Egal, was ich persönlich vom Konsum halte, für Städte sind brodelnde Innenstädte wichtig, in denen gekauft, gegessen, getrunken, ins Kino gegangen, gefeiert und gelebt wird. Wir mögen unsere Städte, wenn in ihnen Leben herrscht. Wo die Autos wegbleiben und Radfahrer hinkommen, beleben sich Handel und Gastronomie. Konflikte mit Fußgängern nehmen nicht zu, auch wenn es anfangs alle befürchten. Alle profitieren vom Radverkehr. Das hat Regensburg festgestellt und Konsequenzen gezogen.
Eberhardstraße - Fahrradstraße unter Parkplatzsuchverkehr |
Das hat auch die Stadt Regensburg festgestellt. Dort hat man 2015 die Fußgängerzone für Radfahrende freigegeben, nur versuchsweise, weil man genau darauf hoffte, dass mehr Kund/innen in die Altstadt kommen. Nach den ersten sechs Wochen überwogen die Stimmen, die von rasenden Radlern sprachen und sich in Gefahr fühlten. Sich umgewöhnen ist schwierig, und die Geschwindigkeit von Radlern wird fast immer drastisch überschätzt. Autos, die durch Altstädte und Fußgängerzonen rollen, werden dabei gar nicht wahrgenommen. Obwohl es eine positive Auswirkung auf den Handel hatte, dass Radler die Altstadt durchfahren, waren viele Händler dagegen, den Versuch fortzusetzen. Manche waren vermutlich auch dafür, nur nicht so laut.
Die Polizei führte umfangreiche Kontrollen durch. Bei 3.300 Kontrollen konnten aber nur 8 Gefährdungen für Fußgänger festgesellt werden. Der Versuch lief 2016 aus. Und weil bei den begleitenden polizeilichen Untersuchungen herauskam, dass es für Fußgänger nicht riskanter wurde und auch nicht mehr Konflikte gab als vorher (da waren 80 Prozent der Altstadt für Radler erlaubt), hat der Stadtrat die Öffnung der Altstadt für Radfahrer dauerhaft beschlossen. Es hat sich gezeigt: Radfahrer tun nichts Böses und kaufen fleißig ein.
Mal sehen, wann es der Handel in der Stuttgarter Innenstadt auch begreift: Es sind nicht die Parkplätze, die Kundschaft bringen, sondern die Radständer und die Radfreigabe in Fußgängerzonen.
Keine Kommentare:
Kommentar veröffentlichen