31. Oktober 2017

Feinstaub ist für Autofahrer selbst am gefährlichsten

 Mooswand, Cannstatter Str 
Wer regelmäßig mit dem Auto pendelt, womöglich über die Autobahn, setzt sich einer sehr hohen Dosis von Feinstaub aus. Sie ist viel höher als die Dosis für Anwohner an viel befahrenen Straßen. 

Das hat der Verkehrswissenschaftler Marc Lücke für die Sendung nano herausgefunden. Er hat die Feinstaubwerte im Auto gemessen. Unterstützen wollte niemand seine Forschung, also haben er und sein Institut sie selbst finanziert. Was herauskam hat ihn als Auto-Pendler selbst sehr erschreckt: In der Kabine sammelt sich mehr Feinstaub als irgendwo sonst. Autofahrer setzen vor allem sich selbst einem hohen Risiko aus. In ihrem eigenen Interesse täten sie gut daran, das Auto vor allem an Tagen mit Feinstaubalarm wirklich nicht zu benutzen.


Die Außenluftfilter in Autos filtern die kleinsten Staubteilchen nicht ab. Sie sind so klein, dass sie über die Atemwege durch die Wände der Adern ins Blut gelangen. Dort erhöhen sie das Herzinfarktrisiko und das Krebsrisiko und verringern die Wirkung von Antibiotika. Sie können sogar die Blut-Hirnschranke überspringen. Womöglich sind sie mit Schuld an Demenz.

Die Messungen haben gezeigt, dass Autobahnen viel mehr belastet sind als Stadtstraßen, vor allem dort, wo Wald die Luftzirkuslation behindert. Fährt man auf eine Rastanlage hinaus, sinkt der Feinstaubwert bereits wieder drastisch. Fährt man über die Landstraße, statt über die Autobahn, ist sinkt die Feinstaubbelastung um ein Drittel. Autofahrer können sich nicht schützen, es sei denn, sie fahren mit Umluft innen, also ohne Luft von außen zuzuführen. Das geht aber nur auf kurzen Strecken, etwa durch den Wald, denn der Sauerstoffgehalt in der Fahrerkabine sinkt schnell.

Neckartor, Häuser an der Messstelle
In Stuttgart versucht man, die Feinstaubwerte mit einer Mooswand zu senken (befindet sich in Testphase), aber an Autobahnen wird es niemals Mooswände geben, auch wird man sie nicht waschen können. Die einzige Konsequenz, die Auspuffgase müssen sauberer werden, auch wenn sie nicht allein Feinstaub verursachen.

Fußgänger und Radfahrer können aus Feinstaubwolken heraus. Aber aber im Auto sitzt, muss immer in der Feinstaubwolke bleiben, die er und viele andere produzieren. Die meisten Eltern rauchen nicht um Auto, wenn sie Kinder dabei haben. Eigentlich sollten Eltern vor allem an Feinstaubalarmtagen auch keine Kinder im Auto transportieren. Denn die Fahrerkabine sammelt mehr Feinstaub ein, als Kinder einatmen würden, wenn sie den Weg am Straßenrand zu Fuß zurücklegen würden. Und Kinder, die sich bewegen, sind ohnehin gesünder als Kinder, die immer mit dem Auto gefahren werden.

Neckartor Radweg
Radfahrende sind übrigens auch weniger gefährdet als sie selbst oft glauben. Radfahrer fahren meist nur kurze Abschnitte an besonders feinstaubbelasteten Straßen entlang und ihr Körper ist durch Bewegung und Aktivität besser gegen schädliche Umweltgifte gewappnet. Schon ein paar Meter von der Fahrbahn entfernt, sinkt die Konzentration an Luftgiften. Ein Mundschutz bringt übrigens nichts gegen diese superkleinen Partikel.

Mein Vorschlag: Lasst die Karre besonders an Feinstaubalarmtagen mal stehen, und probiert es mit dem Fahrrad. Ihr tut euch selber was Gutes. 

1 Kommentar:

  1. Die Cannstatter Straße entspricht doch ziemlich genau der problematischen "Waldautobahn" mit eingeschränkter Luftzirkulation. Statt Wald ist es hier die Bebauung und die Lärmschutz- und Mooswand. Genau da Rad zu fahren wäre somit extrem ungesund, denn man atmet schneller und tiefer als ein Autofahrer (Pedelec-Piloten sind in dieser Hinsicht klar im Vorteil). Durchaus ein Argument für die Streckenführung durch die Parkanlagen. Nur sollte dort nicht ausgerechnet an Feinstaubalarm-Tagen mit riesigen benzinbetriebenen Laub- und Kehrrichtbläsern Grob- und Feinstaub aufgewirbelt werden.

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