20. Mai 2019

Falschparken muss teurer werden

Falschparken kostet zu wenig in Deutschland. Einige Verkehrsverbände haben jetzt gefordert, die Bußgelder fürs Parken auf Gehwegen und Radwegen anzuheben. Und zwar auf mindestens 100 Euro.

Auch einen Punkt in Flensburg fordern der Fußgängerverband FUSS e.V., der VCD (Verkehrsclub Deutschland, der klassischerweise alle Mobilitätsformen vertritt) und der Bundesverband Carsharing. Sie wollen, dass das Bundesverkehrsministium den Bußgeldkatalog anpasst. Falschparken ist in Deutschland EU-weit am billigsten.

Der Bundesverkehrsminister hat angekündigt, dass es teurer werden soll. Aber was genau er sich vorstellt, bleibt unklar. Es müsste schon happig werden, damit es wirkt. Parken auf Radwegen kostet in den Niederlanden 90 Euro, in Spanien 100, in der Schweiz 98, in Schweden 114, in Österreich 36 und in Deutschland 20 Euro. Ähnlich verhält es sich mit dem Parken auf Gehwegen. Parkt einer gar auf einem Behindertenparkplatz, muss er/sie in den Niederlanden 320 Euro bezahlen, in Spanien 200 in Schweden 114, in Österreich 70 und in Deutschland nur 35 Euro. Nur bei Behinderung von Einsatzfahrzeugen durch falsch geparkte Autos werden in Deutschland immerhin 65 Euro fällig.

Deutlich ist, dass das Parken auf Rad- und Gehwegen nicht als Behinderung angesehen wird.
Radler und Fußgänger kommen ja meist immer noch irgendwie durch, zur Not, indem sie auf die Fahrbahn radeln oder treten, so die Vorstellung. Also kann es keine Behinderung sein. Das muss sich ändern, denn auch wenn es vielleicht keine Behinderung in dem Sinne ist, dass man nicht mehr weiterkommt, so ist es - schlimmer! - eine Gefährdung. Wenn die Kinder auf Fahrbahnen um auf Gehwegen geparkte Autos herumwandern, womöglich im Winter morgens bei Dunkelheit, so ist das durchaus gefährlich.

Und woran offensichtlich niemand denkt: Für alle, die in Rollstühlen oder mit Rollatoren unterwegs sind, kann es das Ende des Wegs bedeuten, weil sie über hohe Bordsteine nicht runter und wieder raufkommen.Viele unternehmen solche Wege schon gar nicht mehr, weil sie nicht mehr damit rechnen können, dass sie durchkommen. Das darf nicht sein. Wir wollen ein einklusive Stadt sein, keine exklusive!

Abschleppaktion Liststraße Radstreifen
Solange die Bußgelder nicht höher sind, ist Abschleppen sicherlich am Schmerzhaftesten für Autofahrende, die ihre Fahrzeuge auf Radstreifen parken. Das geschieht auch. Wir haben nur den Eindruck, dass es zu selten geschieht. Aber im Zuge des Zielbeschlusses für ein radfreundliches Stuttgart, werden wir da Verbesserungen hinkriegen. Da bin ich sicher. Wir werden Ideen haben und sie umsetzen.




6 Kommentare:

  1. Dass sich die KFZ-Fahrer/innen ja sogar noch glauben, sie seinen im Recht, merkt man sehr deutlich an den Reaktionen, wenn man sie inflagranti erwischt und (höflich) auf ihr Fehlverhalten anspricht. Noch kein einziges Mal habe ich es erlebt, dass eine(r) gesagt hätte 'ui, sie haben Recht, sorry, mein Fehler'! Was ich mir hier schon alles anhören musste! Im besten Fall (und am häufigsten) war es "sind sie von der Polizei?", aber über alle unerlaubten Schimpfworte auch schon mehrfach Androhung körperlicher Gewalt! Die Fahrer steigen aus und gehen mit der Frage "hasch Du Problem" und erhobener Faust auf mich zu.
    Leider wird sich da nichts ändern. Die haben ja vor mir außer einer höflichen Belehrung eh nichts zu befürchten und vom Ordnungsamt auf Grund scheinbarer Nichtexistenz erst recht nicht. Traurig, sehr traurig.

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    1. Ja, ich ernte ebenfalls Unverständnis wenn ich das anspreche. Muß nur kurz zum Bäcker und so.

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    2. Wer lässt sich schon gerne belehren? Ich glaube, es ist grundsätzlich schwierig bis aussichtslos, jemanden "erfolgreich" (also zu einer Einsicht bringend) auf sein Fehlverhalten aufmerksam zu machen und würde das nicht auf Autofahrerinnen beschränken. Fast jedesmal, wenn ich mit Fahrrad oder Kinderwagen in eine U- bzw. S-Bahn steige, sitzt jemand auf den dafür vorgesehenen Plätzen und es ist fast unmöglich, diese ohne Streit zu einem Umsetzen zu bewegen. Entweder die Person ist aufmerksam und setzt sich selbst um, sobald sie mich sieht oder halt nicht. Das kommt aber praktisch nur beim Kinderwagen vor. Mit Fahrrad gelte ich offenbar als gesunder, sportlicher Mann, der gefälligst stehen kann. Dass ich das dann zwangsweise im Eingangsbereich tun muss ind die Mitfahrer massiv beim Ein- und Aussteigen behindere, scheint kaum einen zu jucken. Will sagen: Man trifft hier auf eine Menge Kaltschnäuzigkeit und Ignoranz und ich würde das eher auf die Anonymität der Großstadt schieben als auf das Wesen des Autofahrers.

      D.P.

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    3. In der Stadtbahn habe ich mit Kinderwagen gute Erfahrungen gemacht. Mit dem Rad bin ich da nie, zur Not muss der Elektromotor mich Heim bringen.

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  2. Derzeit läuft eine entsprechende Petition:
    http://chng.it/pTnDZdkmRC

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  3. Ich bin der Überzeugung, die aktuellen Tarife wären absolut ausreichend, würden sie einfach durchgesetzt. Ich habe in 5 Jahren Montagsdemo, stets im Parkscheinbereich ohne Parkschein parkend, vielleicht 2 Tickets bezahlt. Selbst wenn diese je 50 Euro gekostet hätten, es hätte sich ausgezahlt, sich das Parkhaus zu sparen.

    In Stuttgart wird das Falschparken schlicht toleriert, jeder weiß es und verhält sich entsprechend.

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