23. Mai 2016

Brauchen wir eigentlich so viele Ampelarten für Radfahrer?

Für Radfahrer gibt es mindestens fünf verschiedene Sorten von Ampeln. Das ist schon was, worauf wir echt stolz sein können. 

Keinem anderem Verkehrsteilnehmer mutet man so viele System- und Konzeptwechsel zu. Fußgänger und Autofahrer haben nur eine Sorte Ampeln. Sie wissen immer, wie die aussehen und wo sie stehen.

Zudem gibt es für uns Radler auch noch eine Ampelhierarchie. Und so sehen die Systeme aus.

1. Autoampeln

Über die Ampeln für den Autoverkehr muss ich nicht viel sagen. Sie sind hängen hoch, sind groß und haben entweder volle farbige Streuscheiben oder Lichter mit Pfeilen darauf. Die gelten für uns Radfahrende, wenn wir auf einer Autofahrbahn unterwegs sind. Manchmal verrenkt man sich ein bisschen den Hals beim nach oben Gucken, aber ansonsten sind sie einfach zu verstehen. Sie sind den Fahrspuren klar zugeordnet. Autoampeln stehen natürlich an Fahrbahnen, die für Autos markerit sind. Sie können aber auch an solchen stehen, die auch für Radfahrer markiert sind. Autoampeln hängen zwar arg hoch für einen Radler (Genickstarre), aber sie sind gut, weil ihre Grünphase so lang ist wie die der Autos (und die Rotphase auch).

2. Radfahrerampeln

Sehen wir Radfahrer allerdings irgendwo an einer Fahrbahn so eine kleine Spielzeugampel in niedriger Sichthöhe vor uns, dann gilt die für uns. Radampeln  wirken wie kleine Schwestern von Autoampeln. Sie stehen wie Autoampeln auf meiner Seite der Fahrbahn, die ich queren will. Ihre Grünphase ist meist viel kürzer als die von Autoampeln. Zuweilen blitzkurz. Und ihre Rotphasen seeeeeeeehr lang.
Manche Radampeln dienen dazu, Radfahrern an einer Autostraße ein paar Sekunden vor den Autos Grün zu geben. So kann der Radler geradeaus, bevor die Autos rechts abbiegen. Es hilft auch, das Überholungsgeröhre von Autofahrern zu vermindern. An manchen Stellen gibt so eine Ampel dem Radler Raum, vor dem Auto vom Radstreifen auf die Fahrbahn einzuschwenken. Ihre Grünphasen sind zwar oft zu kurz, aber sie sind schön und sinnvoll. 

Radampeln tauchen aber nur sehr zufällig auf, manchmal unerwartet. Sie stehen auch nicht immer in meiner Blickrichtung. Sie sind dort, wo sich zufällig gerade ein Mast befindet, an dem Schilder hängen oder andere Ampeln. Deshalb kann es auch sein, dass ich sie gar nicht mehr sehe, wenn ich an meiner Haltelinie stehe oder mich an einem der lustigen Halteringe festhalte.

Für wen gilt sie? Für mich auf der
Fahrbahn? Für den Radler
vom Gehweg rechts? 
Manchmal hängt die Radampel so, dass ich als Radler auf den ersten (lebensrettenden) Blick gar nicht so genau erkennen kann, für wen sie gilt: Für mich auf der Fahrbahn oder für einen Radweg, der vom Gehweg her kommt. Sie bedeuten unschöne Schrecksekunden. 

Weil Radampeln an sich schon so klein und niedlich sind, leuchten sie auch noch schlechter als Autoampeln, denn es leuchtet nicht die ganze Streuscheibe, sondern nur das kleine Radsymbol in ihr.
Löwentor
Manchmal steht die Sonne so ungeschickt darauf, dass man nicht erkennen kann, ob die Ampel rot ist und wann sie grün wird. Das ist ganz schlecht! Nach den Autoampeln kann ich mich hier am Löwentor nämlich nicht richten.


3. Fußgängerampeln ohne Radzeichen und 
4. mit Radzeichen

Befinde ich mich nicht auf der Fahrbahn, sondern auf einem Radweg/Gehweg und ist keine Radampel sichtbar, dann gilt für mich die Fußgängerampel. Anders als Auto- und Radampel steht die aber drüben, auf der gegenüberliegenden Straßenseite. Das ist ein großer Systemwechsel.

