Möhringen |
Als mein Vater sich in den sechziger Jahren den ersten VW-Käfer kaufte, suchte er sich für die Heimfahrt eine Strecke aus, wo er nur rechts abbiegen musste. Das Linksabbiegen schien ihm zu stressig. Radfahrende bekommen vielerorts nur solche Strecken angeboten.
Ich frage mich schon lange, wieso Verkehrsplaner davon ausgehen, dass Radfahrende nur einen einzigen Radweg brauchen, der sie von einem Punk A zu einem Punkt B bringt. Als ob alle Radfahrenden dasselbe Ziel hätten. Und als ob es keine Ziele gäbe, die auf der linken Seite der Strecke lägen. Linksabbiegen ist für Radfahrende an vielen Stellen in Stuttgart unmöglich oder schwierig, denn die Radstreifen oder Radwege entlang der Fahrbahnen verlaufen nur geradeaus.
Und weil sie das auf der extrem rechten Spur tun, müssen Radler runter vom Radsteifen oder Radweg und sich über ein oder zwei Autofahrspuren nach links einfädeln. In der Waiblinger Straße Richtung Fellbach ist das beispielsweise so. Aufstellplätze für Radler zum Linksabbiegen fehlen.
Linksabbiegen erfordert viel Radleroutine. Dass das auf der Waiblinger Straße schwierig ist, mag auch ein Grund sein, warum hier nicht so viele radeln und vor allem die, die ein entferntes Ziel haben. oder nur rechts abbiegen müssen. Zuweilen gibt es indirekte Linksabbiegemöglichkeiten, bei denen man sich noch mal an der Ampel des Querverkehrs aufstellen muss. Es ist aber nicht vorherzusehen, wo es das gibt, man muss die Strecke kennen, um zu entscheiden, ob man sich auf Autospuren links einordnet oder ob man die indirekte Linkssabbiegemöglichkeit nutzen will (muss man übrigens nicht).
Dass jemand vom Neckartalweg entlang des Neckardamms in Münster ins Zentrum von Münster abbiegen wollte, scheint völlig undenkbar. Immerhin gibt es hier noch einen Fußgängerüberweg über Fahrbahnen und Schienen, den man zur Not nehmen kann. Das ist auch der Nachteil von Radwegen, die von der Fahrbahn getrennt sind. Man kommt nur schwer runter auf die Linksabbiegespur für Autos, die es hier natürlich gibt. Wer von Hofen her kommt und irgendwo entlang der Neckartalstraße rechts nach Münster hinein abbiegen will, kann auf der anderen Seite die Fahrbahn radeln. Vom Zweirichtungsradweg auf der Uferseite kommt er oder sie jedenfalls nicht nach Münster hinein.
Nicht selten enden verpflichtende Geh-/Radwege so spät, dass man vom Bürgersteig quer zum Verkehr runter auf die linke Abbiegespur fahren müsste, oft durch dort bereits aufgestellte Autos hindurch, so wie hier an den Otto-Konz-Brücken in Wangen, wenn man Richtung Hedelfingen abbiegen oder geradeaus radeln will. Auch hier ist nicht vorgesehen, dass ich irgendwo anders hinwill, als der rechtsseitige Gehweg mir vorgibt. Und der ist nach dem Radweg-Ende-Schild ja nicht einmal mehr erlaubt für mich als Radlerin.
Entlang von Landstraßen ist das beinahe überall so. Wer auf einem begleitenden Radweg oder Wirtschaftsweg radelt, hat meist eine Böschung zwischen sich und der Fahrbahn, und es ist völlig aussichtslos, einen Abzweig von der Landstraße anzusteuern, der auf der anderen Seite liegt. Dazwischen befinden Grünstreifen und zwei bis drei Fahrbahnen.
So kann das übrigens auch aussehen. In Karlsruhe ist nicht alles ideal und viele Kreuzungen sind ungestaltet, aber an dieser gibt es Spuren für Radler, die rechts abbiegen oder aber geradeaus fahren und solche, die links abbiegen wollen. Wir sehen einen Radfahrer als Geisterfahrer uns entgegen kommen. Offenbar ist die Radverkehrsführung in Gegenrichtung weniger gut, sie schneidet die Radler von Zielen ab, die hier liegen, wo ich fotografierend stehe. Wobei ich übrigens der Meinung bin, dass auch Radler kleine Umwege in Kauf nehmen können sollten, allerdings keine großen, so wie etwa auf der Neckarstraße stadtauswärts, wenn man zum Gericht will. In der Neckarstraße gibt es verhältnismäßig viele Geisterradler, die nach der Überquerung der Neckartorkreuzung aus dem Schlossgarten auf dem linksseitigen Radfahrstreifen bleiben, weil sie dann gleich nach links in die Hauffstraße abbiegen wollen. Der Umweg, den sie radeln müssten, beträgt 400 Meter und zwei Ampelhalte.
