27. September 2014

Mal im Ernst - am Rosensteinbunker ist die Situation absurd

Der Neckardamm ist einer der meist befahrenen Radstrecken Stuttgarts. Und er ist kein Radweg, sondern ein Fußgängerbereich, der nur für Radler freigegeben ist. 

An sonnigen Wochenende schieben sich hier die Freizeitradler lang. An Wochentagen gibt es Radler-Berufsverkehr. Und alle schleusen über die Ampelanlage am Rosensteinbunker. Darüber habe ich schon oft geschrieben.

Doch je öfter ich hier fahre, desto mehr stellt sich bei mir Ärger ein. So kann das nicht weitergehen. Das ist keine Radförderung, sondern Abschreckung. Der Winter wäre doch eine gute Gelegenheit, hier mal grundlegend etwas zu ändern.Der Abschnitt Rosensteinbrücke - Wihelmsbrücke verletzt nämlich alle Regeln einer guten Radwege-Führung. Die wäre direkt, sofort verständlich, ohne abrupte Richtungs- und Tempowechsel und mit ebenem Belag.


Es beginnt mit einer sehr engen Kurve hinunter, die nur schlecht einsehbar ist und in der einem Fußgänger und andere Radler begegnen. Oft schieben sich die Fußgänger auch über den für Radler gedachten Teil des Übergangs.




Auf der Verkehrsinsel begegnen sich die Radler, stehen auch mal Fußgänger. Und es steht eine Radlerampel, die bereits rot sein kann, wenn man schon in die Schleuse eingefahren ist. Etwas, man sehr leicht übersieht, weil die Situation bei vielen entgegenkommenden Radlern die ganze Aufmerksamkeit erfordert. (Viele Radler bevorzugen deshalb die parallele Fußgängerampel, trotz der Z-Führung über die Schienen!)


Auf der Seite am Bunker ist die Situation völlig absurd. Hier müssen nämlich die Radler, die auf dem Gehweg von der Wilhelmsbrücke her kommen, auf die Radüberquerung einschwenken. Gleichzeitig müssen die Radler, die Richtung Wilhelmsbrücke fahren (meine Blickrichtung), auf den Gehweg einfädeln. Und der ist eng.
Wer sich auskennt, schwenkt deshalb vor dem Gehweg auf die Fahrbahn ab, das allerdings durch den entgegenkommenden Radlerverkehr hindurch. Die Fahrlinien kreuzen sich also.

Danach schwenkt man - ohne Einblick zu haben - auf einen durch eine Baumreihe geteilten Weg ein, der jeweils zwei Personen breit ist. Man muss im letzten Moment entscheiden, ob man rechts fährt, oder den linken Weg nimmt, je nachdem, welcher einem freier und besser erscheint. Radler und Fußgänger bewegen sich in beiden Richtungen auf beiden Wegteilen. Radler und Fußgänger kommen nur aneinander vorbei, wenn beide an die Seiten ausweichen. (Siehe Video unten.)



So nähert man sich dem Fußgängerüberweg mit Ampel an der Wilhelmsbrücke. Man kann beim Heranfahren kaum erkennen, ob die Fußgänger/Radler-Ampel rot oder grün ist. Das sieht man erst ein paar Meter vor dem Bordstein. Die meisten machen dann keine abrupte Bremsung mehr, sondern fahren, nachdem sie geschaut haben, ob ein Auto kommt, bei rot rüber. Die Fahrbahn ist ja sehr schmal, man ist in einer Sekunde drüben. Wenn man Pech hat, ist die Wartezeit an der roten Ampel hier erheblich. Je ein Radler kann sich an den Haltegriffen festhalten, die anderen stehen auf dem Bein.

Wer nachvollziehen will, wie sich dieser Streckenabschnitt radelt, kann sich das Video anschauen.

Slalom am Rosensteinbunker



Wie könnte man das ändern? Ideal wäre ein direkter Weg mit Ampel hinüber (blauer Pfeil). Das würde den unbedingten Willen der Stadt voraussetzen, für den Radverkehr Geld in die Hand zu nehmen.

In der Folge zur Wilhemsbrücke hin, müsste man einen Radweg bauen, der ausreichend breit für Gegenverkehr linksseitig an der Badstraße entlang führt.

An der Fußgängerfurt über die Zufahrt zur Wilhemsbrücke sollte die Grünphase verlängert werden. (Bei Radler/Fußgängerot auf eine schmale Straße blicken, auf der kein Auto fährt, provoziert regelwidriges Verhalten.)

Blauäugig meine Vorschläge? Und viel zu teuer? Mag sein. Aber wir müssen anfangen, blauäugig oder mutig zu denken, wenn wir den Radverkehr ernsthaft fördern und für diejenigen attraktiv machen wollen, die es bisher für zu schwierig halten, in Stuttgart mit dem Rad zu fahren. Denn es ist in der Tat schwierig.

2 Kommentare:

  1. Ich wundere mich jeden Tag, dass so was geht. Die Stuttgarter Radler sind ein sehr geduldiges Volk, oder sollte ich sagen, schicksalsergeben.

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  2. Ja, das ist sicher keine Glanzleistung der Radwegeführung. Es wäre schon mal viel geholfen, wenn es einen geradlinigen Übergang über die Strasse am Bunker gäbe mit ausreichend langer Grünphase statt der Inselhüpferei.
    Aber danach ist der Platz begrenzt, schliesslich sollen die Bäume stehen bleiben und die Strasse ist auch schmal. Also bliebe wohl nur, die beiden getrennten Wege zu belassen und den an der Badstrasse durchgängig bis zur Wilhelmsbrücke zu führen. Dann müsste man sie jeweils nur für eine Richtung markieren, was hiesse dass man Richtung Wilhelmsbrücke rechts an entgegenkommenden Autos vorbei fahren muss - auch nicht ideal. Und ob sich Radfahrer und Fussgänger an die Richtungen halten steht auf einem anderen Stern, das klappt auch an anderen Stellen kaum.

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