Übergang am Rosensteinbunker
Davon gibt es wieder zwei Sorten. Auf manchen ist zum Fußgängersymbol auch ein Radsymbol auf der Streuscheibe, auf manchen nicht. Trotzdem gilt diese Ampel. (Bis Ende dieses Jahres müssen alle solche Ampeln auch ein Radsymbol auf der Streuscheibe haben.)

Auf dem Foto links sieht man, hier fehlt das Radsymbol noch. Man sieht aber auch:  Fußgängerampeln (sie stehen drüben) und Radampeln (sie stehen auf meiner Seite) werden auch gern innerhalb von ein paar Metern gemischt. Da heißt es dann: Nix verwechseln bitte, Lebensgefahr!  




Wenn Fußgängerampeln auch das Radsymbol auf der Streuscheibe haben, dann kann es mal unter dem Fußgängerzeichen stehen, mal daneben. Das sagt aber nichts darüber aus, ob es sich um einen gemischten Geh-/Radweg handelt oder um einen nach Fußgänger und Radler getrennten. Auf dem Fotorechts sieht man, dass die Ampel Mischverkehr suggeriert, während das blaue Radwegschild die Radler auf die linke Seite verweist. Umgekehrt geht natürlich auch, wie das nächste Foto zeigt.













5. Hybrid - Auto/Radampel

Und dann gibt es auch noch Radampeln, die ganz und gar aussehen wir Autoampeln. Sie sind groß und hängen hoch, haben aber ein Radsymbol in der Streuscheibe. Manchmal sind sie leicht zu entdecken, auch wenn das Sichtfeld des Radlers eher nach unten geht. Manchmal entdeckt man sie im Schildergebüsch erst, nachdem man eine Strecke mehrmals gefahren ist und sich nicht mehr auf eine unbekannte schwierige Situation konzentriert. Solche Radampeln werden auch gern von Autofahrern als ihre betrachtet, die sich regelwidrig hier aufstellen (Eberhardstr. Ausgang Tagblattturm.)

Die and der Gutenbergstraße/Schwabstraße ist so eine. Es soll Leute gegeben haben, die hier Jahrelang Slalom gefahren sind, ohne diese Ampel zu bemerken.













6. Die Ampel ohne Ampel
Degerloch, Königsträßle

Und dann gibt es noch Ampelanlagen, da haben die Radfahrer gar keine Ampel, auf die sie gucken könnten. Sie haben zwar einen Drücker, aber nirgendwo ein Lichtsignal. Das bekommen die Autofahrer auf der Querstraße. Dass ich losrasen kann, sehe ich daran, dass die Autos plötzlich anhalten.


Cannstatt

















Ampeln, an die man sich nicht halten muss.


Lindau
Die zähle ich nicht mit, denn sie sind extrem selten, was wir Radfahrer sehr bedauern, denn so mancher Ampelstopp, der den Autoverkehr zügelt und Fußgängern Raum schafft, wäre für Radfahrer nicht nötig. Sie sind Schmal. Sie biegen bei Rot ab, ohne den Autoverkehr zu gefährden, sie fahren hinter Fußgängern durch, ohne sie auf dem Überweg zu gefährden. Eine Ampel habe ich aber doch gefunden, die für Radler nicht gilt, obgleich sie gelten müsste. Sie steht in Lindau und regelt den Stau rund um einen Parkplatz

Sie hat ein Zusatzschild, dass ich eigentlich aus anderen Zusammenhängen kenne. Da darf ich dann mal bei Rot weiterreden.


Für Radfahrende gelten nicht nur fünf verschiedene Ampelkonzepte, sondern auch noch eine Ampelhierarchie.

1. Es gilt immer die Fahrradampel (klein, unten, irgendwo diesseits an der Haltelinie)
2. Ist die nicht da, gilt die Autoampel (groß, oben, diesseits) bei Fahrbahnfahrt
3. oder die Fußgängerampel (klein, gegenüber) bei Radwegfahrt.






