16. Oktober 2017

Es gibt viele Wege

Seltsam, wenn es um die Planung für Radwege oder Radstreifen geht, höre ich immer wieder: "Aber wer noch XY will, fährt doch eher die Strecke AB." So als ob es nur eine Sorte Radfahrende gäbe, die nur einen Weg nehmen.

Als ob es nicht tausend verschiedene Radler mit zweitausend verschiedenen Zielen und Streckenentscheidungen gäbe.

Autofahrern stellt man in dieser Stadt viele Straßen zur Verfügung, die sie nehmen können, um an ein bestimmtes Ziel zu kommen, aber Radler sollen immer nur einen einzigen Radweg angeboten bekommen? Allen Radlern soll eine Strecke durch den Wald besser gefallen als Radstreifen entlang einer Hauptstraße? Alle Radler sollen eine Nebenstraße mit Steilstück bevorzugen?

Wahrscheinlich liegt es in unserer Natur, dass wir unsere eigenen Entscheidungen für oder gegen eine Radstrecke für allgemeingültig halten und glauben, alle müssten genauso empfinden wir wir, was das Gefühl von Sicherheit oder die Vorliebe für grüne Stecken oder - anders herum - das Fahrbahnradeln betrifft. Ist aber nicht so.

Viele Frauen fühlen sich bei Dunkelheit auf verkehrsfernen Strecken nicht wohl. Kinder und Ältere möchten nicht auf der Fahrbahn den Stellungskampf mit Autos austragen. Wer sich in einem Stadtteil nicht auskennt, folgt dagegen eher den Hauptstraßen. Manche möchten am liebsten nur auf Gehwegen, also Radwegen radeln, andere nur zwischen Autos, wieder andre wollen eine gesonderte Radinfrastruktur mit Vorteilen bei den Ampelregelungen. Und nicht alle radeln auf einer Pendlerstrecke, beispielsweise zwischen Esslingen und Stuttgart die ganze Strecke. Manche möchten vorher abbiegen. Oder ganz woanders hin.

Radfahrer/innen haben verschiedene Ziele und verschieden Vorlieben für Strecken. Deshalb ist es völlig unsinnig ein "Entweder-Oder" aufzubauen. Wenn die Alternative lautetet: Radstreifen oder Radweg entlang einer Haupstraße" und "Radroute über eine Nebenstrecke oder durchs Grüne verbessern", sollten wir uns nicht entscheiden, sondern beides machen.

Radfahrende haben nie nur das eine Ziel zu dem nur ein Weg führt.

18 Kommentare:

  1. Sehr guter Beitrag, ich kann dem nur beipflichten. Ich selber fahre oft gerne an Hauptstraßen, da ich eher schnell fahre und die Hauptstraßen oft einfach besser niviliert sind. Nachts sind Hauptstraßen sogar super leer und deutlich besser beleuchtet.

    Freigegebene Fußwege und ähnliches hingegen meide ich wie die Pest. Die Geschwindigkeitsdifferenz ist zu Fußgängern einfach zu hoch (teilweise auch zu anderen Radfahrern). Das Problem nimmt am Wochenende mit gutem Wetter nur noch zu, wenn man mal schnell nach Esslingen will, viele andere dort aber eine entspannte Radtour/Spaziergang machen.

    Trotzdem fahre ich Radtouren lieber auf kleineren Wegen, solange nicht zu viele Ecken und unübersichtliche Stellen vorhanden sind.

    KaivK

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    1. Noch eine Anmerkung zum zweiten Bild: Dort ist Radfahren verboten. Das Fahrverbot gilt auch für Radfahrer. Ist vielen, nicht zuletzt dem Straßenverkehrsamt, glaube ich aber nicht immer bewusst.

