Man kommt dorthin, etwa, wenn man die Schlossstraße hochradelt. Die ist für Radler nicht eingerichtet. Sie ist schmal. Die Autos hängen hinter einem. Nervenschwache fühlen sich auf den nicht freigegebenen Gehweg abgedrängt.
Aber: Durchhalten, denn mit der Herderstraße beginnt eine Radspur, die man gemächlich und mit Pedelec auch sehr gut hinaufradeln kann.
Sie wird zwar durch Bushaltestellen gelegentlich unterbrochen, aber sie ist auf der Botnanger Straße stellenweise auch so breit, dass abgestellte Fahrzeuge nicht stören. Hier kommt der Radler auch nicht ins Zweifeln, ob er auf dem richtigen Weg ist. Alles gut.
Weniger gut finde ich persönlich, dass man bergab in Stuttgart fast immer auf die Radspur/Sicherheitsspur verzichtet. Man sagt allgemein, hier seien die Radler ja schneller (bergauf würden sie auch mehr hin und her schlenkern), weshalb man das nicht brauche. Aber die wenigsten Radler donnern eine Straße mit Tempo 50 runter. Autos überholen, wenn sie können, und manchmal auch ziemlich knapp.
Schließlich (endlich oben!) gelangt man an die Unterquerung der L1187. Die Radspur ist zur Ampel vorgeführt und man folgt ihr über die Kreuzung.
Radfahrer dürfen hier genauso wenig rechts abbiegen wie Autofahrer. Ich kann dafür aber keinen echten Grund erkennen: Radfahrer gehören auf die Straße. Der Wegweiser für Radfahrer steht erst auf der anderen Straßenseite in der Baustelle. (Und wo man da auch hinkommt, davon bei anderer Gelegenheit.)
Die feine Radspur aus der Botnanger Straße versickert hinter der Kreuzung in einer (vermutlich temporären) Baustelle. Danach geht es gemischt unter Fußgängern auf dem Gehweg als obligatorischer Radweg weiter.
Das blaues Schild zeigt uns hier, dass Radler und Fußgänger sich auf der gesamten Gehwegfläche mischen. Stimmt aber gar nicht. (Das entsprechende Schild fehlt.) Und seltsamerweise zwingt man hier per Gehwegmarkierung die Fußgänger am Bordstein zur Fahrbahn entlang zu gehen, während die Radler die Außenspur am Grün entlang haben.
Das ist so verrückt, dass ich mich zuerst auch geirrt habe. Und natürlich kamen mir Mütter mit Kinderwagen auf dem Radteil entgegen. Kein Fußgänger geht gern dicht am Bordstein neben dem brausenden Verkehr. Da gehören die Radfahrer in.
Man sieht auf dem Foto, dass ich mit meinem Rad auf der fahrbahnnahen Seite fahre. Erst als mir die Radler entgegen kamen, habe ich gemerkt, dass ich falsch bin.
Kommt an an die ersten Häuser von Botnang, endet die Pracht. Vor mir liegt die Wahl zwischen einem freigegebenen Gehweg, dem Wechsel über eine Fußgängerampel, wo die Fortführung unklar ist oder der Fahrbahn. Ich entscheide mich für die Fahrbahn. Dass man auf der keine Radler haben will, wird an der nächsten Ampel deutlich. Für Radler ist rechts kein Platz, und die Autofahrer haben auch nicht das geringste Interesse, einen zu lassen.
In Botnang kennt man nämlich eher keine Radfahrer. Doch, halt, einen habe ich gesehen bei meiner Kurverei durch den Ort. Man sieht auch, warum das so ist: alle Straßen sind irgendwie sausteil. Wer in Botnang Rad fährt und mit dem Rad nach Stuttgart hinein und zurück, ist vermutlich meist entweder Kampfradler oder Pedelecfahrer, die aber werden mehr und mehr. Auch die Botnanger werden das Rad noch für sich entdecken, denn die Verbindung in Stuttgarter Zentrum ist eigentlich ganz gut.
Zeichen für Radler bin ich erst wieder begegnet, als ich die Lindpainterstaße wieder hinunter fuhr (Karte ganz unten). Hier wird der Radler auf eine winzigee Linskabbiegerspur geleitet, denn er soll die Botnanger Straße gen Stuttgart wieder drüben (jetzt auf der für ihn linken Seite) zurückradeln. Und dafür wird er über den Fußgängerüberweg geleitet. Die kleine Linksabbiegespur über den Zebrastreifen sieht man allerdings auf die Ferne nicht. Rechts am Bordstein steht ein süßes kleinen Schild mit Radpiktogramm und Pfeil nach links. Da muss ich dann schnell vorm rechten Bordstein über die Spur nach links wechseln.
Ich vermute aber, hier fahren Radler, die sich auskennen. Denn einen Hinweis, wie man eigentlich nach Stuttgart zurückkommt, gibt es nicht. Und das Gebotsschild Radweg steht links auf dem Fußweg. Ich kann nicht erschließen, dass ich dort in die gewünschte Richtung (nach rechts/Stuttgart Zentrum) komme und muss ihn daher auch nicht befahren. Bin ich über den Zebrastreifen auf den Gehweg rüber, dann sehe ich das Schild, das mich rechts rüber weist. Geradeaus darf ich nicht radeln. Das sind so Umleitungskonstruktionen, die denAlltagsradler nicht ernst nehmen.
Von der Straße über einen Zebrastrreifen auf den Gehweg über eine Fußgängerampel, auf einen Radweg in Gegenrichtung (zur Autofahrtrichtung), über eine Fußgängerampel, dann einen Radampel mit zu weit entferntem Drücker zurück auf eine Radspur. Das ist genau die Schlängelei durch
drei verschieden Fahrkonzepte, die den Radler zum Pfadfinder macht.
Der Übergang vom linksseitigen Radweg (der auch noch auf der falschen Gehwegseite liegt) zurück auf die Botnanger Straße ist wieder so ein typischen Radler-
Makramee.
Man muss sich an der Fußgängerampel aufstellen, darf dann auf die Verkehrsinsel, hat dort einen Drücker, der aber weit weg ist von der Radampel (vielleicht ist er ja auch gar nicht für die Radampel, wer weiß das schon), und einen kurzen Aufstellplatz an der Radampel, wo er warten kann, bis die Grün wird. Der Radschutzsrtreifen führt gerade mal unter der Brücke durch bis zur nächsten Bushaltestelle.
Ich vermute (aber ich weiß es nicht), bei der Schlossstraße ist auch der Botnanger Teil der Botnanger Straße ein Ergebnis des Rückbaus vierspuriger auf zweispurige Straßen, schätzungsweise in den neunziger Jahren. Damals hat man an Radfahrer überhaupt nicht gedacht. Heute müsste man diese Straßen alle wieder um die Radspuren erweitern.
Ich bin dann anders weitergefahren. Davon ein andermal.
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