28. November 2025

Zwei Radwegblockaden auf der Heilbronner Straße

Baustellen, die einen Rad- und Gehweg komplett blockieren, sind heikel. Sie schicken den nicht motorisierten Verkehr auf weite, teils unzumutbare Umwege. 

Während der Autoverkehr auf vier bis sechs Spuren rollt, müssen sich entlang der Heilbronner Straße Fußgänger:innen und Radfahrende denselben Seitenraum teilen, teils als gemischte Geh-/Radwege ausgeschildert, teils getrennt in Rad- und Fußweg. Komplettblockaden müssen deshalb gut begründet sein. Am Montag bin ich auf der Heilbronner Straße auf zwei solche Baustellen gestoßen, eine echte und eine unechte. Die Umleitungsbeschilderung stimmt und ist auf dem Fahrrad akzeptabel. Für Fußgänger:innen sind sie schon wesentlich unbequemer und zeitraubender. 

Richtung Zuffenhausen gibt es eine Baustelle nach der Einmündung Kraishaldenstraße (Foto oben). Fußgänger:innen werden nach links auf die andere Seite geschickt, Radfahrende nach rechts in die Kraishaldenstraße, wo an der Ecke ein kleiner Radstreifen beginnt. Die Umleitung ist gut ausgeschildert und man wird nach einer Halbkreisfahrt von 450 Metern wieder auf die Heilbronner Straße zurückgeführt und hat damit die gesperrte Strecke von 120 Metern überwunden. In Gegenrichtung geht das nicht so intuitiv, weil man ja am Ende der Kraishaldenstraße von der rechten Fahrbahnseite wieder nach links auf den Geh- und Radweg muss. Auf der Fahrbahn vorbei zu radeln, verbietet das Radfahr-Verbotsschild, das ja immer für die gesamte Verkehrsfläche gilt (falls es auch so gemeint ist, was stets fraglich ist). In Gegenrichtung (gen Pragsattel) sieht die Sperre so aus (Foto rechts). Man kommt hier zwar über die Grünfläche vorbei, würde aber am andern Ende nicht umstandslos rauskommen. Außerdem wird da gebaut, es wird ein Loch gegraben. Diese Baustelle soll nach Auskunft eines Bauarbeiters "ein paar Tage" dauern, aber keine paar Wochen. Da die Umleitung stimmt und auch nicht steil bergauf geht, finde ich das akzeptabel, auch wenn der Autoverkehr hier keine einzige der drei Fahrspuren hergeben muss, damit wir direkt an der Baustelle vorbeikommen. (Was Stuttgart fast nie macht aus Angst vor Mega-Autostaus im Hauptverkehr.) 

Die andere Baustelle befindet sich Richtung S-Zentrum kurz nach der Löwentorbrücke, dort, wo es oberhalb der Fahrbahn am Wohngebiet entlang geht. Auch das ist eine als Geh- und Radweg ausgewiesene Strecke, Radeln auf der Fahrbahn ist also verboten. Zumal man weit weg von der Fahrbahn ist, wenn man hier steht. Doch dies ist eine nicht glaubwürdige Absperrung mit unorthodoxer Beschilderung. Radfahrende und Fußgänger:innen sollen nach rechts hoch und ein Parallelsträßchen durchs Wohngebiet fahren oder laufen. In dieser Straße war ich noch nie, durchaus interessant. Man kommt am Erbenolweg wieder raus, den man links runter fährt. Er hat Kopfsteinpflaster, was bei Regen ziemlich rutschig ist. Für Fußgänger:innen ist die Umleitung weit. Zu den 300 Metern kommen noch mal 100 Meter dazu. Auf dem Foto sieht man, dass irgendwer das Sperrgitter geöffnet hat. Wir sehen das Durchfartsverbotsschild. Ein Verbotsschild für Fußgänger:innen gibt es nicht, sondern nur unter dem Umleitungspfeil das Zusatzschild: "Keine Durchfahrt für Fahrräder, kein Durchgang für Fußgänger". (Ich spotte dann ja immer: Das betrifft mich nicht, denn ich bin eine Fußgängerin.) Solche weißen Textflächen (gerne auch mal als Ausdrucke auf Papier aufgehängt) sind übrigens kein Gebot, sondern nur eine Empfehlung. Fußgänger:innen können hier also weitergehen. Radfahrende müssen das Durchfahrtsverbot beachten oder schieben. 

