22. Februar 2018

Wenn es einfach mal schön gemacht wäre ...

Das träume ich manchmal. Kürzlich stand ich eine Viertelstunde am Bahnhof und habe zugeschaut, was an der Fußgängerampel zur Lautenschlagerstraße so passiert. 

Immerhin einer der wichtigsten Übergänge für Radfahrende, die Richtung Milaneo, Bibliothek und Pragsattel rausfahren wollen. Über die Kreuzung Kriegsbergstraße/Heilbronnerstraße dürfen sie nicht. Also geht im Grunde nur hier, wenn man aus dem Zentrum kommt. Fußgänger sind in der Mehrheit. Natürlich arrangiert man sich irgendwie. Legalisiert ist die Ampel für Radfahrende übrigens noch nicht, oder anders gesagt: Sie können hier bei Fußgäner-Rot fahren, was auch einige tun. Aber noch andere Dinge passieren.


Es gibt zwar einen Aufstellplatz samt schmalerem Radstreifen an der Ampel, aber das erkennen Fußgänger nie. Also wurstelt man sich so durch. Das gilt auch für dieses Elternpaar, das mit einem Kind unterwegs ist. Sie müssen hinter den Fußgängern warten. Dann wird es grün. Das Kind kann nicht so schnell aufs Fahrrad steigen, und läuft nun, das Fahrrad schiebend, zwischen seinen Eltern hinüber. Drüben geht es wieder aufs Fahrrad und über den Zebrastreifen der Einbiegespur auf die Fahrbahn die Lautenschlager Straße entlang.

Wer mit dem Fahrrad von drüben kommt, will fast immer Richtung Milaneo/Europaviertel weiter. Dafür gibt es drei Möglichkeiten: Man hält sich an die weißen Linien auf dem Gehweg, die so aussehen, als sei das eine Radspur. Wenn da Leute laufen oder Autos stehen, kann man noch rechts um den Abgang zur U-Bahn herumfahren. Oder aber man biegt von der Fußgängerfurt nach links auf die Fahrbahn ein, was viele Radler tun. Sie fahren auf der Fahrbahn zum Abzweig für Fußgänger und Radler Richtung Milenao vor. Allerdings an dem Schild vorbei, das Radlern hier sagt: Nicht weiter auf der Fahrbahn! (Falls es nicht mal wieder von einem rückwärts rangierenden Fahrzeug umgefahren worden ist.)

Wenn das hier richtig schön gemacht wäre, würden Radfahrende von Fußgängern getrennt, sodass für  beide Fortbewegungsarten kein Stress entsteht, und vom Überweg weg per gebogener Radspur über die Fahrbahn zum Bahnhofsparkplatz geleitet. Sie müssten sich nicht durch Fußgänger und auf dem Radstreifen abgestellte Fahrzeuge schlängeln. Ach, wäre das schön!

Am Bahnhof herrscht unter Autofahrern übrigens deutlich mehr Stress und Gehupe. Da sieht man einige nicht ganz vekehrsgerechte Aktionen. Hier biegt beispielsweise einer einfach so als Geisterfahrer in die Ausfahrtspur ein, fährt gegen die Einbahnrichtung fast bis zur Hälfte vor, merkt dann, dass er keinen Parkplatz findet, wendet und fährt wieder raus, diesmal richtig herum.






Und natürlich halten viele genau auf der Radspur, weil sie jemanden aussteigen lassen wollen. Es sind allerdings kaum Radler, die sich durch das Stressgeschiebe der Autos schlängeln. In der Viertelstunde, die ich dort stand, war es nur einer, der vom anderen Ende her kam.

Übrigens ist vielen Autofahrern auch egal, ob sie auf der Fußgängefurt stehen, wenn die Autos vor ihnen sich an der roten Ampel aufreihen. Dann schlängeln sich Fußgänger zwischen den Autos durch, wenn sie Grün haben. Ist halt so bei uns. Wie gut, dass nicht immer gleich viele Fußgänger und Radler über diese Fußgängerfurt strömen.