      KaivK

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    2. Stimmt, was Bild 2 betrifft. Räder sind kein landwirtschaftlicher Verkehr. Allerdings kenne ich auch ausgewiesene Radrouten, mit dem Schild "Für alle Fahrzeuge Einfahrt verboten". Und wenn dicker breiter landwirtschaftlicher Verkehr da lang rumpelt, dann kann auch ein Fahrrad da fahren. Es ist so eine typische Radlersituation. Gilt das Schild oder haben die nur vergessen, den Weg für Radler freizugeben? Haben die überhaupt an das Verkehrsmittel Fahrrad gedacht? Oder nur an die PkW, die man da nicht durchlassen will. Und wie viele PkW-Fahrer halten sich nicht an so ein Schild, das die Durchfahrt für sie komplett verbietet?

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    3. Ich habe auch schon erlebt, dass ein Radwegweiser eindeutig auf eine verbotene Straße gezeigt hat. Zuletzt eine Brücke über Gleise zwischen Schwieberdingen und Markgröningen. Und auch ich frage mich dann: "Gilt das Schild oder haben die nur vergessen, den Weg für Radler freizugeben? Haben die überhaupt an das Verkehrsmittel Fahrrad gedacht? ". Allgemein habe ich das Gefühl, dass man in Stuttgart als Radfahrer die Schilder nicht so ernst nehmen sollte, wie wenn man Auto fährt. Besonders krass finde ich, dass wenn man sich von Nord nach Süd, über die für Fahrradfahrer freigegebene Einbahnstraße Urbanstraße, dem Kernerplatz nähert, fehlt ein Schild, das die Vorfahrt regelt (keine ausgeschilderte Radroute). So etwas habe ich als Autofahrer noch nicht erlebt.

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    4. Am Kernerplatz gibt es ja einen alten mit rosa Steinen gepflasterten Radstreifen für die Radler, die aus der Urbanstraße kommen. Und es gilt rechts vor links. Also die Auto, die von links unten kommen, müssen an ihrem Stoppschild halten, Radler können fahren. Der Kernerplatz ist aber für alle Verkehrsteilnehmer so kompliziert, dass es genau hier zu unverhältnismäßig vielen Unfällen mit Radfahrenden kommt. Auch Autofahrer durchschauen die Regelung nicht. Busfahrer kennen sich hier am besten aus. Der Kernerplatz gehört dringend mal neu geregelt, und zwar so, dass die Regelung dem stark gestiegenen Radverkehr hier Rechnung trägt. Ich persönlich finde ihn aber als Radlerin als unkompliziert (achtsam fahren ist natürlich nötig!), weil wenig Autoverkehr herrscht. Der Kernerplatz ist sozusagen für alle eine gute Übung im Gucken und aufeinander Achten. 😊

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    5. Lies meinen Text bitte noch mal. Von Nord nach Süd. Nicht umgekehrt. Ich glaube, du meinst ein anderes Teilstück der Urbanstraße als ich. Ich bin mir aber nicht sicher.
      Ich verstehe nicht warum man aus den Kernerplatz keinen Kreisverkehr macht. Ist er aufgrund der Vorfahrt-Regelung de facto sowieso. Wäre mit Kreisverkehr Schildern aber schneller zu verstehen.

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    6. Urbanstraße, am Kernerplatz, aus Richtung Musikhochschule/OLG? Da steht ein Vorfahrt gewähren-Schild. Definitiv, ich fahr da jeden Tag.

      Martin

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    7. Ich werde morgen am Kernerplatz vorbei fahren. Bei der Gelegenheit schaue ich mir alles noch mal genau an und gucke, ob etwas geändert wurde. Rote Pflastersteine sind mir bisher nur in der Urbanstraße südlich des Kernerplatzes aufgefallen.

      @ Martin:
      "Urbanstraße, am Kernerplatz, aus Richtung Musikhochschule/OLG?"
      Nein. Urbanstraße, an der ev. Friedenskirche vorbei Richtung Süden zum Kernerplatz

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    8. Ich glaube, ich habe jetzt die Lösung. Auf dem Satelliten-Bild von Google Maps sieht man eine Bordsteinreihe. Sie ist wohl so sehr abgeflacht, dass ich sie übersehen habe. Wie gesagt morgen schaue ich mir das genau vor Ort an.

