21. Juli 2016

Polizei-Radstaffel zieht Bilanz

Ein Jahr sind die Beamten jetzt in Stuttgart auf Pedelecs unterwegs. Das Polizeipräsidium hat eine erfreute Bilanz gezogen.

Demnach waren 16 Beamtinnen und Beamte auf acht Pedelecs unterwegs, meistens von Montag bis Freitag und nur dann, wenn es keine Regengüsse gab. 

Sie haben den Informationen zufolge knapp 5.700 km zurückgelegt und saßen über 800 Stunden auf den Rädern. 521 Straftaten und 81 Ordnungswidrigkeiten hätten sie geahndet, außerdem hätten sie 736 Gespräche mit Bürgerinnen und Bürgern geführt, vermutlich hauptsächlich darüber, warum die Polizei auf Fahrrädern unterwegs ist. Kontrollschwerpunkte lagen demnach in Fußgängerzonen und Grünanlagen. Kontrolliert wurden auch Rotlichtverstöße durch Radfahrer. Und offenbar meint die Polizei, Radfahrenden erläutern zu müssen, dass sie einen Helm tragen sollen. (Es gibt keine Helmpflicht in Deutschland.) Als Beifang wurden Erfolge beim Auffinden eines Kindes und bei einem Drogenverbrechen aufgeführt. Der Polizeipräsident ist erfreut und erleichtert, dass seine Radstaffel keine Unfälle hatte. Auch er überschätzt offenbar das Risiko für Radler (bei nur 5.700 km sollte es keinen Unfall geben!) und glaubt, dass Radfahren an sich gefährlich sei. 

Interessanterweise sehen die Polizisten auf Rädern niemals Autos, die auf Radwegen parken oder grottenfalsch und gefährlich beschilderte Baustellen. Offenbar bemerken sie auch nicht, wenn Autofahrer Radler bedrängen, anhupen oder zu knapp überholen. Und sie haben tatsächlich sehr wenige Ordnungswidrigkeiten oder Straftaten bei Radfahrenden geahndet. Wenige zumindest bezogen auf den öffentlichen Eindruck, dass sich Radler an gar keine Regeln halten. 

Blogleser Sebastian hat die Zahlen auf einen Tag runtergerechnet und bezogen auf 260 Einsatztage einen Durschnittswert gebildet. Die Tagesstatistik sieht demnach so aus. 
  • nur (od. immerhin) rund 5 Stunden auf dem Rad pro Einsatztag
  • bei etwa 20 km gefahrener Strecke
  • rund 3 Gespräche mit Bürger/innen pro Fahrt
  • jeden dritten Tag eine Ordnungswidrigkeit (! Da sieht man, wie ordentlich die Radler unterwegs sind.)
  • jeden fünften Tag eine Straftat
Einsatzorte waren zumeist:
  • Grünanlagen/Naherholungsgebieten (vermutlich am meist im Schlossgarten)
  • Fußgängerzonen (Königsstraße und Marktstraße/BC)
  • auf der Hauptradroute 1
  • Unterstützung der polizeilichen Kollegen entlang obiger Orte
Bei Kontrollen/Gesprächen lag das Augenmerk auf:
  • Hauptunfallursachen des Fahrradverkehrs (roten Ampeln und Fahrradampeln / Befahren von Fußgängerzonen)
  • verkehrsgerechte Ausstattung von Fahrrädern
  • Notwendigkeit des Tragens eines Helms
  • Tipps zur korrekten Sicherung des Fahrrads gegen Diebstahl

21 Kommentare:

  1. Dieser Kommentar wurde vom Autor entfernt.

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  2. Bei der Statistik wundert mich nicht, das ich in Vaihingen niemals einer Fahrradstreife begegnet bin obwohl ich etwa die gleiche Distanz mit dem Fahrrad zurückgelegt habe wie alle Polizisten zusammen. Lediglich im Schlossgarten habe ich sie bei einem Spaziergang einmal gesehen. Falls der Zweck der Streifen eine bessere Kontrolle der Vorgänge im Schlossgarten ist, ohne durch ein allzu auffälliges Fahrzeug die bösen Buben zu alarmieren, haben sie ihr Ziel erreicht. Falls das Ziel die Kontrolle der für den Radverkehr relevanten Vergehen im Straßenverkehr ist, hat die Streife ihr Ziel verfehlt. Im Straßenverkehr sind sie nämlich nicht präsent.

