23. Juli 2014

Chaotische Koexistenz in den Parks

Meistens vertragen sie sich ganz gut, die Radfahrer/innen und Fußänger/innen. Wer durch den Schlossgarten radelt, sieht ein friedliches Chaos. Aber befriedigend ist der Zustand nicht, weder für Fußgänger noch für Radler.

In Stuttgart sollen wohl künftig alle Grünflächen für Radler frei sein (auch für Pedelecs, jedoch nicht für andere motorisierte Zweiräder mit Nummernschild). Das begeistert mich nicht, und die Fußgänger wird es auch nicht begeistern. Ich finde, hier drückt sich die Stadt zugleich vor einer echten Radwege-Politik, die Radlern ernsthaft einen Weg durch die Stadt bahnt. Radler werden in die Grünanlagen abgeschoben, wo sie den Autoverkehr nicht behindern, sehr wohl aber Fußgänger stören. Und zwar erheblich.

Derzeit sind die meisten Grünflächen von Parkgröße per blauem Schild ausdrücklich für Fußgänger und Radfahrer ausgewiesen, etwa der ganze Schlossgarten (wo es stellenweise eine Trennung von Rad- und Fußgängerbereich gibt) oder der Park der Villa Berg.

Meistens arrangiert man sich im Mischverkehrsmodus. Fußgänger, Leute mit Hunden, Jogger, Radler alle bewegen sich augenscheinlich regellos durcheinander. Manchmal brauchen Fußänger- oder Joggergruppen die volle Breite des Wegs. Manchmal kommen sich Gruppen von Fußgängern entgegen und lassen dem Radler keine Lücke.

Meistens richten sich Radfahrer in ihrem Tempo nach der Bewegung aller anderen auf den Wegen durch den Schlossgarten. Fußgänger sind für Radler "bewegte Pfosten". Wenn sie ihren Weg verfolgen, können Radler Slalom durch sie fahren, so wie sie Pfosten im Slalom umrunden würden.

Gefährlich für alle Seiten wird es, wenn ein Fußgänger oder Jogger urplötzlich vom Weg abweicht. Der Fußgänger darf das, es ist niemals schuld des Fußgängers, wenn es in so einer Situation zu einem Unfall kommt.

Es ist immer der Radler schuld, der auf allen Wegen, auf denen Menschen zu Fuß unterwegs sind, seine Geschwindigkeit den Fußgängern anpassen muss. Schrittgeschwindigkeit ist zwar laut StVO 2009 nicht mehr notwendig, aber der Radler muss, wenn nötig, schon mal hinter Fußgängern bleiben.

Radfahrer haben aber ihre eigene Grundgeschwindigkeit, die so ungefähr zwischen 11 und 23 km/h liegt (Rennradler sind etwas schneller). Wer in einer Stadt den Radverkehr fördern will, darf Radfahrer nicht ständig ausbremsen.

Obwohl es eigentlich ganz gut funktioniert, sind vor allem Fußgänger damit alles andere als glücklich. Sie fühlen sich gestresst. Sie müssen ständig aufpassen, ob sie einem Radler vor die Reifen treten. Das ist nicht gut. Auch wir Radler wünschten uns da eine andere Lösung, vor allem für die engen Brücken im Schlossgarten.

Also statt freigegebener Grünanlagen bitte lieber Radspuren, Radschnellwege und Radlerbrücken bauen!


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