Dein zweites Foto (Waiblinger Str) ist schlecht gewählt. An dieser Stelle in diese Fahrtrichtung darf keiner links abbiegen. Die Stadtbahn hat gleichzeitig mit den Autos grün (dass es einige trotzdem machen ist ein Grund dafür, dass hier häufiger mal die Stadtbahnstrecke wegen Unfall unterbrochen ist).
AntwortenLöschenDie Unmöglichkeit des Abbiegens ist übrigens ein Grund, weshalb ich Hochbordradwege nicht mag. Auch von Kaltental her kommt man nur über große Umwege und Bettelampeln Richtung LSV.
Ute
Das war auch mein erster Gedanke! In der Waiblinger Straße weiter oben ist sogar den Radfahrern die Möglichkeit gegeben, (indirekt) links abzubiegen, während Autofahrer das nicht dürfen/können.
LöschenUnd an der Stelle des Fotos muss man auch gar nicht links abbiegen. Man kann genauso gut eine Kreuzung weiter vorne, am Wilhelmsplatz, die König-Karl-Straße entlang fahren, die führt genauso zum Ziel. (Die Führung der Radfahrer am Wilhelmplatz ist schrecklich, aber das ist ein anderes Thema)
Fazit: Nicht alles, was nach Skandal aussieht, ist auch einer ;)
Bei der Planung von Radverkehrsanlagen wird anscheint nach dem Motto "besser überhaupt etwas als garnichts" vorgegangen. anders kann man sich die Unvollständigkeit nicht erklären. Sowie man anscheinend etwas über den Standard hinaus planen muss, wird es eher weggelassen, als dass man sich Gedanken über eine Lösung macht.
AntwortenLöschenHier gibt es auch solche Beispiele. Ich kann mir auch nicht erklären, warum sich Verkerhsplaner so wenig Gedanken über fahrwege für Radfahrer machen.
Fahrbahnen, Gehwege alles soweit in Ordnung, Radverkehrsführungen naja bis es graust einem. Es gibt da Beispiele aus ganz Deutschland. Als Autofahrer findet man solche Probleme nicht.
Vielleicht muss man schon an der Uni ansetzen, dass Stadtplaner dort gleich für Radfahrer mitdenken lernen. Dann könnten wir in einer Generation vielleicht soweit sein, dass die Stadtplanung dann auch Radfahrer 1:1 mitberücksichtigt.
Gruß
Karin
...und falls man doch links abbiegen kann, sperrt das Tiefbauamt, ohne es rechtzeitig mit Schildern anzukündigen die Linksabbiegerspur. So vom Wilhelmsplatz kommend an der König-Karls-Brücke. Man steht auf der linken Spur, die Linksabbiegerspur durch Baustelle gesperrt, geradeaus für Fahrräder verboten und die Autofahrer hupen weil du dich erstmal orientieren musst wie es weitergeht. Auf der linken von 2 Fahrspuren stehend, wohlgemerkt. Ich habe jedesmal viel Spaß bei so einer dummen Aktion des Tiefbauamts.
AntwortenLöschenDas Problem habe ich jeden Tag auf dem Radweg zwischen Weilimdorf und Ditzingen. Da gehen die Verkehrsplaner davon aus, dass alle Radfahrer ausschließlich nach rechts in die Innenstadt fahren wollen. Will ich aber nicht, ich will nach links in das Gewerbegebiet. Jedesmal ein Abenteuer, den Grünstreifen und die Fahrspuren zu überqueren.
AntwortenLöschenSehr geehrete Herr Michael Sche
LöschenIch rate ihnen auf der Straße zu fahreen wie es die Straßenverkehrsordnung (STVO)vor schreibt und zwar nach dem Paragraf 2 Absastz 1 STVO müssen Fahrzeuge die Fahrbahn benutzen (Rechtsfahrgebot)Ein Fahrzeug ist jeder Gegenstand mit dem fahren auf dem Boden möglich ist Fahrräder gelten als Fahrzeuge und müssen die Fahrbahn benutzen.Das beduetet sie fahren am rechten Fahrbahnrand und zum links abbiegen fahren sie zur mitte der Fahrbahn.Das Problem ist gelößt!
Mit freundlichen Gruß
Der Straßenradler
"Entlang von Landstraßen ist das beinahe überall so. Wer auf einem begleitenden Radweg oder Wirtschaftsweg radelt, hat meist eine Böschung zwischen sich und der Fahrbahn, und es ist völlig aussichtslos, einen Abzweig von der Landstraße anzusteuern, der auf der anderen Seite liegt. "
AntwortenLöschenJa.
So ist das.
Beileibe nicht zufällig, sondern mit System.
Interessant ist dabei, dass z.B. der ADFC auf Bundesebene (Stork) solche Wege jetzt ÜBERALL außerhalb von Wohngebieten fordert. In den Städten und ohnehin im interregionalen Verkehr.