Und diesen Rollerfahrer gab es in der Viertelstunde auch noch, der blitzschnell von der linken Fahrspur (von links kommend) über die Fußängerinsel einen U-Turn in Gegenrichtung machte. Gut dass da nun gerade keine Fußgänger oder Radfahrer standen.

Man sieht, es geht alles. Irgendwie. Vielleicht ist mein Traum von einer geordneten Verkehrsinfrastruktur, die für Radfahrende nicht nur Notlösungen parat hat und sie zu halblegalen Schlenkern verführt, arg verträumt. Aber vielleicht kommt das ja auch eines schönen Tages.

12 Kommentare:

  1. hallo Christine, ja wie immer gut analysiert. ich fahre genau aus diesem Grund diese Strecke nicht sondern immer irgendwie aussen herum und wo anders. Wahrscheinlich hast du deshalb auch nur ein Fahrrad in der Zeit gesehen. Ja, besser geht anders.... wäre schön :-)
    Uschi

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  2. Da auch ich abwechselnd Fußgänger, Autofahrer und auch Radfahrer bin und Stuttgart halt einfach wenig Platz hat, finde ich die Situation wie sie im Moment ist gut gelöst. Mit etwas Rücksicht von allen geht das problemlos

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    1. Liebes Dingsbums 08:23Uhr,

      es wird immer wieder gebetsmühlenartig wiederholt: "Es gibt halt keinen Platz." Diese Aussage wird nicht nur für Stuttgart ins Feld geführt.

      Für Stuttgart wird dann noch die Kessellage als erschwerender Fakt angeführt.

      Ein schönes Beispiel dafür, dass der Wahrheitsgehalt einer falschen Aussage nicht dadurch steigt, indem sie laufend wiederholt wird.

      Vergleichen wir doch Stuttgart mit den Fahrraddtädten Amsterdam und Kopenhagen:

      Stuttgart hat eine Fläche von rund 200 km2 und rund 600.000 Einwohner.

      Amsterdam bringt auf ähnlicher Fläche über 800.000 Einwohner unter, wobei ein Viertel der Fläche von Wasser eingenommen wird.

      In Kopenhagen wohnen ebenfalls rund 600.000 Einwohner, allerdings auf rund 85 km2.

      Es ist schon seltsam. Andere Städte haben ganz offensichtlich beengtere Verhältnisse. Warum geht das nur dort mit der Radinfrastruktur? Warum findet man dort hierfür Flächen? Ganz einfach: Weil es politisch und vor allem gesellschaftlich gewollt ist.

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    2. Schreibt Briefe an die Gemeinderäte, die machen die Fahrardpolitik. Übrigens auch die Bezirksbeiräte, die immer wieder eine gute Radinfrastruktur ablehnen. Verkehrspolitik wird vom Gemeinderat gemacht. Die Verwaltung muss tun, was der will, also müssen wir dafür sorgen, dass der Gemeinderat den Autos Platz weg nimmt und den Radfahrenden gibt. Da muss bei bestimmten Parteien sehr viel Üerzeugungsarbeit geleistet werden. Helft mit, das hilft!

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    3. Liebe Christine,
      solange mit Verboten und Zwängen gearbeitet wird und genau auch so kommuniziert wird, wird der gesellschaftliche Wille nicht geändert werden. Demokratische Prozesse sehen anders aus.

      Zum politischen Willen: Die Partei, die sich originär Umweltschutz (und viele andere wichtigen Themen) auf die Fahnen geschrieben hat,ist seit vielen Jahren in politischer Verantwortung. Und auf das Thema Diesel fokussiert:

      In NRW von 1995 bis 2005 und von 2010 bis 2017 als Juniorpartner.

      Im Musterländle seit 2011 in Regierungsverantwortung.

      Ergebnis: Klagen gegen die Landeshauptstädte Düsseldorf und Stuttgart vor den Verwaltungsgerichten.

      Und was macht der MP Kretschmann? Der schiebt die Handlungsverantwortung von sich weg und zum politischen Gegner. Der soll endlich die blaue Plakette einführen.