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  3. 5700 km mit 16 Leuten? Das sind gut 350 km pro Mann/Frau. Das ist lächerlich. In diesem Artikel hier https://wrs.region-stuttgart.de/uploads/media/publikationen_nemo_Neue-Mobilitaet-Region-Stuttgart_Ausg05.pdf steht das eines dieser Pedelecs der Polizei 3000 € kostet, das heisst wenn die Radstaffel 5 Jahre damit unterwegs ist kostet der km Fahrt den Steuerzahler allein bei der Anschaffung der Räder fast 2 €.

    Das ist unverhältnismäßig! Zumal ich, und ich fahre nie durch den Schlossgarten, die Radstaffel noch nie gesehen habe auf meinem Weg vom Hallschlag zur Innenstadt. Und noch etwas: Ich fahre ca. 6000 km im Jahr.

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    1. übrigens sind das bei durchschnittlich 20 km pro Einsatztag gerademal 15 Einsatztage, und dafür muss so eine Summe ausgegeben werden?

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    2. Na ja, ich vermute ein Polizeifahrzeug kostet uns Steuerzahler/innen mehr. Ich finde so eine Polizei-Radstaffel grundsätzlich gut, und es ist sicher eine vergleichsweise billige Einheit. Ich würde es mal so formulieren: Die Staffel muss sich und ihren sinnvollen Einsatz erst noch finden, und wir können ihr dabei helfen.

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    3. Die Frage ist wie viel kostet uns ein Streifenfahrzeug für einen km. Ich denke da ist jedes Streifenfahrzeug der Polizei, inklusive Hubschrauber, günstiger. Warum muss man unbedingt Fahrzeuge anschaffen die nur an 15 Tagen im Jahr genutzt werden?

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    4. @Christine
      Stichwort sinnvoller Einsatz: Wie wäre es denn, die freundlichen Ordnungshüter mal zur Critical Mass einzuladen? Dort könnten sie aus erster Hand die Missstände aus Radfahrer-Sicht kennenlernen. Polizisten zur Sicherung sind doch ohnehin mit dabei.

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    5. Bei der km-Leistung sehe ich schwarz für deren Teilnahme. Ist doch viel zu viel zum Fahren.

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  4. Notwendigkeit des Tragens eines Helmes? Warum informiert unsere Polizei uns ab jetzt nicht auch darüber wie man sein Auto ungefährlicher für Fuß- und Radfahrer machen kann? Das ist nicht Aufgabe der Polizei und das sollte von länderseite unterbunden werden. Für was haben wir eigentlich Gesetze?

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    1. Weil das Verkehrs-Estaplishment nur daran denkt, den Blechverkehr so reibungs- und gefahrlos zu organisieren. Dabei v.a. gefahrlos für die KFZler. Gängelungen wie die Aufklärung über das Tragen von Fahrradhelmen gehören zu diesem System. Ein Polizist auf einen Fahrrad (eigentlich sind es ja Pedelecs - was einen traurigen Blick auf den Trainingszustand der Ordnungshüter wirft)ist trotzdem Teil des Systems und nicht wie intuitiv vermutet werden kann "auf Seiten der Radfahrer".

      Am besten sieht man das, wenn man sich die Verkehrssicherheitschulungen der Polizei für 4-Klässler anschaut. Da werden die Reflektoren am Rad gezählt und keine Bremsen geprüft. Helm muss man tragen, der korrekte Sitz wird aber weder kontrolliert noch vermittelt. Parklücken an vollgeparkten Strassen sollen die Kinder ausfahren und damit jedes mal aus dem Sichtfeld der nachfolgenden Autos kommen. Rechtsfahrgebot als oberstes Kredo anstatt auf passives Sicherheitsverhalten hinzuweisen. Usw...

