Unter diesem irreführenden Titel schreibt jedenfalls die Stuttgarter Zeitung am 27.12.17, für 2 Millionen Euro solle eine Panoramaradweg an der Neuen Weinsteige gebaut werden. Huch? Ist uns da was raus? Der Autor hat dazu auch schon mal Degerlocher Bezirksbeiräte befragt, die sich prompt Sorgen machen, den Autos könne Platz weggenommen werden. Auf einen Leserbrief von Blogleser Florian hin, wurden die 2 Millionen heute aus dem Untertitel herausgenommen, denn knapp so viel kostet die Sanierung der Stützmauer. Der Grundfehler aber bleibt.
Denn schön wär's, es würde ein Panoramaradweg entlang der Neuen Weinsteige gebaut, der schönsten Straße Stuttgarts, die ganz und gar den Autos gehört. Aber der wird nicht gebaut. Das war auch im Oktober schon falsch, als die Stuttgarter Zeitung Radfahrenden Hoffnung auf einen Radweg entlang der Neuen Weinsteige machte. Hier wird lediglich ein Gehweg für Fußgänger hergerichtet und zum Radfahren freigegeben. Und das ist kein Radweg. Die Wahrheit ist:
Parkplatznot? Nein: Fußgängernot! |
Die Baumaßnahmen wurden im Bezirksbeirat Süd, zu dem die Neue Weinsteige gehört, ausführlich vorgestellt und diskutiert. Leider erweckt der Zeitungsbericht den Eindruck, als wurstle die Stadtverwaltung blind vor sich hin, schaffe alle Parkplätze ab, rede mit niemandem und habe sich auch gar keine Gedanken über den Autoverkehr auf der Neuen Weinsteige gemacht. Das ist unfair der Verwaltung gegenüber. Mit diesem Halb- und Falschwissen dann die Bezirkspolitiker/innen abzufragen, die teils das Projekt auch nicht so genau kennen, weil es ja nicht in den Bereich Degerloch fällt, ist auch nicht fair. So erzeugt man den Reflex, bei dem Begriff "Panoramaradweg" augenblicklich in Sorgen zu verfallen, der Autoverkehr könne einen Zentimeter Raum verlieren. Und wenn es so wäre? Es wird langsam Zeit in Stuttgart, dass umwelfreundliche Verkehrsarten wirklich mehr Raum den Autos gegenüber bekommen.
Der Artikel klingt so, als würde hier eine notwendige Sanierung skandalisiert, weil für Radfahrer etwas dabei abfällt. Der Skandal liegt derzeit ganz woanders: Eigentlich müsste das Parken an der Neuen Weinsteige sofort komplett verboten werden, weil die Autos auf dem Gehweg stehen und Fußgänger nicht durchkommen. Die müssen (samt Kinderwagen und Rollstühlen) auf die Fahrbahn der neuen Weinsteige ausweichen, falls sie da hoch möchten. Deshalb geht da auch niemand. Das Gehwegparken und die Komplettbehinderung von Fußgängern durch falsch parkende Autos ist hier der eigentliche Skandal.
Es ist hingegen sehr nett und umsichtig von der Stadtverwaltung, dass man aufwändig Parkplätze baut, damit die Anwohner ohne Garage ihre Autos vor der Haustür abstellen können. Muss das eigentlich sein? Diese Frage könnte sich die Presse ja auch mal stellen.
Wem gehört der Gehweg? Wem die Fahrbahn? Hohenheimer Str./Neue Weinsteige |
Zu Verkehrsbehinderungen wird es allerdings während der Sanierung durchaus kommen, denn man braucht für die Bauarbeiten eine Fahrspur der Neuen Weinsteige. Diese Bauarbeiten sind unumgänglich, sie geschehen, um den Autoverkehr dort sicherzustellen, und haben nichts mit einem Radweg zu tun. Dabei können wir dann mal schauen, ob die Rückstaus, wohin auch immer, wirklich so entsetzlich werden. Denn tatsächlich ist die Neue Weinsteige die meiste Zeit des Tages eine freie Strecke, die mit einer einzigen Fahrspur in jeder Richtung auskäme.
