21. Februar 2020

15 Meter und keine Lücke für den Radverkehr

Wegweiser weisen den Radfahrenden in Zuffenhausen auf der Marbacher Straße den Weg Richtung Zabergäustraße. Aber an der Kreuzung gibt es keine Ausfahrt.

Es geht nicht weiter. Ich sehe überall runde rote Durchfahrt-verboten-Schilder ohne Radfreigabe. Und nun? Ich halte komplett an. Rechts sehe, ich, dass der Gehweg für Radfahrende freigegeben ist. Dann entdecke ich, dass auch der Gehweg links freigegeben ist. Echt jetzt? Meinen die das ernst? Eine riesenbreite Fahrbahnmündung (ca. 15 Meter) mit zwei Bäumen, aber keine noch so kleine Lücke für den Radverkehr?

Ich musste das Ganze drei Mal radeln, um alles zu kapieren.

Am Ende der Marbacher Straße kann ich tatsächlich nur über Gehwegecken und Fußgängerüberwege die Zabergäustraße überqueren, um nach links auf den Radfahrstreifen abzubiegen (grüne Pfeile). Soll ich das wirklich? Soll ich hier als Geisterradlerin nach links schlingern, wo die Autos aus der Zabergäustraße nach rechts in die Marbacher Straße einbiegen könnten? Ist das nicht ein bisschen gefährlich? Der Drücker für die Fußgängerampel ist auch noch so weit weg (also nicht in der Fahrlinie) am Masten angebracht, dass ich absteigen muss, um ihn zu drücken. Und wenn ich nach rechts will, muss ich auch über den Gehweg radeln.

Und der Bus kann einem auch noch durch die Lücke zwischen den beiden Bäumen entgegenkommen. Dann sollte man auf keinen Fall noch herumstehen und mit sich zu Rate gehen, wie die Radroutenführung hier wohl geht.

Wer es nicht kapiert (ich beim ersten Mal), radelt auf der Marbacherstraße vor zur Zabergäusstaße (rote Pfeile)  und stellt fest, dass hier eine Radlerampel fehlt (und einem der Bus entgegenkommen kann!!!!). Ich hatte beim ersten Mal vor lauter "wie muss ich jetzt eigentlich radeln?" die Einfahrt-verboten-Schilder gar nicht auf mich bezogen, ich bin gar nicht auf die Idee gekommen, dass für mich alles aufhört und ich zur Fußgängerin werden soll. Ich habe damals auf den Verkehr geachtet und bin, als frei war, nach links in die Zabergäustraße eingebogen (rote Pfeile). Beim zweiten Mal habe ich dann gehalten und mir die Situation angeschaut. Und ein drittes Mal habe ich mir das dann auch noch angsehen.

Es ist wirklich wahr. Alles hat in dem toten Ende der Marbacher Straße Platz, parkende Aufos, ein Bus, zwei Bäume, aber nicht die Radfahrenden. Die müssen wieder mal die Fußgänger/innen nerven, weil sie auf die Gehwege müssen. Übrigens sin die nicht als Radwege, sondern gerade mal als freigegebene Gehwege gekennzeichnet, die man nicht radeln muss. Nur wer das nicht tut, müsste hier umkehren. Es gibt kein Durchkommen für Radfahrer/innen auf 15 Metern Breite.

Übrigens, falls man aus dem Rotweg (der dann in die Zabergäustraße übergeht) nach links in die Marbacher Straße einbiegen wollte (Radfahrer müssen aber ja nie links abbiegen), müsste man das indirekt tun, nämlich aus der zwischen Abbiege- und Geradeausspur liegenden Fahrradweiche (blaue Pfeile) bei Autogrün die Zazenhäuser Straße überqueren, dann auf die Gehwegecke rechts hoch. Das geht aber gar nicht, weil der Bordstein so hoch ist, dass man absteigen, und das Fahrrad hocheben muss. Auf der Fahrbahn kann man aber auch nicht stehen bleiben, weil der Radstreifen sehr schmal ist und es ja auch Geradeausradler geben könnte. Falls man es hoch geschafft hat, kann man dann parallel zur Fußgängerämpel über die Zabergäusstraße radeln und (über die Gehwegecke oder auf der Fahrbahn) in die Marbacher Straße abbiegen. (Irgendwie glaube ich das immer noch nicht, und obwohl ich es mit Erstaunen gesehen habe, habe ich all meine Fotos noch mal überprüft, ob das wirklich stimmt. Aber ich sehe immer noch keine Bordsteinabsenkung.)

Was für ein Winkel-Radeln mit Hürden wird den Radfahrenden hier wieder mal zugemutet, während der Autoverkehr rollt und rollt.

Ich staune immer noch. Alle Wegweiser saugen einen als Radlerin auf die ruhige Nebenstraßenstrecke parallel zur viel befahrenen Ludwigsburger Straße, doch am Ende geht es nicht weiter. Außer mit Verlegenheitslösungen über Fußgängerüberwege. Bis heute glaube ich insgeheim, dass ich es immer noch nicht kapiert habe, und es vielleicht doch eine Radstreckenführung gibt, die mich nicht zwingt, zur Fußgängerin zu werden. Aber so viel ich schaue, ich finde sie nicht. Ganz schlecht!  