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    9. Ah jetzt ja. Hab heute früh beim Vorbei fahren geguckt. Da wurde mal wieder vergessen, dass Radverkehr gegen die Einbahnstraße fahren darf, richtig. Vergessene Schilder sind in Stuttgart ja leider genauso üblich wie falsche.

      Martin

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    10. Zählen die Bordsteinkanten an den Enden der Urbanstraße an diesem Platz überhaupt?

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    11. @ Christine Lehmann:
      Verwirrend ist mMn, dass sich dort 6 Straßenenden treffen – es für innen, im Kreis, fahrende Fahrzeuge aber nur 4 Schilder mit der Bedeutung einmalige-Vorfahrt-an-der-nächsten-Einmündung-oder-Kreuzung stehen. Man könnte den Schluss ziehen: "das bedeutet die von unten kommende Landhausstraße und die Urbanstraße mit den roten Steinen treffen sich schon wenige Meter vor dem Kernerplatz". Das erkennt man aber nicht schnell. Wer den Platz nicht kennt, könnte denken die 6 Straßen enden alle erst im Kernerplatz und treffen sich nicht schon teilweise kurz zuvor.


      "Der Kernerplatz ist sozusagen für alle eine gute Übung im Gucken und aufeinander Achten." Sehe ich auch so.

      "Der Kernerplatz ist aber für alle Verkehrsteilnehmer so kompliziert, dass es genau hier zu unverhältnismäßig vielen Unfällen mit Radfahrenden kommt."
      Einen Unfall habe ich dort noch nicht gesehen. Ich hoffe es hat sich noch niemand ernsthaft dort verletzt.


      "Zählen die Bordsteinkanten an den Enden der Urbanstraße an diesem Platz überhaupt?"
      Damit habe ich gemeint ob sie eine Vorfahrt regelnde Bedeutung haben. Ich bin mir nicht sicher ob das verständlich war.

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    12. Darf ich fragen wo Bild 2 entstanden ist?

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    13. Am Zuckerberg, der Weg vom Zuckerleweg hoch.

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  2. Und wie viele PkW-Fahrer halten sich nicht an so ein Schild, das die Durchfahrt für sie komplett verbietet?
    Gegenfrage: Wieviele Poller wurden wegen solcher Autofahrer schon aufgestellt ? Und Poller können auch nur dort aufgestellt werden, wo es fast keine Ausnahmen vom diesem Verbot gibt.
    Und ja richtig, viele Personen, die Verkehrsschilder aufstellen lassen, können nicht wirklich zwischen Z.250 ( Verbot für alle Fahrzeuge) und Z.260 ( Verbot für KFZ) unterscheiden. Da für sie Verkehr nur das ist, was einen Motor besitzt.

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    1. Nicht viele, aber man sollte ja eigentlich nicht auf rethorische Fragen antworten. Ich war zu faul mir die Nummern herauszusuchen, aber was die meisten Menschen wohl eigentlich wollen würden, ist das Verbot für Autos und Motorräder + Anlieger frei, was man in vielen Nebenstraßen in Stuttgart (zumindest West) sieht, aber was regelmäßig missachtet wird. Ich als Fahrradfahrer darf es natürlich missachten und nutze auch diese zeitliche Abkürzung.

      Die Information mit den Pollern war mir neu. Vielen Dank. Ansonsten kenne ich auf meinem Weg einen Haufen Stellen, an denen sie eine echte Verringerung des Verkehrs bedeuten würden. Gilt das Verbot für Poller auch für Straßen, die über einen kleinen Umweg auch von der anderen Seite erreichbar wären, d.h. nur die unmittelbare durchfahrt verhindert werden würde?

      KaivK

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    2. Es gibt Straßen, die durch Poller unterbrochen wurden, z. B. Die Tübungerstraße und die Vogelsmgstraßw. Wenn man will, kann man genau das machen.

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  3. Der Weinbergsweg ist wahrscheinlich bewusst für Radfahrer nicht freigegeben, da die zuständige Gemeinde für die Verkehrssicherheit nicht aufkommen will.

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