      Und weiter? Nichts, außer dass er in seine mehr als 400PS-starke Limousine steigt und sich aus dem Staub macht.

      Ausgerechnet in den Ländern mit grüner Regierung(-sbeteiligung) fällt den Regierenden der Umweltschutz auf die Füße. Ein Treppenwitz der Geschichte ��

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  3. Oh je. Hier wird einem das Fahrrad fahren mitten in der Stadt fast verboten. Uschi hat anscheinend auch das Gefühl. Wenn man das den Holländern erzählen würde. Und dann sagt man wozu eine Radinfrastruktur bauen – es gibt hier kaum Radfahrer. Ja kein Wunder. Wie soll sich so Radverkehr entwickeln?

    Ich würde gerne wissen warum Rad fahren auf der Kreuzung Kriegsbergstraße/Heilbronnerstraße verboten ist. Es gibt doch genug Spuren zum überholen langsamerer Fahrzeuge. Hat man Angst das der heilige Autoverkehr trotzdem ausgebremst werden könnte? Zu gefährlich für Radfahrer? Hat da jemand eine Vermutung?

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    1. Liebe Anonyma (oder bist du ein Anonymus?), die Kreuzung am Bahnhof (Heilbronner/kriegsberg) ist eine riesige mehrspurige Kreuzung, die einen immensen Autoverkehr abwickelt, mit genauestens getakteten Ampeln, deren Phasen auf das Tempo von Autos zugeschnitten sind. Hier wie auf dem Charlottenplatz auch wären die Räumphasen für Radfahrende zu lange (die fahren noch, während die andere Seit Grün bekommt), deshalb sind diese beiden Kreuzungen für Radfahrende verboten. Ich bin da aber auch schon drüber geradelt (aus Versehen), und geradeaus reicht es immer, auch auf dem Charlottenplatz, aber beim Abbiegen wird es schwierig. Würde man hier Radfahrende auf allen Spuren fahren lassen, würden sich die Wechselphasen für Autos verlängern. Könnte man machen, bin ich immer dafür, aber die Autofahrerlobby ist da nicht dafür, weil es Staus zu Hauptverkehrszeit verlängert. Und im Gemeinderat ist die Radfahrlobby in der Minderheit.

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    2. Danke für die Info!
      Daran habe ich nicht gedacht. Ich bin noch nicht so oft über solche Kreuzungen gefahren, kann mir aber gut vorstellen, dass man die Kreuzung als Letzter unter Umständen nicht schnell genug räumt.

      Ich lese seit ein paar Monaten jeden neuen Beitrag auf ihren Blog. Er ist sehr interessant und ich bin froh darüber, dass wir ein Gemeinderatsmitglied haben, das sich gut mit Radverkehr auskennt.
      Danke für ihre Arbeit!

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    3. Danke. Freut mich, dass dir mein Blog gefällt. Ich freue mich auch immer über sinnvolle Kommentare, die uns allen helfen, unser Wissen zu erweitern. Du darfst deine Kommentare auch gerne einfach mit deinem Vornamen unterschreiben, dann haben ich und andere es leichter, unsere Antworten direkt zuzuordnen. 😊