12 Kommentare:

  1. Hallo!
    Eine kleine Anmerkung zu Punkt1 - Autoampeln.
    Rot- und Grünphase sind OK.
    Manchmal ist aber die Gelbphase so kurz, daß ein Radfahrer die Kreuzung noch nicht verlassen hat, wenn der Queerverkehr Grün bekommt.
    Bin schon beschuldigt worden, ich würde bei rot fahren - dabei habe ich die Ampel gerade so im Augenwinkel auf gelb springen sehen..

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    1. Ist mir auch schon passiert. Ich bin bei Grün über eine Kreuzungsampel geradelt, die sprang auf Gelb. Ein paar Meter weiter ein Fußgängerüberweg. Die Autoampel, also für mich, sprang auf Rot. Habe ich aber nicht gesehen, weil meine Augen auf der Fahrbahn waren und auf dem Fußgänger, der an der Ampel stand. Ich fragte mich, was macht der jetzt. Er ging los, ich bremste. Er schrie mich an, er habe Grün (folglich hatte ich schon Rot.) Blöde Situationen, die ich als Radler nur vermeiden kann, wenn ich die Tücken der jeweiligen Schaltungen kenne. (Übrigens ist das auch der Grund, warum Radfahrer nicht nach links über den Charlottenplatz abbiegen dürfen. Sie wären nicht schnell genug von der Kreuzung runter.)

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  2. Es gibt dann auch noch die Diskussion über ""Auto"-Ampeln, die rechts neben dem Radweg stehen" und dann vielleicht oder auch nicht für den Radweg gelten. Trotz Zuhilfenahme eines Spezialisten (Polizist) war nicht eindeutig zu klären, was denn gilt. In Mannheim gibt es an verschiedenen Stellen "Auto"-Ampeln, die rechts neben dem Radweg stehen und auf dem Radweg z.T. eine Haltelinie markiert ist. Das wäre bei einer reinen Fußgängerampel, zur Radwegüberquerung noch zu verstehen, aber bei reinem Geradeausfahren ohne Kreuzen einer anderen Verkehrsart nicht (gibt es hier in Mannheim).
    Da es schon unter Polizisten da Unstimmigkeiten gibt und es keiner schlüssig erklären kann, was nun gilt und warum und wo das steht oder wie sich das ableitet, kann man sich nur (hoffentlich unfallfrei) durchmogeln.
    Ich finde es zudem eine Zumutung, dass man ausgerechnet einer Gruppe Verkehrsteilnehmer, die keine Fahrerlaubnis braucht, solch einen Kuddel-Muddel zumutet. Keine andere Gruppe muss sich mit solch einem Interpretationswahnsinn rumärgern.
    Viele Grüße
    Karin

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  3. Es gibt dann auch noch die Diskussion über ""Auto"-Ampeln, die rechts neben dem Radweg stehen" und dann vielleicht oder auch nicht für den Radweg gelten. Trotz Zuhilfenahme eines Spezialisten (Polizist) war nicht eindeutig zu klären, was denn gilt. In Mannheim gibt es an verschiedenen Stellen "Auto"-Ampeln, die rechts neben dem Radweg stehen und auf dem Radweg z.T. eine Haltelinie markiert ist. Das wäre bei einer reinen Fußgängerampel, zur Radwegüberquerung noch zu verstehen, aber bei reinem Geradeausfahren ohne Kreuzen einer anderen Verkehrsart nicht (gibt es hier in Mannheim).
    Da es schon unter Polizisten da Unstimmigkeiten gibt und es keiner schlüssig erklären kann, was nun gilt und warum und wo das steht oder wie sich das ableitet, kann man sich nur (hoffentlich unfallfrei) durchmogeln.
    Ich finde es zudem eine Zumutung, dass man ausgerechnet einer Gruppe Verkehrsteilnehmer, die keine Fahrerlaubnis braucht, solch einen Kuddel-Muddel zumutet. Keine andere Gruppe muss sich mit solch einem Interpretationswahnsinn rumärgern.
    Viele Grüße
    Karin

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  4. Polizisten kennen sich mit Regeln für Radfahrende leider auch nicht so gut aus. Ich kann mir aber jetzt gerade nicht vorstellen, was du da beschreibst. Eine Autoampel gilt für Radfahrende (in die Richtung, in der sie auch für Autofahrende gilt), wenn keine Radlerampel dort steht. Hast du mal ein Foto von dieser Situation?