Ein ähnlicher Artikel war auch in StN. Schade, da ist unserer Lokalpresse wohl eine Recherche daneben gegangen. Man muss ihnen trotzdem zugute halten, das sie sich inzwischen mit dem Thema Radverkehr beschäftigen und auch hin und wieder darüber berichten. Auch beim luftdaten.info Projekt zur Kartierung der Belastung mit Feinstaub sind sie inzwischen recht aktiv. Mein Eindruck ist, es bewegt sich was bei der Lokalpresse. Auch wenn es dieses Mal in die Hose ging.
AntwortenLöschenÜber die Qualität des Zeitungsartikels schreibe ich besser nichts, sonst gerate ich am Ende noch ins Fahrwasser der 'Lugenpresse'-Krakeeler. Ist halt schlecht recherchiert. Punkt. Was den Umbau selbst angeht, so freue ich mich darüber als Radfahrer trotzdem. Wenn der Fußweg, auf dem auch künftig eher punktuell mal Betrieb herrschen wird fertig ist, wird die Weinstein vielleicht wenigstens zu einer radeln Arena Variante nach Degerloch. Wenn im Wald - wie zur Zeit - wegen Forstarbeiten alles weich und matschig ist.
AntwortenLöschenOh, hurra Autokorrektur: Was sagt uns das, wenn statt 'Weinsteige' lieber auf 'Weinstein' korrigiert wird? Tut mir leid...
AntwortenLöschenSchade, ich hatte mich schon auf die Panoramastrecke gefreut. Übrigens: wieviele Parkplätze werden denn mit den 1,9 Mio erhalten? Vielleicht 40, dann sind es rund 50T je Parkplatz. Dann müsste die Parkplatzgebühr mindestens 5T im Jahr kosten. Es ist also längst Zeit, das Anwohnerparken zu verteuern!
AntwortenLöschenEs werden sehr viel weniger Parkplätze erhalten als derzeit da sind, genau kann ich das nicht sagen, weil auch die Stadt noch zählt. Ungefähr ein Viertel wird es dann noch geben. Parkplätze müssten Autofahrern ohnehin mit rund 9.000 Euro im Jahr berechnet werden (dazu demnächst ein Post), hier sieht man aber, wie teuer es wird,damit ein paar Anwohner parken können. Übrigens macht die StZ gerade so weiter mit dem Skandalisieren. https://www.stuttgarter-zeitung.de/inhalt.reaktionen-auf-den-radweg-an-der-neuen-weinsteige-befuerworter-und-gegner-diskutieren-plan-der-stadt.33e5e900-cf02-4c2b-aaf2-474d7011b295.html
LöschenNaja, einige Facebook Postings sind schon witzig. Etwa der, das Radfahrer keine Steuern zahlen. Könnte dies Mal jemand dem Stuttgarter Finanzamt klarmachen? Dann würde ich ne Menge Geld sparen...
AntwortenLöschenDas ist das Standardargument, komischerweise und zeigt, dass Autofahrer meinen, nur wer ein Auto hat, zahlt Steuern, alles andere lebt von Harzvier oder so. Habe ich auf meinem Facebookaccount anfangs auch sehr oft als Kommentar gehabt. Aber die, die dort regelmäßig gegen Radler hetzen haben es jetzt kapiert. Ist auch was wert, wenn man sich die Mühe macht, ihnen zu antworten.
LöschenIch verkehre regelmäßig auf der Weinsteige und als einzige Direktverbindung nach Degerloch mit akzeptabler Steigung ist diese Straße im aktuellen Zustand ein Skandal- Gehwege sind häufig gar nicht vorhanden und/ oder komplett in Stellplätze umgewandelt. es gibt auch nicht viele Anwohner aber wie so oft zu viele Autos durch das Angebot. Auf der Weinsteige steht man quasi zu jeder Tageszeit im Stau, in dem auch der Radverkehr gefangen ist- gerade Bergab braucht es da eine Radführung, um die Rückstau aus der Hohenheimer Straße zu bewältigen. Die 4 Autospuren sind definitiv nicht mehr Zeitgemäß. Aber die Fußgänger sind aktuell die absoluten Verlierer- selbst eine Autobahn ist Fußreundlicher.
AntwortenLöschen