn Alleinunfälle und Unfälle mit KFZ etc zusammengerechnet werden. Der Artikel hat genau dieses vermieden.

      Alleinunfälle sind eine grosse separate Kategorie; sie stellen 33% der Todesfälle und 45% der Schwerverletzten unter den Raffahrern.
      Zahlen aus einem Radio-Blog des DLF, Juni 2024.

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    6. In den Alleinunfällen enthalten sind natürlich auch alle Unfälle enthalten bei denen eine Beteiligung anderer einfach nicht bekannt ist. Oder?

      Und mal davon ab ist es ganz realistisch so, dass es einen gewissen Bias bei der Unfallerfassung gibt.

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  4. Die Zahlen bitte nochmal überprüfen. Im Abschnitt "Radverkehr" wird die Anzahl der jährlichen Toten durch die Zahl der Wege pro Tag geteilt, wodurch ein zu hohes Sterberisiko berechnet wird.

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  5. Danke für den Hinweis, das ist ein Rundungsfehler. Ich habe korrigiert auf 0.015 Promille

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    1. Sorry, du musst den Wert noch durch 365 teilen. Das Risiko, beim Radfahren auf einer Fahrt zu sterben, liegt bei rund 0,04 ppm.

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  6. Das ist eine interessaten und wichtige Diskussion. Wie stark kann der Gesetzgeber eingreifen und Freiheiten beschränken um im Gegenzug die Menschen vor sich selbst (Motoradfahrer) oder vor anderen Menschen (PKW-Fahrer vs. Fußgänger) zu schützen.

    Zu den Autofahrern gibt es zu bemerken, dass im Jahr 2024 449 Menschen *) bei Kollisionen mit Bäumen gestorben sind - diese wären sehr einfach zu vermeiden.

    Wenn ich am Verkehr teilnehme, ist das Zurücklegen von Distanzen das primäre Ziel. Von daher ist der Bezug auf die zurückgelegte Entfernung die einzig sinnvolle Betrachtungsweisem, denn ich kann ja auch kurze Strecken mit dem PKW zurücklegen.

    Bei PKW kommt man auf 1,97 Todesopfern pro Milliarde Personenkilometer, bei Radfahrern auf 9,3.

    Der Quotient für Autofahrer kann durch das Entfernen von ein paar wenigen Bäumen (bezogen auf den Gesamtbestand) noch einmal ganz einfach um 25 % gesenkt werden.

    Wenn ich mir Waymo in den USA anschaue, verursacht ein autonomes Auto etwa den Faktor 6 - 7 weniger Unfälle aus ein menschlicher Fahrer. Bezogen auf Tote wäre ich dann deutlich unter 500 pro Jahr. Diesen Fortschritt wird es bei Radfahrern nicht geben, wenn ich mir die Alleinunfälle **) anschaue.

    Meine Quintessenz: Als Radfahrer muss man sich schon fragen lassen, wie man sein eigenes Risiko zu sterben reduziert. Gibt es da valide Vorschläge?

    Grüße
    Mercedes Testa Rossa

    *) https://www.udv.de/udv-en/collisions-with-trees-75490
    **) https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.unfall-im-kreis-esslingen-40-jaehriger-radfahrer-in-nuertingen-toedlich-verunglueckt.8e021423-befa-472b-88ea-eff10417dbf5.html#cxrecs_s

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    1. Klatten enteignen.

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    2. Bäume abholzen wegen der Unfähigkeit einigerr Autofahrer sich an Regeln zu halten? Geht's noch?

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    3. Och menno, wieder mal auf MTR reingefallen...

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    4. Wer "Zurücklegen von Distanzen" als primäres Ziel der Teilnahme am Verkehr versteht, dem ist eigentlich kaum noch zu helfen und sollte diese Teilnahme auch verwehrt werden.

      Eine Normierung auf Personenkilometer ist natürlich auch unabhängig davon Unsinn.

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  7. Für alle Verkehrsteilnehmer ausser diejenigen in zulassungspfilchtigen KFZ lässt sich ein unabhängiges Todesfallrisiko nitcht ermitteln. Der Tod kommt in überwältigender Zahl, sicher jenseits 90%, durch schwere motorisierte (und daher zulassungspflichtige) KFZ in den Verkehr. Dies geschieht direkt (ja, auch wenn ein Radfahrer die "Haupschuld" an einem Unfall mit für ihn tödlichen Folgen mit einem KFZ hat wäre er noch am Leben wenn der Fahrer des KFZ nicht mit diesem tödliches Risiko in den Verkehr eingebracht hätte) und indirekt (wenn die für zulassungspflichtige KFZ überoptmierte und für alle anderen vernachlässigte Infrastruktur eigentlich ursächlich für tödliche "Alleinunfälle" ist).