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    4. Hallo Christine, die Info, dass die Kreuzung für Radfahrer verboten ist, ist (meiner Meinung) nicht ganz richtig. Vom Pragsattel kommend ist es erlaubt. Es gibt zwar rechts einen benutzungspflichtigen Radweg zur Jägerstraße, die Anordnung der Benutzungspflicht ist aber illegal, da er nicht stetig ist (sind zwar nur ein paar Meter, aber unstetig ist nicht stetig). Das ist der Straßenverkehrsbehörde seit Monaten bekannt. Ich fahre deshalb immer über den Klettplatz, problemlos (zugegeben, meinen Kindern würde ich es verbieten) Auch aus der Schillerstr kommend kann man Richtung KH, Theo und Pragsattel fahren. Man muss ja nicht rechts zum Nordausgang fahren, sondern geradeaus zur Ausfahrt vom Parkplatz. Fahrrad verboten gilt nur bis zu dieser Ausfahrt. Wenn das AföO wollte, hätte an dieser Stelle das Verbot wiederholt werden müssen. Warum Koller das Radfahren für 5m geradeaus verbietet bleibt wohl ihr Geheimnis. �� Aus der Sraße "Am Hauptbahnhof" kommend (Europaviertel) kann man ebenfalls links zu Klettplatz abbiegen (wobei, bin mir nicht ganz sicher, kann mich jedenfalls im Augenblick an kein Verbotschild erinnern), da gibt es ebenfalls kein Verbotsschild. Die Straßenverkehrsbehörde hat rund um die S21 Baustelle völlig den Überblick verloren was Radwege angeht. Auf meine Nachfrage bei Alice Kaiser, S21 Beauftragte der Stadt Stuttgart, wurde mir z.B. empfohlen auf dem Gehweg zu fahren. Wahrscheinlich ist da in irgendwelchen GIS Systemen ein Radweg eingezeichnet. In der Realität gibts aber kein Schild. Hätte Sie übrigens selber leicht feststellen können, sie läuft jeden Tag auf diesem "Radweg". Aber offensichtlich sind Radfahrer in dieser Stadt nicht die Mühe wert sachrichtige Antworten zu erhalten. Nebenbei, der Bereich den du beschreibst, an den Taxiständen und Haupteingang vorbei ist der von ihr empfohlene Radweg für Schüler zu Katharinenstift. Dass man da keine Kinder fahren sieht, wen wunderts. Hast du keine Lust mit mir mal die "Merkwürdigkeiten rund um den Bahnhof" abzufahren. Ich spendiere den Kuchen danach. Da gibts noch andere lustige Sachen wie "verbotene" Einbahnstraße fahren weil Schilder fehlen, BPL Radwege die unstetig sind und zu schmal, fahren über stromführende Leitungen die gar nicht für Ausseneinsatz erlaubt sind, Heilbronnerstr. für 10 m fahren weil Schilder vergessen wurden, Radwege wie in Roubaix, Poller in Tarnfarbe um unsere Nachsichtfähigkeit zu testen ..... wie wärs? Alles im Umkreis von 300m. Interessant übrigens, ausgerechnet heute am Tag der Entscheidung in Leipzig über Fahrverbote, unterhalten wir uns über bereits existierende Fahrverboten. Allerdings Fahrräder betreffend.

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    5. Lieber Rainer. Bis du sicher, dass nach Ausfahrten Schilder wiederholt werden müssen? Da müsste ja nach jeder Supermarktparkplatzausfahr eine Geschwindigkeitsbegrenzung wiederholt werden. Ist das der Fall. Von der Kriegsbergstaße her kommen, ist die Fahrt für Radfahrer verboten. Und dass die Schilder von der Heilbronner Straße her fehlen, ist die typische Inkonsistenz der Beschilderung für Radfahrende. Die haben das einfach vergessen. Ja, wir radeln mal die Merkwürdigkeiten rund um den Bahnhof ab. Das finde ich gut. Ich stand ja da jetzt halt mal nur eine Viertelstunde.

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    6. Ist ja nicht nur eine "einfache Ausfahrt". Da gibts sogar eine Ampel. Ich kann zwar von oben nicht reinfahren, da wurden nach einem Hinweis Verbotsschilder aufgestellt, aber meines Erachtens müsste das wiederholt werden. (Ich steig aufs Auto um,die Autoregeln versteh ich wenigstens). Warum ich auf den Radwegen rund um den Bahnhof immer so herumreite? Hier werden immer mehr Wohnungen gebaut, Postdörfle, Europaviertel, aber es fehlt die Infrastruktur. Gut, ist ja nur während der Bauzeit könnte man sagen. Stimmt, aber "nur" bedeuten hier wenn es mit 2024 klappen sollte eben doch fast 15 Jahre. Man findet hier in meiner Gegend kaum noch Kinder die mit dem Fahrrad fahren mangels Möglichkeiten. Man "verweigert" einer Generation Alternativen zum Auto zu lernen und ausprobieren. Falls du auf der CM bist nächste Woche, lass uns darüber sprechen.

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