Am anderen Ende ist die Sperre noch zu. Aber man kann locker über die Wiese drum herum gehen und radeln. Das Verbotsschild für Fußverkehr fehlt auch hier. Das Ärgerliche: Auf dieser Strecke passierte gerade gar nichts, was einen Grund für die Sperrung darstellen würde. Der Weg ist frei. Die Sperrung leuchtet nicht ein. Das Ganze ist unglaubwürdig, wie so oft in Stuttgart und anderswo. 

Falls die Bäume umzufallen drohen oder sonst eine Gefahr herrscht, wäre es sinnvoll, dies den Radfahrenden und Fußgänger:innen zu erklären. So aber verführt das zur Missachtung einer Anordnung, die uns eher schikanös erscheint, weil sie uns Umstände macht. Und zwar denen, die ihre Wege mit Muskelkraft zurücklegen, nicht in Autos. Sollte hier eine Baustelle entstehen, die uns den Rad- und Gehweg raubt, dann doch bitte nicht jetzt schon alles sperren, sondern erst dann, wenn es losgeht! 

Ich habe Verständnis für Baustellen, es muss gebaut werden, und das macht dann auch mal uns Umstände. Alles okay, solange die Umleitungen ausgeschildert sind und nicht über Treppen oder steile Anstiege führen. Aber es kommt uns ungerecht vor, wenn nur wir irgendwohin verschwinden sollen, der Autoverkehr aber so gar nicht tangiert ist, vor allem dort, wo er viel Fläche hat. Ich bin nicht naiv, ich weiß, zur Hauptverkehrszeit stehen (und fahren) die Autos hier dicht an dicht. Es scheint unvorstellbar, Fußgänger:innen und Radfahrende auf einer Fahrspur an der Baustelle entlang zu führen. Aber es erscheint eben nur für eine Gesellschaft (und deren Verwaltung und Politiker:innen) unvorstellbar, die Fußgänger:innen und Radfahrenden keinen sonderlichen Stellenwert beimisst und beide Verkehrsarten geringer schätzt als die reibungslose Abwicklung des Autoverkehrs. Aber auf Vorrat - also ohne Not - Strecken für den Rad- und Fußverkehr sperren, das geht gar nicht. Das grenzt an blanke Verachtung. Die Sperren kann man ja für eine künftige Baustelle bereit stellen, die Schilder umgedreht daneben, und dann schließen die Bauarbeiter die Strecke, wenn sie anfangen zu arbeiten. Und sie überprüfen stets, ob man die Wege nach Arbeitsschluss wieder frei machen und eine Vorbeifahrt an der Baustelle ermöglichen kann. Das würden wir Menschen zu Fuß und auf Fahrrädern als aufmerksam und respektvoll empfinden. 

Und die Baustellen, die Strecken für den Rad- und Fußverkehr gravierend unterbrechen, so wie hier, gehören in den Baustellenkalender! Diese beiden stehen da nicht drin. 



2 Kommentare:

  1. Im ersten Bild wäre die Sperrung einer Fahrbahnspur und die Ausleitung des Fuß- und Radverkehrs problemlos möglich. (Die 2. Stelle ist mir nicht so geläufig)

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    1. ich glaube, problemlos wäre die Sperrung einer Autofahrspur für den Fuß- und Radverkehr hier nicht wirklich, weil hier abends stadtauswärts viel Autoverkehr ist, der sich sehr deutlich stauen würde. Aber das Problem sollte man in Kauf nehmen, wenn einem am Radverkehr etwas liegt. 😊

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