    Das ist kein Plädoyer für den Verbot von KFZ sonder dafür dass wir alle, aber insbesondere diejenigen die für Verkehrsrechts- und Verkehrsplanungspraxis Verantwortung haben (Politiker, Juristen, Vollzugsbeamte, Stadt- und Verkehrsplaner...) sich dies ins Bewusstsein rufen. Denn unterbewusst ist uns das allen klar, leider wird im Rahmen des psychologischen Coping verdrängt und, noch viel schlimmer, die gefühlte moralische Schuld auf die Opfer abgeladen. Das letztere ist schon nach einem Unfall schlimm weil dann daraus keine Lehren gezogen werden und, bei "Autojustiz" die Rechtsordnung an Ansehen verliert und geschwächt wird. Es führt aber sogar noch zu mehr Unfällen, auch zu "Unfällen" bei denen bedingter und direkter Vorsatz zumindest im Moment ein Rolle spielen, wenn dieses "Coping" in Aggression gegen schwächere Verkehrsteilnehmer ausgelebt wird. Dies kann direkt durch Fahrer in der Begegnung aber auch abstrakt im Kontext von Verkehrsplanung, Diskussion über Verkehr etc. geschehen. Für diese Ausprägung der Schuldumkehr sehen wir ja leider viele Beispiele auch hier in der Kommentarspalte.

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    1. Es läuft alles darauf hinaus, dass Autofahrende langsamer fahren, als sie es derzeit tun. Wenn ein Fahrer oder eine Fahrerin sein oder ihr Auto gegen einen Baum lenkt, dann geht das weniger schlimm aus, wenn er/sie es nicht mit 100 km(h, sondern mit 60 km/h tut. Bäume abholzen, damit Rader:innen an ihnen nicht zu Tode kommen ist wieder mal nur: Beiseite räumen, was lebt, damit Autofahrende rasen können.

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  8. Sämtliche Fahrzeuge werden von Menschen bedient. Mein Eindruck ist, dass eine überwiegende Mehrheit der Verkehrsteilnehmer egal welcher Fahrzeugkategorie oder auch Fußgänger, keinerlei Ahnung von Verkehrsregeln haben. Gerade bei den Fahrzeugen mit Fahrerlaubniszwang ist das erst recht erschreckend. Anscheinend macht man den Führerschein und anschließend kümmert sich um nichts mehr, Hauptsache ICH! Den Fahrzeugführern eine gehörige Portion Verantwortungsbewusstsein ins Gehirn zu pflanzen wird wohl bei der Ausbildung versäumt. Mn muss sich immer bewusst sein, dass man mit dem Leben anderer spielt, wenn man sich nicht an die Regeln hält. Das sollte sich auch in den Strafen abbilden. Warum halten sich in reglemetierten Industrieparks selbst die rüpelhaftesten Handwerker an die dortigen Regeln? Weil sie, wenn sie erwischt werden, Werksverbot bekommen! Das ist die ultimative Strafe, kein Zugang mehr, kein Verdienst, Mordsärger mit dem Chef, eventuell Rausschmiss. Solange das Töten eines anderen Verkehrsteilnehmers mit "DUDUDU" bestraft wird, wird sich auch nichts ändern. Mehr Ausbildung, mehr Verantwortung, mehr Konsequenzen.
    Karin

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    1. Halten sich die Verantwortlichen in "reglementierten Industrieparks" an alle Vorschriften des Arbeitsrechts und des Arbeitsschutzes?

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    2. Ja, sonst fliegen sie raus.

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  9. Ja.
    Den Autoverkehr mal irgendwo oder irgendwie oder auch zur zeitweilig einzuschränken ist

    "VERBOTSPOLITIK",

    während die diversen Verbote und Einschränkungen gegen den Fuß- und Radverkehr ja stets nur dem Schutz der von den Verboten betroffenen dienen.
    Läuft ...
    Alfons Krückmann

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  10. Aktuell "erfassen" hauptsächlich Stadtbahnen in Stuttgart Kfz...

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