Bei Rot warten ist für Radler Blödsinn. So ähnlich titelt die Süddeutsche Zeitung in ihrem Artikel vom 28. Januar. Ulm macht es uns schon mal vor, wie das geht.
Dort gibt es an zwei Ampelanlagen den Grünen Pfeil für Radfahrer. Das heißt, sie dürfen bei Autorot, rechts abbiegen, wenn frei ist.
Darüber bereichtet das Blog "it started with a fight" am 29. Januar. Schon seit 2013 gibt es eine Regelung auf einer Umleitungsstrecke für eine Baustelle. Radler dürfen hier rechts abbiegen, egal ob Autofahrer rot haben. Man wollte damit die Akzeptanz für den Umweg bei Radlern erhöhen.
In dem Artikel lesen wir auch, dass einige Kommunen sich über den Deutschen Städtetag beim Bundesverkehrsministerium für diesen "grünen Pfeil" für Radfahrer einsetzen wollen.
In Paris gibt es diese Regelung schon lange als gelben Pfeil. Und in Idaho, einem erzkonservativen US-Bundesstaat, dürfen Radfahrer rote Ampeln behandeln wie ein Stoppschild. Sie müssen zwar kurz halten, dürfen aber weiterfahren, wenn alles frei ist.
Radler neigen nicht dazu, sich zu gefährden, weil sie keinen Blechpanzer um sich herum haben. Eine Zunahme von Unfällen gibt es in Städten mit gelben Pfeilen oder dem Rot-Stopp nicht.
Ich habe darüber immer mal wieder geschrieben, aber wenn die Süddeutsche das tut, dann erreicht es mehr Leute und aufmerksame Blogleser schicken mir den Artikel.
Der Autor Benedikt Peters spricht aus Radlererfahrung. Autos haben grüne Welle, wenn der Radler an den Ampeln ankommt, sind sie längst wieder rot. Es geht aber keiner über den Fußgängerüberweg (etwa in der Neckarstraße). Wenn wir bei Rot führen, würden wir niemanden gefährden, auch nicht uns selbst.
Im US-Bundesstaaat Idaho gibt es nicht nur den Rolling-Stopp (bei Stoppschildern darf der Radler rollend schauen und dann weiterfahren, wenn frei ist), Ampeln sind dort für Radler wie Stoppschilder. Sie müssen halten, dürfen aber bei Rot weiterradeln, wenn alles frei ist. Idaho ist ein konservativer Bundesstaat, steht also nicht im Verdacht wahnwitzige Experimente zu machen. Mehr Unfälle gab es nicht. Eher weniger. In Paris gibt es für Radler/innen den Gelben Pfeil. Wo er steht, dürfen Radler rechts abbiegen oder gerade ausfahren, wenn Autos Rot haben. Natürlich nur, wenn alles frei ist. Auch hier gab es nicht mehr Unfälle. Radfahrer passen besser auf, weil sie nicht im Blechpanzer sitzen, und sie hören auch besser, was um sie herum passiert.
Auf dem Foto links fährt der Radfahrer bei Autorot geradeaus. Er gefährdet niemanden, auch nicht sich selbst. Er erspart sich aber den gleichzeitigen Start mit dem Autofahrer, der dann unbedingt noch an ihm vorbei will, bevor es in der Kuhnstraße eng wird.
Denn für den Radfahrer ist der Massenstart der Blechpanzer bei Grün sogar gefährlicher. Autofahrer wollen unbedingt sofort vorbei, der Radler muss heftig antreten, dabei schlingert - je nach körperlicher Fitness - der Lenker mal mehr mal weniger.
Das Schlingern beim Anfahren auf dem Asphalt dieser Fahrbahn an der Radampel Ausgang Fahrradstraße Eberhardstraße Richtung Tübinger schön abgebildet.
Leider leider können wir in Stuttgart uns die Regeln nicht machen, und das Idaho-Rot für Radler einführen, auch wenn der gesamte Gemeinderat dafür wäre. Was man vielleicht erreichen könnte, wäre, dass Stuttgart den Gelben Pfeil testet. Leider sitzen in Berlin auf dem Posten des Bundesverkehrsministers seit vielen Jahren schon nur Leute aus Bayern, denen man ein Ministerium geben wollte. Und der Bundesverkehrsminister versteht sich seit ich denken kann, eher als Autobahnminister und eher nicht als innovativer Mobilitätsminister mit Herz für Radfahrer.
Aber es sind ja nicht nur die Autoampeln, die für Radler nicht passen. Es gibt ja auch Radlerampeln und kombinierte Fußgänger-Radlerampeln oder parallel geschaltete Radler- und Fußgängerampeln.
Wird die Fußgängerampel früher grün als die Radlerampel auf dem parallelen Radweg, dann nehmen Radfahrer sehr oft den Fußgängerüberweg. Ist ja auch irgendwie nicht einzusehen, so wie hier am Neckartor. Dir Radampel ist noch ganz lange Rot. Die Autos stehen auch schon ganz lange, die Fußgänger haben grün. Hier kann die Stadt was machen: Nämlich mal den antoquierten 3-zügigen Übergang für Radler in die Neckarstaße ändern.
GHOST BIKE am Samstag 19.03.2016 11h in Neu Ulm am Allgäuer Ring.
AntwortenLöschenDer ADFC Neu Ulm erinnert hiermit an einen tragischen Unfall vom Januar an diesem sehr gefährlichen Ort. Gaeste sind herzlich willkommen, wir brauchen Unterstützter von überall her. Kommt einfach vorbei.