19. Mai 2018

Es ist so verdammt leicht, Radwege zu sperren

Vier Spuren für Autos, aber der Radweg fällt der Baustelle zum Opfer. So geschehen auf der Gaisburger Brücke. 

Dort müssen Brückengeländer und Gehwege saniert werden. Das Ganze soll laut Baustellenkalender bis September dauern. Radfahrer und Fußgänger müssen die Gehwegseite wechseln. Das aber scheint derzeit für Radfahrende nicht so gut organisiert zu sein. Blogleser Taube (Name von mir geändert) hat einen verzweifelten Brief geschrieben. Die Gaisburger Brücke ist Teil seins täglichen Fahrrad-Pendler-Weg, der eine Stunde dauert. Er ist im Lauf der Woche, immer wieder auf eine andere Situation gestoßen (Fotoserie unten). Taube sah sich am dritten Tag sogar gezwungen, irgendwie, quasi querfeldein, über die Kreuzung zu fahren, weil er keinen Weg fand, sie als Radfahrer StVO-konform zu bewältigen. Hier sein Protokoll, immer aus Ost Richtung Cannstatt gesehen:

Montag: Alles Okay.
Dienstag: 2 Mal Ampel mit 1-m²-Bentonklotz mittig auf dem Radweg
Mittwoch: Fahrradverbot auf benutzungspflichtigem Radweg (Widerspruch in sich), Gelbe Karte an Stadt.
Donnerstag: Noch mehr Fahrradverbote auf benutzungspflichtigem Radweg: Keine Möglichkeit mehr den Neckartalradweg zu erreichen, Keine Umleitungsschilder, keine Querungsmöglichkeit, um auf Straße zu wechseln, gegenüberliegender Gehweg ist jetzt plötzlich benutzungspflichtiger Radweg, 5 cm hohe und scharfe Kanten zum Auffahren, keine Fahrradampel auf Radweg und keine Möglichkeit zur Sicht auf allgemeine Ampel (Fußgängerampel gilt ja net)."

Im Baustellenkalender heißt es zu dieser Baustelle nett: "Entfall einer Fahrspur in Fahrtrichtung Stuttgart Ost. Alle Verkehrsbeziehungen bleiben erhalten." Das gilt aber leider nur für den Autoverkehr. Den Radfahrenden kommt da keine Information zu. Sie werden wieder mal kurz zu Pfadfindern gemacht. Sie wissen nicht, ob sie am Ende der Umleitung auf ihren vertrauten Weg zum Ziel gelangen. Sie finden die Querung nicht, zumindest nicht beim ersten Mal. Und die Umleitung ist hindernisreich und umständlich.

Ich meine: Es geht nicht an, dass Radfahrende auf ihrem morgendlichen Weg zu Arbeit sich plötzlich einem Labyrinth gegenübersehen. Eine Umleitung für Radfahrende muss vom ersten Moment an so gestaltet sein, dass sie im Schlaf befahrbar ist. Das heißt, man muss im Rollen erfassen können, wie die neue Streckenführung ist. Für Autofahrer macht man das doch auch so. 

Eine Umleitungsstrecke für Radfahrer muss erkennbar, machbar und frei von Hindernissen sein. Bordsteine müssen für Radfahrende präpariert werden, die Ampeln müssen passen und sichtbar sein. Die bisherigen Strecken müssen weiterhin erreichbar sein, und zwar ohne großen Umstand.

Wir können nicht immer nur die Autofahrende pampern, wir müssen endlich anfangen, unsere Radfahrenden zu mögen und auf gefälligen Strecken zu leiten, auch dann, wenn es eine Baustelle gibt,  für die wir alle Geduld und Verständnis mitbringen. Dann aber zeige man doch auch ein bisschen Verständnis für unsere Belange. Große Ansprüche stellen wir ja nicht, und wir brauchen auch gar nicht viel Platz. 

4 Kommentare:

  1. #keineRechtekeinePflichten

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  2. Für ein Fahrverbot auf einen benutzungspflichtigen Weg sollte es eine rote Karte geben.

    Christoph.

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    1. Gibt es die denn? Ich kenne nur die gelbe Karte

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    2. Wenn ein Radweg gesperrt wird, bleibt immer noch die Fahrbahn. Es sei denn, die ist für Radverkehr gesperrt. Dann wird es richtig blöd.

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