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  5. -Auf der Fahrbahn ist m.E. immer die Autoampel zu beachten, auch wenn ein nicht-benutzungspflichtiger Radweg mit Radampel vorhanden ist. Denn, dass für Fahrbahnradler die Radampel gilt, wäre ungünstig.
    -Ab 2017 gilt dann auf Radverkehrsanlagen entweder die Radampel oder Fußgängerampel mit Radsymbol und ansonsten die Autoampel. So relativ übersichtlich.

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    1. Ist das ein hypothetischer Fall oder kennst du so eine Regelung? Ein nicht benutzungspflichtiger Radweg (selten) ist wohl eher nicht mit Radampel ausgestattet (eher dann schon mit einer Fußgängerampel). Das Problem ist, dass wir überlegen, was wir für gültig halten, also dieses "meines Erachtens". Wenn es den von dir geschilderten Fall gibt ... hast du ein Foto?

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    2. Ich muss Mustermann zustimmen: Grundsätzlich gilt auf der KFZ-Fahrbahn die KFZ-Ampel und auf Radverkehrsanlagen die Fahrradampel (hiermit meine ich auch Fußgängerampeln mit Fahrrad-Piktogramm, aber hauptsächlich die "puren" Fahrradampeln). Ist auf der Radverkehrsanlage keine Fahrradampel, gilt die KFZ-Ampel, falls sie rechts vor einem steht beim Halten. Ansonsten gilt (ab 2017) keine Ampel.

      In Braunschweig gibt es mindestens zwei Stellen mit nicht benutzungspflichtigen Radweg und Fahrradampel. Auf der KFz-Fahrbahn gilt die nicht, wäre beim Linksabbiegen auch möglicherweise fatal. Beim Linksabbiegen wäre ja auch eine Benutzungspflicht für den Radweg egal, da man ja immer direkt links mit KFZ auf deren Fahrbahn abbiegen darf. In dem Fall muss natürlich auch die KFZ-Ampel gelten.

      Auch dem zweiten Punkt von Mustermann muss ich zustimmen. Ab 2017 hat man sich entweder nach dem Fahrradsymbol zu richten oder der KFZ-Ampel.

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  6. Es herrscht gerade große Aufregung über die Verhältnisse in der Türkei. Dort wird durch perfide Gesetzgebung versucht, unbequeme Menschen in die Illegalität zu drängen, so dass beispielsweise Journalisten keine kritischen Berichte mehr veröffentlichen, Oppositionspolitiker nicht mehr an Sitzugnen teilnehmen usw.

    Nähmen wir an, ich hätte Interesse daran, möglichst wenig Fahrradfahr auf den Straßen zu haben:
    Ich glaube, ich würde die Ampelgestaltung genau so wie oben beschrieben machen.

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  7. Wir diskutieren hier um Kaisers Bart. Ja, grundsätzlich gilt die Autoampel ... es sei denn ... Also gilt grundsätzlich die Fahrradampel, es sei denn, es ist keine da. Und es gilt natürlich grundsätzlich die Fußgängerampel (mit Radstreuscheibe oder ohne bis Ende 2017), es sei denn, es ist keine Radlerampel da und man befindet sich nicht auf einer Fahrbahn. Sonst gilt die Autoampel, es sei denn, es ist eine Radampel da ... und so weiter. Demnach steht die RAdampel in der Hierarchie ganz oben, sie ist die für uns, falls eine da ist. Wenn nicht ... siehe oben. Ist doch total logisch. Oder?

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  8. Nicht nur, dass es diese Vielzahl von Ampelsystemen gibt - nein, die Regeln über die Gültigkeit für Radfahrer haben sich in den letzten 10 Jahren (bitte nicht drauf festnageln ;-) ) 3x geändert. Inzwischen blickt niemand mehr durch, Radfahrer so wenig wie die Polizei, Autofahrer schon gleich gar nicht.

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  9. Ne aber Fahrradblinker www.studentmania.de

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