Würde da nicht hin und wieder der Bus aus der Zatzenhäuserstraße über die Kreuzung in die Marbacher Straße herein brausen, könnte man eine Fahrradampel in dem Durchstich aufstellen, die Grün hat, wenn der anderer Verkehr steht. Geht aber nicht. Der Bus! Man sieht der Lösung an, welche Probleme die Ämter seinerzeit hatten, alles unterzubringen: Autos, Bus, Bäume, Grünflächen und Fahrräder. Die Radfahrenden haben den Kürzeren gezogen. Wie immer.

Hätte man gewollt, hätte man vielleich aber doch einen Weg finden können (auch aufkosten von 70 cm eines sehr schmalen Grünstreifens). Wenn man als Radler hier ohnehin (zum Rechtsabbiegen) auf den Gehweg hoch soll, dann hätte man auch einen schmalen beampelten Radstreifen mit Aufstellfläche für Linksabbieger und Geradeausradler rechts vom rechten Baum (wo ein Gehweg ist) legen können. Viel Platz brauchen wir ja nicht, 0,75 m hätten zum auf Grün Warten vollauf gereicht. Nur ein kleiner Durchgang! Nur eine winzige Lücke für Radfahrende.


8 Kommentare:

  1. Liegt vermutlich nur an der Blockadehaltung der Bürgerlichen im Gemeinderat.

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    1. ja.
      die verhindern auch gerade samstags kostenlosen öpnv.

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  2. Jörg
    Diese Stelle kenne ich. Der letzte Vorschlag wäre vielleicht sicher aber langsam, da man eine extra Ampelpahse braucht. Diese kriegt man meist nur auf Anforderung. Durch Zuffenhausen führt die HRR5 auf der Ludwigsburger Straße dank Autoverkehr und Ampeln ist sie nur mäßig attraktiv. Die meisten fahren Hohenloher Straße, Festplatz, Bottwar Straße. Sie folgen der Marbacher Straße über die Zabergäu Straße.
    Die besagte linksabbiege Situation gibt es z.B. von Krefelder in die Neckartalstr oder von der Markststr in die Holzstraße. Die bessere Musterlösung um auf einen linke Seite Rad- oder Fußweg zu kommen ist ein Mittelinsel, bis zu der eine Radspur führt. So hat man einen geschützten Wartebereich in der Mitte. Das man zur Fahrt nach links zunächst rechts raus soll, den nachfolgenden Verkehr durchlassen muss und dann den Gegenverker beachtet, sind Musterlösungen aus der ERA. Wenn jemand Verkehrswende will gehen diese umwegigen Lösungen gar nicht. Konkret: macht einen Linksabbieger für Radler zum linken Fußweg. Macht den Gehweg breiter, kaum ein Fußgänger dort braucht die Linksabbieger Spur in der Zabergäu Straße, die könnte man aufgeben.

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  3. Jörg
    Durch die Bus- und Radspur fahren etliche Autos. Eine Schranke wäre nicht schlecht. Hier wäre eine Radspur Richtungen Norden möglich. Dann begegnet der Radfahrer den Autos auf der Kreuzung und darf als letzter Links-Abbiegen. Wer die linke Furt benutzt, hat Vorrang vor den Abbiegern und ist relativ sicher zuerst drüber.
    Fazit: Alles hat Vor- und Nachteile.

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  4. Ich fahre da öfter. Die Wegführung ist wirklich schlecht. Man steht vor der verbotenen Durchfahrt geradeaus, sieht links den freigegebenen Gehweg und vergisst völlig, dass da ja ab und zu Autos von der Zabergäu abbiegen und einem entgegenkommen.

    Es wäre schon was gewonnen, wenn man vor diesen Abbiegern Vorrang hätte auf dem Weg zur Ampel. Eine Möglichkeit zur Geradeausfahrt wäre natürlich für die besser, die Richtung Zazenhausen wollen. Aber ich fürchte das würde bedeuten dass man eine Bettelampel bekommt und mindestens einen ganzen Umlauf warten darf bis auch wirklich alle anderen dran waren...

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  5. Den ersten Fehler hast du gar nicht erwähnt, man sieht ihn auf dem ersten Foto: An dem Schild "Sackgasse" fehlt der Hinweis, dass es zu Fuß und mit dem Fahrrad sehr wohl weiter geht.

    Von der Marbacher Straße nach links in die Zabergäustraße finde ich es für Stuttgarter Verhältnisse nicht so schlimm. Es gibt links eine Fahrrad-/Fußgängerampel. Aber diese "lockt" die Rad fahrenden auf den Bürgersteig, obwohl man dort nicht fahren darf. Auf der Fahrbahn gibt es einen Radfahrstreifen.

    Auch rechts abbiegen geht noch irgendwie, man muss den linken Radweg benutzen und dann irgendwie scharf rechts auf den Rotweg.

    Aber wie fährt man geradeaus? Wenn man die Ampel überquert hat, landet man auf dem verbotenen Bürgersteig, den man nur im letzten Moment durch Abbiegen nach links und Überfahren eventueller Fußgänger vermeiden kann.

    Die große Frechheit ist, dass das ganze sogar als Hauptradroute ausgeschildert ist.

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    1. "An dem Schild "Sackgasse" fehlt der Hinweis, dass es zu Fuß und mit dem Fahrrad sehr wohl weiter geht."

      Sowas braucht man nur, wenn es nicht wie hier offensichtlich ist. Sackgassenschilder sollte man ja eigentlich auch nur aufstellen, wenn die Sackgasseneigenschaft nicht offensichtlich ist

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    2. der linsseitige Gehweg der Marbacher ist auf den letzten 5m mit einem Schild für Radfahrende freigegeben

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