16. Juni 2019

Des Fahrrads zweites Leben

Beim Vorbeirradeln habe ich zufällig die Oldtimer-Fahrradwerkstatt von Christoph Preussler entdeckt. 

Wer Retro liebt, und zwar echtes Retro, findet hier sein oder ihr Fahrrad. Oder das schon ewig gesuchte Ersatzteil.

Die Oldtimer-Fahrradwerkstatt liegt an der Neckartalstraße in der Nähe der Krefelder Straße gegenüber vom Mühlsteg und wird von Christoph Preussler betrieben. Er kümmert sich um alte und historische Fahrräder. Interessant dürfte für Besitzer liebgewonnener alter Räder auch das Ersatzteillager sein. Hier gibt es alles, was es woanders nicht mehr gibt. Preusslers Sammlung von Ersatzteilen geht zurück bis in die 30er und 40er Jahre des vorigen Jahrhunderts, die meisten Teile im Bestand stammen aus den 50ern. Sein Konzept heißt: Zweileben Bikes. Etwa fünfzig Räder befinden sich derzeit verkaufsfertig im Laden, zweihundertfünfzig warten auf Renovierung.

Preussler gibt alten Fahrrädern ein zweites Leben.
Den Rädern mit Stahlrahmen und Felgendynamo ohne jegliche Elektronik. Er restauriert Dachboden und Garagenfunde, er nimmt Fahrradleichen und belebt sie wieder. Ein zwanzig Jahres altes Fahrrad kostet restauriert so ab 160 Euro, die Oldtimer und alten Bäckerräder sind teuer. Es steckt ja auch viel Arbeitszeit und Material drin. Und das gibt es bei ihm:
  • Gebrauchte Räder: Räder aus den letzten zwanzig bekommen neue Reifen, neue Züge und frisch gefettete Lager. Sie kosten dann so 150 Euro.
  • Historische Räder: Das sind ältere Räder, etwa von Bauer, Göricke, Adler und anderen großen alten Marken. Sie kommen als Leichen aus irgendwelchen Garagen oder von Dachböden. Er richtet sie mit Hilfe seines Ersatzteillagers her und verkauft sie so ab 250 Euro.
  • Alte Räder ganz neu: Die Rahmen werden gesandstrahlt und kunststoffbeschichtet. Sie kriegen neue Laufräder, die alten Teile werden restauriert. Meistens sind das Rennräder. Sie kosten so ab 500 Euro aufwärts.
  • Bäckerfahrräder: Sie werden aufgearbeitet wie die alten Räder und für etwa 1.000 Euro verkauft. Er besitzt davon zwanzig Stück.
  • Verkauf von Ersatzteilen: Wenn jemand etwas braucht, was es nicht mehr gibt, fertigt er das auch selber an.
Die Fotos der Fahrräder stammen von Christoph Preussler. Das Grüne ist ein Westphalenrad. Preussler hat in einer alten Fahrradfabrik sechs neue Rahmen aus den 70ern und daraus neue alte Räder gemach.
Von den Rennrädern hat er derzeit fünf stück, weiß, schwarz, türkis und rot.
Und das Transportrad ist eines der alten Bäckerräder.


Hier noch mal der Link zum Laden, wo ihr Öffnungszeiten und Adresse nachschauen könnt.

1 Kommentar:

  1. Teils IMHO recht knapp kalkuliert.

    Räder mit 10-Gang-Positron aus den frühen 80ern bspw. würde ich gar nicht mehr restaurieren wollen, da sind selbst Markenräder von Jungherz oder Winora oft mit dünnen Ausfallenden und sehr weichem Stahl unterwegs. Ein 35 Jahre altes Rad, das neu mal 400DM gekostet hat, muss man nicht mit Gewalt am Leben halten.

    Sehr interesant ist die Zeitspanne zw. ca. 1986 und den frühen 2000ern, da wurden die Innovationen vorbereitet und durchgeführt, die heute gängig sind: Hyperglide, Schaltung mit Index, Cromo-Rahmen und man kann mit Tricks auch umrüsten, bspw. alte siebenfach 105er mit neuem Zahnkranzkörper und Microshift R8-Schaltbremshebeln auf Schaltung am Lenker.

    Aber selbst der reine Austausch von Verschleissteilen kann ganz schön ins Geld gehen. Bei einem alten 8-fach-Renner, der Kette, Zahnkranz, Bremsbeläge, Reifen, Schläuche und Züge neu braucht, sind wenigstens 60€ als Ersatzteile zu kalkulieren. Klar, bei nem Rad, das neu 1500DM oder mehr gekostet hat, lohnt sich die Restaurierung finanziell gerade so. Bei einem im 1000DM Bereich wohl weniger, auch wenn viele Räder mit "Mountain LX" oder "400EX" noch in erstaunlich gutem Zustand unterwegs sind. Bei denen kann man nur hoffen, dass sich ihnen jemand ohne wirtschaftliche Interessen annimmt.


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