7. November 2015

Warum fahren diese Radler auf dem Fußweg?

Warum fährt dieser Radler die Immenhofer Straße nicht auf der Fahrbahn hoch? Er will die Autos nicht aufhalten. 

Er spart sich den Stress, hinter sich Autos röhren zu hören, die nicht vorbeikommen.

Will man Radfahrer von den Gehwegen runterbekommen, muss man ihnen Sicherheit auf der Fahrbahn anbieten.

Entweder man sorgt dafür, dass Autos nicht schneller unterwegs sind als die Radler (an so einer Bergstrecke wären das 10 km/h) oder man sorgt für einen bequemen Radstreifen, auf dem sie hochradeln können, ohne Autos auszubremsen.


Geht hier an der Immenhofer Straße nicht? Geht natürlich doch, wenn man wenigstens auf einer Seite die Parkplätze beseitigen würde. Undenkbar bei dem Parkplatzmangel? Ja, aber muss eigentlich eine ganze Stadt darauf ausgerichtet sein, dass Menschen ihre großen Autos abstellen können? Dieselben Menschen regen sich doch auch fürchterlich darüber auf, wenn sie auf einem Gehweg von hinten von einem Radler überholt werden.

Merke: Radler fühlen sich auch gestresst, wenn sie von hinten von Autos, die sie nicht sehen, angegriffen werden. Sie müssen sich darauf verlassen, dass der Autofahrer sie sieht und dass er sie nicht zu knapp überholt. 
Genauso wie es Fußgänger stresst, wenn sie von hinten von Radlern überholt werden, die sie nicht sehen. Auch Fußgänger müssen sich darauf verlassen, dass die Radler sie sehen und nicht beim Überholen streifen. 
Die Autostadt Stuttgart delegiert den Stress an Fußgänger, weil sie Radler auf den Gehweg abdrängt. 

Einzelne Autofahrer, die Rücksicht nehmen und nicht drängeln, können das nicht ändern. Denn der Radler will ja Autofahrer an Hangstrecken nicht gern ausbremsen.

Und warum fährt dieser Radler in  Cannsatt Teinacher Straße über den Gehweg? Weil er vom Neckardamm kommt und der Gehweg der direkte Weg ist. Um auf den parallel zur Fahrbahn gelegten Radweg zu kommen, müsste er einen Schlenker nach links fahren. Ist ihm zu blöd. Zumal der Radweg voller Laub ist.






Vom Gehweg schießt er dann auch (um einen Fußgänger herum) auf den Überweg am Kreisverkehr. Da er vom Gehweg kommt (nicht vom Radweg), fährt er auf dem Zebrastreifen.

Die Verkehrsplaner wollen ihn hier haben. Sie bieten ihm die Fahrbahn gar nicht an. Autofahrer müssen höllisch aufpassen, dass sie beim Rein- und gleich wieder Rausfahren aus diesem Kreisverkehr so einen schnellen Radler rechtzeitig sehen.

Und warum fährt dieser Radfahrer über den Fußgängerüberweg an der Wilhelmsbrücke in Cannstatt? Weil er aus der Fußgängerzone Marktstraße kommt und auf dem Neckardamm weiterfahren will. Man sieht, dass es in Cannstatt für Radler keine direkte Wegeverbindung aus dem Cannstatter Zentrum in die Cannstatter Vorstadt oder zum Neckardamm gibt.

Und man sieht, dass das Fahren auf der Fahrbahn für ihn stressig ist, weil es auch hier keinen Platz für Autos gibt, um ihn zu überholen. In den Stellungskampf mit den Alltagspanzern will er sich nicht begeben.

Damit Radfahrern aufhören auf Gehwegen zu radeln, müssen sie Radwege und Radspuren vorfinden, die ihnen das Vorankommen bequemer machen als auf Gehwegen und vor allem stressfreier als man derzeit auf den zu engen und rechts zugeparkten Fahrbahnen als Radler unterwegs ist.

Warum fährt diese Radlerin wie ganz viele andere auch über den Fußgängerüberweg in Cannstatt am Kurpark? Weil er für sie freigegeben ist. Sie kommt aus der Schule.

Die Schüler/innen nehmen übrigens nicht die Radspur des Fußgängerüberwegs, sondern die Fußgängerspur, und zwar deshalb, weil sie drüben direkt über die Wiese weiterfahren wollen und dies der direkte Weg ohne Schlenker ist.

Wenn man schon Schüler/innen auf Rädern behandelt wie Fußgänger, dann bewegen sie sich auch über die Parkwiesen wie Fußgänger. Und sie lernen nicht, dass Räder eigentlich auf die Fahrbahn gehören, weil Radfahrer keine Fußgänger sind. 

4 Kommentare:

  1. Und trotzdem helfen auch manchmal Radspuren nichts, z.B. in der Neckarstraße habe ich schon häufig Gehwegradler angetroffen, die die vorhandene Radspur auf der Fahrbahn gar nicht mehr wahrzunehmen scheinen, so sind sie das Gehwegradeln offenbar gewohnt.

    Wobei ich persönlich kein Problem damit habe auf der Straße zu fahren und dabei evtl. die nachfolgenden Autofahrer auszubremsen, nicht aus Rücksichtslosigkeit (wie auch, schließlich bin ich letzten Endes verpflichtet die Straße zu benutzen wenn es keinen Radweg gibt) sondern aus dem einfachen Grund: Um Präsenz zu zeigen. Und vielleicht bei dem ein oder anderen nicht nur Ärger auszulösen sondern evtl. zur Erkenntnis zu verhelfen, dass das Auto vielleicht doch nicht das Verkehrsmittel erster Wahl in einer Stadt ist sondern purer Luxus und Bequemlichkeit. Wie so oft gesagt, man sollte auch daran arbeiten, dass die Radler generell mutiger werden - natürlich leichter gesagt als getan bei dem teils aggressiven Verhalten der Autofahrer - und dazu gehört auch, sich nicht schuldig für das notgedrungene Ausbremsen des nachfolgenden Autoverkehrs zu fühlen sondern Respekt und Toleranz auf Augenhöhe einzufordern.

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  2. Präsenz zeigen ist ein wichtiger Grund, auf der Fahrbahn zu radeln. Denn nur, wenn wir dort fahren, merkt die Stadt, dass es Radfahrer gibt und tut vielleicht auch was für sie.

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  3. Ich fahre auch lieber auf der Fahrbahn, aber das Bedrängen durch Autos, das zu knappe Überholen, etc. kenne ich auch zur Genüge. Helfen da Radstreifen oder Radwege wirklich weiter?

    Scheinbar geht es so einfach, das Nebeneinander von Auto- und Fahrradfahrern zu vereinfachen. Das einfache Aufbringen von großen und auffälligen Piktogrammen auf der Fahrbahn, die signalisieren, dass die Radfahrer hier fahren dürfen, führt zu einer substantiellen Verhaltensänderung auf beiden Seiten. Hier nachzulesen: http://itstartedwithafight.de/2015/10/28/stadt-wien-veroeffentlicht-positive-sharrow-studie/

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    1. Das ist eine wirklich interessante Studie! Ich glaube sofort, dass das wirkt. Und es wäre so einfach!

      Wie können wir das in Stuttgart durchsetzen?

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