21. Mai 2018

Kluge Stadtplanung hilft

Blogger David Grünewald ist mit dem Fahrrad in Groningen gewesen und berichtet beeindruckt und begeistert. 

Eine kluge Stadtplanung entkrampft die Verkehrsverhältnisse und steigert den Fahrradanteil enorm. Es ist nicht so sehr die Frage, ob von vorn herein Platz für Radwege da ist, sondern, wie man den Platz unter den Verkehrsteilnehmer/innen verteilt. Wenn man sich Davids Fotos anschaut, sieht man, dass in Groningen die Verkehrswende gelungen ist. Viele Straßen für die Autos sind nicht mehr so breit, dafür haben Radler und Fußgänger mehr Platz bekommen. Radfahren ist nicht nur ziemlich sicher, sondern fühlt sich vor allem auch so an. Viel mehr will ich zu seinem Bericht nicht sagen, lest ihn am besten selbst.

In den Niederlanden hat man sich ja schon vor dreißig bis vierzig Jahren entschlossen, dem Auto weniger Raum und den Fußgänger/innen und Radfahrerinnen mehr Raum in den Städten zu geben. Auch in diesen Städten gibt es alte Stadtkerne, enge Gassen und Leute, die Autos haben und parken wollen. Aber nicht die Bedürfnisse von Autofahrenden dominieren hier die Stadtplanung, sondern der Gedanke, dass Menschen sich gerne und sicher bewegen können sollen. Radfahren wird hier bequem gemacht, es ist sinnvoll organisiert, meist auf eigenen Fahrbahnen. Radfahrende können hier links abbiegen (was bei uns von rechts verlaufenden Radwegen, Radstreifen oder gar Gehwegen meist nur über viele Fußgängerampeln möglich ist), sie haben Kreuzungsregelungen, sogar Bodenwellen, um sie vor Gefahrenstellen abzubremsen. Der Radverkehr ist hier ein echter Verkehr, der ernst genommen und deshalb auch überall geregelt ist. Davon sind wir Jahrzehnte entfernt und mental vermutlich siebzig Jahre. 

Wir könnten aber, wenn wir wollten. Der Platz ist da. In Stuttgart wird etwa die Hälfte der versiegelten Fläche von Autostraßen belegt, die andere von Gebäuden. Gern behaupten wir, wegen der Kessellage könnten wir keine Radwege bauen, dafür gebe es keinen Platz. Der Irrtum besteht darin, dass wir zugleich meinen, der Autoverkehr müsse genauso viel Platz behalten, wie er derzeit hat. Den braucht er aber gar nicht, wenn mehr Menschen mit dem Fahrrad fahren und nicht mehr mit dem Auto.


1 Kommentar:

  1. Man möchte weinen wenn man so was liest...
    "Davon sind wir Jahrzehnte entfernt und mental vermutlich siebzig Jahre." - sagt wohl alles...

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