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    2. Ja, über das Radtraining für Kinder habe ich auch schon die seltsamsten Dinge gehört. Immer schön am äußersten Rand, auch durch den Kreisverkehr und solchen Unsinn.

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  5. Die Bilanz finde ich auch etwas sehr mager.
    Wenn ich unterwegs bin, sehe ich deutlich mehr Ordnungswidrigkeiten pro Fahrt, als die Polizei bei ihrer Streife. Allein bei den Radwegparkern kommt deutlich mehr zusammen.
    Anscheinend konzentriert sich die Fahrradstaffel nur auf "den Radfahrer an sich". Nur so kann ich mir solch geringe Zahlen vorstellen und selbst dann nicht. Auch im Bereich "nur Radfahrer" sehe ich täglich (in Summe 1 Stunde unterwegs) schon mehr. Auch die Gespräche im den Bürger finde ich etwas wenig, aber vielleicht sind die nur 4 Wochen im Jahr unterwegs.
    Viele Grüße
    Karin

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    1. In der Tag geht es nicht eindeutig aus dem Text hervorgeht, ob sich die Straftaten und Ordnungswidrigkeiten nur auf Radler beziehen. Zum Beispiel werden die Einsätze zur Aufdeckung von gewerbsmäßigen Rauschgifthandels sicherlich auch zu diesen Zahlen gezählt.

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    2. Die sind nicht 4 Wochen im Jahr unterwegs, die sind nur 15 Tage unterwegs!

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  6. Die "Bilanz" ist einfach armselig.

    Radlern wäre zudem mehr geholfen, wenn der städtische Ordnungsdienst eine Fahrradstaffel bekommen würde.

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    1. Klasse Idee - Einen Versuch wäre so eine Fahrradstaffel des städtischen Ordnungsdienst sicherlich wert: größerer Einsatzradius, Durchkommen oder einfach mal die andere Perspektive.
      Wobei dann wären die Zahlen wahrscheinlich so gut, dass man daran festhalten müsste - vielleicht macht man es deswegen nicht?

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  7. 5.700 Kilometer im Jahr Hahaha das soll doch nur ein Witz sein! Ich hab alleine mit mein normales bike in knapp 11 Monate 9.483 Kilometer zurück gelegt.

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  8. Mich würde mal interessieren: Waren die 5700Km bei 800 Arbeitsstunden pro Person oder für alle zusammen? Die gleiche Frage wäre bei den Straftaten und Ordnungswidrigkeiten interessant. Außerdem ist im Artikel von 500 und ein paar STRAFTATEN und ca. 70 ORDNUNGSWIDRIGKEITEN die Rede. Begriffe vertauscht?
    Aber jap, alles in allem ein sehr mageres Fazit.
    Wobei 70 Straftaten bei 16 Polizisten in einem Jahr schon recht lachhaft wären :D

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    1. Ich gehe davon aus, dass man die Tachostände zusammengezählt hat. Aber wer weiß ... Es ist alles in allem eine eher ungenaue Bilanz.

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    2. Steht doch recht eindeutig in der oben genannten Pressemitteilung vom 19.07.16: "... haben die Beamtinnen und Beamten insgesamt knapp 5.700 Kilometer zurückgelegt und saßen über 800 Stunden im Sattel. ..." => keine Angaben von pro/je Person.

      Okay die 521 Straftaten sind eindeutig ein Tippfehler, sollten "... 51 Straftaten und 81 Ordnungswidrigkeiten ..." sein. Für meine Rechnung habe ich aber schon die 51 Straftaten genommen.

      Wegen der letzten Aussage: es können aufgrund der vorhandene Fahrräder nur maximal 8 Polizisten diese 81 Ordnungswidrigkeiten aufgenommen haben - Ob das dann wirklich ein "... durchweg positives Resümee ..." ist, sei jetzt mal dahingestellt.

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  9. Falls ich den Beitrag und die Kommentare richtig verstehen und interpretieren sollte, wäre die Schlussfolgerung zwingend, dass die Stuttgarter Polizei und Fahrradstaffel sehr, sehr dringlich in puncto Radfahren und Radverkehr einer Weiterbildung bedarf.

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