2. Januar 2020

Setzt eure Kinder aufs Fahrrad!

Das hat der ADFC Kiel gefordert und damit gerade in Stuttgart Kritik geerntet: Wo kann man denn in Stuttgart Kinder Fahrrad fahren lassen?

Offenbar fallen die Kinder inzwischen reihenweise durch die Fahrradprüfung, die man ihnen in der vierten Klasse anbietet (die sie aber nicht machen müssen, um Fahrrad zu fahren). Sie könnten gar nicht mehr Fahrrad fahren. Und dafür seien die Eltern verantwortlich. Klar, dass das Eltern nicht auf sich sitzen lassen. Wo, so die große Frage, kann man denn in Stuttgart Kinder überhaupt noch Fahrrad fahren lassen? Auf unseren Straßen mit wenig Radinfrastruktur und teils aggressiven Autofahrenden doch wohl nicht. Oder?


Bruckenäcker, 60er Jahre
Ich habe vor fünfzig Jahren in der Bruckenäcker (das ist eine Parallelstraße zum Wallgraben in Vaihingen) Rad fahren gelernt. Das ist eine Sackgasse und war damals so gut wie gar nicht zugeparkt. Wir konnten rumkurven und Balance üben. Dann hat mein Vater mit uns kleine Radtouren auf die Felder unternommen. Die Bruckenäcker ist heute zugeparkt, aber sie ist immer noch Sackgasse und hat eine Fahrbahn, auf der man radeln kann. Wer am Stadtrand wohnt, findet Wege auf Grünflächen, Feldern, in Anlagen und so weiter, wo man mit den Kindern Rad fahren kann oder wo man sie aufs Kinderfahrrad setzen kann, damit sie lenken üben. Wer will, findet Wege.

Es wohnen aber nun nicht alle in Sackgassen, wo wenig Autos fahren, oder am Stadtrand. Allerdings haben die meisten Straßen Gehwege, und Kinder müssen ja auf Gehwegen radeln. Das ist jedoch nicht schön und macht Eltern Angst, wenn keine anderhalb Meter entfernt der Autoverkehr braust. Kinder beherrschen das Fahrrad ja noch sehr unvollkommen. Diese Gehwege führen aber in vielen Fällen in Grünanlagen oder auf Plätze ohne Autoverkehr. Eine Ecke findet sich immer. Dieser Junge hier hoppelt die Georg-Elser-Staffeln an der Gänsheide runter. Einfach mal ausprobieren, wie das geht.

Im Süden gibt es zum Beispiel den Südheimer Platz und den Marienplatz, wo Kinder frei herumkurven können. In der Innenstadt gibt es den Karlsplatz und die Schlossplatzanlage. Außerdem gibt es im Schlossgarten Wege und Ecken, wo weniger schnelle Radpendler unterwegs sind, und es gibt dort einen Pumptrail für Kinder, der abgezäunt ist. In Cannstatt gibt es den Kurpark und die Anlagen rund um den Max-Eyth-See.


Und das man am Wochenende Fahrräder in den Stadtbahnen und in etlichen Bussen mitnehmen kann, ist ein Familienausflug ins innerstädtische Grün oder hoch auf die Felder durchaus möglich. Und den Kindern tut es extrem gut, wenn sie Fahrrad fahren dürfen. Sie lernen Koordination und entwickeln Raumgefühl, sie lernen Voraussehen, sie lernen, dass sie bei Fehlern oder riskanten Manövern hinfallen und sich wehtun, was nicht schlimm ist, sonderen extrem wichtig dafür, Risiken abschätzen zu können.

Die UDV bietet auch eine Broschüre an, die man sich per Mail als pdf schicken lassen kann. 

In Stuttgart gibt es auch immer mal wieder eine Kidical Mass,  also eine Critical Mass für Kinder und ihre Eltern. Die Termine für 2020 stehen noch nicht fesst, aber sie dürften hier aufzufinden sein

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