Somit werden alle früher "allgemeinen"Fahrbahnen zu expliziten "Autofahrbahnen", der Radverkehr wird vollstaändig aus dem allgemeinen Verkehrsntz ausgeschlossen und auf ein "eigenes" minderwertiges Radwegenetz zusammengepfercht.
Gelegentlich ist gar ein notwendiges Linksabbiegen nicht einmal mehr zu sehen, da die Wegweisung nur vom Auto aus sichtbar ist, und auch der - ohnehin mit dem Rad nicht erreichbare - Abzweig nur durch die Windschutzscheibe erkennbar ist.
Na gut, die früher allgemeine und während des Fahrens gut lesbare Wegweisung wurde in den letzten Jahren ohnehin exklusiv auf das Auto beschränkt. Oft ist ein aufgeführtes Ziel nur noch mit dem Auto erreichbar, da immer öfter Z.254 den Radverkehr verbietet und lediglich das "Radverkehrsnetz" mit irgendwelchen kryptischen Waldwegen als billiger Ersatz vorgesehen wurde.
Nie weisst Du, ob Dich das "Radwegenetz" an der nächsten Biegung durch Waldmatsch, Kraterasphalt, Schotter, etc. oder gar in die Gegenrichtung führt.
Es braucht immer öfter regionales Spezialwissen um überhaupt das Rad für längere Strecken einsetzen zu können.
Immer öfter geht z.B. im Dunkeln bei Regen legal mit dem Fahrrad GAR NICHTS mehr, außer Autofahren.
Dass diese Mini-Schildchen, die im Dunkeln oft gar nicht zu finden sind, do oberhalb des Radscheinwerfers, meist ein Anhalten entziffern und Wiederanfahren erzwingen passt ja perfekt ins Bild, auch dass diese Miniatur-Wegweisung mit eingebauter Stoppschildfunktion von ADFC mitentwickelt wurde ...
Das kommt davon, wenn die neue Radwege-Bewegung sich verstärkt dafür einsetzt aus Fahrbahnen "Autofahrbahnen" zu machen.
Auch ökologisch geht die gegenwärtige Umwandlung / Umwidmung des allgemeinen Fahrbahnnetzes in ein reines Autonetz gewaltig nach hinten los.
"Rad braucht Radweg" wird aber nicht mehr aufzuhalten sein, so dass mit stark verminderten Handlungsoptionen die kommende ökologisch katastrophale Automobilisierung 4.0 auf den Planeten zurollen wird.
Peak-car ist noch lange nicht erreicht, mit autonomen Autos, Akku-Kohlestrom-Antrieben, Flugtaxis und einem 'freigeräumten' exklusiven Fahrbahnnetz für Autos und Auto-Autos geht der Spaß wohl bald erst richtig los.
Staus können kostengünstig durch Radwege-Kurzstreckenverkehr vermindert werden, so dass der Trend zu kmmer längeren Autostrecken unvermindert fortgesetzt werden wird.
Radwege-Radverkehr wird immer mehr zum gentrifizierenden 'Standortfaktor' im Städtewettbewerb und separierte 'Kurzstrecke' wird als kostengünstiger Bypass zur Entlastung des vom Staukollaps bedrohten Autoverkehrs fest in der Werkzeugkiste der Autoplaner-gilde verankert werden.
Alfons Krückmann
Hm.
AntwortenLöschenWie könnte man die o.g. Situationen nur griffig in Worte fassen?
vielleicht:
"entrechtung.
enteignung.
fahrverbot."
Nun gut.
Es braucht eine klare Kante gegen die Unvernunft.
Das geht nicht im Konsens. Muss es auch nicht:
Der Wählerwille ist eindeutig.
Jörg
AntwortenLöschenTatsächlich wird an Landstraßen häufig die Verbindung von und zum Radweg "vergessen". In Bayern im touristischen Allgäu bei Sonthofen ist es viel viel besser gemacht.
Krass ist das vergessen von Zu- und Abfahrten an Kreisverkehren. Damit den Zweirichtungsradweg, der bei Landstraßen mal unter der Querstraße durch taucht, zu verteufeln halte ich für zu kurz gedacht.
Bei normalen Stadtstraßen nur indirektes Linksabbiegen zu gestatten ist schon praxisfremd.
Neulich probierte ich wieder einmal, ob die angebliche Hauptradroute von Bad Cannstatt nach Stuttgart wirklich existiert. Kurz vor dem Wilhelmsplatz sollte ich (warum auch immer) von der Waiblinger Straße nach links in die Daimlerstraße abbiegen. Der Hinweis kam erst in letzter Sekunde. Wären gerade Autos gekommen, hatte ich die Linksabbiegerspur nicht erreichen können.
AntwortenLöschenNun gut, das ist eigentlich in jeder größeren Stadt so. Die Besonderheit in Stuttgart ist, dass man dann auf der Linksabbiegerspur plötzlich Verbotsschilder für Radfahrer sieht. Da bleibt nur Augen zu und durch, fürs wechseln auf die Geradeausspur ist es dann schon zu spät.