9. Januar 2018

Eine Grübelkreuzung - Gaußstraße

Wenn man die Wielandstraße in Stuttgart West hoch kommt, stößt man an der Einmündung in die Gaußstraße an diese Stelle. Das rote Schild sagt: Hier dürfen auch Radfahrende nicht weiter.

Statt einer Freigabe für Radler mit Radstreifen greift man zu einer bekannten Stuttgarter Notlösung, der Gehwegfreigabe. Tatsächlich bleibt Radlern gar nichts anderes übrig, als auf den Gehweg zu wechseln, den auch Autos bis zu ihren Grundstücken befahren dürfen.

Die Verkehrsregeln schaffen hier aber keine echte Sicherheit für Radler, sondern eher eine Gefahr.


Weil sichtbar ist, dass die parkenden Autos auch wieder rauswollen, parkt an der Auffahrt auch kein anderes Auto. Immerhin! Auto diszipliniert Autofahrer.

Auf dem Gehweg geht es dann weiter zu einem Zebrastreifen. Rechts oben sieht man eine kleine Wegweisung für Radler, ein weißes Schild mit einem schwarzen Pfeil, der nach links zum Zebrastreifen weist.

Der hat parallel einen roten Streifen, der aber nicht weiter gekennzeichnet ist. Der hört nach der Verkehrsinsel auf. Er ist auch schon ziemlich alt und löchrig, zumindest auf der Verkehrsinsel.

Welche Regeln gelten hier? Radfahrende haben keinen Vorrang auf Zebrastreifen, es sei denn, sie steigen ab und werden zum Fußgänger. Der rote Streifen suggeriert allerdings Vorrang.

Den haben Radler hier aber nicht. (Sie hätten ihn nur gegenüber Rechtseinbiegern aus der Wielandstraße, aber die dürfen so gar nicht fahren.)
Vor Autos, die die Gaußstraße herunterkommen und zwar über Kurven aber dennoch geradeaus die Gaußstraße weiter fahren, haben Radfahrende keinen Vorrang, sondern nur die Fußgänger, die den Zebrastreifen überqueren.

Die Schutzfunktion von Zebrastreifen dürfte hier abfärben auf Radfahrende, die den roten Streifen benutzen. Aber eine andere Asphaltfarbe ist kein Verkehrszeichen. Autofahrende, die ihre Regeln kennen, könnten sie Radfahren beibringen wollen, indem sie bewusst nicht anhalten. Radfahrende, die die Verkehrsregeln, die für sie gelten, nicht so genau kennen, rollen hier in eine gefährliche Situation, wenn sie sich auf die Fußgängerschutzfunktion des Zebrastreifens verlassen.

Der Gehweg auf der anderen Seite ist übrigens nicht für Radfahrer freigegeben. Das heißt Radfahrende müssen hier vom Fußgängerüberweg wieder mal nach links auf die Fahrbahn schwenken und das Fahrkonzept wechseln. Solche Schwenks von Fußgängermodus (ohne den Schutz des Fußgängers auf dem Zebrastreifen zu genießen) zum Automodus fördern nicht gerade regelkonformes Verhalten, sondern eine Pfadfindermentalität. Ich finde sie nicht gut. Ich bin für klare Radführungen ohne Gehwegfreigaben.

StuttgartMaps
Die bessere Lösung wäre, finde ich, wenn man Radfahrern hier mit einem Radstreifen die Durchfahrt des Einbahnstraßenabschnitts und ein direktes Linksabbiegen in die Gaußstraße gestattet. Vermutlich hat man das bisher nicht gemacht, weil Autofahrer aus der Gaußstraße mit ziemlichem Tempo durch die Kurve in die Wielandstraße schießen und man das für gefährlich für Radfahrende hält. Die Kurve muss vermutlich auch deshalb so schmal sein, damit Autofahrer aus der Wielandstraße hier nicht die Verbotsschilder missachten und nach Rechts in die Gaußstraße fahren.

Es ist also eine nicht angepasste Fahrweise von Autofahrern, die hier Radfahrern Nachteile verschafft und sie durch eine Notlösung in Gefahr bringt. Ich will aber Autofahrenden nicht generell unterstellen, dass zu schnell sind. Wenn sich Autofahrer also hier an die Regeln halten (langsam in die Kurve), dann besteht für Radfahrende keine Gefahr und man kann die Kreuzung grübelfrei und eindeutig gestalten.

Es sollten sich doch heutzutage auch Möglichkeiten finden lassen, Autofahrer zum Langsamfahren zu bewegen, damit Radfahrende in einer für sie klaren und eindeutigen Situation ihren Weg verfolgen können.

Ein Facebookkommentar beschreibt die Situation als noch schräger und für Radler gefährlicher als ich sie erkannt habe:
Joe schreibt: an der stelle herrscht durchaus ein "höllenverkehr", weil jeden morgen und abend unmengen pendler mit bb und leo-kennzeichen durchfahren, viele davon das 30er tempolimit ignorierend. dazu fahren pkw in beängstigenden mengen aus der wielandstrasse entgegen der fahrtrichtung der einbahnstraße in die gaußstraße. und noch besser: gerne auch aus der unteren gaußstraße in die wielandstraße links herum um die verkehrsinsel, also praktisch gegen die fahrtrichtung im "kreisverkehr". wenn man als radler am zebrastreifen in die gaußstraße einfährt, sollte man tunlichst auch nach rechts schauen. dass die wielandstraße nach oben offen ist, ist wahrscheinlich eh nur der müllabfuhr geschuldet.



2 Kommentare:

  1. Weißt Du eigentlich, was mit diesem Radstreifen passieren soll, der auf der Straße Am Kräherwald einfach aufhört, ungefähr da, wo die Überführung über den Botnanger Sattel führt (Richtung stadtauswärts)? Ich stehe immer ratlos auf dem Gehweg und überlege krampfhaft, wo dieses Teilstück hinführen soll.
    Viele Grüße
    Kalle

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